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Neue Solidarität
Nr. 11, 11. März 2015

Französischer Rußlandexperte: Mord an Nemzow sollte Putin schaden

Der prominente französische Ökonom und Rußlandexperte Jacques Sapir veröffentlichte am 3. März auf seiner Webseite eine äußerst relevante strategische Analyse zum Mord an Boris Nemzow unter der Überschrift „Wer wollte Wladimir Putin schaden?“ In dem Beitrag zeigt er, daß die Ermordung von Nemzow eine professionelle Auftragsarbeit war und daß die Art und Weise, in der dieser präzise Mord mit höchstmöglichem Risiko für die Ausführenden quasi vor dem Kreml durchgeführt wurde, den Zweck verfolgt haben müsse, Präsident Putin maximal zu schaden.

Sapir schreibt u.a., man müsse sich angesichts des genauen Tathergangs und der höchstmöglichen Präzision des Mordes fragen, warum der Mörder nicht gewartet habe, bis Nemzow nach Hause zurückkehrte. „Der klassische Auftragsmord findet an einem Ort statt, wo das Opfer mit Sicherheit angetroffen wird - dem Treppenaufgang eines Wohnhauses oder wenn das Opfer ein Restaurant verläßt. Die genaue Wahl dieser Mordszene könnte auf eine demonstrative Absicht hinweisen, z.B. die, Putin in den Mord zu verwickeln. Jedenfalls ist es offensichtlich, daß die Mörder Risiken eingingen, die eine politische Absicht nahelegen. All das erscheint wie eine Inszenierung, eine Falle. Warum sollte man Nemzow mehr oder weniger direkt unter den Fenstern des Kreml umbringen?“

Sapirs Argument wird bestätigt durch die Meinung eines namentlich nicht genannten, aber glaubwürdigen Korrespondenten des früheren US-Botschafters in der Sowjetunion, Jack Matlock, der in ähnlicher Weise schrieb: „Die Mauer des Kreml und der Bechlimischewskaja-Turm rahmen die Szene ein, mit St. Basilius an der rechten Seite. Man kann sich kaum einen Ort denken, der mehr Symbole des russischen Staats vereint. Das sieht wie eine Inszenierung aus.“

Sapir fragt weiter, wie die Mörder gewußt haben konnten, was Nemzow mit seiner Begleitung nach ihrem Restaurantbesuch machen würde? Auch von diesem Blickpunkt sei ein Mord bei seiner Wohnung viel plausibler gewesen.

Sapir führt die von westlichen Medien verbreitete Idee, daß dies ein Mord gewesen sei, der auf Präsident Putins Anweisung zurückginge, ad absurdum: „Die Medien haben in Frankreich und westlichen Ländern die Idee verbreitet, es handele sich um einen Mord, den der Kreml angeordnet habe oder dem Kreml nahestehende Kreise. Wir sagen, daß die erste Hypothese nicht mit dem zusammenpaßt, was sich ereignete. Zweitens ist schwer erkennbar, welches Interesse die russische Regierung haben sollte, einen Vertreter der Opposition zu töten - jemand, der sicherlich ein bekannter Opponent war, aber doch jemand im politischen Hintergrund. Als Dmitrij Peskow, der Sprecher von Präsident Putin, sagte, daß Nemzow keine Gefahr oder irgendeine Bedrohung für die Macht bedeutete, stimmte das absolut. Und wenn man davon ausgeht, der Mord an Nemzow sei dazu gedacht, die anderen in der Opposition einzuschüchtern, hätte man das viel einfacher bei ihm zuhause machen können. Der Gedanke einer direkten oder indirekten Beteiligung der russischen Regierung ist deshalb höchst unwahrscheinlich.“

Nachdem er in ähnlicher Weise die Idee widerlegte, daß Nemzow von rechtsextremen russischen Nationalisten ermordet wurde, sagt Sapir: „Wladimir Putin und die russische Regierung haben sofort die Hypothese einer Provokation geäußert. Es ist leicht zu erkennen, warum ihnen diese Hypothese zusagt. Aber man muß ehrlich sein und sagen, daß es genau so ist. Putin ist tatsächlich Zielscheibe einer weitreichenden und weitverbreiteten Haßkampagne der westlichen Medien. Die Ermordung von jemandem, der angeblich sein Gegner war, ist etwas, dem Journalisten nicht widerstehen können. Sie warfen ihm alle Sünden der Erde vor. Die Tatsache, daß Nemzow eng verbunden war mit der Politik, die in den 1990er Jahren scheiterte und die Rußland an den Rand des Zusammenbruchs führte, hat man vergessen. Die Tatsache, daß Nemzow es vorgezogen hatte, die ukrainischen Regierungen der Orangenen Revolutionen seit 2004 zu beraten, wurde vergessen. Viele Leute, nicht nur in Rußland, hätten Nemzows Tod wünschen können. Aber all das wurde vergessen, und jetzt lautet der Schlachtruf: „Putin ist ein Mörder“ oder „Putin hat Nemzows Mörder inspiriert“. Das ist eine Schande, eine dreckige Schande. Aber es paßt genau zu dem Krieg, den die westlichen Medien gegen Rußland und Putin führen.“

Sapirs Originalbeitrag finden Sie im Internet unter http://russeurope.hypotheses.org/author/russeurope

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