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Zu Syrien sagte er: „Ich möchte Sie daran erinnern, daß Flugverbotszonen mit einer Kriegshandlung beginnen. Es fängt mit einem Luftangriff auf ein Land an. Man kann nur hoffen und beten, daß es keine Gegenreaktion gibt und man sich selbst nicht im dritten Nahostkrieg innerhalb von 11 Jahren wiederfindet.“ Er griff besonders Al-Kaida als Teil der syrischen Opposition an und sagte: „Die Wahrheit ist, daß wir nicht wissen, was die Obama-Regierung tut...“ Gates betonte, die USA müßten mit der Türkei, einem engen NATO-Alliierten, eng zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden, die nicht in einem weiteren Krieg besteht. Gates rief die Politiker dazu auf, sich „über ihre Parteizugehörigkeit zu erheben und das Richtige für das Land zu tun“. Das ist ein Echo der Forderung von Lyndon LaRouche, die dieser in den letzten Wochen immer wieder betont hat.
Paul warnte aber in dem Zusammenhang auch den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, dessen Kandidatur er unterstützt, vor kriegerischen Äußerungen. Romney hatte sich in einer außenpolitischen Rede dafür ausgesprochen, daß die USA der syrischen Opposition Waffen liefern. Paul sagte dazu: „Erstens denke ich, wenn wir in einen Krieg verwickelt werden oder Waffen liefern oder Länder bombardieren, dann muß das immer erst dem Kongreß vorgelegt werden. Schließlich schreibt die Verfassung vor, daß dies das Vorrecht des Kongresses ist. Das ist mein erster Einwand. Mein zweiter Einwand ist: Es ist schwer zu unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Wir sind seit einem Jahrzehnt in Afghanistan... und wir haben Schwierigkeiten, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Die Leute, die wir ausbilden, die afghanischen Soldaten, richten ihre Waffen gegen uns. Wie sollen wir also wissen, wer in Syrien unser Freund ist und wer unser Feind? Wofür stehen sie?“ So herrsche etwa Verwirrung in der christlichen Bevölkerung Syriens. Viele seien während des Irakkriegs dorthin ausgewandert. „Sie hielten es für sicherer, unter Assad zu leben als unter der Regierung, die wir im Irak einsetzten.“
Auf eine Frage nach seinen außenpolitischen Differenzen mit Romney und anderen in der Republikanischen Partei antwortete Paul: „Ich möchte nicht, daß Gouverneur Romney denkt, es sei gut für den Wahlkampf, kriegerischer aufzutreten. Ich denke, es gibt viele Republikaner und viele Unabhängige, die sich nicht unbedingt einen Präsidenten wünschen, der so tut, als wollten wir das.“ Als er vor einigen Monaten mit Romney gesprochen habe, „war mein allgemeiner Eindruck, daß er ein gesundes Widerstreben gegen Kriege hat“.
Besonders eindringlich warnte Senator Paul aber vor der Kriegsgefahr in der allernächsten Zeit vor der Wahl: „Ich denke, auch in Wahlkampfzeiten müssen wir Einspruch erheben. Meine Sorge ist nämlich, daß wir im Krieg mit Syrien stehen könnten, noch bevor die Wahl stattfindet, wenn die Lage an der türkischen Grenze eskaliert. Der NATO-Chef hat ja gerade gesagt, wenn die Türkei angegriffen wird, könnte plötzlich die ganze NATO in diesen Krieg verwickelt sein... Ich will keinen Weltkrieg erleben, wo die ganze NATO zur türkisch-syrischen Grenze geht und wir in einen riesigen Flächenbrand im Nahen Osten geraten. Ich glaube kaum, daß das amerikanische Volk das will, und ich denke, wir sollten damit sehr vorsichtig sein.“
„Wenn man US-Truppen an dieser Grenze stationiert, bringt das die USA viel näher in den Krieg in Syrien, der bereits ein Alptraum ist und auch für unser Land noch viel mehr zu einem Alptraum werden würde. Spricht man über die Ansammlung chemischer und biologischer Waffen, so ist das ein Argument dafür, zu versuchen, die Gewalt zu verringern und nicht, sie zu intensivieren. Hier gibt es eine Kausalkette von Folgen. Sobald man US-Truppen an der Grenze zu einem Konfliktgebiet stationiert, steigert das die Möglichkeit ins Unermeßliche, daß amerikanische Truppen in den Konflikt hineingezogen werden.“
Bei der NATO-Verteidigungsministerkonferenz in Brüssel hatte US-Verteidigungsminister Leon Panetta endlich zugegeben, daß die USA Truppen an die syrisch-jordanische Grenze verlegt hat und ein Hauptquartier aufgebaut wird. Panetta sagte, man wolle „die Beziehung zwischen den USA und Jordanien stärken, so daß wir mit allen möglichen Konsequenzen der Ereignisse in Syrien umgehen können.“ Nach den „Operation Eager Lion“- Manövern im Mai, an denen ca. 12.000 Truppen verschiedener Länder teilgenommen hatten, waren laut offiziellen Washingtoner Angaben etwa hundert Militärplaner und anderes Militärpersonal in Jordanien geblieben, die dann verstärkt wurden. Sie operieren von einem gemeinsamen US-jordanischen Militärzentrum nördlich von Amman aus, das die USA schon seit Jahren benutzt. Bei den Manövern sei es, so die offizielle Linie, um den Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien, um Terrorismus-Bekämpfung und um das Aufbringen von Waffen auf Schiffen gegangen. Über 200.000 Syrer sollen in Jordanien sein, um den Kriegshandlungen in Syrien auszuweichen. Allerdings spricht man auch von ca. 2000 Jordaniern, die mittlerweile mit den „Rebellen“ in Syrien gegen Assad kämpfen.
Die prowestliche und prosaudische arabische Tageszeitung Al Hayat zitierte außerdem „wohl-informierte Quellen“, wonach westliche Länder erwägen, auch die libanesische Armee mit Waffen auszurüsten, um die libanesisch-syrische Grenze besser zu kontrollieren. Die Vorbereitungen dafür seien bereits getroffen, so Al Hayat.
Bei der NATO-Verteidigungsministerkonferenz hatte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am 9. Oktober angekündigt, die NATO sei bereit, alles zu tun, um die Türkei zu verteidigen, wenn sich die Lage mit Syrien weiter verschärfe.