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Neue Solidarität
Nr. 32, 6. August 2014

„Aus jedem Krieg kann ein Vernichtungskrieg werden“

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wird vermehrt vor der Gefahr eines nuklearen Dritten Weltkriegs gewarnt, während aus den Medien ständig Kriegspropaganda gegen Rußland über die Bevölkerung schwappt.

Gerd Krumeich, Professor der Düsseldorfer Universität und Ehrenvorsitzender des Arbeitskreises Militärgeschichte, zog in einem Radiointerview mit dem Deutschlandfunk am 25. Juli eine Parallele der heutigen strategischen Weltlage zu den Ereignissen, die vor hundert Jahren zum Ersten Weltkrieg führten. Die Lage sei ähnlich wie 1914, aber diesmal mit Kernwaffen, erklärte er, fügte allerdings mit einem gewissen Wunschdenken hinzu, die heutigen Regierungen hätten die Lehren aus jener Zeit gezogen: „Die Steinmeiers aller Länder wissen heute genau, um was es geht. Und wir haben natürlich auch die Drohung, viel massiver als damals, daß jeder Krieg zu einem atomaren Krieg und zu einem Vernichtungskrieg werden kann. Das haben sie zwar damals auch schon ein bißchen gewußt, aber sie hatten ja noch keine Atombomben, und die haben wir. Das ist der qualitative Unterschied.“

Krumeich identifiziert ein entscheidendes Element der Kriegsdynamik 1914, das sich 1:1 auf die heutige Europäische Union übertragen läßt - den Drang, gegen globale Konkurrenz immer größer zu werden: „Man ist der Meinung, in Deutschland, aber auch in anderen Ländern damals, ein großer Staat muß ein Empire werden. Man kann nur überleben im Konkurrenzkampf der Großen, wenn man selber sehr groß ist. Deshalb ist eine Größer-werden-Idee immer verbunden mit einer Niedergangsidee, wie das damals gesagt wurde: Weltmacht oder Untergang.“ (siehe http://www.deutschlandfunk.de/der-weg-in-den-ersten-weltkrieg-deutschland-hatte-1914-nur.694.de.html?dram:article_id=292678)

Krumeichs Schlußfolgerungen sind gängiges Denken unter dem vernünftigen Teil der politischen und militärischen Eliten der mächtigsten Nationen der Welt, auch in den Vereinigten Staaten. Nationen wie Rußland und China haben es sogar schon länger zu einem Grundprinzip der Politik erhoben, daß Krieg heute kein Mittel der Konfliktlösung zwischen Nationen mehr sein kann. Trotzdem drängen die vom Britischen Empire dominierten Regierungen Westeuropas und der USA jetzt auf eine endgültige Machtprobe mit Rußland (und später mit China), wozu die Ukraine als Vorwand dient.

In Wirklichkeit haben die dramatischen strategischen Spannungen, die gegenwärtig geschürt werden - z.B. mit der Hetzkampagne gegen Präsident Putin in den Massenmedien - überhaupt nichts mit einzelnen speziellen Konflikten wie der Ukraine zu tun, dafür um so mehr mit der Tatsache, daß das Empire bankrott ist. Um ihr sterbendes System zu retten, inszenieren die Geldelite des Empires und ihre Lakaien wie US-Präsident Obama Provokationen, verbreiten unverschämte Lügen und wenden in den strategischen Krisenherden der Welt Terrortaktiken an. Ihre Verzweiflung ist noch mehr gewachsen, seit sich in den letzten Monaten und Wochen immer klarer eine Alternative zu ihrem System abzeichnet - in Form der Schaffung des Keims eines neuen Währungssystems beim BRICS-Gipfel in Brasilien, wie auch in Form der Bekräftigung der Grundprinzipien der amerikanischen Verfassung in den Vereinigten Staaten. Dagegen führt das Empire Krieg, und erst wenn das Empire nicht mehr existiert, werden auch diese Kriege aufhören.

Rußland als Ziel

Der Abschuß des malaysischen Verkehrsflugzeugs MH-17 dient der Kriegspartei im Westen als Vorwand, um die Kampagne der Lügen und Aggressionen gegen Rußland massiv zu verschärfen - ohne jede Rücksicht auf die Tatsachen. Das russische Verteidigungsministerium hat seine Aufklärungsdaten über die Vorgänge in der Südostukraine veröffentlicht und die USA dringend aufgefordert, ihre eigenen Echtzeit-Satellitendaten ebenfalls offenzulegen, aber die Vereinigten Staaten weigern sich, die Satellitenaufnahmen freizugeben. Statt dessen verbreiten sie so armselige angebliche „Beweise“ wie über Twitter verbreitete Agenturfotos.

Auch in Malaysia ist man schockiert darüber, daß die Welt einfach ohne irgendwelche forensischen Beweise die Linie der Regierung Obama und der NATO glauben soll, die Russen seien schuld. Nicht zuletzt, nachdem die Welt bereits ihre Erfahrungen mit gefälschten Beweisen und Aktionen unter falscher Flagge gemacht hat, so wie bei dem angeblichen Chemiewaffeneinsatz der syrischen Regierung im letzten Jahr und den „Beweisen“ für das angebliche Atomwaffenprogramm von Saddam Husseins Irak. (Lesen Sie dazu auch unseren Gastkommentar des malaysischen Gelehrten Dr. Chandra Muzaffar in dieser Ausgabe.)

Washington, London und Brüssel ignorieren schamlos, daß das von ihnen an die Macht gebrachte Kiewer Naziregime im eigenen Land massenmörderische Bombardements von Städten in der Südostukraine durchführt und mit seinen Militäraktionen den Zugang zur Absturzstelle des Flugzeugs blockiert und dort vielleicht sogar Beweise vernichtet. Egal wieviel Blut der Zivilbevölkerung in Luhansk und Donezk vergossen wird, die transatlantischen Mächte bleiben bei ihrer Litanei: „Putin ist schuld.“

Inzwischen werden als nächste Stufe in dem faktischen Krieg der NATO gegen Rußland die Wirtschaftssanktionen verschärft und militärisches Gerät (und möglicherweise auch Truppen) zur Verfügung gestellt. Unter dem Druck Obamas und des britischen Premiers David Cameron kündigte die Europäische Union am 29. Juli ein neues Sanktionspaket an, das „den Zugang staatlicher russischer Finanzinstitute zum europäischen Kapitalmarkt einschränkt, ein Embargo für den Handel mit Waffen verhängt und den russischen Zugang zu sensitiven Technologien im Bereich des Ölsektors beschränkt“, wie es in einer Erklärung der EU heißt. In den Vereinigten Staaten dürften ähnliche Schritte folgen.

Die Sanktionen sind selbstmörderisch für die noch verbliebene Industrie in der EU. Nach Angaben der Industrieverbände können sie Deutschland 300.000 und Frankreich 100.000 Arbeitsplätze kosten. Ein Indiz dafür, welche schwerwiegenden Folgen auf Europa als Bumerang zukommen, ist die Tatsache, daß heutzutage viele westeuropäische Kernkraftwerke ohne russische Bauteile nicht mehr funktionieren. Auch Rußland wird natürlich unter Engpässen leiden, und für russische Unternehmen wird es schwer werden, Kredite zu erhalten.

Moskau reagiert sehr nüchtern. Außenminister Sergej Lawrow sagte in einer Pressekonferenz am 28. Juli: „Wir werden alle Schwierigkeiten, die in einigen Bereichen der Wirtschaft entstehen können, bewältigen, und vielleicht werden wir auch etwas unabhängiger werden und uns mehr auf unsere eigene Stärke verlassen.“ Es seien bereits Maßnahmen getroffen worden, um notwendige Rüstungsgüter zu ersetzen.

Völkermord in Südwestasien

Hinzu kommen die mörderischen Kriege in Südwestasien, besonders die der von Saudi-Arabien finanzierten Dschihadisten im Irak und in Syrien und der israelische Angriff auf die Palästinenser in Gaza. Auch wenn durch sie keine unmittelbare Konfrontation zwischen Rußland und der NATO droht, entsprechen sie voll und ganz den Plänen des Empires. Indem in dieser Region ein endloser Religions- und Konfessionskrieg geschürt wird, macht man daraus einen Nährboden für Terroristen, die vom Empire gelenkt oder aus eigenem Antrieb das Blutvergießen in die ganze Welt tragen.

Beispielhaft hierfür sind uigurische Terroristen in der chinesischen Provinz Xinjiang. Wie wir berichteten und auch chinesische Medien melden, wurden eine Gruppierung uigurischer Muslime in das Netzwerk britisch-saudischer Terrorbanden in Südwestasien hineingezogen und dort in ihren blutigen Künsten ausgebildet, um dann nach China zurückzukehren und dort Terrorakte zu verüben. In den letzten Monaten gab es vermehrt solche terroristischen Zwischenfälle in China, so zuletzt am 29. Juli.

Andere Modelle für solche Einsätze sieht man in den Terroranschlägen in Rußland und natürlich auch in den Anschlägen des 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten.

Ein so skrupelloser Massenmord wie der Israels in Gaza oder von ISIS im Irak und in Syrien gegen alle, die sich ihrer radikalen Abart des Islam verweigern, hat aber natürlich nicht nur die Folge, daß er immer mehr Terroristen ausbrütet. Wenn die Weltgemeinschaft eine solche Barbarei toleriert, zeigt das auch eine allgemeine Entmenschlichung der Kultur, den Abstieg in ein finsteres Zeitalter, in dem ungeheuerliche Grausamkeiten stumpf hingenommen werden.

Das ist der Weg, der uns in den Weltkrieg führen kann, weil jedes Gefühl für die Menschlichkeit und die gemeinsamen Ziele der Menschheit verloren geht. Nur diese gemeinsamen Ziele bilden die Grundlage, um die Welt aus der Katastrophe herauszuführen.

Als der Erste Weltkrieg begann, dachten die Beteiligten, er würde beschränkt und kurz sein, aber es wurde ein furchtbares, weltweites Blutbad daraus. Die Folgen des Krieges trugen dann zum Aufstieg des Faschismus bei, der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs brachte. Heute stehen wir am Rande des Dritten Weltkriegs, mit einer Dynamik, die vielen unaufhaltsam erscheint. Diese Dynamik muß jetzt gestoppt werden - von all denen, die bereit sind, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen.

Nancy Spannaus