Nr. 39, 25. September 2013
Verlagerung des Aufbauimpulses an den Pazifik
Bei der Übersetzung dieses Artikels für die Neue Solidarität fiel
mir auf, wie stark sich die globale wirtschaftliche Gewichtung verschoben
hat.
Als wir vor fast einem Vierteljahrhundert, nach dem Mauerfall, das Konzept
des „Produktiven Dreiecks Paris-Berlin-Wien“ ausgearbeitet haben – was
damals eine begeisternde Arbeit war, bei der wir vieles gelernt haben –,
gingen wir noch davon aus, daß wir die brachliegenden Produktionskapazitäten
Mitteleuropas nutzen würden, um die Welt zu entwickeln. Aber heute gibt es nur
noch klägliche Reste dieser Kapazitäten, und deshalb muß der Wiederaufbau der
Weltwirtschaft jetzt am anderen Ende Eurasiens gestartet werden – in
China, Japan, Korea, im russischen Fernen Osten –, und wir müssen dann
die Motorwirkung dieser Entwicklung nutzen, um uns dranzuhängen und unsere
Kapazitäten wieder aufzubauen. Der Motor ist jetzt nicht mehr Mitteleuropa,
sondern der pazifische Korridor, und wir sind nicht mehr die Lokomotive,
sondern nur noch angehängter Waggon im Zuge des Menschheitsfortschritts
– wenn wir wenigstens klug genug sind, uns dranzuhängen. Es wird lange
dauern, bis wir den alten Slogan „Deutsche Technik für die Welt“ wieder mit
Leben erfüllen können. Was uns dabei helfen wird, ist der immer noch gute Ruf
der deutschen Technik in der übrigen Welt, die es nicht verstehen kann, wie
wir so dumm sein konnten, das, was uns einst reich gemacht hat, ohne Not
aufzugeben.
Alexander Hartmann