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Neue Solidarität
Nr. 37, 12. September 2012

„Der Westen bestraft die Bevölkerung, weil sie nicht gegen Assad aufsteht“

Tom Gillesberg, der Vorsitzende des dänischen Schiller-Instituts, führte am 3. September das folgende Interview mit Mohammad Mahfoud, dem Vorsitzenden der Dänisch-Syrischen Vereinigung. Das Video finden Sie (im englischen Original) unter http://www.youtube.com/watch?v=r2xtlr8wR9U&feature=youtube im Internet.

Tom Gillesberg: Mohammad Mahfoud, Sie sind Vorsitzender der Dänisch-Syrischen Vereinigung, aber Sie haben auch durch Ihre Familie und viele andere Menschen sehr gute Verbindungen zu vielen verschiedenen Orten in Syrien und verfolgen von Tag zu Tag genau, was dort geschieht. Ich möchte, daß Sie uns zunächst etwas über die derzeitige Lage dort sagen, denn die Medienberichte hier sind stark gefärbt, weil sich viele Länder Westeuropas und die Vereinigten Staaten praktisch im Krieg [mit Syrien] befinden und deshalb nicht wirklich berichten, was dort vor Ort geschieht, sondern eher einen Informationskrieg führen. Was können Sie uns über die derzeitige Lage in Syrien sagen?

Mohammad Mahfoud: Wie ich schon bei früheren Gelegenheiten gesagt habe, bekommen wir die korrekteren Informationen über Syrien von unseren Familien und Freunden in Syrien. Sie leben in allen Teilen des Landes, vom äußersten Süden bis nach Nordsyrien. Viele Mitglieder unserer Organisation telefonieren praktisch täglich mit ihren Familien und Freunden dort. Die Lage in Syrien ist die: Natürlich geschieht dort einiges, aber nicht überall. Die größten Probleme gibt es jetzt in Aleppo, in einigen Teilen der Stadt Aleppo.

Gillesberg: Sie meinen militärische Kämpfe?

Mahfoud: Ja, militärische Kämpfe. Sie müssen wissen, Aleppo ist eine sehr große Stadt. Aleppo hat zwischen zwei und drei Millionen Einwohner. Es gibt Kämpfe in vielleicht zwei bis drei Stadtteilen Aleppos, aber besonders im Stadtzentrum, wo es sehr enge Gassen gibt und viel mehr Einwohner auf engem Raum leben. Dort gibt es diese Kämpfe, an einigen Stellen. Und es ist für die Armee natürlich ein großes Problem, an solchen Orten zu kämpfen, weil das große Schäden für die Zivilbevölkerung in Aleppo verursacht. Die Armee und die Regierung sind sich dessen bewußt und versuchen, den Zivilisten in Aleppo nicht zu schaden, weil sie wissen, daß Aleppo eine Stadt ist, die den Präsidenten und die Regierung Syriens unterstützt. Gerade deshalb nehmen die sogenannten „Rebellen“ die Zivilbevölkerung in Aleppo als lebenden Schutzschild.

Natürlich gibt es einige kleine Orte, wie Latakia in der Nähe der Grenze zur Türkei, wo es manchmal Kämpfe gibt zwischen dem Militär und dem, was man „Die Freie Syrische Armee“ nennt. Es gibt auch einige Probleme an der Grenze zum Irak. Es geschieht etwas in Deresor. Aber im allgemeinen ist die Lage in Syrien viel besser, als sie es vorher war. Auch wenn man das in den Medien nicht hört: Die Wahrheit ist, daß die Lage viel besser als vorher ist.

Gillesberg: Das Militär kämpft also gar nicht überall in Syrien, sondern nur an sehr wenigen Orten, wo man sagen kann, daß die Rebellen die Zivilbevölkerung als Geiseln hält?

Mahfoud: Ja, denn die Kräfte, die man als Opposition bezeichnet, kämpfen einen Guerillakrieg. Sie sind nicht überall, aber man weiß nie, wann sie angreifen werden, wann sie schießen werden, und sie nehmen keine Rücksicht. Sie schießen auf Menschen, auf Zivilisten oder auf die Streitkräfte. Sie müssen nur jemanden erschießen, um Unruhe zu stiften und der Zivilbevölkerung und der Regierung zu schaden.

Die Sanktionen sind schlimmer als die Kämpfe

Gillesberg: Als wir uns vorhin unterhielten, sagten Sie mir, daß gegenwärtig für die Bevölkerung in Syrien gar nicht die militärischen Auseinandersetzungen das größte Problem sind, sondern die Sanktionen, die gegen Syrien verhängt wurden. Können Sie das etwas erläutern?

Mahfoud: Ja. Wenn wir mit unseren Familien und Freunden in Syrien reden, berichten sie, daß das größte Problem für sie ist, daß alles, was man zum Leben kaufen muß, sehr, sehr teuer geworden ist. Für manche Dinge muß man fünf oder sechs Mal soviel bezahlen wir früher. Sie brauchen Medizin für die Krankenhäuser, sie brauchen Nahrungsmittel, sie brauchen Treibstoffe. Es gibt Verknappungen bei einigen Nahrungsmitteln und Treibstoffen und den Dingen, die Menschen im täglichen Leben brauchen.

Und auch wir, die in Dänemark oder Deutschland oder anderswo im Ausland leben, haben Probleme, zum Beispiel damit, unseren Familien in Syrien Geld zu schicken. Wenn ich etwas Geld an meine Familie schicken möchte, um ihnen zu helfen, dann kann ich das nicht. Wenn ich nach Syrien reisen möchte, um meine Familie zu besuchen, kann ich das nicht. Denn wir können von Dänemark, von Kopenhagen nicht dorthin fliegen, und wir können auch aus England oder Frankreich nicht dorthin fliegen. Es gibt viele Länder, aus denen man derzeit nicht nach Syrien reisen kann.

Natürlich treffen diese Sanktionen nicht bloß die Regierung. Die Regierung war, glaube ich, auf diese Sanktionen vorbereitet und sie haben, was sie brauchen, aber die Menschen in Syrien, die Armen, die normalen Leute in Syrien, die müssen für diese Sanktionen bezahlen. Und ich glaube, wenn die Lage so bleibt, wie sie jetzt ist, dann werden wir in vielleicht einem halben Jahr große Probleme in Syrien haben wegen dieser Sanktionen, die nicht die Regierung, sondern die einfachen Menschen treffen.

Wir wissen aus dem Irakkrieg, daß die Sanktionen mehr als zwölf Jahre lang nicht Saddam Hussein oder die damalige Regierung getroffen haben, sondern daß es die einfachen Leute waren, die einen sehr hohen Preis für diese Sanktionen bezahlen mußten.

Gillesberg: In den Medien oder von den westlichen Regierungen wird oft gesagt, daß wir keinen Krieg führen - jedenfalls noch nicht. Statt dessen tun wir etwas friedliches - Sanktionen - um eine Änderung herbeizuführen. Aber Sie sagen, daß diese angeblich friedlichen Mittel eigentlich eine Art Krieg sind - ein Krieg, der sich gegen die Zivilbevölkerung richtet?

Mahfoud: Ich glaube, wenn Sie die Syrer fragen, dann wäre es ihnen lieber, der Westen würde Syrien militärisch angreifen, denn dann würden vielleicht 20.000, 40.000 oder 100.000 Menschen getötet, aber diese Sanktionen töten 24 Millionen. Ich glaube nicht, daß die westlichen Länder die Regierung bestrafen. Ich glaube das nicht. Ich glaube, sie bestrafen die Syrer, weil sie ihren Präsidenten unterstützen. Sie wollen, daß sie leiden, daß sie hungern, bis sie zustimmen, daß der Westen Baschar Al-Assad beseitigt. Und solange sie Baschar Al-Assad unterstützen, glaube ich, werden die westlichen Länder diese Sanktionen gegen Syrien aufrecht erhalten.

Gillesberg: Um die Bevölkerung kollektiv dafür zu bestrafen, daß sie nicht gegen ihre Regierung aufsteht.

Mahfoud: Genau.

„Die Flüchtlinge sind Gefangene in der Türkei“

Gillesberg: Etwas ähnliches scheint ja auch in Bezug auf die Flüchtlinge der Fall zu sein. Nach all den Kämpfen, die vor sich gehen, gibt es nun eine Menge Flüchtlinge in Syrien - sowohl Syrer, aber auch, weil Syrien historisch eines der Länder war, das sehr viele Flüchtlinge aus vielen anderen Ländern der Region aufgenommen hat. Jetzt sind viele dieser Menschen in Schwierigkeiten. Was ist die Lage in dieser Hinsicht? Ich weiß, daß es viele Binnenflüchtlinge in Syrien gibt, die vor den Kämpfen geflohen sind, aber es sind auch die Flüchtlingslager in der Türkei entstanden. Können Sie uns etwas darüber sagen?

Mahfoud: Ich meine, die wirklichen Flüchtlinge sind in Syrien. So haben z.B. Menschen in einigen Städten Flüchtlinge aus anderen Städten aufgenommen - Familien, Freunde; sie helfen sich gegenseitig. Einige der Flüchtlinge, die z.B. in die Türkei, nach Jordanien oder in den Libanon gegangen sind, wurden dorthin eingeladen, damit man die Flüchtlingskarte gegen Präsident Baschar Al-Assad ausspielen kann. Die Türkei wollte der Welt zeigen, daß sie Probleme mit den Flüchtlingen hätte und daß etwas getan werden müsse - z.B. das Einrichten einer sogenannten „Flugverbotszone“. Sie benutzen die Flüchtlinge im Propagandakrieg gegen die syrische Regierung. Wir wissen von Flüchtlingen in der Türkei, die sich sehr darum bemühen, nach Syrien zurückgehen zu dürfen, aber die Türken sagen nein. Die Türken sagten: „Nein, wir können eure Sicherheit in Syrien nicht garantieren.“ Jetzt sind sie Gefangene in der Türkei.

Gillesberg: Man läßt sie nicht zurückgehen.

Mahfoud: Man läßt sie nicht nach Syrien zurückgehen, obwohl die meisten von ihnen es vorziehen würden, nach Syrien zurückzugehen, und die Regierung in Syrien bereit ist, ihnen zu helfen und hofft, daß die Flüchtlinge wieder nach hause zurückkehren. Sie wissen, daß alle westlichen Länder und die ganze Welt auf diese Flüchtlinge in der Türkei und in Jordanien schauen. Ich glaube, daß die Regierung alles tun wird, um diese Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückzuholen.

Gillesberg: Wir wissen, daß es die Flüchtlingslager in der Türkei gibt, aber niemand weiß wirklich, was dort vor sich geht, weil sie praktisch von der Welt abgeschnitten sind. Den Medien, aber auch Politikern, dem Roten Kreuz und anderen Organisationen wurde nicht erlaubt, dorthin zu gehen und zu sehen, was dort vor sich geht.

Mahfoud: Ja. In türkischen Zeitungen war davon die Rede, daß fast 400 Mädchen aus Syrien in diesen Lagern vergewaltigt wurden. Wir haben in Zeitungen aus Saudi-Arabien gelesen, daß einige Saudis junge Mädchen aus diesen Lagern in der Türkei gekauft haben, für einen Preis von 500 oder 800 Dollar. Wir glauben, daß die syrischen Flüchtlinge in der Türkei sehr, sehr schlecht behandelt werden. Sie werden in der Türkei gefangengehalten.

Und in Jordanien ist es genauso. Vor zwei Wochen gab es in einem Flüchtlingslager in Jordanien einen Kampf, jordanische Polizei und Sicherheitskräfte kämpften gegen jordanische Flüchtlinge. Denn die wurden in Jordanien sehr schlecht behandelt und die meisten wären lieber wieder in Syrien.

Gillesberg: Weil viele von ihnen hereingelegt wurden. Man hatte ihnen versprochen, daß sie, wenn sie das Land verlassen, Geld bekommen würden oder daß man ihnen erlauben würde, in westeuropäische Länder oder in die Vereinigten Staaten einzuwandern.

Mahfoud: Einige wurden auch gezwungen, aus Syrien zu fliehen. Man sagte ihnen: „Wenn ihr das Land nicht verlaßt, dann werden wir eure Häuser abbrennen und eure Familie töten usw. Es gab vieles, was diese Menschen gezwungen hat, in der Türkei oder Jordanien Zuflucht zu suchen.

Gillesberg: Die westlichen Medien nehmen Organisationen wie das Syrian Human Rights Observatory (HRO) in London beim Wort und machen die Regierung für alle Massaker verantwortlich, über die in den letzten 18 Monaten in Syrien berichtet wurde. Was wissen Sie über die tatsächliche Realität vor Ort? Ich weiß, daß es erst vor einer Woche ein neues Massaker gegeben hat, nicht wahr?

Mahfoud: Ja. Die meisten Mitglieder dieser Organisation (HRO) sind von der Moslem-Bruderschaft, und sie sind von der Opposition. Aber wie kann man von der Opposition wirkliche Informationen und die Wahrheit erwarten? Man hört niemals Leute, die vielleicht die Regierung unterstützen. Was ist deren Meinung über die Lage in Syrien? Man hört immer nur die Nachrichten und Informationen von der Opposition, vom Syrischen HRO, von denen die meisten Mitglieder von der Moslem-Bruderschaft in Syrien kommen, die gegen die syrische Regierung kämpft.

Gillesberg: Mit Waffen?

Mahfoud: Ja, mit Waffen. Und deshalb glauben wir nicht an diese Menschenrechtsaktivitäten und all das aus London.

Gillesberg: Aber was kann man dann über diese Massaker sagen? Denn Massaker gab es ja, wo an einem Ort viele Menschen getötet wurden.

Mahfoud: Ja, es gab Massaker in Syrien. Aber die meisten von ihnen wurden von der sogenannten Freien Syrischen Armee verübt. Die veranstaltet diese Massaker und macht dann die Regierung und die Armee dafür verantwortlich. Bei diesen Massakern wurden viele Unterstützer des Präsidenten und der Regierung getötet. Warum sollte das Militär, die syrische Armee, ihre eigenen Leute und ihre eigenen Unterstützer umbringen?

Gillesberg: Die meisten dieser Massaker waren also tatsächlich Massaker an Menschen, die die Regierung unterstützten?

Mahfoud: Ja, das waren die meisten von ihnen - aus allen Religionen. Es gibt keine Probleme zwischen den Schiiten und den Sunniten. Sie töten jeden, der die Rebellen nicht unterstützt.

Gillesberg: In den Medien ist auch viel die Rede von Deserteuren, Abtrünnigen: Führende Militärs setzen sich ab, der Premierminister setzte sich vor einem Monat ab, Diplomaten setzen sich ab. Zeigt das, daß jetzt die meisten Leute fliehen wollen, um von Assad wegzukommen, weil sie wissen, daß er bald stürzen wird? Oder ist es tatsächlich so, daß die Regierung und das Militär zusammenstehen, um Syrien zu verteidigen, und daß diese Desertierungen das Ergebnis von Bestechung, Erpressung und ähnlichem sind?

Mahfoud: Ja. Im Grunde sind die Amerikaner und die syrische Opposition enttäuscht, daß sich nach anderthalb Jahren seit Beginn des Problems nur so wenige abgesetzt haben. Die Wahrheit ist, daß nur sehr, sehr wenige Leute Syrien verlassen. Und man muß wissen, daß diese Leute Syrien um des Geldes willen verlassen. Wir wissen, daß Katar allen Offizieren und Regierungsmitarbeitern solche Angebote gemacht hat, mit hohen Geldsummen und anderen Versprechungen werden sie nach Katar gelockt. Und einige wollen in dieser Lage Geld verdienen.

Einige werden vielleicht auch gezwungen, Syrien zu verlassen. Es ist bekannt, wie die Freie Syrische Armee die Menschen behandelt. Sie gehen zu einer bestimmten Person und sagen, wenn du Syrien nicht verläßt, dann bringen wir deine Familie um und brennen dein Haus nieder.

Einige Leute tun das also für Geld, andere werden gezwungen, Syrien zu verlassen. Aber die Wahrheit ist, auch nach anderthalb Jahren haben sich nur sehr wenige Leute aus Syrien abgesetzt.

„Sie wollen Syrien zerstören“

Gillesberg: Vor dem Ausbruch dieser vom Ausland finanzierten und bewaffneten Gewalttätigkeiten in Syrien in den letzten anderthalb Jahren gab es in Syrien eine wirkliche Opposition, die mit friedlichen Mitteln Reformen von der Regierung Assad forderte, und sie hat sich auch an den jüngsten Wahlen beteiligt und sich für einen Dialog eingesetzt. Sind diese Stimmen jetzt, wo die Kämpfe zwischen den Rebellen und dem Militär stattfinden, völlig zum Schweigen gebracht, oder gibt es sie noch?

Mahfoud: Nun, wie Sie schon sagten, es gibt eine Opposition in Syrien. Man muß bei dem, was syrische Opposition genannt wird, unterscheiden. Es gibt die ehrliche Opposition in Syrien, die jetzt im Land lebt. Sie verlangt von der Regierung und vom Präsidenten Zugeständnisse, und der Präsident und die Regierung Syriens haben zugestimmt. Jetzt gibt es eine Parlamentswahl, und es gibt sogar in der syrischen Regierung zwei Minister, die aus der Opposition kommen.

Und diese Opposition in Syrien erkennt die Opposition, die in Istanbul in der Türkei lebt, nicht an. Sie haben Differenzen darüber, wie man mit der Lage in Syrien umgehen soll.

Sicher gibt es auch dort immer noch Leute, die eine friedliche Lösung des Konfliktes in Syrien wollen. Aber wir in Syrien sind überzeugt, daß nicht die Opposition darüber entscheidet, ob sie mit der Regierung reden oder weiterkämpfen wollen. Wir glauben, daß es die Türkei und Katar und Saudi-Arabien und natürlich die Vereinigten Staaten sind, die sich weigern und diese Leute antreiben, sich einer friedlichen Lösung in Syrien oder Gesprächen darüber zu verweigern.

Denn ich glaube nicht, daß die Rebellen aus der Lage in Syrien profitieren. Sie zerstören alles in Syrien, sie machen Syrien kaputt!

Aber ich glaube nicht, daß das ihre eigene Entscheidung ist, ob sie weiterkämpfen oder mit der Regierung reden. Ich glaube, das kommt von außen, von den Vereinigten Staaten und vor allem von der Türkei, Saudi-Arabien und Katar. Sie lassen diese Leute in Syrien weiterkämpfen, weil sie keine Reformen in Syrien wollen. Sie wollen keine Demokratie. Sie wollen Syrien zerstören.

Gillesberg: Was wäre in dieser Lage das beste Ergebnis, das Sie sich vorstellen können? Was sollte jetzt Ihrer Meinung nach geschehen, um aus dieser Lage herauszukommen?

Mahfoud: Ich hoffe, daß die ganze Welt, Rußland und China und sogar die USA Druck auf beide Seiten ausüben, auf die Regierung und auf die Opposition, daß sie einen Dialog über eine friedliche Lösung führen. Und wir haben 2014 eine Präsidentschaftswahl in Syrien, und die Syrer werden abstimmen. Vielleicht brauchen wir internationale Beobachter, um sicherzustellen, daß diese Wahlen fair sein werden, und natürlich wird das syrische Volk den gewählten Präsidenten 2014 respektieren.

Gillesberg: Sie sagen also im Grunde: Wenn die westliche Welt, anstatt einen Regimewechsel zu versuchen und diesen permanenten Krieg weiterzuführen, sich mit Rußland im UN-Sicherheitsrat zusammensetzen würde und das, worauf sie sich in den Vereinten Nationen geeinigt haben, tatsächlich befolgen und friedliche Verhandlungen führen würden, dann gäbe es tatsächlich einen Ausweg?

Mahfoud: Ja. Wenn die Vereinigten Staaten - natürlich indirekt über die Türkei, Saudi-Arabien und Katar - aufhören, der Freien Syrischen Armee Waffen zu schicken und wenn sie aufhören, Geld zu schicken, damit diese Leute weitermachen können, dann glaube ich, wird es zu einer friedlichen Lösung in Syrien kommen. Denn ich glaube, daß die meisten Menschen, vielleicht 90% aller Syrer, eine friedliche Lösung wollen. Aber das Problem ist, daß mit all dem Geld und all den Waffen, die über die Türkei und Jordanien nach Syrien gelangen, eine friedliche Lösung in Syrien unmöglich sein wird.

Gillesberg: Mohammad Mafoud, vielen Dank dafür, daß Sie sich die Zeit genommen haben, um uns aufzuklären. Und wir hoffen, daß es Ihnen gelingen wird, eine Zukunft für Syrien zu schaffen!

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