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Neue Solidarität
Nr. 52, 24. Dezember 2014

Eine internationale Initiative des Schiller-Instituts

Leona Sophia Meyer berichtet vom Berliner Schillerfest 2014.

Die Welt befindet sich in einem wachsenden Spannungsfeld zwischen den europäischen Ländern und den USA einerseits und Rußland, China und den BRICS-Ländern (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika) andererseits. Aber kann man sich selbst als Beobachter aus diesem Prozeß ausklammern und unbeteiligt kommentieren und zusehen, was geschieht? Nein! Jedes Handeln und jedes Nicht-Handeln hat in dieser angespannten Weltlage Konsequenzen.

Vor 30 Jahren hat Helga Zepp-LaRouche das Schiller-Institut gegründet, das seit dem Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren und dem Ende des Eisernen Vorhangs für eine gemeinsame Entwicklung von Ost und West mobilisierte. Unter dem Namen der Neuen Seidenstraße und des wachsenden Konzepts der Weltlandbrücke veranstaltete das Schiller-Institut Hunderte von Konferenzen und Seminaren auf allen fünf Kontinenten, um diese Ideen zu verbreiten und Unterstützer zu gewinnen. Seit Präsident Xi Jinpings Erklärung 2013 in Kasachstan, daß China die Neue Seidenstraße und die Maritime Seidenstraße ausbauen werde, ist die Idee des Schiller-Instituts dabei, Realität zu werden. Bei der Pressekonferenz des diesjährigen APEC-Treffens machte Präsident Xi den USA und allen anderen Nationen, die Interesse haben, das Angebot, sich am Ausbau der Neuen Seidenstraße zu beteiligen.

Eine Reihe von Veranstaltungen in Europa und den USA haben bereits stattgefunden und viele weitere sind in Planung, um den politischen Kurs Europas und der USA zu ändern, sodaß sie Teil dieser Aufbauperspektive werden und Xi Jinpings Angebot annehmen. Nur so könnte die jetzige Kriegsdynamik, von den USA ausgehend, durchbrochen und eine wirkliche Perspektive für eine gemeinsame Zukunft der Menschheit verwirklicht werden.

Mobilisierung in den USA...

Am 13. Dezember wurden zu diesem Zweck Konferenzen in San Francisco, Detroit und New York organisiert. Im Mittelpunkt standen dort jeweils die zahlreichen Infrastrukturprojekte der BRICS-Staaten und anderer Länder, die sich dieser Dynamik von Entwicklung des Lebensstandards zum Wohle der Bevölkerung angeschlossen haben. Viele der Projekte wurden schon seit den 90er Jahren vom Schiller-Institut vorgeschlagen und befinden sich jetzt in verschiedenen Stadien der Planung, des Baus oder sind zum Teil schon fertig gestellt worden.

Bei der Konferenz in San Francisco wurde erwähnt, daß General Douglas MacArthur im April 1951 in seiner Abschiedsrede an den US-Kongreß sagte, daß die gemeinsame Entwicklung aller Ländern der einzige Weg sein werde, wie die Menschheit in Zukunft ohne weitere Kriege existieren könne. Das Publikum wurde herausgefordert, mitzuhelfen, die USA von ihrem jetzigen faschistischen Weg abzubringen und zur ihrer wahren Seele – der Idee, daß alle Menschen gleich sind und jeder das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit hat – zurückzuführen. Die menschliche Unsterblichkeit stecke genauso in der Entwicklung generationsübergreifender Projekte wie dem Apollo-Projekt und der Weltlandbrücke wie im heutigen politischen Kampf für freie souveräne Länder, die nicht von Wall-Street-Kreisen erpreßt werden, das Gemeinwohl zum Wohle der Banken zu opfern und geopolitische Kriege zu führen.

Nach Europa blickend wird klar, daß hier Deutschland die wichtigste Rolle bei der Deeskalation der Kriegsgefahr spielen kann und muß.

...und in Berlin

Am 13. Dezember organisierte das Schiller-Institut auch in Berlin eine Veranstaltung über die Kulturen entlang der Seidenstraße. Den meisten Leuten sind diese Kulturen zum Großteil unbekannt. Mißverständnisse und Vorurteile gegenüber Ländern und Kulturen sind oft das Resultat von Unwissenheit und Ignoranz. Friedrich Schiller schrieb schon in seiner Schrift Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet, je älter er werde, desto länger werde seine Liste der Toren und desto kürzer seine Liste der Bösewichter. Die ästhetische Erziehung des einzelnen Individuums durch die klassische Kunst sei das Mittel, um die Bevölkerung zu erheben und zu veredeln.

Natürlich haben Sie in den Medien gehört, daß Indien korrupt, Rußland ein schlimme Diktatur und China ein Land sei, in dem die Menschenrechte nicht beachtet werden. Aber was wissen Sie eigentlich wirklich über diese Länder? Haben Sie von Rabindranath Tagore, Alexander Puschkin oder Sun Yat-sen gehört?

Bei der Berliner Veranstaltung gab eine Mischung aus musikalischen Beiträgen von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart, Gedichtrezitationen von Friedrich Schiller, Rabindranath Tagore, Hafis und Alexander Puschkin und kürzere Beiträge über die Länder entlang der Neuen Seidenstraße einen ganz neuen Blickwinkel über den „Osten“, den „Westen“ und ihre Verbindung.

Statt überheblicher Arroganz, daß Europa allen anderen Nationen überlegen sei und diese belehren müsse, finden wir bei Gottfried Wilhelm Leibniz einen ganz anderen Ansatz. In seiner Schrift Novissima Sinica („Das Neueste von China“) von 1697 stellte er fest, daß beide bevölkerungsreichen Zentren, Europa und China, auf verschiedenen Wegen zu denselben wissenschaftlichen Erkenntnissen gekommen seien. Indem sich Europa und China die Hände reichten, würden die zwischen ihnen liegenden Gebiete von dieser Verbindung profitieren und sich auch entwickeln. Leibniz verstand Rußland als natürliches Bindeglied zwischen Europa und China. Er unterbreitete Zar Peter dem Großen eine Reihe von Vorschlägen für wissenschaftliche Einrichtungen. Leibniz hielt „den Himmel für das Vaterland und alle wohlgesinnte Menschen für dessen Mitbürger“, und es war ihm „lieber, bey den Russen viel Guthes auszurichten als bey den Teutschen oder andern Europäern wenig...“

Er wollte den technischen Fortschritt für die Menschheit weiter verbreiten.

Wissen Sie, wann die Republik China gegründet wurde?

Sun Yat-sen (1866-1925) führte die chinesische Revolution von 1911 an. Nach Jahrtausenden von Dynastie-Herrschaft wurde er 1912 zum ersten chinesischen Präsidenten und setzte sich dafür ein, das Amerikanische System der politischen Ökonomie, aus den USA nach China zu bringen. Die Idee, daß alle Menschen gleich geschaffen seien und das Gemeinwohlprinzip die Politik des Landes bestimmen soll, wurde schon vor ca. 2500 Jahren von Konfuzius entwickelt. Durch Sun Yat-sen wurde das – ursprünglich von Konfuzius stammende - Konzept „Unter dem Himmel gehört alles dem Volk“ wiederbelebt. Sun kämpfte gegen das Britische Empire und die oligarchischen Strukturen im eigenen Land. Er war teils im Exil und arbeitete auch mit dem Japaner Tsuyoshi Inukai zusammen, der dieselben Konzepte einer souveränen Republik in Japan einführen wollte. Mit Inukais Wahl zum japanischen Premierminister 1931, wurde er zur großen Gefahr der imperialen Fraktion, deshalb wurde er 1932 ermordet. Diese und eine Reihe weiterer Morde in Japan ebneten Japans Weg in den Zweiten Weltkrieg, mit all seinen schrecklichen Folgen.

Das wahre Indien

Die heute vorherrschende Armut in großen Teilen Indiens ist eine Folge des britischen Kolonialismus und der langen Unterdrückung des indischen Volkes. Seit 1757 unterwarf und kontrollierte die britische Ostindien Gesellschaft den Subkontinent. Der erste nichteuropäische Nobelpreisträger für Literatur und Nationaldichter Indiens, Rabindranath Tagore (1861-1941), belebte die ursprüngliche Philosophie Indiens, die der Upanishaden, neu. Sie wurde zwischen 700 und 200 v. Chr. aufgeschrieben, ist aber noch viel älter.

Tagore sah Indiens Aufgabe darin, „Hindu, Moslem, Buddhist und Christ zu vereinen, nicht mit Gewalt, nicht durch teilnahmslose Resignation, sondern in der Harmonie aktiver Kooperation.“ Er wollte Indien aus den Klauen des Britischen Empire befreien, sah aber auch, daß westliche Technologien für Indiens Fortschritt unverzichtbar wären.

Der dieses Jahr neu gewählte Premierminister Indiens, Narendra Modi, setzt dieses Ideal Tagores nun um. Modi repräsentiert als Mann mit einfachem Hintergrund die allgemeine Bevölkerung und rief zu einer Massenbewegung für Entwicklung auf. Das ganze Land ist nun von einem ungeheuren Optimismus ergriffen. Mit dieser wiederbelebten, anti-imperialen Tradition gehen die Inder ihre vorhandenen Probleme an und werden sie mit Hilfe der anderen BRICS-Staaten lösen.

Und in Europa?

Am Wiener Hof gab es auch einen Kampf für die Idee, daß, wie die amerikanische Verfassung besagt, alle Menschen das Recht auf Freiheit, Leben und Streben nach Glückseligkeit haben. In den 1780er Jahren wirkte Wolfgang Amadeus Mozart in Wien und arbeitete mit Kaiser Joseph II. zusammen, um die Macht der Aristokratie zu beenden. Joseph II. schuf das Nationaltheater, Gotthold Ephraim Lessings Idee, um der deutschsprachigen Bevölkerung eine einheitliche Identität zu geben und sie durch die größten und edelsten Ideen zu erheben. Lessing übersetzte auch Shakespeares Werke in die deutsche Sprache, um sie den einfachen Menschen zugänglich zu machen.

Mozarts Entführung aus dem Serail“ – die erste deutschsprachige Oper – war eine doppelte Provokation: erstens herrschte unter den meisten Künstlern das Vorurteil, die deutsche Sprache eigne sich nicht zum Singen von Opern; zweitens ist der türkische Pascha in der Oper großmütiger und gerechter als sein britischer Erzfeind dargestellt. Als der Pascha die Chance hat, sich an seinem britischen Erzfeind zu rächen, indem er dessen einzigen Sohn umbringt, läßt er den Sohn statt dessen frei und sagt ihm: „Es ist ein weit größeres Vergnügen, eine erlittene Ungerechtigkeit mit Wohltat zu vergelten, als Verbrechen mit Verbrechen zu tilgen. Geh und werde wenigstens menschlicher als dein Vater.“

Mit dieser unerwarteten Wendung zeigt sich Mozarts wahre Schönheit und daß er einen besseren, edleren Sinn im Menschen sieht. Diese Oper war sein Mittel, um die Bevölkerung zu mobilisieren, nicht in einen neuen Krieg gegen die Türken zu ziehen. Auch mit seinen anderen Opern organisierte er die Bevölkerung für die Idee einer souveränen Politik.

Alle diese Beispiele zeigen, daß die höchsten Ideen in Kunst und Wissenschaft, egal ob aus Europa, Indien oder China, einen universell gültigen Charakter haben. Sie sind alle anti-imperial, anti-oligarchisch. Überall gab es Bewegungen für Unabhängigkeit, Freiheit und Entwicklung, weil es die Natur des Menschen ist, danach zu streben. Bestehen wir auf unseren unveräußerlichen Menschenrechten! Lassen Sie uns alle Länder in ihrer besten Tradition sehen, die Schätze der Universalgeschichte der Menschheit entdecken, und auf dieser Basis heute eine Allianz mit den BRICS-Staaten und anderen Ländern eingehen. So können wir das menschenunwürdige System von Spekulation, Ausspähung, Folter und Geopolitik endlich beenden!

Leona Sophia Meyer