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Neue Solidarität
Nr. 6, 8. Februar 2012

Die Ontologie anti-entropischer Entwicklung

Der „Weekly Report“ auf LPAC-TV vom 26. Januar war von außergewöhnlicher Qualität. Lyndon LaRouche diskutierte mit Sky Shields und Ben Deniston vom Basement-Team über die wissenschaftlichen Prinzipien hinter der anti-entropischen Entwicklung des Universums und des schöpferischen Denkens der Menschen.

Lyndon LaRouche: Für die meisten Zuschauer wird diese Diskussion ein ungewöhnliches Erlebnis sein, denn es geht in dieser Sendung um ein wissenschaftliches Prinzip von großer Bedeutung, das nach den Beiträgen von Sky und Ben deutlich werden wird. Sie werden dies in ihren Vorträgen anhand von Graphiken und anderem Material vortragen, und am Ende werde ich mich wieder einschalten.

Für die Zuschauer wird es deshalb eine ungewöhnliche Erfahrung sein, weil meine Mitarbeiter, die hier neben mir sitzen, mit anderen ein Papier zusammengestellt haben, das nicht nur von historischer, sondern von großer wissenschaftlicher Bedeutung ist. Am besten folgen wir dem, was zuerst Sky und dann Ben zu sagen haben, um anschließend darüber zu diskutieren. Um es abzurunden, werde ich mich abschließend auch zu dem äußern, was sie geleistet haben.

Sky Shields: Wir wollen bei dieser Gelegenheit die Kernfrage eines wirtschaftswissenschaftlichen Prinzips anpacken, das wir auch schon auf unserer Internetseite angedeutet haben. Es soll uns hier als heuristisches Mittel dienen, um einige wichtige Prinzipien zu veranschaulichen, die Du, Lyn, in deinen letzten Papieren angesprochen hast. Was wir hier vortragen wollen, ist eine Reihe von Fallstudien, die zwar nicht die ganze Breite dessen erfassen, was Du dargestellt hast, aber sie sind meines Erachtens ein guter Wegweiser zum eigentlichen Kern der Frage.

Wir werden also verschiedene Fragen ansprechen. Eine davon ist jüngst wiederholt aufgekommen: die Struktur ökonomischer Zeit. Was genau ist die Ontologie entscheidender Entwicklungsprozesse, die der gesamten Entwicklung der Menschheit - wirtschaftlicher Entwicklung - und der schöpferischen, anti-entropischen Entwicklung des gesamten Universums gemein ist?

Zwischen den Prozessen der Biosphäre und den menschlichen Prozessen werden sich am Ende einige wichtige Unterscheidungen ergeben, doch zunächst wollen wir uns mit bestimmten gemeinsamen Merkmalen beschäftigen, denn diese Merkmale betreffen die anti-entropische, evolutionäre Entwicklung insgesamt und sind im Gegensatz zur gängigen Beschreibung evolutionärer Entwicklungen tatsächlich unverbrüchlich. Wir werden allerdings sehen, daß diese Prozesse innerhalb der Biosphäre und innerhalb menschlicher Wirtschaftsprozesse all dem völlig entgegengesetzt sind, was als Darwins Konzept der natürlichen Auslese dargestellt wird, aber auch dem, was von Adam Smith für die Wirtschaftspolitik sowie dem, was auf noch grundlegenderer ontologischer Ebene von Pierre-Simon Laplace beschrieben wurde.

Wenn man die Entwicklung des Lebens in der Biosphäre untersucht, wird deutlich, daß sie jeweils von bestimmten einschneidenden Ereignissen unterbrochen wurde. Der Gesamttrend gipfelt heute in einer bestimmten Entwicklung der Biosphäre und des Universums insgesamt, worin die Menschen eine ganz besondere Rolle spielen. Doch entlang dieses Wegs sieht man bestimmte Entwicklungsschritte, die erst erreicht werden mußten, damit wir hierher gelangen konnten. Die gesamte anti-entropische Aufwärtsentwicklung wurde immer wieder von Ereignissen unterbrochen, die man gewöhnlich als Massenextinktionen bezeichnet. Mit zwei von ihnen wollen wir uns hier schwerpunktmäßig beschäftigen, obwohl es nicht die beiden einzigen derartigen Ereignisse sind: das KT-Massenaussterben und das PT-Massenaussterben, wobei KT für die Kreide-Tertiär-Grenze und PT für die Perm-Trias-Grenze steht (Abbildung 1).

Grafik: LPAC
Abb. 1: Die Massenextinktionen am Ende des Paläozoikums (sog. PT-Grenze, vor etwa 250 Mio. Jahren) und des Mesozoikums (sog. KT-Grenze, vor etwa 65 Mio. Jahren) markieren jeweils einen Systemwechsel in der Natur.

Nach weiteren Erläuterungen wird hoffentlich deutlich sein, daß das eigentlich Wichtige bei diesen Ereignissen gar nicht das Aussterben selbst gewesen ist. Wir werden sehen, daß die Verwendung dieses Begriffs sogar unpassend ist. Es geht nämlich hierbei um bestimmte wichtige qualitative Übergangsprozesse, die sowohl durch die Entstehung neuer Arten als auch durch den Untergang bisheriger Arten gekennzeichnet sind. Es wird deutlich, daß der Grund für das Aussterben dieser Arten jener gesamte Schöpfungsprozeß ist, der das notwendige Verschwinden bestimmter Systeme auf dem Planeten regelt, weil dies für das Erscheinen neuer Systeme erforderlich ist.

Beim KT-Massenaussterben denken die meisten heute wohl an das Verschwinden der Dinosaurier. Die meisten Leute berücksichtigen dabei jedoch nicht, daß gleichzeitig auch unser heutiges System geschaffen wurde. Bestimmte wichtige Elemente, die wir in der heutigen Zeit für selbstverständlich halten, sind nach der KT-Grenze entstanden: die Entwicklung von Säugetieren, von Vögeln, von Blütenpflanzen, von Obstbäumen. Alles, was wir heute kennen, die Vögel, die Bienen, die Säugetiere, Früchte und Nüsse - hat sich unmittelbar nach der KT-Grenze entwickelt.

Die Frage stellt sich: Was ist die Struktur der anti-entropischen Entwicklung und des anti-entropischen Zeitverlaufs, der diesen Prozeß bestimmt? Man sieht, daß sich darin ein zentrales ökonomisches Prinzip ausdrückt, die Zunahme der Energieflußdichte. Diesen stetigen Prozeß können wir auf den heutigen politischen Entscheidungsprozeß übertragen, damit wir aus der jetzigen Krise herauskommen. Genau diese Diskussion wollen wir in die heutigen Wirtschaftsfakultäten hineintragen und ihr auf der gesamten Welt zum Durchbruch verhelfen, denn derzeit erleben wir auf globaler Ebene, daß sämtliche Wirtschaftskonzepte der letzten Jahrzehnte kläglich versagen. Viele Leute erkennen mittlerweile, daß ihnen bei ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung ziemlicher Schrott angedreht wurde. Wenn wir überleben wollen, brauchen wir eine Renaissance, eine Wiederbelebung und Neuanwendung früherer Ansätze.

Damit möchte ich das Wort an Ben weitergeben, der darstellen will, was den Übergang an den beiden genannten Grenzbereichen ausgemacht hat.

Die Evolution: ein anti-entropischer Prozeß

Ben Deniston: Entscheidend dabei ist, wie Du bereits sagtest, von der Laplaceschen Kausalität wegzukommen und das eigentliche Prinzip zu betrachten, welches das Wesen dieses Entwicklungsprozesses bestimmt. Als erstes sollte klar festgestellt werden, daß wir die Entwicklung des Biosphärensystems als Ganzes betrachten müssen, d.h. wie der Prozeß insgesamt abläuft. Man muß dabei eine halbe Milliarde Jahre, genau die letzten 540 Millionen Jahre der komplexen Entwicklung von Lebewesen betrachten, worüber sich in den Fossilien zuverläßliche Belege finden.

Die beiden Massenextinktionen stechen als eindeutige Wendepunkte in der Entwicklung des ganzen Systems hervor. Es läßt sich ein erstes Prinzip erkennen, das während des gesamten Prozesses wirksam ist: Die Energie des Gesamtsystems steigt ständig an. Der Zuwachs ist jedoch nicht graduell, sondern es gibt plötzliche Wendepunkte, wo das System in einen neuen Zustand übergeht. Wie wir in früheren Beiträgen und an anderer Stelle auf unserer Webseite dargestellt haben, funktioniert dies in der Biosphäre so, daß das neues System bereits in dem früheren System angelegt ist, bis das neue System an einer bestimmten Stelle das vorige System übernimmt.

Am besten läßt sich dieser Prozeß an einer Reihe ineinandergeschachtelter Kegel darstellen. Um sich das zunächst vor Augen zu führen: Die Grundenergie für das Gesamtsystem der Biosphäre wird durch die photosynthetische Aktivität definiert, wobei wir jedoch in Kürze noch zu einer weiteren qualitativen Metrik kommen werden. Auf diese Weise kann organische Materie Sonnenlicht aufnehmen und in Stoffe verwandeln, die für Lebensprozesse verwendet werden können. Das ist praktisch so etwas wie die Ausgangsbasis für alles andere. Alles, was irgendwie mit Leben zu tun hat, basiert letztlich auf dem Photosyntheseprozeß.

Grafik: NASA
Abb. 2: Weltkarte der photosynthetischen Aktivität: Nicht nur auf dem Festland gibt es große Wüsten (gelb gefärbt, in Nordamerika, Nord- und Südafrika, Südwest- und Zentralasien und Australien), auch große Teile der Ozeane (blau gefärbt) sind nur wenig belebt.


Grafik: LPAC
Abb. 3: Mit den Massenextinktionen einher ging der Übergang von der vorherrschenden Fortpflanzung der Pflanzen durch Sporen (z.B. Farne) über Nacktsamen (z.B. Nadelbäume) zu Bedecktsamen (z.B. Obstbäume).


Grafik: LPAC
Abb. 4: Ernährte im Paläozoikum eine photosyntheseaktive Art im Schnitt fünf weitere Arten, waren es im Mesozoikum zehn und im Känozoikum 60.


Grafik: LPAC
Abb. 5: Mit der Höherentwicklung der Tierarten wächst der spezifische Energieverbrauch (Kalorien pro Stunde in Abhängigkeit von der Körpermasse). Er ist bei Salamandern am geringsten, und steigt dann über die Reptilien. Eidechsen, Säugetiere bis zu den Vögeln immer weiter an.


Grafik: LPAC
Abb. 6: Die im Paläozoikum vorherrschenden Brachiopoden (Armfüßler) wurden von den ihnen ähnlichen Mollusken (Weichtieren) abgelöst, die jedoch einen zehnmal höheren Stoffwechsel haben.


Grafik: LPAC
Abb. 7: Auch die Pilzarten veränderten sich, und mit jeder Weiterentwicklung wuchs ihre Fähigkeit, pflanzliches und tierisches Gewebe zu zersetzen und schneller wieder in den Kreislauf der Biosphäre zurückzuführen. Durch diese Zersetzungsvorgänge wird die „biogenetische Wanderung der Atome“, wie es Wladimir Wernadskij bezeichnet hat, beschleunigt.

Auf einer Weltkarte wie dieser, die die NASA und auch andere Einrichtungen veröffentlicht haben, sieht man die globale Verteilung photosynthetischer Aktivitäten (Abbildung 2). Auch heute noch gibt es riesige Gebiete, wo praktisch keine Photosynthese stattfindet - etwa in den Wüsten. Die meisten kennen die Große Amerikanische Wüste, in der sich mit dem NAWAPA-Projekt einiges verändern und entwickeln ließe, aber auch die Sahara in Afrika. Aber wie man sieht, gibt es auch riesige Wüstenregionen in den Ozeanen.

Die Gebiete sind also beschränkt, wo tatsächlich Leben aktiv und produktiv ist und neue biologische Materie entsteht - der Ausgangsstoff für das gesamte System der Biosphäre.

Sky Shields: Das ist wert, hervorgehoben zu werden, denn den meisten ist überhaupt nicht bewußt, daß das offene Meer in bezug auf die Photosynthese und die Entwicklung von Leben insgesamt eigentlich eine Wüste darstellt.

Ben Deniston: Ganz genau, eine Wüste. In großen Tiefen mag es zwar in bestimmten vulkanischen Schloten und ähnlichem Lebensformen geben, doch die meisten Lebensprozesse spielen sich in den Regionen ab, die in der Karte eingezeichnet sind.

Dieser Prozeß hat aber auf dem Land wie auch in den Meeren entsprechend den Phasenwechseln des Biosphärensystems auch deutliche qualitative Aufwärtsentwicklungen durchlaufen. Um nur einige wichtige Entwicklungen anzudeuten: In den ersten etwa 300 Mio. Jahren dieses Prozesses, dem sogenannten Paläozoikum, entstanden einige Pflanzenformen auf dem Land teilweise durch diesen Prozeß, aber die vorherrschenden Pflanzenformen, die den letzten Teil dieser Periode kennzeichneten, waren farnartige Gewächse, die nahe am Wasser wachsen mußten, um sich reproduzieren zu können. Sie hatten nur Sporen und noch nicht die gängigen Samen, die man heute überall sieht. Somit beschränkte sich das Pflanzenwachstum, das sich auf dem Land entwickeln konnte, hauptsächlich auf die Küstenregionen (Abbildung 3).

Doch dann kam es zum Zeitpunkt der PT-Massenextinktion zu einem gewaltigen Durchbruch. Es gab zwar ein Massenaussterben - etwa 96% aller Arten verschwanden von der Erde -, doch gleichzeitig entwickelte sich mit der Photosynthese ein qualitativ ganz neuartiges Pflanzenleben - die Nacktsamer. Mit ihren Samen konnten diese Pflanzen viel weiter in das Innere der Kontinente vordringen, als es vorher der Fall gewesen war. Sie konnten sich auch in trockeneren Gegenden entwickeln, d.h. sie waren für ihre Vermehrung nicht mehr unmittelbar auf Feuchtgebiete angewiesen, wie es im früheren System der Fall war.

Bei der KT-Massenextinktion kam es bei den Pflanzen zu einem weiteren Fortschritt, der Entwicklung der Bedecktsamer. Deren Bedeutung werden wir gleich noch weiter besprechen. Jedenfalls konnte sich das Leben erheblich weiter ausdehnen.

Das ist wirklich interessant und hierbei muß man sich ganz von jeder paarweisen Kausalität trennen, die das Denken normalerweise dominiert. Man sieht nämlich, daß das gesamte System auf eine Höherentwicklung zustrebt, denn man sieht die genau gleichen Fortschritte nicht nur an Land, sondern auch in den Meeren. So entsteht auch in den Meeren die Photosynthese, die dort überwiegend vom sogenannten „Phytoplankton“ - kleinen einzelligen Lebewesen - getragen wird. Sie leisten den allergrößten Teil der photosynthetischen Aktivität; neue lebende Materie wird in den Meeren hauptsächlich von diesen kleinen Einzellern erzeugt. Man sieht also, daß das Pflanzenleben in den Meeren genau die gleichen drei qualitativen Phasen durchläuft wie die Pflanzen auf dem Land (Abbildung 4). Etwa an der PT-Grenze vor 250 Mio. Jahren kam es auch in den Meeren zu einer qualitativen Wende zur Photosynthese, wodurch diese Lebensformen immer tiefer in die Meere eindrangen und immer mehr neue biologische Materie erzeugte. An der KT-Grenze kommt es zu einer ähnlichen Wende.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten festzustellen, wie sich die Gesamtenergie des Systems erhöht; ein Maß, das man wählen kann, ist zum Beispiel, wenn man vergleicht, wie viele höhere Lebensformen von den einzelnen photosyntheseaktiven Arten in den Meeren ernährt werden können. Wie man sieht, hat sich dies im Übergang von einem System zum anderen ständig erhöht: von etwa 5 Arten auf 10 Arten und dann 60 Arten. Das heißt, je größer die photosynthetische Basis wurde, desto mehr höher und komplexer entwickelte Lebewesen, ja ganze Lebenssysteme, konnten ernährt werden.

Das ist nicht nur eine lineare Zunahme. Wie bereits angesprochen, nähern wir uns damit der Frage der Energieflußdichte des Systems und damit dem Prinzip, das den ganzen anti-entropischen Entwicklungsprozeß steuert. Man sieht, wie sich dies an den Übergängen ausdrückt: Die gesamte Systemenergie nimmt zu, und es wurde bereits angesprochen, daß die gleiche Idee auch für alle gesunden Wirtschaftsprozesse zutrifft. Die Gesamtenergie des Systems steigt beim Durchgang durch diese Umschaltpunkte beständig an. Der Energieverbrauch pro Kopf bzw. hier pro Art nimmt bei diesen Prozessen beständig zu.

Sky Shields: Genau, und das sollte hervorgehoben werden. Das wird noch klarer werden, wenn wir über Wirtschaft sprechen werden, aber das ist das genaue Gegenteil von dem, wie die Grünen argumentieren. Und es ist das Gegenteil von dem, wie sogenannte Freihandels-Ökonomen wie [der republikanische Präsidentschaftsbewerber Newt] Gingrich argumentieren, die behaupten, die Gewinnspanne ließe sich nur durch Kürzung des Verbrauchs erhöhen. Die eigentliche Quelle der Entwicklung ist die Erhöhung des Verbrauchs, wobei man in der Lage sein muß, diesen durch qualitative Entwicklungsprozesse auszugleichen, die man in Gang setzt.

Ben Deniston: Richtig. Denn wenn man den gegenteiligen Weg beschreitet, ist das die absolute Garantie für den Untergang. Man sieht das sehr gut an unseren Beispielen. Wenn man diesem Prozeß nicht folgt, wenn man sich auf einen festgelegten Zustand im System zu beschränken versucht, ist das Aussterben garantiert. In diesem Prozeß gibt es keinen Fixpunkt, der gesamte Prozeß bewegt sich ständig vorwärts.

Ein weiteres gutes Beispiel für die Höherentwicklung in diesen Systemen ist die Frage des Stoffwechsels bei verschiedenen Lebewesen (Abbildung 5). Ganz gut läßt sich das veranschaulichen, wenn man sich das Körpergewebe verschiedener Tiere betrachtet, zum Beispiel 1 Gramm Fleisch einer Maus im Vergleich zu einer Echse bzw. einem Salamander. Die Menge der erforderlichen Aufnahme von Nahrung, Wasser, Sauerstoff durch die Atmung usw. für das gleiche 1 Gramm Fleisch unterscheidet sich qualitativ bei allen verschiedenen Tierarten.

Man sieht, daß diese Tiere jeweils Ausdruck der Arten von Lebewesen sind, die in den früheren Epochen gelebt haben. Nach dem KT-Massenaussterben waren die Säugetiere zum dominierenden System geworden; die Reptilien dominierten nach dem PT-Massenaussterben. An der Zunahme der Stoffwechseltätigkeit wird deutlich, daß dieser Prozeß ein eindeutiger Ausdruck des ständig wachsenden Energieverbrauchs pro Art gewesen ist. Aber auch der tatsächliche Energiedurchfluß in Form von Atmung, Nahrungsaufnahme und allem, was für die Versorgung des Organismus notwendig ist, ist Ausdruck des schnelleren Umsatzes und der Höherentwicklung dieser Systeme.

Noch etwas anderes wird an dem Massenaussterben deutlich: Die Gattungen, die der Höherentwicklung des Systems nicht folgen, die an das niedrigere System der vorherigen Ordnung gebunden sind, werden die ersten sein, die aussterben.

Hier ist ein erstes, treffendes Beispiel, aber daran wird vieles deutlich - der Vergleich zwischen den Armfüßlern (Brachiopoden) und den zweischaligen Weichtieren (Abbildung 6). Zu den Weichtieren (Mollusken) gehören die Muscheln, die Austern usw., die wir heute kennen. Doch während des gesamten Paläozoikums dominierten andere Lebewesen: Ähnliche zweischalige Tiere, die an ähnlichen Stellen lebten, sich ähnlich ernährten und ähnliche Feinde hatten, also eine ähnliche Stellung in dem System einnahmen. Doch an der PT-Grenze gerieten die Armfüßler unter die Räder, sie wurden ausgelöscht. Die Weichtiere waren davon jedoch kaum berührt. Sie wurden zwar auch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, aber keineswegs so stark wie die Armfüßler. Auf diese Weise wurden die Mollusken zur dominierenden Gattung.

Die Mollusken haben im Vergleich zu den Brachiopoden einen etwa zehnmal höheren Stoffwechsel. Das ist ein sehr klares Beispiel. Man sieht es aber auch an den Dinosauriern im Vergleich zu den Säugetieren: Das gesamte System bewegt sich vorwärts, es entsteht ein ständiger Bedarf nach höherem Energieverbrauch pro Gattung, und das ist für das System charakteristisch. Das geschieht überall; wir haben jeweils nur kleine Scheiben herausgeschnitten.

Ausgerechnet auch bei der Entwicklung der Pilze wird dies deutlich (Abbildung 7). Im gesamten Paläozoikum gab es nur sehr primitive Pilze, die Holzmaterial und andere Pflanzenstoffe nicht sehr gut abbauen konnten; das entwickelte sich erst im Übergang zu den anderen Systemen. Warum ist das so bedeutsam? Diese Funktion hat den sogenannten „Kohlenstoffkreislauf“ und den sogenannten „Sauerstoffkreislauf“ erheblich beschleunigt, denn die höherentwickelten Pilze konnten Stoffe nun erheblich schneller abbauen, so daß der Austausch von Kohlstoff vom Belebten zum Unbelebten und zurück zum Belebten anstieg. Wir führen das hier nur als weiteres Beispiel an, um den Gesamtprozeß zu verdeutlichen.

Sky Shields: Dieses Thema wird immer wieder auftauchen. Es entwickeln sich Dinge, die die Geschwindigkeit solcher Kreisläufe erhöhen.

Man muß die Fähigkeit, die Fäulnis zu beschleunigen, als Innovation betrachten. Unsere Sprache stellt uns hierbei ein Bein, denn man denkt gewöhnlich, Fäulnis sei Rückentwicklung. In diesem Fall stimmt das nicht. Durch diesen Vorgang wird die „biogenetische Wanderung der Atome“ beschleunigt, wie sie Wladimir Wernadskij beschrieben hat. Dazu gleich noch mehr. Betrachtet man die einzelnen Lebewesen als Singularitäten, wird deutlich, daß auf diese Weise der Gesamtfluß des Systems durch diese Lebwesen, die lediglich singuläre Elemente sind, ansteigt.

Ben Deniston: Somit erhöht sich die Rate, mit der das Leben selbst die Oberfläche des Planeten transformiert: Die Atmosphäre, die Böden, die Meere werden transformiert. Durch diesen Prozeß dehnt sich das Leben aus; immer mehr von der Erde wird einer Veränderung unterworfen, ihre Eigenschaften ändern sich, und das mit ständig steigender Geschwindigkeit.

Man muß auch, wie du schon sagtest, die gesamte grüne Doktrin bzw. auch die gesamte heutige Wirtschaftslehre von diesem Standpunkt aus betrachten. Diese Frage wird immer drängender und sie wird vor allem eine praktische Frage angesichts der tiefen Krise, in der wir heute stecken. Die Krise ist Ausdruck davon, wie weit wir uns von einem System entfernt haben, das auf rationalen Prinzipien beruht und tatsächlich dem entspricht, was wir über die Funktionsweise des Universums wissen.

Deswegen ist es nötig, daß wir uns mit den wirklichen Ursachen der Krise beschäftigen, mit der es die Menschheit heute zu tun hat, denn nur so können wir die Politik bestimmen, die uns aus der Krise herausführt. Es wird niemals möglich sein, das bestehende System einfach zu reparieren. Wir müssen genau den aufgezeigten Weg beschreiben; und wir werden weitere Studien anstellen, um den stufenweisen Entwicklungsprozeß der Wirtschaft in der Geschichte der Menschheit darzustellen. Dabei geht es auch um das Römische Reich, das ein Beispiel dafür ist, daß eine Gesellschaft zum Untergang in ein finsteres Zeitalter verdammt ist, wenn sie nicht einen entscheidenden Sprung nach vorn macht.

Das muß zum Ausgangspunkt einer Diskussion werden, welche Politik unmittelbar betrieben werden muß, um die heutige Krise zu überwinden. Ich denke, du kannst noch mehr darüber sagen.

Sky Shields: Ich möchte noch etwas zu der von dir erwähnten Entwicklung der Pilze sagen. An allen genannten Bruchstellen hat es bei den Pilzen Entwicklungssprünge gegeben, wodurch die biogenetische Wanderung der Atome beschleunigt wurde.

Wir haben einmal darüber diskutiert, daß man sich vorstellt, eine Brille zu tragen, durch die man nur den Kohlenstoff sieht, oder eine andere Brille, durch die man nur den Phosphor sieht. Wenn man sich so den gesamten Entwicklungsbogen während dieser großen Einschnitte betrachtet, wird einiges Interessante über die Bewegungen des Phosphors sichtbar.

Dabei hat man nicht mehr das einzelne Lebewesen im Blick, sondern das gesamte System, das zwar eine stetige Entwicklung ausdrückt, aber von Singularitäten durchsetzt ist. Zur Zeit des PT-Übergangs fällt etwas Interessantes auf, denn das PT-Massenaussterben war sehr skelettspezifisch, und das ist bis auf den heutigen Tag eine Art Anomalie. Es gibt viele Erklärungen dafür, aber dem Massenaussterben fielen in allen Bereichen selektiv bestimmte Skelettstrukturen zum Opfer. Skelette, die überwiegend aus Kalziumkarbonat bestehen, verschwanden, und übrig blieben weitgehend Skelette aus Kalziumphosphat wie das unsrige.

Infolgedessen sieht man heute ein Übergewicht an Kalziumphosphat-Skeletten, und wenn man sich erneut unsere Brille aufsetzt und nur den Phosphor betrachtet, sieht man die zunehmende Wanderung von Phosphor in den Pflanzen. Auch für alle übrigen Elemente des Periodensystems läßt sich auf diese Weise eine Art Lebensgeschichte zurückverfolgen, und es wird immer auf eine zunehmende Dichte in ihrer Zirkulation zulaufen, die mengenmäßig durch jede der Singularitäten gepumpt wird.

Diese Entwicklung hält während des gesamten Mesozoikums an. An der KT-Grenze am Ende des Mesozoikums geschieht dann etwas Riesiges. Wir haben versucht, das anhand der Kegel zu veranschaulichen, wobei jeder Kegel eines dieser Systeme repräsentiert (Abbildung 1, S. 7): Hier das Paläozoikum, das Mesozoikum und das Känozoikum (Erdneuzeit). Als im Zuge des KT-Massenaussterbens ein neues System, der letzte Kegel hier, erscheint, bildet sich das gesamte System, d.h. die Bedecktsamer, die Obstbäume, die Säugetiere und auch die Vögel.

Wenn man sich wieder unsere kleine Phosphorbrille aufsetzte und sich damit die Vögel anschaute, sähe man im wesentlichen kleine fliegende Phosphorpakete. Betrachtet man sich den Wandel über diese Grenzlinie hinweg, sieht man plötzlich Phosphorstücke, die von Kontinent zu Kontinent fliegen. Und man kennt ja die leidigen Nebenprodukte von Vögeln, die sie beim Vorbeifliegen ablassen, wenn sie auf Schultern, auf Hüten oder auf Autos landen; wenn man diese Häufchen aber mit unserer Phosphorbrille betrachten, sieht man kleine Phosphorpäckchen - bester Dünger, der für das Pflanzenwachstum sehr wichtig ist. Im Flug fällt einfach dieser Phosphorbelag in Form von Vogel-Guano oder sogar Fledermaus-Guano auf die Erde.

Der Phosphor, der vom Boden abgewaschen wird und in die Meere gelangt, wird dort von den Meerestieren aufgenommen und als Beute von Seevögeln wieder ans Land zurückgebracht. Einer dieser Hauptkreisläufe entstand durch den Umstand, daß plötzlich Vögel entstanden, die ihre Nahrung im Meer suchten und zurück ans Land flogen, wo sie ihre Exkremente fallen ließen. Man sollte sie aber nicht so sehr als Exkremente, sondern als recycelten Phosphor betrachten. Dieser Prozeß hat nach der KT-Grenze massiv zugenommen.

In der Erdneuzeit gibt es eine weitere Grenzlinie, die hier nicht eingezeichnet ist, die aber äußerst wichtig ist. Wie verändert sich unsere Sicht des Phosphorkreislaufs, sobald menschliche Aktivitäten dazukommen? Wir lassen hier erst einmal andere Aspekte menschlicher Aktivitäten beiseite und wollen dies nur mit unserer Phosphorbrille betrachten. Überlegen wir, was geschehen ist, als es plötzlich zu einer grünen Agrarrevolution kam - der wirklichen grünen Revolution, nicht der heutigen. Die wirkliche Revolution in der Landwirtschaft bestand in der Entwicklung von Stickstoffdüngern und ähnlichem, anstatt wie zuvor nur den Vogelmist als Guanodünger zu gewinnen. Plötzlich standen Kunstdünger zur Verfügung, die reich an Nitraten und Phosphor sind. Dadurch vervielfältigte sich das Recycling dieser Stoffe. Genau darüber beschweren sich aber die heutigen Grünen; sie gehen gezielt dagegen vor, daß sich der Kreislauf des Phosphors erhöht. Zahlenmäßig liegt dieser Kreislauf um das Vielfache höher, als nach der Entstehung der Vögel.

Interessanterweise sah man zu Beginn menschlicher Aktivitäten diese Art fleckenhafte Entwicklung, die sich in gewisser Weise heute wieder ausbreitet - und das kann man auch hier bei praktisch allen Elementen nachverfolgen, wenn man sich die Kreisläufe im Gesamtsystem betrachtet. Das wird heute unheimlich hochgespielt.

Wenn man dies insgesamt als stetige Kurve aufzeichnen würde, wird eine solche Entwicklung immer sichtbar, sobald der Mensch aktiv wird.

Gehen wir noch einmal zu der Entwicklung der Pflanzen an den wichtigen Übergängen zurück. Die frühen Farne waren im Vergleich zu den Nacktsamern ungeheuer begrenzt. Zu den Nacktsamern gehören zum Beispiel unsere Kiefern und die nicht fruchttragenden Gewächse. Die Farne hatten noch nicht einmal Pollen entwickelt. Die Pollen waren ein Riesenfortschritt gegenüber einem wassergebundenen Samen, mit dem sich die frühen Pflanzen vermehrten. Die frühen Pflanzen mußten ihren Samen tatsächlich ins Wasser abgeben, so daß sie immer in der Nähe von Gewässern wachsen mußten, um ihre Fortpflanzung zu gewährleisten.

Das führte zu einer gewissen Begrenzung; doch dann entwickelten sich Dinge, die viele von uns heute zu einer bestimmten Jahreszeit als Ärgernis erleben - die Pollen. Sie waren jedoch eine deutliche Innovation, Samen, die von der Luft weggetragen werden. Die Bestäubung konnte über große Entfernungen stattfinden und war nicht mehr an Gewässer gebunden. Pollen waren in der Lage, mehr von dem Gesamtsystem einzukapseln, so als wenn man das bisherige Gewässer/Farn-System nimmt und in einen neuen Einzelorganismus einschließt, der diese jetzt dichtere Technologie weiter ins Inland tragen konnte.

Ben Deniston: Das trifft vor allem auf die Samen zu.

Sky Shields: Ja, durch Samen und Befruchtung; die Fähigkeit, zu befruchten und Samen auszubilden. Durch den Samen gab es plötzlich die Möglichkeit, daß sich etwas über weite Entfernungen ausbreiten konnte. Bekanntlich kann man Samen und Getreide über unglaublich lange Zeiträume aufbewahren - das ist eine gewaltige Innovation. Sie können über weite Strecken reisen. Und wenn man Früchte hat, können diese weite Entfernungen in anderen Tieren zurücklegen. Wenn es Früchte gibt und Vögel und das System der Säugetiere - das macht eine Menge aus. Einige wissen aus eigener Erfahrung, daß wir z.B. Tomatensamen sehr gut mit uns tragen können - irgendwie gelingt es ihnen, unseren Verdauungsprozeß praktisch unverändert zu überstehen.

Viele dieser Samen, von Erdbeeren, Tomaten und anderen Dingen, die wir kennen, werden überleben, wenn sie von Tieren aufgefressen, in deren Verdauungstrakt über weite Entfernungen transportiert und dann weiter im Inland, weiter vom Wasser entfernt wieder ausgeschieden werden. Wieder sieht man diese Schichten der Einkapselung des ganzen Systems in einem Körper.

Unser Freund - Dein (LaRouches) Freund - Krafft Ehricke hat diesen Punkt hervorgehoben: Wenn man diese Elemente genau betrachtet, ist es beinahe so, als verhielten sich alle diese Singularitäten auf dem Land, als nähme man den ganzen Ozean und packe ihn sozusagen in eine Kapsel. Es ist ihre Version einer Raumstation oder ihr „Weltraumanzug“ - als nähme man den Ozean, steckte ihn in eine Art Anzug und ermöglich es ihm dadurch, als in sich selbst abgeschlossener Ozean aufs Land zu gehen. Alle diese kleinen Systeme, die früher getrennte Organismen waren, sind nun in einem einzigen eingeschlossen und mobil!

Man kann den Ozean also jetzt an Land bringen. Und das ist wieder, wie wir kürzlich in einigen Videos gezeigt haben, eine gewaltige Innovation! Das ist sehr wichtig, denn plötzlich gibt es nicht mehr die Begrenzungen beispielsweise der Quallen, die nur im Wasser überleben können - man nimmt das Wasser mit.

Das gleiche geschieht bei Tieren und Pflanzen: Plötzlich entwickeln sie die Idee, steifere Stengel zu haben, mit denen sie auch auf dem Land in die Höhe wachsen können. Das ist eine große Innovation, denn das Leben im Ozean braucht den Auftrieb des Wassers, um die Pflanzen aufrecht zu halten.

Nun, aus diesem Bogen sieht man, daß bestimmte Elemente in der menschlichen Entwicklung praktisch notwendig sind - bestimmte Dinge, die wir getan haben und die wir noch tun müssen. Man fängt an zu begreifen, daß sie absolut notwendig sind. Eines ist die Entwicklung der Treibhäuser und anderer Techniken, die Fähigkeit, das ganze System zu nehmen und es einzuschließen. Und wieder, wie schon zuvor, haben wir diese Einhüllung, wir können ganze Systeme nehmen, als eine Einheit behandeln und einhüllen. Das erlaubt es uns, Nahrungsmittel auch an schwierigen Orten zu erzeugen - etwa in Wüsten, wo sie ansonsten nicht überleben würden, wo wir aber diese kontrollierten Umgebungen schaffen können. Das wird es uns erlauben, Regionen der Erde wie z.B. die Arktis zu kolonisieren.

Und das ist wieder ein ganz natürlicher Teil unserer Entwicklung. Es gibt alle diese Idioten, die behaupten: „Oh, das ist unnatürlich, das ist künstlich!“ Aber das ist nicht künstlicher, als daß das Leben überhaupt aufs Festland gekommen ist! Das war ziemlich künstlich. Dazu waren wirkliche Kunstgriffe von Seiten der Pflanzen notwendig, um beschließen zu können, sich aus den Ozeanen herauszubewegen und an Orten zu leben, wo es kein Meerwasser gibt. Stellt euch vor, wie mutig es ist, das Wasser mitzunehmen! Man braucht Mut, um alle diese Dinge mitzunehmen und mit sich zu tragen.

Bei der Kolonisierung der arktischen Regionen reden wir über die gleichen Dinge. Aber letztendlich reden wir darüber auch bei der größeren Bestimmung des Menschen im Weltraum, in der gesamten Galaxis: Man muß das ganze System mitnehmen, man muß dieses ganze System, das wir hier auf der Erde haben, beherrschen, und wir müssen noch weiter gehen und die Fähigkeit entwickeln, es auf einer höheren Betriebsebene neu zu schaffen, außerhalb der Grenzen der Erde. Wir haben bisher nur die ersten Versuche dazu gesehen, bei Dingen wie der Weltraumstation. Das eigentliche Experiment, die eigentliche Aufgabe wird sein, solche Dinge wie beispielsweise permanente Kolonien auf dem Mond und permanente Kolonien auf dem Mars zu schaffen.

Die Gesamtrichtung wird dabei der Transformation der Energieflußdichte entsprechen, wie wir sie hier in der Biosphäre als ganzer sehen. Sehen wir uns das folgende Bild an: Wir vergleichen hier diese beiden Modelle. Sehen wir uns das frühere System an, das wir in diesen aufeinanderfolgenden Kegeln hatten. Jedes dieser Systeme scheint mit dem vorhergehenden zu kollidieren.

Wir sahen das erste Modell in der Entwicklung der Biosphäre, die von wiederholtem Massenaussterben von Arten charakterisiert war. Es hat eine gewisse Struktur: Da ist das Wachstum und die Entwicklung eines Systems, das weiterwächst, immer weiter, bis es plötzlich zu einem Kollaps kommt (Abbildung 1. S. 7).

An diesem Punkt überschneidet es sich mit einem System, das ihm nachfolgen soll. Dieses System, das nachfolgen wird, beginnt immer schon innerhalb des bestehenden Systems. Würde man in die Zeit der Dinosaurier zurückkehren, dann sähe man in der Zeit der Dinosaurier kleine Geschöpfe herumlaufen, die zu der Zeit scheinbar bloß eine Zugabe sind. Man sähe vielleicht kleine, sehr kleine Säugetiere herumlaufen, etwas wie kleine Nagetiere vielleicht; winzig und völlig unbedeutend im Vergleich zum Gesamtsystem der Dinosaurier. Es kam in der Zeit des Mesozoikums auch immer wieder zur Entstehung von Federn und anderer Merkmale von Vögeln, die entstanden und dann wieder verschwanden. Das ist interessant, denn sie entstanden und verschwanden wieder, ohne daß es wirkliche Vögel gab, die Fähigkeit zum Fliegen fehlte. Die Federn entstanden und verschwanden wieder, ohne daß sich das Fliegen entwickelte. Es ist fast so, als entstünden sie als Vorahnung eines Systems, das noch kommen wird und bei dem dann das Fliegen ein wesentlicher Teil des Systems sein wird. Man könnte also fast sagen, daß wir hier die Forschung und Entwicklung innerhalb des vorhergehenden Systems für das spätere System sehen. Es wird aufgebaut, als würde es genau dafür geschaffen, am Punkt des Kollapses einzuspringen.

Nun, wie wir schon angesprochen haben, sieht man das gleiche auch in Elementen des menschlichen Verhaltens, aber es ist eine Form des menschlichen Verhaltens, das die gleiche Charakteristik hat; die Psychologie von Imperien hat stets diese Charakteristik. Wenn man sich die Entwicklung der menschlichen Gesellschaften, menschlicher Imperien anschaut, dann sieht man es. Wir werden darauf gleich noch detaillierter eingehen, aber ein Bild, das mir gefällt, ist die Entstehung des Christentums innerhalb des Römischen Reiches. Das Römische Reich war zum Untergang verurteilt, und das schon ziemlich früh - es schlug nicht nur irgendwann einen falschen Weg ein, um dann im Kollaps zu enden, sondern es liegt in der Natur eines Imperiums, daß es zum Untergang verurteilt ist, so wie die Dinosaurier. Die Dinosaurier sind nicht untergegangen, weil sie etwas falsch gemacht haben; es war nicht so, als hätten die Dinosaurier am Anfang etwas „richtig gemacht“ und am Ende etwas falsch gemacht. Sie blieben einfach Dinosaurier, es gab keine fundamentalen Änderungen ihres Verhaltens. Sie taten einfach weiter das, wofür sie geschaffen waren.

So wird sich auch ein Empire selbst in den Untergang treiben, einfach indem es das tut, was seiner Absicht entspricht. Das ist unvermeidlich, das geht mit der Tatsache, daß es sich nicht weiterentwickelt, einher. Aber man sieht, wie sich in ihm diese schwachen Kräfte entwickeln, die tatsächlich die nächste kreative Wende darstellen. Man kann diese Entwicklung als ein Ferment betrachten. Man sieht auch die Entwicklung des Republikanismus innerhalb des Feudalismus. Man sieht das vorsätzliche Wirken der menschlichen Kreativität - wie es sich oft auf ein oder wenige Individuen im System beschränkt, aber aufgrund der dahinterstehenden Prinzipien dazu bestimmt ist, eine Explosion auszulösen, um dann als nächster Schritt vorherrschend zu werden.

Grafik: LPAC
Abb. 8: Anders als Tiere kann der Mensch sein Verhalten durch wissenschaftliche Entdeckungen immer wieder verändern und so ein stetiges Wachstum erreichen, das dem natürlichen Wachstumsprozeß der Biosphäre insgesamt entspricht.


Grafik: LPAC
Abb. 9: Der Mensch hat die Weiterentwicklung der Biosphäre durch Kultivierung vorangetrieben - so wurde z.B. aus der „wilden“, strauchartigen Teosinte (links) unser heutiger Mais (rechts).

Aber beim Menschen müssen wir nicht unbedingt auf solche Zusammenbrüche warten, wir brauchen nicht erst ein Artensterben, sondern wir können diese Entwicklungen immer wieder entlang dieses großen Entwicklungsbogens einleiten. Diese Abbildung hier (Abbildung 8) zeigt uns, wie das aussähe, was man dann erhalten würde: Man hätte ein hyperbolisches Wachstum, das sich der anderen Wachstumskurve annähert.

Die Entwicklung der Biosphäre durch den Menschen

Das hat nicht nur Folgen für die menschliche Gesellschaft, es zeigt sich in verschiedener Weise. Sehen wir uns an, was in der Zeit, seit es Menschen gibt, mit der Biosphäre geschieht. Wir haben schon die Einführung von Früchten an der KT-Grenze gesehen. Wir hatten dafür das Bild eines schönen saftigen Pfirsichs, aber es ist sehr wichtig zu beachten, daß das Obst, das damals neu war, nicht das Obst war, das wir heute kennen. Schauen wir uns das einmal an - wir kennen das, es gibt auch ein Video auf dieser Internetseite, wo das behandelt wird, aber fassen wir es kurz zusammen: Wir kennen Mais als ein Grundnahrungsmittel überall auf der Welt (Abbildung 9).

Aber der Mais, den wir heute kennen, ist kein Produkt der Biosphäre. Den Mais, den die Biosphäre hervorbrachte, würden nur sehr wenige heute lebende Menschen als Mais erkennen. Er ist ein kleines Gehölz namens Teosinte, das wie ein Büschel Stroh oder so etwas ausschaut. Es hat etwa 10 oder 12 Maiskörner, jedes in einer harten Schale eingeschlossen, die nur schwer zu knacken ist, um darin eine Art Fruchtfleisch zu finden. Sie wachsen überall auf dieser kleinen buschigen Pflanze, und man hat vor allem Stengel und harte Schalen, die nur sehr wenige Nährstoffe enthalten. Es ist viel Arbeit notwendig, um etwas Brauchbares daraus zu machen.

Im Verlauf der menschlichen Entwicklung hat menschliche Aktivität auf diesen Mais eingewirkt und aus diesem kleinen, hölzernen Ding etwas gemacht, was zwar nach heutigen Maßstäben immer noch sehr bescheiden, aber an den Nährstoffen gemessen ein gewaltiger Durchbruch war. Es gibt ein kleines, maisähnliches Element, aber man kam wenigstens an die Frucht heran. Und dann wurde wieder durch Züchtung und bewußte, vorsätzliche Entwicklung daraus das, was wir heute als etwas sehr Nahrhaftes kennen. Jetzt ist der größte Teil der Pflanze Frucht. Man vergleiche, wieviel davon eigentlich Frucht ist und wieviel Frucht an der Teosinte war: Die verfügbare Energiedichte ist gestiegen, das Verhältnis zwischen Fruchtanteil und Stengelanteil wurde verbessert, und damit die nutzbare Energiedichte der Biosphäre insgesamt erhöht.

Nun, das ist nur ein Beispiel. Man könnte das gleiche an Mais, Tomaten, Bananen oder Äpfeln zeigen. Man nehme irgendeine der ursprünglichen wilden Varianten davon - die sehen aus wie Beeren, oft wie Beeren mit einer harten Schale. Wir haben sie in etwas anderes verwandelt - wir haben die Energiedichte insgesamt gesteigert. Das gleiche sehen wir, wenn man Dinge wie die Landnutzung betrachtet, wenn man sich anschaut, wieviel Frucht pro Landfläche mit Teosinte möglich war, verglichen damit, was mit Mais möglich ist: eine gewaltige Transformation, eine gewaltige Steigerung!

Das gleiche gilt für die Haustiere. Man betrachte die Veränderungen bei Kühen, Schweinen usw. Einige von uns konnten kürzlich probieren, wie Wildfleisch schmeckt, und es ist klar, daß es bei Wildtieren ein Problem gibt beim Verhältnis des Fettanteils zu den Muskeln und den Knochen, verglichen mit domestizierten Rindern, die es hier auch gibt. Die Energiedichte der Rinder ist durch die Aktivität des Menschen gestiegen.

Du hast darauf hingewiesen, daß die Biosphäre schon früher in diese Richtung strebte, als du die Veränderung bei den unterschiedlichen Formen von Meeresfrüchten betrachtet hast. Die Menge des Muschelfleischs in unseren heutigen Muscheln ist viel größer als bei den Brachiopoden.

Deniston: Und das bestimmt die Grundlinie, das ist das, was das System tut.

Shields: Richtig. Und jetzt ist es eine bewußt verfolgte Grundlinie.

Fortsetzung folgt