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Neue Solidarität
Nr. 16, 15. April 2015

– Nachruf –

Abschiedsgruß an Malcolm Fraser, Kämpfer für Souveränität und Frieden

Von Craig Isherwood

Malcolm Fraser (1930-2015) war von 1975-83 Regierungschef der konservativ-liberalen Liberal Party und eine herausragende Persönlichkeit der australischen Politik. Die australische LaRouche-Bewegung CEC veröffentlichte den folgenden Nachruf auf ihn.

Es ist mir eine große Ehre und zugleich sehr traurige Pflicht, im Namen des Citizens Electoral Council (CEC) unserem früheren Premierminister Malcolm Fraser, der am 20. März im Alter von 84 Jahren verstorben ist, den Tribut zu entrichten.

Die allgemeine Achtung, die Persönlichkeiten und Organisationen aus allen Teilen des politischen Spektrums Fraser zollen, spricht beredt für seine persönliche Integrität und sein standhaftes Festhalten an Prinzipien.

Malcolm Fraser sprach freimütig über Themen, die ihn in Konflikt mit dem politischen Konsens in Australien brachten, wie etwa den schändlichen Umgang mit Asylsuchenden, den Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten durch sog. „Antiterrorgesetze“, die zerstörerische Wirkung der radikalen finanziellen Deregulierung - und auf der optimistischen Seite, daß Australien sich entwickeln und seine Bevölkerung auf 45-50 Millionen Menschen steigern [d.h. verdoppeln] muß.

Vor allem aber widmete Malcolm Fraser seine letzten Lebensjahre dem Kampf für die Beendigung der alten Unterwürfigkeit Australiens gegenüber Imperien - zuerst dem Britischen Empire und nun einem Amerika, das heute in die Fußstapfen dieser britischen imperialen Tradition tritt. Seine größte Leidenschaft war es, daß Australien sich endlich als eine unabhängige, souveräne Nation behauptet. Das war auch die Botschaft seines Buches Dangerous Allies („Gefährliche Verbündete“), das 2014 erschien.

Fraser warnte, die anglo-amerikanischen Mächte agierten als strategische Aggressoren gegen China und Rußland und trieben dadurch die Welt in einen nuklearen Krieg, und durch seine strategische Unterwürfigkeit gegenüber den Anglo-Amerikanern mache Australien sich zum Komplizen ihrer Strategie.

Er warnte seine australischen Mitbürger, die heutige Außenpolitik der USA unter der Regierung Obama, der sogenannte „Asien-Schwerpunkt“, für den sich Australien als Aufmarschgebiet zur Verfügung stellt, führe zu einem Nuklearkrieg mit China, in dem Australien unvermeidlich angegriffen würde. Dabei neigte Malcolm Fraser keineswegs zu Übertreibungen.

Ähnlich sah er die Lage mit Rußland: Er betonte wiederholt, nicht Rußlands Politik habe die Krise verursacht, sondern die von Australiens Verbündeten USA und Großbritannien betriebene aggressive Ostausweitung der NATO, um Rußland einzukreisen - unter klarer Verletzung des Geistes der Zusagen, die nach dem Ende der Sowjetunion gegenüber Michail Gorbatschow gemacht wurden.

Als einer von wenigen prominenten Australiern verurteilte er den von den USA, Großbritannien und der EU inszenierten Putsch in der Ukraine vom Februar 2014, durch den ein von Neonazis durchsetztes Regime an die Macht gebracht wurde, um die NATO unmittelbar bis an Rußlands Grenzen auszuweiten und um Europa zu destabilisieren.

Rundheraus gesagt, Malcolm Fraser widersprach vehement allem, was australische Politiker und Medien uns über die großen strategischen Herausforderungen der heutigen Welt einreden wollen: daß China aggressiv sei und seine Nachbarn an die Wand drücke und daß Putin ein tyrannischer Diktator sei, der Rußland vergrößern und Europa destabilisieren wolle.

Und schließlich hatte Fraser auch entschiedene Ansichten über das Finanzsystem. Liberale und Labor-Partei verunglimpften ihn, weil er sich in seiner Regierungszeit der von den Banken, Finanzmärkten und Thatcheristischen Denkfabriken betriebenen radikalen Deregulierung des Finanzsystems widersetzte - womit er genau das richtige tat. Wie weise und vorausschauend er damit war, das bestätigte der Zusammenbruch des deregulierten globalen Finanzsystems 2008.

In diesem Sinne unterstützte Fraser 2013 die Kampagne des CEC für eine strikte Glass-Steagall-Trennung von Geschäftsbanken und Investmentgeschäft in Australien und der übrigen Welt; er erklärte: „Die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes war das Dümmste, was sie [die Amerikaner] je gemacht haben.“ Im August 2014 legte er David Murrays Kommission zur Untersuchung des Finanzsystems eine eigene Stellungnahme vor, in der er forderte, das australische Bankensystem einer solchen strikten Bankentrennung zu unterziehen.

Malcolm Fraser hatte den Mut, im Laufe seines Lebens seine Ansichten zu ändern, aber die Prinzipien dahinter änderten sich nicht. Was sich nach seinem formellen Abtritt von der politischen Bühne grundlegend änderte, das war die australische Elite, die heute schamlos nach der Pfeife einer vom Ausland diktierten, rechten Wirtschafts- und Außenpolitik tanzt, die eine Katastrophe über sein geliebtes Land bringt.

Australien hat einen wahren Staatsmann verloren, der ihm bis zum Tage seines Todes weiter den Weg gewiesen hat. Man hört fast schon den einzelnen Pfeifer im Kilt, der an seinem Grab spielt, um zu verkünden, daß Malcolm Fraser seine letzte Schlacht geschlagen hat. Um ihn angemessen zu ehren, müssen wir Australier die Weisheit aufbringen, seine Warnungen zu Herzen zu nehmen, und in uns den Mut aufbringen, für die Sache zu handeln, für die er so mutig kämpfte, bis sein Geist von uns ging.

Im Namen des gesamten Citizens Electoral Council spreche ich Malcolm Frasers Witwe und lebenslanger Partnerin Tamie, ihren Kindern und Enkeln mein herzliches Mitgefühl aus.