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Neue Solidarität
Nr. 19, 8. Mai 2013

Austerität bringt Menschen um: Neue Studie vergleicht 30er Jahre und heute

Ein neues Buch von zwei Sozial- und Medizinforschern belegt, wie Austerität Menschen umbringt. Die Verfasser von The Body Economic: Why Austerity Kills („Die Leiche der Wirtschaft: Warum Austerität tötet“) sind der Soziologiedozent David Stuckler von der Universität Oxford und der Epidemiologe Sanjay Basu, Assistenzprofessor an der Stanford Universität. Sie vergleichen in ihrer Studie die Situation in Europa und Nordamerika heute mit der Großen Depression der 30er Jahre.

Die Autoren berichten, daß seit dem Finanzcrash 2007-08 in den USA und Europa mehr als eine Million zusätzliche Fälle klinisch diagnostizierter Depression auftraten und es 10.000 zusätzliche Selbstmorde gab. Das griechische Newsportal enetenglish.com berichtet verschiedene Daten aus dem Buch. So führten in Griechenland die Einschnitte bei den Programmen zur HIV-Prävention, Drogenbekämpfung usw. zu einem Anstieg der AIDS-Fälle um 200% seit 2011. Dies sei u.a. eine Folge des zunehmenden Drogenmißbrauchs angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit von 50%. Auch ist in Griechenland zum erstenmal seit Jahrzehnten wieder die Malaria ausgebrochen, nachdem die Programme zur Stechmückenbekämpfung zusammengestrichen worden waren.

Griechenland ist aber keine Ausnahme. So heißt es in dem Bericht, seit Ausbruch der Krise hätten mehr als fünf Millionen Amerikaner (davon drei Millionen im arbeitsfähigen Alter) ihre Gesundheitsversorgung verloren. In England seien wegen der Sparpolitik der Regierung mehr als 10.000 Familien obdachlos geworden.

„Unsere Politik muß die ernsten und in einigen Fällen gravierenden gesundheitlichen Konsequenzen ihrer wirtschaftlichen Entscheidungen berücksichtigen“, so Stuckler. „Zu dem Schaden, der angerichtet wird, gehören HIV- und Malaria-Ausbrüche, Mangel an lebenswichtigen Medikamenten, Verlust der Krankenversorgung und eine vermeidbare Epidemie von Alkoholmißbrauch, Depressionen und Selbstmorden. Austerität hat verheerende Folgen.“

Dies geht, wie beschrieben, bis zum Selbstmord. Der jüngste Fall in Griechenland ist der 70 Jahre alte Costas Jogias, ein Kioskbesitzer aus Volos, der am 27. April erhängt in seinem Haus aufgefunden wurde. Jogias war Gründer der „Bürgerbewegung für die Hoffnung“, die im letzten Oktober 324 km von Volos nach Athen marschierte, um dort gegen die unmenschlichen Troika-Kürzungen zu demonstrieren. Er war auch Vorsitzender der Vereinigung der Kioskbesitzer in Volos und des Verbands der lokalen Kaufleute.

Eine weitere Studie von Christodoulos Stefanadis, Kardiologieprofessor an der Universität Athen, über die der Blog Keeptalkinggreece.com berichtet, dokumentiert den Zusammenhang eines Anstiegs an Herzkreislauferkrankungen mit der Sparpolitik und dem Wirtschaftskollaps. Die Zahl schwerer derartiger Erkrankungen stieg in den letzten zwei Jahren um 20%, die Fälle von Bluthochdruck nahmen zu. Mittlerweile kann jeder sechste Patient mit einem hohen Cholesterinspiegel nicht mehr behandelt werden, weil er die verschriebenen Medikamente nicht mehr bezahlen kann. Stefanadis macht für den Anstieg Streß bei der Arbeit, Arbeitslosigkeit und Depressionen verantwortlich.

Stuckler und Basu weisen jedoch in ihrer Studie auch nach, daß in den 30er Jahren in den USA nach dem Finanzkrach und dem darauf folgenden wirtschaftlichen Niedergang mit Franklin Roosevelts New Deal das genaue Gegenteil geschah. Die öffentliche Gesundheitsfürsorge wurde verstärkt. Wie die Autoren dokumentieren, resultierten statistisch gesehen in folgenden Verbesserungen: 20 Sterbefälle weniger auf 1000 Geburten, vier Selbstmorde weniger auf 100.000 Menschen und 18 Sterbefälle weniger durch Lungenentzündung auf 100.000 Menschen. „Was wir schlußendlich zeigen, ist: es ist keine unabänderliche Konsequenz, daß sich der Gesundheitszustand nach wirtschaftlichen Rezessionen verschlechtern muß. Es ist eine politische Entscheidung“, sagte Sanjay Basu in einer Erklärung zur Veröffentlichung des Buches.

Um diese politische Entscheidung geht es heute. Schließen Sie sich deshalb der Mobilisierung gegen das bankrotte Empire der Globalisierung, für die „Glass-Steagall“-Bankentrennung und ein neues Kreditsystem souveräner Nationen für wirtschaftlichen Aufbau und Entwicklung im Sinne von Roosevelt an. Es ist wirklich eine Frage von Tod oder Leben!

eir