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Neue Solidarität
Nr. 33, 12. August 2015

Eine Inspiration für die Jugend des Westens

Kai-Uwe Ducke berichtet vom ersten Treffen der BRICS/SCO-Jugendorganisationen in Ufa/Rußland.

Vom 26. bis zum 29. Juli diesen Jahres fand in Ufa, Rußland, das erste gemeinsame Gipfeltreffen der größten Jugendorganisationen der BRICS- und der SCO-Länder statt. Diese Veranstaltung ist eingebettet in den Prozeß des Bestrebens dieser Länder, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Grundlage ist dabei die Idee, das Paradigma einer unipolaren Welt durch die Vision einer polypolaren Welt zu ersetzen. Hierbei hat jede Nation einen gleichrangigen Platz, denn jede Nation, wie auch jedes Individuum, ist einzigartig und kann wertvolle Beiträge zu Wohle aller leisten. Um diesen Prozeß zu beschleunigen, lud Tatjana Seliwerstowa von der „Russischen Union der Jugend“ - die am 14. Juni 2015 bei der Konferenz des Schiller-Instituts in Paris gesprochen hat1 - die größten Jugendorganisationen dieser Länder ein. Als Gäste aus Nichtmitgliedstaaten der BRICS und der SCO waren auch Vertreter aus Japan und Bulgarien, sowie zwei Mitglieder des Internationalen Schiller-Instituts aus Frankreich und Deutschland eingeladen.

Seit Ende der 1990er Jahre, als die Absicht der Finanzoligarchie zur willentlichen Auflösung der Gesellschaften klar wurde, begann Rußland den Aufbau einer „Koalition der Überlebenswilligen“. Seit dieser Zeit verstärkte sich die Zusammenarbeit zwischen Rußland, China und Indien, und es wurden weitere Länder eingeladen. Die heutige BRICS-Gruppe - Brasilien, Rußland, Indien, China und Brasilien - suchte wiederholt und bisher leider vergeblich die Zusammenarbeit mit westlichen Ländern wie USA und Deutschland. Die westlichen Länder stehen aber mit der NATO und der EU praktisch unter der imperialen Gewalt der Finanzoligarchie der Londoner City und deren Ableger wie dem Weltwährungsfonds, der Wallstreet und weiterer Großbanken. Aus dieser Sicht erklärt sich der Wille zur militärischen Auseinandersetzung der USA/NATO mit den größten Mächten der BRICS, nämlich Rußland und China.

Während des Gipfels der Jugendbewegungen der BRICS und der SCO in Ufa ergaben sich viele Gespräche der Delegierten mit uns Aktivisten des Schiller-Instituts. Die meisten Gespräche dabei drehten sich um die deutsche und die französische Außenpolitik. Die drohende militärische Konfrontation von NATO und USA gegen Rußland und China wird mit Sorge gesehen, wobei man sich jedoch der eigenen Stärke sehr bewußt ist. Es wurde mir sehr klar, daß eine Einmischung aus dem Westen in die inneren Angelegenheiten nicht nur unerwünscht ist, sondern diese Länder auch bereit sind, die errungenen Fortschritte selbstbewußt weiter voranzutreiben.

Neben den 32 Delegierten aus 12 Ländern kamen natürlich interessierte Studenten, Unternehmer und Vertreter verschiedener staatlicher russischer Institute. Bei der Eröffnungsveranstaltung waren rund 150 Personen anwesend, und es wurde aus jeder Delegation eine Rede vorgetragen.

Mir gefielen besonders die Beiträge des brasilianischen Delegierten Thomas de Toledo. Er stellte von Anfang an die Verärgerung der BRICS/SCO-Länder über die Farben-Revolutionen heraus. Als Beispiele nannte er die Ukraine, wodurch der „Faschismus wieder nach Europa einkehrt“. Später unterzeichnete er noch vor Ort unsere BRICS-Resolution.2 Ein Delegierter aus Tadschikistan bezeichnete die Jugendarbeitslosigkeit als das größte Problem, denn dadurch werde Terrorismus begünstigt.

Auch wir, die Vertreter des Schiller-Instituts, konnten jeweils zehn Minuten einen Beitrag leisten.

Sebastian Drochon aus Frankreich diskutierte die Rolle Wernadskijs als Revolutionär in der Wissenschaft. Wernadskijs Konzept der Noosphäre - die vernunftbegabte Ebene als exklusives menschliches Betätigungsfeld - bedeutet einen großen Beitrag für die BRICS/SCO auf höchster Ebene. Sebastian wurde direkt nach der Eröffnung von ITARTASS zu einem Interview gebeten.

In meinem Vortrag gab ich einen Einblick auf die beiden Seiten der europäischen Geistesgeschichte: Aristoteles, der den Menschen zu einem programmierbaren Tier degradiert, spiegelt das Menschenbild der Oligarchie wieder. Dem gegenüber steht die Tradition Platons - der Mensch als das Wesen, welches prinzipielle Wahrheit nicht durch die Sinne, sondern durch strenge Kreativität erfaßt. Diesem Menschenbild entspricht auch Prometheus, der durch das Meistern der realen Prinzipien des Universums die Menschheit vor dem Untergang bewahrte. Später ergaben sich zu diesem Thema viele weitere Gespräche und Kontakte.

Die weiteren zwei Tage wurden in Vortragsrunden zu verschiedenen Themen aufgeteilt. Hauptthemen waren dabei: „Public Diplomacy und die sanfte Kraft der BRICS und der SCO“, „Wissenschaft und Innovation“, „Junges Unternehmertum“ und „Multipolarer Journalismus in einer multipolaren Welt“.

Am zweiten Tag wurden Sebastian und ich gebeten, an der Podiumsrunde „Wissenschaft und Innovation“ teilzunehmen. Sebastian gab einen Überblick über das der Eurasischen Landbrücke zugrundeliegende Entwicklungskonzept. In meinem Beitrag stellte ich den Zusammenhang von LaRouches Entdeckung des Prinzips der Energieflußdichte mit dem relativen Bevölkerungsdichtepotentials dar. Nach unseren Vorträgen traten verschiedene Individuen und auch Vertreter russischer Institute mit dem Wunsch zu weiterer Zusammenarbeit an uns heran.

Der russische Journalist Oleg Schtschedrow gab am Nachmittag des zweiten Tages eine „Meisterklasse“ in Journalismus. Er bezog sich auf eine neue Form der Informationsverbreitung, da heutzutage viele Menschen mit schierer Überinformation durch Internetmedien und soziale Medien einfach nicht mehr wissen was sie denken sollen.

Am Ende dieses Beitrages konnte ich, bezugnehmend auf seinen Beitrag über die Berichterstattung des Westens über den Putsch in der Ukraine und die BRICS, eine kurze Intervention machen. Ich berichtete, daß die westlichen Medien bei diesen Themen gleichgeschaltet seien. Mir war dabei wichtig, deutlich zu machen, daß es im westlichen Journalismus nicht um wahrhaftige Berichterstattung, sondern um „narratives“, Erzählweisen, geht. Unsere Publikationen EIR, Neue Solidarität und Nouvelle Solidarité sind sehr bemüht, diese verdrehten Lügen der Massenmedien zu durchbrechen.

Mein Beitrag wurde sehr wohlwollend aufgenommen. Im kurzen Gespräch mit Kontaktaufnahme danach kam heraus, daß Herr Schtschedrow das Schiller-Institut bereits gut kennt. Er nahm mit Freude unsere BRICS-Resolution entgegen und wird sie in seinen Kreisen verbreiten.

Am letzten Abend gab es schließlich noch einen Empfang mit traditioneller Musik der verschiedenen BRICS/SCO-Länder, es gab Auszeichnungen und Diplome für die Teilnahme.

Das Schiller-Institut, welches einigen schon bekannt war, wurde von allen als Teil der neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung und als eine der wenigen positiven Kräfte im Westen gesehen. Es wurden sehr viele Selfies und Gruppenfotos gemacht. Jeder wollte den Ausklang dieses Gipfels in Fotos festhalten. Allen Teilnehmern war klar, daß dieses erste gemeinsame Treffen der Jugendorganisationen der BRICS- und SCO-Länder ein neues Kapitel nicht nur für die jeweiligen Länder, sondern für die gesamte Menschheit bedeutet.

Ich möchte die Menschen der westlichen Länder einladen, sich diesem Optimismus anzuschließen. Für uns stellt sich die Frage: Hat dieser große Moment, da ein System zu Ende geht, ein kleines Geschlecht - uns im Westen - vorgefunden? Nein, mir widerstrebt mit jeder Faser meines Körpers der Gedanke, jetzt zu scheitern. Das Resultat wäre der Dritte Weltkrieg.

Unterzeichnen also auch Sie unsere Resolution, machen Sie sich mit unseren Konzepten vertraut und werden Sie aktiv in unserer Bewegung! Bleiben Sie nicht Teil des Untergangs, sondern werden Sie Teil der Lösung!


Anmerkungen

1. Siehe Neue Solidarität 26/2015; den Mitschnitt ihrer Rede finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts unter http://newparadigm.schillerinstitute.com/de/media/tatiana-seliverstova-creons-un-mouvement-de-jeune-en-soutien-des-brics/

2. „Die USA und Europa müssen den Mut aufbringen, mit der Geopolitik zu brechen und mit den BRICS-Staaten zusammenzuarbeiten“, siehe Neue Solidarität 48/2014. Sie können die Resolution auf der Internetseite des Schiller-Instituts online unterzeichnen: http://newparadigm.schillerinstitute.com/de/media/the-u-s-and-europe-must-have-the-courage-to-reject-geopolitics-and-collaborate-with-the-brics/