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Neue Solidarität
Nr. 17, 24. April 2013

Die letzte Chance für die Menschheit

Am 13.-14. April fand in der Nähe von Frankfurt am Main die jüngste in der Serie internationaler Konferenzen des Schiller-Instituts für „ein neues Paradigma für das Überleben der Menschheit“ statt, an der 400 Gäste teilnahmen.

„Das Notwendige tun, um die Freiheit zu gewinnen: Die letzte Chance für die Menschheit“ - so lautete das Thema einer zweitägigen Konferenz des Schiller-Instituts, der bisher vierten in einer Serie von Konferenzen für ein neues Paradigma für das Überleben der Menschheit. Rund 400 Gäste versammelten sich am 13. April in Flörsheim am Main, um über die gegenwärtige Weltlage und den Ausweg aus der Krise zu sprechen.

Sie kamen buchstäblich „aus aller Welt“: Zahlreiche Teilnehmer kamen aus Deutschland und Frankreich und dem übrigen Europa, Delegationen kamen vom LaRouche-Aktionskomitee (USA), vom Isborsk-Klub (Rußland) und vom Citizens Electoral Council (Australien); unter den Rednern waren auch Teilnehmer aus Japan und China, der Ukraine, Venezuela, Italien, Griechenland und Schweden. Island, Zypern, Ägypten und der Irak waren durch Grußbotschaften vertreten, weitere Teilnehmer kamen aus Asien, Afrika und Lateinamerika.

Sie alle einte das Bewußtsein, daß wir, wenn die Welt eine Zukunft haben soll, die gegenwärtige Politik der „Konfliktlösung“ durch Krieg beenden und uns statt dessen auf die gemeinsamen Ziele der Welt einigen müssen - die Überwindung der Armut auf der Erde und die Verteidigung des Planeten gegen sehr reale Gefahren aus dem Weltraum -, und daß der erste unverzichtbare Schritt hierzu die Durchsetzung eines Trennbankensystems nach dem Vorbild des amerikanischen Glass-Steagall-Systems ist.

An die verschiedenen Vortragsrunden schlossen sich immer wieder Diskussionen mit Beiträgen und Fragen aus dem Publikum an.

Die strategische Lage

Im ersten Konferenzabschnitt zum Thema „Hoffnung für die Zukunft: Die SDE als Plattform für die gemeinsamen Ziele der Menschheit“ sprachen Konferenzteilnehmer aus Deutschland, den Vereinigten Staaten und Rußland über die hochgefährliche strategische Lage und den Ausweg aus ihr durch eine Zusammenarbeit beim Schutz der Erde vor Ereignissen und Entwicklungen, die die Menschheit als ganze bedrohen. Er wurde eröffnet von der Vorsitzenden des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, die ihren Ausführungen den Titel „Die Menschheit ist besser, als die Oligarchie es sich vorstellen kann“ gegeben hatte.

Die menschliche Gattung, sagte sie, sei gekennzeichnet durch ihre Fähigkeit zur Kreativität, und deshalb müsse das oligarchische Menschenbild, das die Welt derzeit in eine Katastrophe führe, überwunden werden. Statt dessen brauche man ein Menschenbild auf der Grundlage des Konzepts der Agapé: Liebe zur Menschheit und Freude an der Entwicklung der anderen Menschen. Dazu müsse die Kultur und Wissenschaft der klassischen Periode wiederbelebt werden, denn um zu Überleben brauche die Menschheit eine neue Methode des Denkens, die man als „so streng wie frei“ charakterisieren könne.

Sie beschrieb dann am Beispiel des „Zypern-Modells“, mit dem versucht werde, die Lebenserwartung der Banken auf Kosten der Lebenserwartung der Menschen um ein paar Wochen oder Monate zu verlängern, die verheerende Wirkung des oligarchischen Paradigmas, und kontrastierte dies mit dem russischen Vorschlag der Zusammenarbeit der großen Raumfahrtnationen bei der „Strategischen Verteidigung der Erde“ (SDE) gegen Bedrohungen aus dem Weltraum. Sie finden den Wortlaut ihrer Ausführungen auf den Seiten 7-8.

Lyndon LaRouche erläuterte dann seine „strategische Sicht aus den USA“. Das derzeitige Finanzsystem sei dem Untergang geweiht, betonte er, und beschrieb dann das Amerikanische System, wie es von Alexander Hamilton entwickelt wurde. Dieses System beruhe nicht auf Geld, sondern auf Kredit und Fortschritt. Seine Einführung habe Europa und sogar Großbritannien gezwungen, den Fortschritt hinzunehmen. Im Lauf der Zeit sei diese Hamiltonische Politik jedoch immer wieder geschwächt und unterminiert worden.

Bild: Schiller-Institut/Julien Lemaître
Lyndon und Helga LaRouche


Bild: Schiller-Institut/Julien Lemaître
Lyndon LaRouche, Alexander Nagorny, Kyrill Benediktow und Jason Ross

Um aus der Krise herauszukommen, müsse die Menschheit zum Fortschritt zurückkehren, zu steigenden Energieflußdichten, zur Kernspaltung und zur Kernfusion, ohne die man nicht zum Mars gelangen könne. Ein Verzicht auf Fortschritt unter dem imperialen, monetaristischen System bedeute Massensterben und den Untergang der Menschheit, aber ein Kreditsystem zur Steigerung der Produktivkräfte der Arbeit versetze die Menschheit in die Lage, in den Weltraum hineinzuwirken und den Planeten zu verteidigen. Auch seine Ausführungen finden Sie in dieser Ausgabe, auf den Seiten 9-10.

Alexander Nagorny, stellv. Chefredakteur der russischen Zeitschrift Sawtra und Mitglied des Isborsk-Klubs, betrachtete dann „Die chinesische Dimension des strategischen Dreiecks USA-China-Rußland“. Der russische Isborsk-Klub entsandte eine ganze Delegation zur Flörsheimer Konferenz, um sich an der Diskussion über das notwendige neue Paradigma für das Überleben der Menschheit zu beteiligen. Dieser Klub wurde am 8. September 2012 gegründet - dem 90. Geburtstag Lyndon LaRouches, was die Gruppe auch offiziell zur Kenntnis nahm - und versammelt führende patriotische und antiliberale Analysten Rußlands sowie Persönlichkeiten, die dem Kreml nahestehen.

Die tatsächliche strategische Lage sei ganz anders, so Nagorny, als sie von typischen westlichen Medien wie CNN oder EuroNews dargestellt werde. Dies zeige sich am Beispiel der Krise in Nordkorea, wo US-Außenminister John Kerry China gebeten hat, zur Beilegung des Konfliktes zu vermitteln, um eine nukleare Konfrontation zu vermeiden. Selbst die führende Militärmacht der Welt sei also auf China angewiesen. Das Problem in der jetzigen Lage sei das Vorherrschen egoistischen, geopolitischen Denkens bei den großen Mächten, das überwunden werden müsse, um den Weg für eine Zusammenarbeit, wie sie für die Verteidigung der Erde oder den von LaRouche vorgeschlagenen Bruch mit dem Monetarismus erforderlich sei, freizumachen.

Verteidigung der Erde

Die „Gefahr durch Asteroiden und Kometen und die Verteidigung der Erde“ präsentierte Kyrill Benediktow von der Redaktionsleitung der russischen Zeitschrift Terra America. Er berichtete zunächst ganz aktuell, daß der russische Vizepremierminister Dmitrij Rogosin am Tag zuvor, der in Rußland zur Erinnerung an Jurij Gagarins ersten bemannten Weltraumflug als „Tag der Weltraumfahrt“ begangen wird, vorgeschlagen hat, die „Strategische Verteidigung der Erde“ offiziell auf die Tagesordnung des nächsten G20-Gipfels zu setzen. Präsident Putin habe das Budget für das russische Weltraumprogramm auf 1,6 Billionen Rubel erhöht, eine ganz erhebliche Steigerung.

Benediktow berichtete dann über die bisherigen Erfahrungen der Menschheit mit Asteroiden, Kometen und Meteoriten und nannte als Beispiel das „Tunguska-Ereignis“ von 1908, bei dem die sibirischen Wälder auf 2000 Quadratkilometern Fläche umgerissen wurden. Wäre dieses Ereignis nur vier Stunden früher eingetreten, dann wäre möglicherweise St. Petersburg vernichtet worden. Solche Bedrohungen aus dem Weltraum seien implizit bereits ein Thema der von Lyndon LaRouche und US-Präsident Ronald Reagan Anfang der 80er Jahre vorgeschlagenen Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) gewesen; wäre dies damals verwirklicht worden, so wären heute die Chancen, die Erde vor solchen Ereignissen zu schützen, größer. Tatsächlich gebe es weltweit eine Reihe von Projekten, die auf frühzeitige Warnung vor erdnahen Objekten abzielen; diese Projekte müßten zu einem einzigen globalen Programm zusammengeführt werden. Eines der großen Probleme sei die Finanzierung. Benediktow beschrieb dann einige Möglichkeiten, bereits vorhandene, meist militärische Systeme einzusetzen, um bedrohliche Himmelskörper aus ihrer Bahn abzulenken oder zu zerstören.

Seine Ausführungen ergänzte ein Vortrag von Jason Ross vom Basement-Wissenschaftsteam des LaRouche-Aktionskomitees in den Vereinigten Staaten über den „physischen Profit aus der Verteidigung des Planeten“. Er stellte LaRouches Konzept der physischen Ökonomie vor, das dessen ursprünglichem Vorschlag der SDI zugrunde lag. Es sollten neue technologische Prinzipien entdeckt und nutzbar gemacht werden, deren Anwendung die Produktivkraft der Arbeit stark vergrößern und so - ähnlich wie das Apollo-Programm der NASA - die Kosten des Programms mehrfach wieder hereinwirtschaften würden.

Diese Vortragsrunde wurde abgerundet durch Bruce Fein, der unter Präsident Ronald Reagan Unterstaatssekretär im US-Justizministerium war und über die „Grundlagen der Zivilisation“ sprach. Fein stellte sein „Zivilisations-Genom-Projekt“ vor, das den Zweck hat, das „Erbgut“ einer wahrhaft menschlichen Zivilisation zu bestimmen, also die Grundprinzipien, auf denen diese aufgebaut sein muß. Dazu gehörten, so Fein, das Prinzip der Gewaltenteilung zur gegenseitigen Kontrolle der Zweige der Regierung und das Prinzip fairer Gerichtsbarkeit, die Einsicht, daß es immer verschiedene Sichtweisen gibt und man sich irren kann. Die Erhaltung dieses Zivilisations-Genoms sei der eigentliche Daseinszweck des Staates.

Energiesicherheit

„Energiesicherheit für das 21. Jahrhundert“ lautete das Thema des zweiten Konferenzabschnitts, und dabei stand die Zukunft der Energieversorgung der Menschheit und in diesem Zusammenhang vor allem die sog. 4. Generation der Kernreaktoren im Mittelpunkt.

Bild: Schiller-Institut/Julien Lemaître
Lyndon LaRouche, Bruce Director (Moderator), Nino Galloni, Dr. Urban Cleve, Prof. Henri Safa und Prof. Eduardo Greaves

Prof. Dr. Henri Safa vom wissenschaftlichen Beirat der Kernenergie-Abteilung der französischen Kommission für Atomare und Alternative Energie berichtete, „Warum die Kernenergie der Zukunft die einzige Lösung für den wachsenden Energiebedarf der Welt ist“. Safa zeigte anhand verschiedener Grafiken das Prinzip der steigenden Energieflußdichte auf: So habe Kohle die doppelte Energieflußdichte von Biomasse, bei Öl und Gas sei es sogar das Dreifache. Der Einsatz von Kernkraft bedeute jedoch eine Steigerung der Energieflußdichte auf das 100.000-fache. Da die Energiedichte ein Schlüsselfaktor für jede künftige Form der Nutzung von Energie sei, könne man auf die Kerntechnik nicht verzichten. Da jedoch beim gegenwärtigen Stand der Technik die Lebensdauer der Kernbrennstoffe begrenzt ist, müsse man Brütertechniken entwickeln, betonte Safa, und zählte dann eine Reihe verschiedener Konzepte für Kernreaktoren der 4. Generation auf.

Zwei dieser Konzepte wurden dann von den beiden folgenden Rednern vorgestellt: Der venezolanische Atomphysiker Prof. Dr. Eduardo Greaves vom französischen Institut für Kernphysik und der Kernphysikalischen Abteilung der Simon Bolivar-Universität in Caracas/Venezuela sprach über den sog. Flüssigsalz-Reaktor, in dem der Kernbrennstoff in Form von flüssigem Salz vorliegt und gleichzeitig als Brennstoff und als Kühlmittel dient; Dr.-Ing. Urban Cleve, ehemaliger Hauptabteilungsleiter für Technik der BBC/Krupp Reaktorbau GmbH, berichtete über den Bau und Betrieb des Kugelhaufen-Hochtemperaturreaktors, der in den sechziger Jahren von Prof. Schulten entwickelt worden war.

Viva Verdi!

Den Abschluß des ersten Konferenztages bildete ein Konzertabend, der zwei Anlässen gewidmet war: Der erste Teil des Konzertes unter dem Motto „Viva Verdi!“ erinnerte an den 200. Geburtstag des großen italienischen Komponisten Giuseppe Verdi, der zweite an US-Präsident Franklin Delano Roosevelt, dessen Todestag (12. April 1945) sich am Tag zuvor gejährt hatte.

Bild: Schiller-Institut/Christopher Lewis
Chor und Orchester des Schiller-Instituts bei der Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem

Das Konzert fand in der wissenschaftlichen Stimmung statt - c’ = 256 Hz, etwa einen halben Ton tiefer als der heutige Kammerton -, in der alle großen klassischen Musikwerke komponiert sind. Sie ist auch als „Verdi-Stimmung“ bekannt, da Giuseppe Verdi sich persönlich dafür einsetzte und die für die Singstimmen schädliche, künstliche Erhöhung der Stimmung ablehnte.

Im ersten Teil sangen Désirée Baraula (Mezzosopran), Leena Malkki (Sopran), Roberto Cruciani (Tenor), Annabelle Stratenwerth (Sopran), Ronnie Johansen (Baß) und Antonella Banaudi (Sopran) Lieder und Arien von Verdi. Sie wurden am Klavier begleitet von André Baraula und Irene Hasager.

Den Höhepunkt des Abends bildete dann die Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem (KV 626), einem der letzten und schönsten Werke Mozarts. Chor und Orchester des Schiller-Instituts mit fast hundert Musikern aus vielen verschiedenen Nationen führten das einstündige Werk auf, die Gesangssolisten waren Annabelle Stratenwerth, Désirée Baraula, John Sigerson und Ronnie Johanson.

Die Mitschnitte dieser bewegenden Aufführungen (und der übrigen Konferenz-Beiträge) werden so bald wie möglich auf der Internetseite des Schiller-Institut-Forums für das Neue Paradigma (http://newparadigm.schillerinstitute.com) veröffentlicht.

Eurasische Zusammenarbeit und das Leben nach dem Euro

Am zweiten Tag der Konferenz ging es zunächst um „die Zukunft der eurasischen Zusammenarbeit“ und das „Leben nach dem Euro“. Die Vortragsrunde eröffnete der frühere französische Präsidentschaftskandidat Jacques Cheminade, der seine „Vision für Europa in Eurasien“ vorstellte. „Alles kann sich über Nacht ändern“, warnte - und ermutigte - er die Konferenzteilnehmer. Es gebe keinen „dritten Weg“: entweder werde die Absicht des Britischen Empire, die Entvölkerung der Welt, durchgesetzt - oder Glass-Steagall und ein Kreditsystem für den Wiederaufbau der Welt geschaffen. Was heute in Griechenland und Zypern bereits Realität sei, stehe Frankreich und Deutschland bevor. Statt dessen brauche Europa die Entwicklung des Mittelmeerraums, die aber nicht möglich sei ohne die Entwicklung Eurasiens und der Weltlandbrücke und ohne die Befreiung der europäischen Territorien von der Herrschaft des Britischen Empire, das dem Römischen Reich ähnele. Man müsse den europäischen Pessimismus überwinden, der das größte Hindernis für diese Befreiung und die stärkste Waffe des Empire sei. Cheminade verwies dann auf Nikolaus von Kues, der die Prinzipien der Wissenschaft definierte und so den Aristotelismus überwand.

Bild: Schiller-Institut/Christopher Lewis
Jacques Cheminade, Daisuke Kotegawa, Cui Hongjian, Michail Deljagin und Natalja Witrenko sprachen über die Zukunft der eurasischen Zusammenarbeit

Es folgten zwei Redner aus Asien. Daisuke Kotegawa, Forschungsdirektor des Canon Institute, sprach unter der Überschrift „Zwei verlorene Jahrzehnte für die EU und die USA“ über seine Erfahrungen als damaliger hochrangiger Beamter des japanischen Finanzministeriums im Umgang mit den Folgen der sog. „Asienkrise“ und verurteilte die falsche heutige Politik der „Bail-outs“ und „Bail-ins“. Dr. Cui Hongjian, Direktor für europäische Studien am Chinesischen Institut für Internationale Studien, sprach über die aufgrund der historischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts und der Begegnung mit dem Westen geschwächten Rolle des Konfuzianismus im heutigen China, wo die Menschen vor allem nach Geld streben, und forderte eine Rückkehr zu den Werten des Konfuzianismus.

Michail Deljagin, Direktor des Instituts für Probleme der Globalisierung in Moskau und Mitglied des Isborsk-Klubs, sprach über „Die globale Krise: Warum die Menschheit Rußland braucht“. Die Menschheit befinde sich in einer Systemkrise und sei dabei, in ein neues finsteres Mittelalter zurückzufallen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion habe der Westen seine Produktion nicht mehr gesteigert und statt dessen Geld gepumpt und Instabilität exportiert, nicht zuletzt durch Stellvertreterkriege. Die Struktur der Gesellschaft werde zerstört, und es breite sich zunehmend Mystizismus aus. Es drohe Diktatur und Entmenschlichung. Um diesem Schicksal zu entgehen, brauche man wieder technischen Fortschritt. Rußland sei vielleicht das einzige Land, das dabei die Wende bringen könne, weil es das Potential habe, modernste Technologien zu entwickeln, und gleichzeitig die russische Kultur immer noch eine humanistische Komponente habe, auf der Grundlage davon, was der Gesellschaft nütze, und noch Werte wie Gerechtigkeit umfasse.

Natalja Witrenko, Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei und der Union Eurasischer Völker und ehemalige Präsidentschaftskandidatin in der Ukraine, behandelte die „Eurasische Integration als Chance für das Überleben in der globalen Wirtschaftskrise“. Vier Faktoren müßten korrigiert werden, um die globale Wirtschaft zu retten: 1. müsse das Geld der Güterproduktion dienen, 2. müsse das globale Finanzsystem vom fiktiven Geld, den Offshore-Finanzzentren und den „Konditionalitäten“ des Weltwährungsfonds befreit werden, 3. müsse das Bankensystem reformiert werden, das für die reale Wirtschaft gebraucht werde, aber derzeit die Weltwirtschaft aussauge, und 4. müsse der Welthandel reformiert werden, denn unter dem heutigen Freihandel würden Rohstoffe und die Arbeitskräfte der Länder der Zweiten und Dritten Welt geplündert, was sie am Beispiel der Ukraine aufzeigte.

Diane Sare, Mitglied des LaRouche Policy Commitee und Gouverneurskandidatin im US-Bundesstaat New Jersey, zeigte zunächst eine Videobotschaft des Kongreßabgeordneten Walter Jones, der im US-Kongreß zusammen mit der Abgeordneten Marcy Kaptur den Entwurf für ein „Gesetz für die Rückkehr zu einem vernünftigen Bankenwesen“ (HR129) eingebracht hat. Jones betonte, die Wiedereinführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems sei einer der wesentlichen Schritte, um wieder Vernunft in die Finanzmärkte zu bringen. Ebenso wichtig sei es, die Wahrheit über die Anschläge vom 11. September 2001 bekannt zu machen. (Den Wortlaut seiner Botschaft finden Sie auf Seite 4 dieser Ausgabe.)

Sare berichtete dann über den „Kampf für Glass-Steagall in den USA“, insbesondere über die Mobilisierung von Bürgern und Landtagsabgeordneten in den US-Bundesstaaten für die Wiedereinführung des Trennbankengesetzes. Schließlich zeigte sie eine weitere Videobotschaft, von der Landtagsabgeordneten Patty Miller aus Süd-Dakota, die einen Antrag zur Unterstützung der HR 129 eingebracht hatte, dem der Landtag im Februar fast einstimmig zugestimmt hat.

Prof. Theodore Katsanevas von der Universität von Piräus/Griechenland zeigte zunächst ein kurzes Video über den „Raub Europas“, das er und seine Mitarbeiter produziert haben, und sprach dann zum Thema „Beseitigt den Euro und die monetaristischen Mißbräuche des Kasinokapitalismus“.

Schon am Vortag hatte der italienische Ökonom Nino Galloni, der aufgrund der politischen Entwicklungen in Italien nicht bis Sonntag bleiben konnte, über „Währung, Kredit und Finanzen für den Atlantik, den Mittelmeerraum und darüber hinaus“ gesprochen.

Frieden und Aufbau - oder Zerstörung?

Hussein Askary, der EIR-Korrespondent für den arabischen Raum und Vorsitzende der EAP in Schweden, berichtete unter der Überschrift „Der Persische Golf - Golf des Friedens und des Aufbaus oder Golf der Zerstörung?“ über seine Teilnahme an einer Konferenz in Bandar Abbas (Iran) und kontrastierte die wirtschaftlichen Aufbauperspektiven und -pläne des Iran mit den buchstäblich auf „Sand“ und Spekulationen gebauten Aktivitäten der britisch dominierten Fürstentümer auf der Südseite des Persischen Golfs.

Askary zeigte auch eine kurze Videobotschaft des irakischen Botschafters bei der Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation der Vereinten Nationen (FAO), Hassan Janabi. Im Rahmen der anschließenden Diskussion wurden weitere Grußbotschaften übermittelt: Die isländische Abgeordnete Alfheidur Ingadottir berichtete über die Fortschritte des Kampfs für das Glass-Steagall-Trennbankensystem in Island, der Abgeordnete George Perdikes und Efi Xanthou, Sekretärin der Grünen Partei Zyperns für internationale Angelegenheiten, berichteten über die Lage in Zypern. Die spanische Astrophysikerin Amaya Moro-Martin berichtete in einer Grußbotschaft über die Zerstörung des spanischen Bildungs- und Wissenschaftssektors durch die Sparmaßnahmen der Regierung. Craig Isherwood, der eine vierköpfige Delegation des Citizens Electoral Council aus Australien anführte, berichtete über den Einsatz seiner Partei für Glass-Steagall und die Rückkehr zum Nationalbanksystem, das in Australien als einzigem Land weltweit neben den USA zeitweilig angewendet worden war.

Das zukünftige Paradigma

Der Schlußteil der Konferenz war dem Thema „Das zukünftige Paradigma: Eine Renaissance der klassischen Kultur und Wissenschaft“ gewidmet. Zunächst sprach der russische Historiker Andrej Fursow vom Institut für wissenschaftliche Information über die Sozialwissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften, der ebenfalls dem Isborsk-Klub angehört, über „Die gegenwärtige Weltkrise: ihre soziale Natur und die Herausforderung für die Sozialwissenschaft“. Es folgte dann eine Podiumsrunde über Ästhetische Erziehung und Schönheit mit Beiträgen von Helga Zepp-LaRouche, der italienischen Sopranistin Antonella Banaudi, der Vorsitzenden des italienischen Movimento Solidarietà, Liliana Gorini, und dem Musikdirektor des amerikanischen Schiller-Instituts John Sigerson.

Bild: Schiller-Institut/Christopher Lewis
Eine Renaissance der klassischen Kultur und Wissenschaft war das Thema für Andrej Fursow, Liliana Gorini, Antonella Banaudi, Helga Zepp-LaRouche, Lyndon LaRouche und John Sigerson (v.l.)

Helga Zepp-LaRouche betonte in ihrer Einleitung zu dieser Gesprächsrunde, daß man den gegenwärtigen Zustand nicht mit dem Potential der Menschheit verwechseln dürfe. Auch wenn sich die Menschheit momentan in einem finsteren Zeitalter befinde, müsse man bedenken, daß die Entwicklung der menschlichen Gattung gerade erst begonnen habe, weil sie erst seit erdgeschichtlich sehr kurzer Zeit existiere. Das Konzert am Abend zuvor, bei dem viele der Anwesenden zu Tränen gerührt waren, sei ein Vorgeschmack darauf, was die Menschheit sein könnte, wenn die gegenwärtigen Übel nicht existierten. Sie erklärte:

„Meine Vision der Zukunft der Zivilisation ist, daß wir diese Kinderkrankheiten, wie alle diese Emotionen, die mit der Globalisierung verbunden sind, überwinden werden. Stellen Sie sich nur einmal vor, wenn jedes Kind auf dem Planeten eine universelle Bildung hätte und Eltern hätte, die sich darum kümmern, daß die kreativen Potentiale ihrer Kinder entwickelt werden. Warum sollte das nicht möglich sein? ... Ich denke, daß wir die unglaubliche Verantwortung haben, diesen Übergang zu schaffen und diese Welt dessen, was ich gerne als die ,oligarchischen Kinderkrankheiten’ bezeichne, hinter uns zu lassen... Und ich denke, daß wir diese Idee haben sollten, daß die Menschheit eine wahrhaft kreative Gattung wird, in der die Mehrheit der Menschen kreativ sind, keine Sklaven!“

In der abschließenden Diskussion verabschiedeten die Teilnehmer der Konferenz die „Frankfurter Resolution“, in der sie warnen, „Entweder Glass-Steagall, oder Chaos und Völkermord“, und erklären, die gegenwärtige Politik der ,Konfliktlösung durch Krieg’ müsse beendet werden; statt dessen müßten wir „uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit einigen“. (Den Wortlaut dieser Resolution finden Sie auf Seite 2 dieser Ausgabe.)

Das Schlußwort der Konferenz hatte Lyndon LaRouche. Sein größter Wunsch sei es, daß die Konferenzteilnehmer und viele andere Menschen sich nicht länger auf das verlassen, was gestern war. Die Lösung liege in der Definition der Zukunft. Aber dabei gehe es nicht darum, „irgendeine“ Zukunft zu wählen, sondern die richtige. Man brauche die Leidenschaft, das wahre Potential der Zukunft zu erkennen.

LaRouche verwies dann auf das Beispiel Beethovens, der, obwohl er zunehmend ertaubte, sich trotzdem vorstellen konnte, wie sich seine Kompositionen anhören würden. Das wertvollste in einer Gesellschaft sei die Entwicklung von Menschen, die in dieser Weise eine Vorahnung der Zukunft haben - davon, wohin die Gegenwart führt - und nicht nur die Gegenwart sehen:

„Man sieht den Prozeß, der aus der Vergangenheit in die Gegenwart führt. Nun, kann man wissen, was die Zukunft bringen wird? Ich habe das wiederholt getan. Andere Leute, meistens außergewöhnliche Menschen, haben das gleiche getan. Ich habe schon öfters gesagt und damit recht behalten: ,Spätestens in etwa fünf Jahren wird diese neue Entwicklung eintreten.’ Es könnte etwas mehr oder weniger sein, aber ungefähr in diesem Zeitraum. Ich habe oft solche Zeiträume vorhergesagt und ich habe recht behalten! Das ist das gleiche Prinzip, daß man bei allen großen Komponisten sieht! Bei allen großen Komponisten!

Das Prinzip ist, die Zukunft kommen zu sehen, eine bessere Idee, die Bedeutung der Idee in der Zukunft, in einer relativ größeren Entfernung. Das ist das wichtigste, denn wie kann man sonst beurteilen, was man mit seinem Leben anfangen oder in seinem Leben für die Menschheit tun soll? Wie kann man beweisen, daß diese Entscheidung keine Zeitverschwendung ist, weil man die Idee, die man hätte kennen sollen, nicht erkannte? Das macht alle Kreativität aus.

Wenn Sie Shakespeares Aufführungen im Theater richtig verstehen, eine gute Aufführung von Shakespeare, da erlebt man dasselbe. Man erkennt, daß man nach und nach die zukünftige Entwicklung in diesem Drama vorhersieht. Bei jeder großen musikalischen Oper, klassischen Oper, ist es dasselbe, im klassischen Lied - dasselbe! Die Oper ist nützlich für diesen Prozeß, denn es vergeht dabei eine Zeitspanne. Kann man die Ironie dessen vorhersehen, was in der Zukunft in diesem Drama geschehen wird, in diesem klassischen Dramas? Kann man diese Fähigkeit auf die Erfahrung im wirklichen Leben anwenden?

Nun, ich sage Ihnen, der Mensch ist vollkommen fähig dazu. Es ist eine Fähigkeit der Gattung, des Menschen. Das macht den Unterschied zwischen dem Menschen und dem Tier aus. Und Sie alle haben Teil daran. Sie müssen nur das Kommando über ihren Anteil übernehmen“, schloß LaRouche unter dem Applaus der Teilnehmer.

Wir dokumentieren in dieser Ausgabe die Reden von Helga Zepp-LaRouche und Lyndon LaRouche; in den kommenden Ausgaben werden weitere Beiträge der Konferenz folgen.

Alexander Hartmann