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Neue Solidarität
Nr. 5, 29. Januar 2014

Die Wallstreet ist das Problem -
nicht „die faulen Katholiken“ in Südeuropa

Hans-Olaf Henkel: Die Euro-Lügner, Heyne, 19,99 Euro.

Ein Gewinn für die politische Landschaft Deutschlands ist Hans-Olaf Henkel mit Sicherheit nicht. In seinem jüngsten Buch Die Euro-Lügner, mit dem er für die AfD in den Ring steigt, legt er das ansonsten gepflegte Image des cool-trockenen Managers ab und läßt seiner Wut auf alles Südländische (außer wenn es um seine Ferien geht) dermaßen freien Lauf, daß mit dem Verlust jeglichen Wahrheitsgehalts seiner Analyse auch längst überwunden geglaubte Töne gefährlich neu anklingen.

Nach unzähligen Plattheiten im Bildzeitungsstil, die sich durch das ganze Buch ziehen, wie z.B. - die Südländer wollen nur an unser Geld - hauptsächlich südländische Banken sind Zockerbanken - man nimmt uns aus - wir zahlen alles, wir retten alle - keiner weiß es - keiner dankt uns - man nimmt also das Geld der Deutschen, und dafür bekommen sie ein Hitler-Bärtchen angemalt -, wird die Eurokrise am Schluß, wer hätte es vermutet, ganz ungeniert sogar zur Religionsfrage erklärt. Wir lesen auf Seite 218:

Und zu den Südländern zählt Hans-Olaf Henkel insbesondere auch Frankreich. Zweifellos richtig, daß der damalige französische Präsident Mitterrand eine gewisse Rolle bei der Einführung des Euro spielte, aber wieso nimmt sich Henkel das Recht, Frankreich unumwunden zum „größten Gefahrenherd“ sowohl für die Währungsunion als auch für Deutschland zu erklären? Vergißt dieser Mann in seiner Wut, welcher Anstrengung es bedurfte, die alte Feindschaft nach zwei fürchterlichen Kriegen durch gemeinsame wirtschaftliche Zusammenarbeit zu überwinden? Aber in diese Richtung denkt er nicht, nur in die Richtung des Abtrennens, des Abspaltens, um loszuwerden, was (nach seiner Einschätzung) deutsche Steuergelder verschlinge, „unser Geld“: Rettet unser Geld!!!

Daß Menschen in Südeuropa die Krise bereits mit dem Leben bezahlen, scheint ihn kalt zu lassen.

Zu Diensten transatlantischer Zocker

Wut macht bekanntlich blind. So die absurde Behauptung, vor allem südländische Großbanken hätten auf „Teufel komm raus“ gezockt. Dabei pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß allein schon die betrügerischen Geschäfte der Deutschen Bank das ganze transatlantische Haus zum Einsturz bringen können, und von 29 systemrelevanten Banken befinden sich gerade mal zwei in Südeuropa und vier in Frankreich.

Werfen wir einen Blick über den Atlantik, zur Bank of America Merrill Lynch, deren Berater Professor Henkel in Deutschland ist. Ausgerechnet Merrill Lynch, deren Investment-Management-Geschäft 2006 mit dem Finanzunternehmen Black Rock fusionierte, gehörte zu den großen Zockern und endete mit riesigen Verlusten im Strudel der Immobilienkrise, bis sie durch die rettende Fusion mit Bank of America aufgefangen wurde. Es sei dem Professor empfohlen, die Einzelheiten darüber und wie die ganze Finanzkrise entstanden ist, im Bericht der Untersuchungskommission der US-Regierung FCIC von 2011 zu studieren. Darin wird im Detail beschrieben, wie durch die Deregulierung der Finanzmärkte, besonders durch die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes und mit Hilfe korrupter Ratingagenturen eine Pyramide toxischer Finanzpapiere und aberwitziger Spekulationstitel entstand, von denen längst große Teile vollkommen wertlos als sogenannter Giftmüll das transatlantische Finanzsystem durchziehen.

Diese marode Struktur, künstlich und betrügerisch gerettet, wieder und wieder, bedroht uns alle, die gesamte westliche Allianz.

Die Wall Street ist das Problem, Herr Professor - nicht „faule Katholiken“ in den Südländern!!!!!

Das Konzept zur Spaltung Europas in Nord und Süd stammt aus der Feder zweier polnischer Experten, Stefan Kawalec und Ernest Pytlarczyk, die, wie Henkel selbst, mit der britisch finanzierten liberalen Denkfabrik Open Europe verbunden sind und ihr Papier über die „Kontrollierte Auflösung der Eurozone“ trickreich als Solidarität mit dem Süden anpreisen. Daraus wurde inzwischen das European Solidarity Manifesto, das besonders von Leuten unterstützt wird, die der Kategorie „very british“ zuzurechnen sind. Hans Olaf Henkel, der keinen Hehl daraus macht, daß er die deutsch-französische Allianz lieber heute als morgen für längst überflüssig erklären würde, verkündet auch schon die neue Allianz seiner Wünsche: „Und warum verknüpfen wir unser Schicksal auf Gedeih und Verderb mit unseren ausgabefreudigen, staatsgläubigen und zum Sozialismus neigenden Nachbarn, wenn wir uns ebenso gut mit den Briten liieren könnten, die uns mentalitätsmäßig viel näher stehen?“

Es grüßt die City of London.

Statt Mentalität sollten richtige Grundsätze die politischen Beziehungen bestimmen, Grundsätze über realwirtschaftliche Entwicklung, gemeinsamen technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, kurz all das, was seit der unsäglichen Deregulierung der Finanzmärkte dem Geldrausch und dem Spielkasino zum Opfer gefallen ist und dazu geführt hat, daß ein Wirtschaftssystem entstanden ist, das tötet.

Deswegen brauchen wir dringend:

Andrea Andromidas