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Neue Solidarität
Nr. 12, 18. März 2015

Schillers Deutschland und Puschkins Rußland im Dialog

Das Schiller-Institut veranstaltete am 7. März in Düsseldorf ein deutsch-russisches Kulturfest.

Am 7. März fand das Deutsch-Russische Kulturfest in Düsseldorf mit etwa 70 Gästen statt. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit einem Vortrag von Kasia Kruczkowski, worin sie den Bezug zwischen der heutigen strategischen Lage und der Notwendigkeit eines Dialoges der Kulturen auf höherer Ebene herstellte.

Gerade heute, wenn man dem Russen Größenwahn, dem Chinesen Imperialismus vorwerfe und dem Deutschen selbst die eigene klassische Kultur fast völlig fremd sei, sei es um so wichtiger, diesen Dialog der schönen Kunst zu führen. Nur ein solcher Dialog könne bewirken, daß man Deutschland wieder mit dem Land assoziiert, das Nikolaus von Kues, Lessing, Mendelssohn, Schiller, Schumann und Beethoven und viele andere mehr hervorgebracht hat - so, wie man, wenn die Welt von Rußland spreche, das Land Puschkins, Turgenews, Gogols, Gontscharows und vieler anderer im Sinne habe.

Sie bezog sich damit auf einen Punkt, den die BüSo-Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche immer wieder betont: Wenn jeder Mensch genauso liebend auf die Kulturgeschichte der anderen Nation blicken würde wie der Patriot auf die seines Landes, würde es keine Kriege mehr geben! Dies war der Leitgedanke der verschiedenen Kulturbeiträge, die dem Publikum nicht nur Freude bereiteten, sondern allen Teilnehmern auch stärker ins Bewußtsein brachten, welche Schönheiten die deutsche und russische Kultur hervorgebracht haben.

Es folgte ein musikalischer Beitrag aus Tschaikowskis Nußknacker-Suite von der renommierten Pianistin Rada Pogodaeva, die Bourrée aus der Kleinen Suite von Leopold Mozart (Blockflöte), ein Lied von Robert Schumann (Der Soldat) und ein russisches Volkslied (Die einsame Glocke).

In einem Kurzvortrag über die Dichter der Freiheit - Friedrich Schiller und Alexander Puschkin - ging Kasia Kruczkowski auf deren Geistesverwandtschaft ein, mit ausdrucksvollen Zitaten beider Poeten, und auf den gemeinsamen Kampf der Deutschen und Russen für die Freiheit insbesondere seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon hingewiesen.

Die Gedichtrezitationen von Schiller (Die Teilung der Erde) und Puschkin (Einem Dichter, siehe den nebenstehenden Kasten) zeigten ihre hohe Meinung über den Dichter als Inbegriff des schöpferischen Menschen. Denn für Schiller ist der Künstler Hüter der Menschenwürde, und Schiller hat dies nicht nur in den Ästhetischen Briefen, sondern auch in zahlreichen Gedichten immer wieder zum Thema gemacht. Puschkin prägte den Satz: „Zweck der Kunst ist, Vorbild zu sein, und nicht, Moral zu predigen.“

Einem Dichter

von A. Puschkin

O Dichter! Geize nicht nach deines Volkes Liebe!
Der Lober Beifallsturm wird wie ein Hauch verwehen.
Der Tor wird richten dich, die Menge wird dich schmähen.
Doch strebe kalten Muts, wenn auch kein Trost dir bliebe.

Ein König bist du, flieh das wüste Weltgetriebe.
Geh frei den Weg, den frei dein Geist sich ausersehen.
Im Herzen pflege treu, was groß und wahr und schön
Und verlange keinen Lohn, der dein Verdienst erhübe.

Er ist in dir! Du bist dein oberstes Gericht.
Wenn deinem Werk dein Mund das strengste Urteil spricht
Und dein gerechter Spruch dich selig macht erzittern,
So laß das blöde Volk dein Werk verlästernd, schrein
Und den Altar, darauf dein Feuer loht, bespein
Und kindischen Übermuts den Dreifuß dir erschüttern!

Nach einer Pause mit Kaffee und Kuchen und angeregten Diskussionen konnte der poetisch-musikalische Dialog fortgeführt werden mit Klavierstücken von Sergei Rachmaninow und Peter Tschaikowski (Moment musicaux op. 16 und Die Jahreszeiten - Oktober - Herbstlied) und weiteren Gedichten (Die Sternseherin Lise von Matthias Claudius, Die Worte des Glaubens und Pegasus im Joche von Friedrich Schiller). Die Sängerin Elena Bär trug zwei Lieder von Tschaikowski sowie zwei russische Volkslieder auf sehr bewegende und mitreißende Weise vor, worauf die Gäste mit großer Begeisterung reagierten. Auch Schuberts Lied Der Leiermann aus der Winterreise verfehlte nicht seine Wirkung bei den Zuhörern.

Ein weiterer Kurzvortrag von Stephan Hochstein behandelte Schillers Einfluß in Deutschland (insbesondere auf Wilhelm von Humboldt) sowie in Rußland (insbesondere auf Schukowski) und ging insbesondere auf die Anerkennung Schillers in Rußland ein, worauf eine Wortmeldung im Publikum diesen Umstand mit einer rührenden Geschichte bestätigte: In der Schlacht um Königsberg (Kaliningrad) im Jahre 1945 wurde von den Russen ein Schild an der Schiller-Statue angebracht: „Nicht zerstören - ein deutscher Dichter: Friedrich Schiller“. Dieses Denkmal steht noch heute auf seinem Platz in Kaliningrad.

Dieser Abend hat eindrucksvoll gezeigt, wie universell gültige Schönheiten sich gegenseitig bereichern und uns für die politischen wie gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit stärken können.

kk