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Das Schiller-Institut veranstaltete am 28. März in Berlin eine Konferenz zum Paradigma der Neuen Seidenstraße.
Mit einer erfolgreichen Veranstaltung am 28. März in Berlin hat das Schiller-Institut seine Reihe von Konferenzen über das Paradigma der Neuen Seidenstraße fortgesetzt. Zu den über 60 Teilnehmern in Berlin gehörten Vertreter von vier Botschaften aus Südasien, Iberoamerika und Südeuropa, ein ehemaliger Diplomat der DDR, Repräsentanten einer Reihe von Institutionen, die sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland, China und Rußland einsetzen, sowie zwei Vertreter der Partei Unabhängige Griechen aus Berlin.
Auftakt der Veranstaltung waren zwei Stücke aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco - „Coro di Schiavi Ebrei“ und „Profezia“ - aufgeführt vom Berliner Chor des Schiller-Instituts. Stephan Ossenkopp, der durch die Veranstaltung führte, begrüßte anschließend die Gäste und kündigte an, daß die Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, wegen internationaler Verpflichtungen nicht persönlich anwesend sein könne, aber eine auf Video aufgezeichnete Rede übermittelt habe.
Darin warnte Frau Zepp-LaRouche dringend vor der weiter bestehenden akuten Gefahr eines thermonuklearen Krieges, stellte dem aber die ermutigenden Fortschritte der BRICS-Staaten beim Aufbau einer robusten neuen Weltwirtschaftsordnung gegenüber, die durch wichtige Beiträge von Bundesaußenminister Steinmeier, Altbundeskanzler Helmut Schmidt und dem amerikanischen Präsidentschaftsbewerber O’Malley ergänzt worden seien. Nachdrücklich forderte sie ein neues Paradigma, das an die Stelle der bankrotten transatlantischen Ordnung treten müsse, wobei sie ausführlich auf die kulturelle und wissenschaftliche Revolution verwies, die Kardinal Nikolaus von Kues inmitten des tiefen zivilisatorischen Kollapses in Europa vor 600 Jahren angeführt hatte. (Siehe den nebenstehenden Wortlaut ihrer Rede und das Video auf http://newparadigm.schillerinstitute.com/de/)
Ihrer Videobotschaft folgte eine bewegende Ansprache des pakistanischen Botschafters in Berlin, der feststellte, daß das globale Gleichgewicht gestört und die Ursache dafür ein „defektes Denken“ in den führenden Institutionen dieser Welt sei. Er persönlich sei der Auffassung, daß diese Institutionen irreparabel und unreformierbar seien. Darüber hinaus seien die Mainstream-Medien „widerlich“ und „eine Plage“. „Wir brauchen ein ganz neues Paradigma“, sagte er, das es der Menschheit ermögliche, in Harmonie untereinander zu leben, und wir bräuchten eine Zusammenarbeit zum Wohle aller. Dahin sei es zwar noch ein weiter Weg, aber er glaube, daß das Schiller-Institut einen wichtigen Beitrag dazu leiste und von vielen anderen unterstützt werden müsse. „Theoretisch denke ich mir als Zukunftsbeobachter, daß die Welt nur gerettet und eine Wiederholung des Kalten Krieges verhindert werden kann, wenn wir eine gemeinsame europäische, afrikanische, und asiatische Sicherheits- und Wohlstandssphäre einrichten“, schloß er seine Ausführungen.
Anschließend legte Dr. Hermann Schwiesau, Botschafter a. D. mit einer vierzigjährigen Karriere im diplomatischen Dienst der DDR, eine umfassende Analyse über die derzeitige strategische Krisenlage vor. Er sagte, die Kriegsgefahr sei das Ergebnis der westlichen Geopolitik und der Haßpropaganda gegen Rußland vor dem Hintergrund imperialistischer Militärinterventionen in Vietnam, Afghanistan, Libyen und Irak. Die Lage könnte sich noch weiter zuspitzen und unumkehrbar werden. Die westliche Geopolitik, die sich nicht um die Menschen kümmere, außer sie aufzuopfern, müsse aufgegeben und durch ein neues Paradigma von Respekt und Zusammenarbeit zwischen den Nationen ersetzt werden.
Wichtige Fragen, die in den Vorträgen angesprochen wurden, wurden in der anschließenden Diskussion und auch in einer kurzen Kaffeepause vertieft.
Mit einem musikalischen Höhepunkt begann der zweite Teil der Veranstaltung: Zwei junge russische Künstlerinnen spielten drei Stücke für Klavier und Cello von Sergej Rachmaninoff und Cesar Franck.
Stephan Ossenkopp leitete dann zu einer Videobotschaft aus New York City über, die von Lynne Speed, Koordinatorin des „Manhattan-Projekts“ der amerikanischen LaRouche-Bewegung, unmittelbar vor einer zeitgleich dort stattfindenden Konferenz zum gleichen Thema nach Berlin übermittelt worden war. Sie verwies darin auf Alexander Hamilton (der in ein neben ihr eingeblendetes Bild mit den händeschüttelnden fünf BRICS-Präsidenten hineinmontiert war) und Nikolaus von Kues, die für das neue Paradigma stünden, das wir heute bräuchten.
In einem abschließenden Vortrag sprach Rainer Apel vom Vorstand des Schiller-Instituts über das „neue Griechenland“, das ein Zeichen der Hoffnung für ganz Europa sein könne und werde. Er schlug den Bogen zurück zum antiken Griechenland vor 2500 Jahren, als Solon von Athen einen Schuldenerlaß und eine radikale Finanzneuordnung durchsetzte. Eine europäische Schuldenkonferenz, auf der eine Bankentrennung beschlossen, die Finanz- und Wirtschaftssouveränität wiederhergestellt und der Weg zu umfassender realwirtschaftlicher Entwicklung geebnet werden müsste, würde auch das übrige Europa von dem erdrückenden monetaristischen System befreien, sagte Apel.
Der überraschende, gut zu dem Vortrag passende Abschluß der Veranstaltung war ein Video von 1966, das einen Ausschnitt aus Mikis Theodorakis’ „Mauthausen-Sinfonie“ zeigte, die er auch dirigierte. Das von Maria Fantouri gesungene Lied „Asma Asmata“ rührte viele im Publikum an. Als Ausklang sang der Chor des Schiller-Instituts den letzten Choral aus Bachs Motette „Jesu, meine Freude“.
Ein reger weiterer Gedankenaustausch fand bei einem anschließenden „Get-together“ mit vielerlei leckeren Speisen und Getränken statt. Ein begeisterter Teilnehmer drückte zwei Tage später in einem Schreiben an die Veranstalter seinen Eindruck von der Veranstaltung so aus:
„Das universale Wissen und die enorme geschichtliche und philosophische Bildung, die scharfsinnige politische Analyse, die hohen ethischen Ideale sowie die enorme künstlerische Kreativität und Sachverstand heben die Aktivitäten des Schiller-Instituts so weit über die zumeist am Mittelmaß orientierten bundesrepublikanischen Bildungs-Institutionen hervor, daß es geradezu ein Alarmzeichen des Niedergangs wäre, wenn die medienhörigen Massen in Ihre Veranstaltungen strömten.
Im Gegenteil, Sie können stolz sein auf die exquisiten Persönlichkeiten aus den verschiedensten Kulturkreisen, die ich am Samstag kennenlernen durfte. Es ist beeindruckend, wie sie sich oft unter erheblichen Opfern für die noblen Ziele des Instituts engagieren und dabei ihre eigenen Talente einbringen, sei es in wissenschaftlicher, philosophischer, musikalischer oder gar kulinarischer Hinsicht - ein jeder dieser Beiträge war für Ihre Veranstaltung eine einzigartige Bereicherung!“
wol/rap