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Neue Solidarität
Nr. 38, 18. September 2013

Appell an Deutschland: „Halten Sie sich aus Kriegen raus!“

Mit dem Landessenator Richard Black aus dem US-Bundesstaat Virginia führten Martin Kaiser und Werner Zuse am 4. September in München das folgende Interview. Hauptthema des Gesprächs waren die Syrienkrise und das Glass-Steagall-Gesetz, Black hatte aber auch einige wichtige Ratschläge für die Deutschen.

Frage: Könnten Sie als erstes etwas zur Lage in Syrien sagen?

Senator Black: Mein Hauptinteresse ist es derzeit, den Krieg in Syrien zu stoppen. Ich habe meinem Kongreßabgeordneten gesagt, daß ich alles tun werde, um diesen Krieg zu verhindern. Interessant ist, daß Beweise für einen Giftgaseinsatz vorliegen, alle Medien melden dies, aber niemand sagt, wer es eingesetzt hat. Ich habe früher einmal als Staatsanwalt gearbeitet, deshalb suche ich immer nach einem Motiv. Wo läge das Motiv für so etwas?

Ich sehe keinerlei Motiv dafür, daß die syrische Regierung so etwas tun könnte. Präsident Assad verfügt über Gasvorräte. Er hat geschworen, sie nicht zu benutzen, und in sehr schwierigen Schlachten besonders um Aleppo und Idlib, wo es für die syrische Regierung gar nicht gut lief, hat er auf den Einsatz von Giftgas verzichtet und unter großen Verlusten mit konventionellen Mitteln gekämpft und sogar einige Schlachten verloren. Wenn er also auf den Einsatz von Giftgas verzichtet hat, wo es ihm militärisch genützt hätte, warum sollte er jetzt plötzlich seine Meinung ändern und Giftgas gegen Zivilisten einsetzen? Das ist ziemlich abwegig.

Frage: Es wird viel über einen begrenzten Einsatz mit rein strategischen Schlägen u.ä. geredet. Wie schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, daß der Einsatz begrenzt bleibt, oder sehen Sie die Gefahr, daß der Konflikt eskaliert und sich ausweitet?

Senator Black: Ich meine, das Argument, daß der Konflikt begrenzt bleibt, ist nur darauf angelegt, daß wir in den Krieg eintreten. Etwas ähnliches war in Libyen geschehen. Wir hatten absolut keinen Grund, Libyen anzugreifen - nicht den geringsten, aber es hieß, wir sollten einfach ein paar Bomben in der Wüste abwerfen. Ich weiß nicht mehr genau, was das ausdrückliche Motiv gewesen ist. Doch dann, noch bevor alles vorüber war, hatten wir Libyen ins finstere Zeitalter zurückgebombt! Heute hat das Land keine Regierung, keine Polizei; Menschen werden nach Belieben vergewaltigt und ermordet. Die Wirtschaft ist am Ende...

Frage: Die Wasserversorgung ist zerstört, was verheerend ist...

Senator Black: Alles, absolut alles wurde zerstört! Ich vermute, es gibt einen bestimmten Zusammenhang zwischen Libyen und Syrien. Die libysche Regierung verfügte über moderne Luftabwehrwaffen; es gibt zumindest einige Anzeichen dafür, daß US-Botschafter Stevens zu dem Zeitpunkt, an dem er umgebracht wurde [am 11. September 2012], dabei war, den Transport dieser Luftabwehrraketen nach Syrien zu arrangieren, wo sie von Al-Kaida-Rebellen benutzt werden sollten. Sicherlich sind nicht alle Rebellen von Al-Kaida, aber Al-Kaida hat das Sagen. Diese Verbindung scheint also zu bestehen.

Der wahrscheinlich beste Hinweis darauf, wo wir hinsteuern, ist eine Bemerkung von Senator John McCain, dem wohl bekanntesten Kriegsfalken. Er sagte, es mache keinen Sinn, dort einzugreifen, wenn wir nicht Präsident Assad stürzen wollen. Er sprach außerdem von einem regionalen Krieg, und daß wir letztlich gegen die Iran losschlagen müßten.

Vielen Leuten ist nicht klar, daß der Iran ein sehr großes Land ist: Es ist sehr groß und bevölkerungsstark. Es grenzt an Rußland, so daß sich Rußland, auch wenn es mit dem Iran immer wieder Spannungen gab, gezwungen sähe, Nachschub an den Iran zu liefern, wenn es zum großen Krieg kommen sollte.

Das Problem mit Syrien ist, daß es zum Ausgangspunkt eines regionalen Konfliktes werden könnte, sogar ein Weltkrieg wäre vorstellbar. Die Chinesen haben sich zunehmend scharf gegen einen Krieg ausgesprochen. Es betrifft also die Chinesen, die Russen, den Iran.

Die Rolle der Sensationspresse

Wissen Sie, als ich mich hiermit beschäftigte, habe ich an folgendes gedacht. Früher haben Schüler im Unterricht in amerikanischer Geschichte den „gelben Journalismus“ [Sensations- und Propagandapresse] studiert, und der klassische Fall hierfür war die Versenkung des Schlachtschiffs Maine im Hafen von Havanna. Die Spanier hatten zum damaligen Zeitpunkt holzwandige Segelschiffe mit Glattrohrkanonen, die einfache Kanonenkugeln abfeuerten. Wir dagegen hatten die modernste Marine der Welt mit riesigen metallgepanzerten Schlachtschiffen, die Granaten abfeuerten - das war eine ganz andere Welt! Das war ganz ähnlich, denn als die Maine sank, hieß es in allen Medien: „Denkt an die Maine! Wir müssen für die Maine Revanche üben!“ Niemand fragte, was das Motiv eines schwachen spanischen Imperiums sein könnte, ein amerikanisches Schlachtschiff nur 90 Meilen von unserer Küste entfernt anzugreifen. Das war völlig unsinnig!

Frage: Wann war das?

Senator Black: Etwa 1898. Das war der Beginn des Spanisch-Amerikanischen Kriegs. Es gibt ein weiteres Beispiel, das meines Erachtens für Deutschland von Interesse sein dürfte, denn der Grund für den Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg war die Versenkung des Passagierschiffs Lusitania. Winston Churchills Strategie war, so viele neutrale Schiffe wie möglich in Gefahr zu bringen, weil das die beste Möglichkeit wäre, andere Länder in den Krieg hineinzuziehen. Er war verschlagen und berechnend. Als die Lusitania versenkt war, versuchte Deutschland verzweifelt geltend zu machen, das Schiff hätte Munition transportiert. Doch Großbritannien und die Vereinigten Staaten taten dies als absurd ab. 2007 wurde aber das Lusitania-Wrack entdeckt und es stellte sich heraus, daß sie vier Milliarden Schuß 303-Gewehrmunition geladen hatte; und die Leute, die das Schiff untersuchten, glauben, daß sie auch Sprengstoff an Bord hatte, wovon sich jedoch viel im Lauf der Zeit aufgelöst haben mag.

Jedenfalls war klar, daß die Lusitania eine Kombination aus Passagierschiff und Munitionsschiff gewesen war, weswegen Deutschland nach Kriegsrecht eindeutig berechtigt war, dieses Schiff zu versenken. Ich meine, Winston Churchill und Präsident Wilson hatten sich abgesprochen, einen Kriegsvorwand zu suchen.

Es ist nicht allgemein bekannt, daß sehr viele Kriege nicht wirklich auf Fakten beruhen. Sie begannen unter einem Vorwand, der bewirken sollte, daß die Öffentlichkeit in einen Rausch geriet. Nicht daß alle Kriege ohne einen tieferen Grund wären, aber bei vielen, besonders bei Nationen, die sich zu Imperien aufschwingen wollten, war es fast schon wie ein Drehbuch, wie man etwas ausheckt und in Szene setzt.

Kommen wir noch einmal auf die Tatsache zurück, daß die Rebellen [in Syrien] jedes nur denkbare Motiv haben, Giftgas in den Wohngebieten von Damaskus einzusetzen, die Regierung dagegen keines. Überdies haben die Vereinten Nationen das einzige Mal, wo jemand des Einsatzes von Giftgas überführt wurde, herausgefunden, daß es die Rebellen waren. Carla del Ponte hat die Feststellung getroffen, daß die Rebellen Giftgas eingesetzt haben. Man hat nie eine Feststellung getroffen, daß die syrische Regierung Giftgas eingesetzt hat.

Frage: Wir befinden uns nun in einer anderen Geometrie, wie jedermann weiß. Wie groß ist die Gefahr, daß es zu einer Konfrontation mit Kernwaffen kommt, wie einige gewarnt haben? Auch Herr LaRouche hat klargestellt, daß jetzt eine völlig andere Lage eingetreten ist. Wie schätzen Sie diese Gefahr ein?

Senator Black: Ich meine nicht, daß wir dem schon nahe sind, aber die Dinge bewegen sich von einem Schritt zum nächsten, und sobald man bestimmte Schritte in Gang gesetzt hat, weiß man nicht, wo es enden wird. Selbst die gerissensten und zynischsten Politiker wissen nicht, wo die Dinge enden werden. Ja, alles ist vorstellbar, aber ich meine, wir sind dem noch keineswegs nahe.

Die beiden Länder, die das größte Interesse an einem Krieg haben, sind allerdings Saudi-Arabien und Israel. Natürlich verfügt Israel über Kernwaffen, es verfügt über ein sehr erhebliches Kernwaffenarsenal, soweit ich gelesen habe. Das ist sehr bedenklich - denn gerade in den Vereinigten Staaten machen viele dieser ausländischen Mächte starken Druck, uns in einen solchen Krieg hineinzuziehen. Überdies gibt es die sogenannten „Neo-cons“; das sind Leute, die sich außer um Krieg und Empire im Grunde um nichts scheren. Ich bin überzeugt, daß es Bestrebungen gibt, im Nahen Osten ein neokoloniales Imperium zu schaffen, das sich vom Iran bis zum Sudan erstreckt.

Frage: Da wir nun bereits Rechtsfragen angesprochen haben: Worin liegt Ihrer Ansicht nach die Legitimität eines amerikanischen Eingreifens in Syrien sowohl nach dem Völkerrecht wie dem Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten?

Senator Black: Nach amerikanischem Verfassungsrecht hat der Oberkommandierende erhebliche Macht. Es hat immer Auseinandersetzungen darüber gegeben, ob der Oberkommandierende eine Zustimmung zur Kriegserklärung braucht, aber ich bin mir nicht sicher, ob das der augenblickliche Rechtszustand ist. Da der Präsident jedoch erklärt hat, er wolle den Kongreß darüber abstimmen lassen, so denke ich, daß er daran auch gebunden ist. Wenn der Kongreß mit „Nein“ stimmen sollte, wäre ich überrascht, wenn der Präsident einfach weitermachte.

Die Menschen wollen den Krieg nicht

Der Widerstand ist erheblich; die Menschen wollen es nicht. Man hat gesehen, was in Großbritannien geschehen ist [Ablehnung des Kriegs im Unterhaus], wo die Zustimmung am allerniedrigsten ist - ich glaube, noch niedriger als in Deutschland -, dort liegt die Zustimmung für einen Angriff fast bei null. In Frankreich, dem stärksten Befürworter und Verbündeten der Vereinigten Staaten, ist die Bevölkerung im Verhältnis von 2:1 gegen einen Syrienkrieg.

Die Unterstützung ist also sehr gering. Auch der Vatikan hat sich dagegen ausgesprochen, die Vereinten Nationen, das Internationale Rote Kreuz sowie eine Vielzahl von Ländern. Deutschland hat, soweit ich weiß, einfach erklärt, es werde dabei nicht mitmachen... Und ich denke, Deutschland wäre gut beraten, sich herauszuhalten. Es gibt dabei nichts zu gewinnen und alles zu verlieren. Machen Sie es wie die Schweiz und sagen: „Das geht uns nichts an!“

Frage: Einige Kongreßabgeordnete, insbesondere der Republikaner Walter Jones aus Nord-Carolina, haben erklärt, man müsse gegen Präsident Obama ein Amtsenthebungsverfahren einleiten, wenn er ohne Zustimmung des Kongresses einen Krieg beginnt. Wie stehen Sie dazu?

Senator Black: Es ist so, daß Gesetzesverstöße, die ein Amtsenthebungsverfahren nach sich ziehen, im Gesetz sehr weit gefaßt sind, und ich denke, daß trifft formell zwar zu, aber er will ja den Kongreß befragen, was ihm wahrscheinlich auch jedwede politische Unterstützung brächte, die er braucht.

Eine ganz andere Frage ist natürlich die Legitimität nach dem Völkerrecht. Es geht ja um ein Land, das uns nicht angegriffen hat und auch kein anderes Land angegriffen hat. Es handelt sich um einen Bürgerkrieg, und die Vereinten Nationen haben keine Sanktionen verhängt und werden es auch nicht tun. Das Völkerrecht ist darin sehr flexibel. Es ist eher ein Machtinstrument denn ein normales Rechtsinstrument. Meines Erachtens ist das eigentliche Problem für Präsident Obama kein rechtliches, sondern die mangelnde öffentliche Unterstützung. Es geht hier ganz entscheidend darum, daß wir die Öffentlichkeit gegen ein militärisches Eingreifen mobilisieren.

Frage: Noch eine letzte Frage zu Syrien. Haben Sie eine Vorstellung, welche Politik die Vereinigten Staaten betreiben müßten, um Frieden im Nahen Osten zu schaffen?

Senator Black: Das ist ja mal eine ganz neue Frage! [lacht] Wissen Sie, als Präsident Obama gewählt wurde, hieß es, wir würden in fünf bis sechs Monaten unsere Truppen zurückziehen und dann dort weg sein. Doch viele Jahre danach sind wir immer noch da; wir haben im Irak, in Afghanistan, Jemen, Somali, Uganda und Libyen gekämpft. Wir sind mit Sicherheit in die Kämpfe in Syrien verwickelt, auch wenn wir dort keine eigenen Leute eingeflogen haben. Ich habe wahrscheinlich noch drei, vier, fünf oder mehr Länder ausgelassen, die mir im Moment nicht einfallen.

Ich bin fest davon überzeugt, daß der Nahe Osten eine andere Kultur hat, und das müssen wir als erstes zur Kenntnis nehmen. Als wir damals diese Kriege begannen, war der Bedarf an Öl riesig, doch heute haben wir dank des Fracking-Wunders einen Ölboom - ähnlich wie der Goldrausch. Es gibt also keinen Grund mehr, daß die Vereinigten Staaten überhaupt noch Öl importieren müßten. Es ist sogar möglich, daß wir eine ganze Menge Öl exportieren werden, und damit ist eines der Motive, warum wir uns so stark im Nahen Osten engagiert haben, einfach verschwunden. Den Bedarf an Rohstoffen gibt es nicht mehr, und damit auch nicht die Vorstellung, daß wir dort irgendwie „Demokratie“ schaffen müßten. Wir haben das häufig in der Vergangenheit versucht, etwa während der Bananenkriege in Mittelamerika. Es war wirklich ein Krieg um die Bananen und wer diesen Markt beherrscht! [lacht] Das hatte nichts mit Demokratie zu tun! Aber als wir dort unten amerikanische Verfassungsgrundsätze durchzusetzen versuchten, konnte das nicht funktionieren, weil dafür die kulturellen Voraussetzungen fehlten.

Deswegen müssen wir wohl zu der Erkenntnis kommen, daß sich die Nahostländer selbst um die Nahostprobleme kümmern müssen. Wenn diese dann meinen, etwas unternehmen zu müssen, dann ist das ihre Sache. Es sollte jedenfalls nicht die Aufgabe des Westens sein, einzugreifen und weiter ein Land nach dem anderen zu zerschlagen.

Zurück zu konservativen Bankpraktiken

Frage: Kommen wir nun zu der Diskussion um Glass-Steagall. Eine wachsende Zahl von Landtagsabgeordneten aus beiden Parteien haben entsprechende Resolutionen eingereicht. Worin sehen Sie den größten Gewinn, wenn Glass-Steagall wieder eingeführt wird?

Senator Black: Das Glass-Steagall-Gesetz wurde meines Wissens 1933 verabschiedet. Franklin Roosevelt war damals Präsident. Das ist eines der wenigen Dinge, in denen ich mit ihm übereinstimme, was er da gemacht hat, als er die Investmentbanken von den traditionellen Banken trennte. Das traditionelle Bankwesen war sehr konservativ, und es war ein sehr kapitalistisches System, in dem man sich ein Urteil über die Leute machte, an die man Geld verlieh, und auf dieser Grundlage wurde entschieden, ob jemand kreditwürdig war oder nicht.

Heute findet im Investmentbanking ein riesiges Glücksspiel statt, was an und für sich nicht ein so großes Problem wäre, wenn nicht dabei das von der Federal Reserve gedruckte Geld verzockt würde. Diese Trennung muß also wiederhergestellt werden, wir müssen zum traditionellen Bankgeschäft zurückkehren. Dann bleibt immer noch ein Platz für das Investmentbanking, auch für die Spekulation - kein Problem -, aber beides sollte nicht miteinander vermischt sein.

Ich bin selbst ein wenig überrascht, wieviel Fahrt die Kampagne zur Rückkehr zu Glass-Steagall aufgenommen hat. Einen Teil dazu beigetragen hat wohl die Verabschiedung des Dodd-Frank-Gesetzes, das eines dieser komplexen Ungeheuer ist. Im Kongreß hat sich eine Tendenz entwickelt, in tausend Seiten lange Gesetze etwas für jeden hineinzuschreiben. Dagegen umfaßte das Glass-Steagall-Gesetz nur ein paar Seiten, als es geschrieben wurde; es war also ganz grundlegend und ganz einfach.

Interessant ist, daß man die alten Verhältnisse wiederherstellen will. Eines der stärksten Argumente ist, daß das Gesetz meines Wissens erst 1999 abgeschafft wurde. Es hat also das Bankensystem während dieser gesamten Zeit stabilisiert, und nur wenige Jahre danach geriet die Wirtschaft in völlige Unordnung. Nach wie vor stecken gewaltige unbekannte Risiken im System überall auf der Welt. Nachdem jetzt alles globalisiert ist und alle Länder im Handel miteinander vernetzt sind, ist es so ähnlich wie in der Welt der Geheimdienste, wo man alles möglichst unterteilen will, damit im Falle einer Aufdeckung der Schaden begrenzt bleibt und nicht alles kaputtmacht. Das gleiche gilt für das Finanzwesen: Man will kein System, das so untereinander vernetzt ist, daß alles zusammenbricht, wenn ein Teil zusammenbricht. Das ist die Lage heute. Wir müssen deshalb zu traditionellen, konservativen Methoden im Bankgeschäft zurückkehren.

Frage: Glass-Steagall-Resolutionen wurden bisher in 24 Bundesstaaten vorgelegt. Sehen Sie die Möglichkeit, daß es auch im US-Kongreß zur Abstimmung gestellt wird, wenn der Kongreß nächste Woche wieder zusammentritt?

Senator Black: Ich weiß, daß dem Kongreß eine Resolution vorliegt, und ich weiß, daß sie eine Menge Unterstützung hat. Ich weiß nicht, ob die Unterstützung ausreicht, um weiter zu gehen. Aber allein die Tatsache, daß die Resolution vorliegt und darüber diskutiert wird, ist meines Erachtens gut. Alles, was in den von Ihnen erwähnten 24 Bundesstaaten geschah, begann bei uns [in Virginia] mit einem gescheiterten Versuch. Die Resolution brachte es dort nicht weit, aber mit ihr begann ein Prozeß, um sie in anderen Bundesstaaten und auch im Kongreß voranzubringen.

Meiner Meinung nach funktioniert bei uns in vielen Bereichen gar nichts mehr. Die Regierung funktioniert nicht mehr, denn die Komplexität der Dinge übersteigt inzwischen jedes menschliche Vorstellungsvermögen. ObamaCare [Obamas „Gesundheitsreform“] ist hierfür ein gutes Beispiel. Der Gesetzestext allein wiegt fast 25 Kilogramm, die Durchführungsbestimmungen füllen weitere 17.000 Seiten, und jeden Monat kommen wahrscheinlich 1000 weitere hinzu! Niemand blickt da noch durch - niemand. Wenn jemand im Alter von 20 Jahren anfinge, dieses Gesetz zu studieren, wäre er am Ende ein alter Mann, und würde es immer noch nicht verstehen!

Wir überfrachten die Gesetze mit viel zuviel Wirrwarr, und ich weiß nicht, wie man das ändern soll. Wir brauchen wohl eine Krise oder wir brauchen eine vernünftigere Bundesregierung, um in dieser Frage voranzukommen.

Aber ich denke, die Tatsache, daß die Resolution vorliegt, ist gut; sie ist viel weiter gekommen, als ich dachte. Ich befürchtete schon, nach unserem eigenen kleinen Vorstoß wäre schon alles vorbei. Doch Pat Salisbury [von LaRochePAC] sei Dank; sie ließ nicht locker und hat sie überallhin getragen. Das war sehr hilfreich, möchte ich meinen.

Frage: Diese unlesbaren Gesetze wurden immer weiter aufgebläht. Herr LaRouche sagt hingegen, man solle einfach das ursprüngliche Glass-Steagall-Gesetz nehmen und nicht weiter darüber debattieren. Man beläßt es bei den 36 oder 38 Seiten, wie viele es auch gewesen sein mögen, und könnte mit einem solchen Gesetz einen Durchbruch erzielen.

Senator Black: Richtig! Völlig richtig! Einfachheit hat einen ungeheuren Wert. Wenn etwas einfach ist, kann man es auch verstehen und man kann Dinge auf nationaler Ebene in Gang setzen. Den Menschen ist dann klar: „Jawohl, es muß dieses und jenes gemacht werden.“ Wenn dann Teile der Banken abgespalten werden, wären wir in einer viel besseren Lage.

Deutschland braucht mehr Kinder

Frage: Eine ganz andere Frage. Sie haben mehrere Jahre in Deutschland gelebt. Möchten Sie den Deutschen etwas besonderes mitteilen?

Senator Black: Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich die Deutschen liebe. Die besten Nachbarn, die wir jemals hatten, wohnten in dem Städtchen Heltersberg in der Nähe von Kaiserslautern. Das waren einfach wunderbare Leute.

Das meiste, was mir am heutigen Deutschland Sorge bereitet - und das war schon meine Sorge in den 80er Jahren, als ich hier war -, ist, daß die Deutschen keine Kinder haben. Dadurch entsteht für das Land eine gewaltige Krise. Ich sehe, daß viele Frauen ihre Hunde spazieren führen - ich habe nichts gegen Hunde, aber sie sollten lieber ihre Kinder ausführen…

Frage: … zusammen mit ihren Hunden.

Senator Black: [lacht] Ja, mit ihren Hunden! Es stimmt aber, die Bevölkerungsentwicklung eines Landes ist seine Zukunft! Deutschland hat in der Welt eine wichtige Rolle zu spielen, und die Deutschen sind eines der intelligentesten und fleißigsten Völker auf der Erde; es wäre eine große Tragödie, wenn Deutschland aus Mangel an Kindern einfach verschwände.

Ich würde also für Deutschland beten, daß die Menschen wieder den Mut haben, große Familien zu gründen. Junge Leute sollten jung heiraten, so daß sie mehr Kinder bekommen können. Sonst wird Deutschland künftig kein Staat mehr sein. Das wäre ein riesiges Problem.

Meine Nachbarn in Heltersberg waren noch von der Kriegsgeneration. Ich mochte sie sehr. Ich bewunderte sie, wir tranken Schnaps miteinander und sprachen über die alten Zeiten in dem Ort und solche Sachen. Damals war es noch so, daß es ganz viele Witwen gab. Es fehlten einfach die Männer, weil so viele gefallen waren.

Darüber sind wir inzwischen weg, und ich meine, die Kultur muß sich ändern, damit die Menschen angeregt werden, nicht nur ein Kind zu haben, sondern sechs, acht oder zehn Kinder, um dem Land wieder die Tatkraft zu verleihen, die es einmal hatte. Das wäre zum Wohle der ganzen Welt. So viele Dinge stammen aus Deutschland. Wenn man eine Liste mit all den großen Dingen aufstellte, die jemals erfunden oder entwickelt wurden, dann käme wahrscheinlich die Hälfte davon von hier. Man fände wahrscheinlich genauso viele kreative Menschen in Deutschland wie in den Vereinigten Staaten, welche die zweithöchste Zahl haben.

Offen gesagt, der Grund dafür, daß in den Vereinigten Staaten so viele Erfindungen und Patente gemacht werden, ist der, daß viele Deutsche zu uns gekommen sind. Meines Wissens waren die Deutschen in den Vereinigten Staaten einst die stärkste Gruppe.

Uns stellt sich heute ein ähnliches Problem, wo viele Menschen in das Land kommen, aber das sind nicht unbedingt die gleichen, die ursprünglich das Land besiedelten. Es heißt immer noch, wir seien ein Einwanderungsland, was teilweise stimmt, aber wir waren einmal ein Land von Siedlern in einem riesigen, menschenleeren Kontinent.

Ich habe jedenfalls an die Deutschen, die ich kannte, die schönsten Erinnerungen. Inzwischen sind die meisten von ihnen wohl schon verstorben; ich war damals ein junger Offizier und sie waren schon älter.

Aber dies ist die erste, zweite und dritte Vordringlichkeit, die ich Deutschland auftragen würde. An vierter Stelle würde ich sagen: Halten Sie sich aus Kriegen raus! Sie dürfen sich nicht in den Schlamassel in Syrien hineinziehen lassen, was immer der Rest der Welt auch tut. Es wäre nicht zum Vorteil Deutschlands.

Frage: In dem Zusammenhang habe ich noch eine weitere Frage zu Syrien. Sie sagten vorhin, es gebe zwei Länder im Nahen Osten, die ein Interesse daran hätten, den Krieg gegen Syrien auszuweiten. Sie nannten Israel und Saudi-Arabien. Gestern wurde von russischer Seite berichtet, Israel hätte zwei Raketen ostwärts in Richtung Rußland abgefeuert. Das sei von Rußland beobachtet worden. Was denken Sie darüber? Warum sollten Israel und Saudi-Arabien ein Interesse an einer Eskalation haben?

Senator Black: Das ist ein seltsames Paar, denn die Saudis sind extrem radikale Islamisten. Sie haben größte Verachtung für die Juden, aber es gibt auch ein gemeinsames Interesse: Israel fürchtet sich vor Kernwaffen im Iran, und das ist zum gewissen Grad auch das Motiv von Saudi-Arabien. Meine Sorge ist, daß das Motiv Saudi-Arabiens noch darüber hinaus geht, denn das Land hat ein Interesse, die dschihadistische Mentalität über die ganze Welt zu verbreiten, und das ist sehr gefährlich.

Sollte Syrien fallen, würde das Land sehr schnell von Al-Kaida und seinen Ablegern beherrscht werden. Das sind barbarische, unglaublich grausame Leute, die Priester enthauptet und Nonnen vergewaltigt haben. Sie hassen die Christen. Im übrigen spricht niemand von den Christen [in Syrien]. Es gibt dort eine wirklich große christliche Gemeinde; diese Gemeinden wurden noch von den ursprünglichen Aposteln gegründet, die das Brot mit Jesus Christus brachen. Sie zogen nach Syrien, wo sie eigene Gemeinden gründeten, und diese gibt es bis heute.

Wenn Syrien fallen sollte, dann haben die Al-Kaida-Leute bereits klargestellt, daß sie unter den „Ungläubigen“ aufräumen und alles zerstören werden. Auch bereitet es Sorge, daß die Türkei immer islamistischer wird. Sie war bisher neutral, was viele Jahre lang für den Westen von Vorteil war. Sie war ein recht guter Verbündeter des Westens. Doch Ministerpräsident Erdogan verschob die Gewichte mehr und mehr, und bekam schließlich die Oberhand über das Militär. Sollte sich an seiner Grenze ein radikales Regime etablieren, würde dies die Radikalisierung der Türkei beschleunigen, und die Türkei würde zu einem Dolch am Herzen Europas.

Das ist in meinen Augen eine reale Gefahr. Es ist noch nicht soweit. Die Menschen versuchen sich zu wehren, so wie sich das Volk jetzt in Ägypten erhoben hat. Der größte Sieg im Krieg gegen den Terror war keine der Schlachten, die wir geschlagen haben. Es war der Umstand, daß [der ägyptische] Präsident Mursi zu weit gegangen ist; er versuchte ein diktatorisches Regime zu errichten, doch das verfing nicht ganz. Plötzlich waren, glaube ich, 33 Millionen Menschen auf der Straße - das ist der größte Protest in der Menschheitsgeschichte in allen Ländern!

Mir kam es von Anfang an absurd vor, daß das Militär einen Putsch durchgeführt haben sollte. Nein, das Volk hat den Putsch durchgeführt. Wenn 33 Millionen Menschen auf der Straße sind, kann das Militär, ganz gleich, was es selbst vorhatte, wohl nur noch dafür sorgen, daß es einen friedlichen Übergang gibt, damit nicht alle Anhänger der Moslembrüder fortgejagt und am nächsten Laternenpfahl aufgeknüpft würden. Dem waren wir sehr nahe.

In Ägypten gab es somit eine sehr gute Entwicklung - eine, mit der wir nichts zu tun hatten. Wir wurden von dem Geschehen ziemlich überrascht, und nun hat man damit begonnen, eine säkulare Regierung einzusetzen, die auch gut mit den westlichen Mächten zusammenarbeiten wird. Es hilft also nicht immer, sich in alle Probleme einzumischen.