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Neue Solidarität
Nr. 52, 26. Dezember 2012

Das neue Paradigma: Der Jugend eine Zukunft schaffen

30 junge Aktivisten und Kontakte aus drei Ländern trafen sich zu einem Wochenende mit Vorträgen, Musik und Diskussionen.

Am 15. und 16. Dezember 2012 trafen sich in Wiesbaden 30 junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren aus drei Nationen, um sich in Vorträgen und Arbeitsgruppen der Frage zu stellen, wie das derzeitige nachindustrielle Paradigma gebrochen und die Zivilisation vor dem Zusammenbruch gerettet werden kann.

Am Samstag ging es gleich mit einem Vortrag über die jetzige politische Lage los, und es wurde zu den aktuellen Entwicklungen auch die Frage gestellt, ob die Kultur von heute überhaupt in der Lage ist, die Krise zu lösen. Denn schaut man sich die Entwicklungen an, die uns an diesen Punkt der Geschichte gebracht haben, so stellen wir fest, daß beinahe alles, was wir heute als individuelle Kultur und individuellen Geschmack bezeichnen, bereits vorgegeben ist.

Dies wurde anhand der Musik eindrucksvoll demonstriert, denn in den sechziger und siebziger Jahren waren es Persönlichkeiten wie Theodor Adorno, die uns die „Populärmusik“ bescherten und dabei keine guten Absichten verfolgten. So war Adorno der Auffassung, daß Musik für die Masse nur aus einer Oktave plus einer Note bestehe, wodurch jede Art dieser Musik nur beständige Wiederholung ein und desselben ist. Auf diese Weise wurde nicht nur die Musik radikal beschnitten, auch fast alle Werke der großen klassischen Komponisten wurden unterdrückt, und es blieb nichts anderes übrig, als Musik für die Sinne statt den Geist zu komponieren.

Adorno sagte dazu: Der Hörer soll seine Musik haben und denken, es sei sein Geschmack, ohne aber zu merken, daß er konditioniert wird. Daher muß die Musik so komponiert werden, daß man sich nur an den harmonischen (rhythmischen) Teil erinnert. Dabei muß die Manipulation so gemacht werden, daß der Hörer trotzdem immer denkt, er sei individuell. Nicht der Hörer hört die Musik, sondern sie hört für den Hörer, weil sie bereits vorverdaut ist und so dem Hörer vorgibt, was er denken soll.

Durch eine solche Musik wird die Gesellschaft immer mehr ihrer Souveränität beraubt und auf ihre Gefühle reduziert. Durch diese Art der Kulturmanipulation wurden Sätze wie: „Ich, und nach mir die Sintflut“ oder: „Freiheit ist, zu tun, was man will, ohne einen anderen dabei zu verletzen“, zur allgemein anerkannten Meinung. Diese Kultur ist es dann auch, die dafür sorgt, daß wir einfach tatenlos zusehen, wie unsere Zivilisation zugrunde geht, denn solange unsere eingebildete Individualität und Freiheit nicht angetastet wird, ist ja alles „in Ordnung“ und wir müssen uns nicht um unsere Mitmenschen sorgen.

Um dieses Paradigma zu brechen, folgte auf diesen Vortrag eine Vortragsrunde, in der zuerst Friedrich Schillers Briefe zu ästhetischen Erziehung des Menschen behandelt wurden und gezeigt wurde, daß der einzige Weg zu wahrer Freiheit die Schönheit ist; denn dort, wo keine Schönheit ist, wird auch keine Freiheit zu finden sein. Schiller sagte: So wie die Natur uns den freien Willen gab, uns zu entscheiden, gab uns die Schönheit die Möglichkeit zur Freiheit - wenn wir sie ergreifen. Doch es reicht nicht aus, Schönes in einer Kultur zu besitzen, sondern man muß auch in der Lage sein, es zu empfinden, und aus diesem Grund braucht man nicht nur Erziehung zur Moral und Bildung, sondern auch für den Geschmack, um ästhetisch empfinden zu können.

Wie so etwas dann im tatsächlichen politischen Leben aussehen kann, zeigte uns der nächste Vortrag über den Wahlkampf von Jacques Cheminade in Frankreich, denn einer der offensichtlichsten Punkte dieser Kampagne war, daß man nur etwas ändern kann, wenn man den Mut dazu hat, die populäre Meinung, die zu der jetzigen Krise geführt hat, anzugreifen. Das scheint anfangs ein ungeheures Wagnis zu sein, aber am Ende tun sich Möglichkeiten auf, an die man zuvor nicht einmal gedacht hatte.

Kunst und Wissenschaft

Um aber nicht bei den theoretischen Betrachtungen zu bleiben, gab es im Anschluß eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Zeichnen, was der Geist sieht“, und genau das war das Programm. Wir befaßten uns damit, daß wir, wenn wir etwas zeichnen wollen, mehr sein müssen als nur ein Spiegel, der alles 1:1 wiedergibt, denn wahre Kunst entsteht zuerst im Geist.

Nach dem Abendbrot ging es dann gleich weiter mit der Frage, wo wir mit der Gesellschaft hin wollen bzw. was die Aufgaben der Gesellschaft sein sollten, wenn sie weiter überlebensfähig sein will. Dazu richteten wir unseren Blick auf die Wissenschaft und begannen mit der Geschichte der Raumfahrt. Wir begaben uns auf die Entdeckungsreise, wie die ersten Raumfahrtpioniere über die Raumfahrt nachdachten und welche Herausforderungen dabei auf sie warteten. Die wichtigste Lektion, die wir dabei lernten war: „Geht nicht, gibt es nicht.“

Im Anschluß folgten zwei weitere Wissenschaftsvorträge, wobei der erste sich damit befaßte, wie wir es anstellen können, die Gefahr von Asteroiden zu bannen, die die Erde treffen könnten, und welche neuen Möglichkeiten sich dadurch für die Menschheit auftun. Der andere Vortrag klärte darüber auf, welche Durchbrüche auf uns warten, wenn wir unsere Anstrengungen auf die Zusammenhänge der Biologie mit verschiedenen Strahlungen, bis hin zur kosmischen Strahlung, richten, statt auf die Frage, wie wir noch mehr Rettungspakete für die Finanzspekulation schnüren können.

Der Geist hört

An diesem Samstag gab es reichlich Diskussion und die Teilnehmer aus Frankreich, Holland und Deutschland waren sichtlich bewegt und provoziert, jetzt wirklich die Sachen anzupacken und eine Veränderung zu erzeugen.

Am Sonntagmorgen ging es dann im selben Geist auch schon früh wieder los mit einer weiteren Arbeitsgruppe, dem Chor, die man mit dem Titel bezeichnen könnte: „Singen, was der Geist hört“ - denn das gibt am ehesten einen Eindruck davon, was wir im Chor gemacht haben. Bei uns ist der Chor nämlich nicht nur ein Gesangsvergnügen, sondern ein Teil der ästhetischen Bildung und auch der wissenschaftlichen Arbeit.

Danach gab es den letzten Vortrag für das Wochenende, der sich mit der Geschichte Abraham Lincolns und des Amerikanischen Systems auseinandersetzte und die Frage aufbrachte, daß wir nicht einfach in die Geschichte geworfen sind und somit als verlorene Gestalten im hier und jetzt stehen, sondern daß die Geschichte ein ständiger Prozeß ist, der von Ideen und Konzepten geformt wird. So kann man dann auch feststellen, daß es nichts bringt, gegen ein finsteres Zeitalter anzuschreien oder zu lamentieren; das einzige, was man wirklich dagegen tun kann, ist, eine neue Renaissance zu schaffen -  so tat es Lincoln, und so müssen wir es heute erneut tun, wenn wir nicht wollen, daß diese Menschen umsonst gelebt haben.

Beschlossen wurde unser Wochenende dann durch die letzte Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage befaßte, ob ein Individuum wirklich die Macht besitzt, die Geschichte zu ändern, oder ob man dazu immense Massen braucht, die zwar nicht alles verstehen, aber als Gewicht zum Umsturz des Zeitgeistes dienen. Dabei geht es um die fundamentale Frage nach Mechanik oder Dynamik, denn Mechaniken arbeiten immer mit Kraft, während in der Dynamik die Frage der Resonanz eine wesentlich wichtigere Rolle spielt als pure Kraft.

Alles in allem war dies ein sehr gelungenes Wochenende, das auf jeden Fall wiederholt werden soll, vielleicht sogar schon im Januar nächsten Jahres. Natürlich sollten aber mehr Menschen an solchen Veranstaltungen teilnehmen - also melden Sie sich an oder kontaktieren Sie uns, damit es demnächst mehr solcher Veranstaltungen gibt, mit Hunderten von Teilnehmern, damit wir das schlimmste von der Menschheit abwenden können.

Toni Kästner


Nächster Termin in Deutschland: 19.-20. Januar
Nächster Termin in Frankreich: Ende Januar
Anmeldung: Toni.Kaestner@gmail.com