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Neue Solidarität
Nr. 24, 12. Juni 2013

Glass-Steagall-Resolution im Landtag von New York

In New York, dem US-Bundesstaat mit dem Sitz der Wall Street, haben prominente Landespolitiker einen Resolutionsantrag für die Wiedereinführung des Trennbankensystems eingebracht.

Wenn sogar der Bundesstaat, in dem die Wall Street liegt, die Wiedereinführung der Glass-Steagall-Bankentrennung fordert, kann dann der Sieg in Washington noch weit sein? Mit diesem Gedanken über die strategische Bedeutung des Bundesstaats New York in diesem Kampf für Glass-Steagall im Kopf mobilisiert das LaRouche-Aktionskomitee (LPAC) seit fünf Monaten und macht Druck auf die Abgeordneten des Landtags in Albany, eine entsprechende Resolution einzubringen und zu verabschieden.

Am 29. Mai brachte diese Mobilisierung den ersten Durchbruch: Der demokratische Abgeordnete Phil Steck (Schenectady) brachte zusammen mit weiteren 21 Unterzeichnern die Resolution K 490 in den Landtag ein. In dieser Resolution heißt es:

Die meisten Unterzeichner dieses Appells zur Rückkehr zur Vernunft sind Demokraten, aber auch drei Republikaner sind darunter, und die Abgeordnete kommen aus allen Teilen des Bundesstaats - aus den nördlichen Landesteilen, aus dem Hudson-Tal, aus Buffalo, aus dem Bezirk Westchester und aus den Stadtbezirken von New York City. Acht Unterzeichner sind Vorsitzende von Landtagsausschüssen - für Landwirtschaft, für Kleinunternehmen, für psychische Krankheiten, Umweltschutz und Erhaltung der Lebensgrundlagen, Tourismus, Kinder und Familien, Alkoholismus und für die Besteuerung von Immobilienbesitz. Der Antrag wurde an den Bankenausschuß überwiesen. Da die Sitzungsperiode des Landtags am 30. Juni endet, verstärken die Unterstützer des Antrags ihre Mobilisierung weiter - stets mit dem Blick auf Washington, wo bisher nur drei New Yorker Abgeordnete im Kongreß die HR 129 unterstützen. Die Frist stimmt überein mit dem Ziel, das sich LPAC gesetzt hat: Bis Ende Juni muß Glass-Steagall unter Dach und Fach sein!

Die Menschen oder die Wall-Street?

Während sich viele New Yorker Kongreßabgeordnete bisher noch weigern, die HR 129 zu unterstützen, unter dem Vorwand: „Die Wall Street, das sind meine Wähler“ und eine Insolvenz der Zockerbanken würden diesen Wählern schaden, haben die Landtagsabgeordneten in Albany oft ganz andere Sorgen. (Und ironischerweise wissen viele von ihnen viel besser als diese Abgeordneten in Washington, wie kurz das globale Finanzkasino vor dem nächsten Knall steht.)

Hier stehen Arbeitslosigkeit, Eigenheimpfändungen, der Kollaps des Gesundheitssystems und der Verfall der Infrastruktur ganz oben auf der Liste - ganz zu schweigen davon, daß bekannte Rechtsbrecher von der Wall Street immer wieder straffrei ausgehen.

So liegt beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit im Bundesstaat New York über 35%. Wegen der zahlreichen Zwangsräumungen stehen inzwischen mancherorts ganze Stadtteile halbleer, was zu Verbrechen und Wandalismus geradezu einlädt. Überall im Bundesstaat droht Krankenhäusern die Schließung - allein fünf im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die Sorge über die Krise des Gesundheitswesens veranlaßte Überlegungen, eine Einheits-Krankenversicherung für den Bundesstaat einzuführen - eine entsprechende Resolution im Landtag wird von 87 der 178 Abgeordneten unterstützt.

Diese Sorgen über die realen Nöte der Bevölkerung gehen mit der Empörung darüber einher, daß die Banker der Großbanken wegen der „Systemrelevanz“ nie ins Gefängnis wandern, egal wie schwer ihre Verbrechen sind (die Amerikaner nennen das: too big to fail, too big to jail). In der Hinsicht herrschte großes Interesse an der Geschichte von Ferdinand Pecora, dem sizilianischen Einwanderer von der New Yorker Lower East Side, der 1933-34 als Chefermittler des Senatsausschusses für Banken und Währung die bösartigen Praktiken der führenden Banken wie J.P. Morgan und National City Bank aufdeckte und ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zog. In dem Auszug aus Pecoras Buch von 1945, den die LPAC-Aktivisten an die Abgeordneten verteilten, warnt Pecora, diese Machenschaften würde es wieder geben, wenn die Öffentlichkeit nicht wachsam ist.

Die LPAC-Aktivisten machten deutlich, daß man mit Glass-Steagall heute genauso wie damals die Banken „an die Leine nehmen“ muß. Die Wall Street ist ein integraler Bestandteil des Londoner Finanzempires, das darauf aus ist, die Welt zu entvölkern. Dieses Empire zu retten, bedeutet, das Land zu opfern. Natürlich müssen diese Banker auch gerecht bestraft werden - aber der erste Schritt ist, ihnen die Unterstützung durch die Regierung zu entziehen.

Heimat von Hamilton...

Die LPAC-Aktivisten weckten die Aufmerksamkeit und das Interesse vieler Landtagsabgeordneter, indem sie betonten, daß New York nicht nur die Wall Street, sondern auch eine historische Tradition produktiver Banken hat, schließlich ist es der Heimatstaat von Franklin Roosevelt und Alexander Hamilton. Sie verteilten mehrere Zitate Hamiltons, einem Gegner Adam Smiths, worin er die Vorstellung, die Wirtschaft könne sich selbst regulieren, als „höchst spekulatives Paradox“ bezeichnet. Hamilton schrieb im Federalist Paper Nr. 7, ein unbeschränkter Unternehmergeist führe zu „Freveltaten, und diese zu Vergeltungsmaßnahmen und Kriegen“.

Hamilton hat seine wirtschaftliche Vision in seinem Bericht über das Manufakturwesen niedergelegt, den er 1791 für den Kongreß verfaßte. Darin verurteilt er Smiths Freihandels-Schwindel und betont die Notwendigkeit, die Produktivkräfte der Arbeit zu entwickeln. Und er bemerkt: „Die Aktivität des menschlichen Geistes zu pflegen und anzuregen, ist nicht das geringste Mittel, den Reichtum einer Nation zu fördern.“

Das dritte Zitat Hamiltons, das die Aktivisten verteilten, stammt aus seinem Bericht über den öffentlichen Kredit vom Januar 1790, nämlich:

Die Lehre daraus war natürlich, daß der öffentliche Kredit so verwendet werden muß, daß er eine Ausweitung des realen Wohlstands und Fortschritts bewirkt, wodurch der ausgegebene Kredit mit Gewinn zurückbezahlt werden kann - nicht bloß für das kreditgebende Institut, sondern für die ganze Gesellschaft.

... und Roosevelt

Genauso wichtig war natürlich das Erbe Franklin Delano Roosevelts, der das ursprüngliche Glass-Steagall-Gesetz durchsetzte, um die Spekulanten daran zu hindern, das Land und das Volk weiter auszubeuten - während er gleichzeitig durch Einrichtungen wie die Reconstruction Finance Corp. Kredit zur Verfügung stellte, um durch den Aufbau der Nation Millionen Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Aktivisten bezogen sich hier vor allem auf Roosevelts erste Antrittsrede, in der er die Ursachen für die Katastrophe, vor der die USA standen, unmittelbar beim Namen nannte: die „Geldwechsler“, die die Herrschaft über das Land an sich gerissen hatten. Diese Zitate fanden starken Anklang:

Der nächste Schritt

New York ist nun der 21. US-Bundesstaat, in dem eine Resolution für Glass-Steagall eingebracht wurde. In vier Bundesstaaten - Süd-Dakota, Maine, Indiana und Alabama - wurden solche Resolutionen bereits beschlossen. Derzeit laufen intensive Bemühungen, damit sie auch in den übrigen Staaten beschlossen werden - sowie mindestens in vier weiteren Bundesstaaten, in denen die Landtage derzeit tagen.

Der US-Kongreß ist am 3. Juni wieder zusammengetreten, aber zu den 63 Unterzeichnern im Repräsentantenhaus und zu Senator Harkin, der im US-Senat den Antrag S. 985 gestellt hat, ist bisher noch keine weiterer Unterzeichner hinzugekommen.

Während der Kongreß zögert, versucht das Londoner Finanzempire alles zu stehlen, was es kann, indem es neben allen möglichen Formen des Bailout das Bail-in-Modell („Zypern-Modell“) des Dodd-Frank-Gesetzes anwendet. Neue Finanzblasen treiben das Weltsystem immer näher an den nächsten Kollaps, während in Europa eine mörderische Wirtschaftsdiktatur errichtet wird. Der Fortschritt im Staat New York ist daher ein wichtiges und optimistisches Zeichen, daß ein Sieg möglich ist - aber die Gelegenheit muß jetzt beim Schopf ergriffen werden.

Nancy Spannaus