Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 50, 9. Dezember 2015

Geschäfte mit ISIS und Aggression gegen Rußland:
Haben Erdogan und Obama den Verstand verloren?

Von Alexander Hartmann

Wenn die türkische und die US­-Regierung gedacht hatten, sie könnten Rußland durch den Abschuß des russischen Kampfbombers an der syrisch-türkischen Grenze einschüchtern und international isolieren, so haben sie sich getäuscht. Im Gegenteil, Präsident Putin nutzte den Anlaß, um nachdrücklich auf das eigentliche Problem bei der Bekämpfung des „Islamischen Staats“ (ISIS) hinzuweisen: die Tatsache, daß die ISIS-Terroristen von der Türkei - und anderen Staaten - unterstützt werden. In seiner Rede vor der russischen Bundesversammlung sagte Putin am 3. Dezember:

Am Tag zuvor hatten führende Offiziere des russischen Generalstabs in einer ausführlichen Pressekonferenz das Ausmaß der türkischen Unterstützung für ISIS dokumentiert. Insgesamt, so erklärte Generalleutnant Rudskoj, würden rund 8500 Tanklastwagen dazu eingesetzt, täglich bis zu 200.000 Tonnen Öl in die Türkei zu schaffen - meist aus den von ISIS besetzten Gebieten im Irak. In den zwei Monaten der russischen Luftangriffe habe Rußland 32 Ölförderanlagen zerstört, 11 Raffinerien und 23 Ölpumpstationen, außerdem fast 1100 Tanklastwagen. Dadurch seien der Ölschmuggel um fast 50% und die illegalen Öleinnahmen von ISIS von 3 Mio. auf 1,5 Mio.$ am Tag reduziert worden.

Vizeverteidigungsminister Antonow konkretisierte dies und beschrieb, wie Präsident Erdogan, dessen Familie und die „politische Führungsspitze“ des Landes dieses Öl von ISIS kaufen. Im Westen stelle niemand Fragen „zu der Tatsache, daß der Sohn des türkischen Präsidenten eines der größten Energieunternehmen leitet, oder daß sein Schwiegersohn zum Energieminister ernannt wurde. Was für ein prächtiges Familienunternehmen!“

In seiner Rede vor der Bundesversammlung sprach Putin aber auch das grundsätzlichere Problem an, das das Aufkommen der islamischen Extremisten überhaupt möglich gemacht hatte - nämlich die Regimewechselpolitik der USA:

Putin verglich dann die gegenwärtige Lage mit der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs: „Die historischen Parallelen sind in diesem Fall unbestreitbar. Die fehlende Bereitschaft, sich dem Kampf gegen den Nazismus anzuschließen, kostete uns im 20. Jahrhundert Millionen von Menschenleben im blutigsten Weltkrieg der menschlichen Geschichte. Heute stehen wir wieder Auge in Auge mit einer destruktiven und barbarischen Ideologie, und wir dürfen nicht zulassen, daß diese finsteren Kräfte von heute ihre Ziele erreichen.“ Kein Land könne den Terrorismus alleine besiegen.

Putin kam dann nochmals auf das Verhalten der türkischen Regierung zurück:

Obamas Politik ist verrückt

Diese Politik der Unterstützung von Terroristen und der Konfrontation gegen Rußland ist offensichtlich verrückt. Aber das eigentlich gefährliche an dieser Politik ist nicht, daß Erdogan sie betreibt, sondern daß er dies mit voller Rückendeckung durch US-Präsident Obama tun kann, was unmittelbar die Gefahr eines Nuklearkrieges zwischen Rußland und der NATO heraufbeschwört.

Dies ist spätestens nach dem Abschuß des russischen Kampfbombers durch die Türkei vielen Beobachtern bewußt geworden, was sich am deutlichsten in einem - von den amerikanischen Medien mit großer Aufmerksamkeit bedachten - Wortwechsel zwischen der Kongreßabgeordneten Tulsi Gabbard und US-Verteidigungsminister Ashton Carter äußerte. Gabbard konfrontierte Carter am 1. Dezember bei einer Anhörung des Streitkräfteausschusses des Repräsentantenhauses mit der Frage: „Da unsere Politik zum Sturz der syrischen Regierung Assad uns faktisch in einen Konflikt Auge in Auge mit Rußland bringt, habe ich dazu einige Fragen. Wie viele nukleare Sprengköpfe hat Rußland, die auf die USA gerichtet sind, und wie viele haben die USA auf Rußland gerichtet?“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs betonte sie: „Aber diese scharfen Differenzen mit entgegengesetzten Zielen - auf der einen Seite strebt die US-Regierung den Sturz der Regierung Assad an, auf der anderen will Rußland die syrische Regierung Assad erhalten - schaffen ein starkes Potential und eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen direkten Kampf oder einen direkten militärischen Konflikt. Und Rußlands Einrichtung eines Luftabwehr-Raketensystems vergrößert diese Möglichkeit, daß eine Seite - sei es aus Zufall oder aus Absicht - Flugzeuge der anderen abschießt. Und da liegt wirklich dieses Potential für einen solchen verheerenden Nuklearkrieg - daß es sich zu etwas weit Größerem entzünden könnte.“

Da Carter als offizieller Vertreter der Regierung schlecht die Politik des Präsidenten kritisieren konnte, konnte er ihr nicht mehr entgegnen als: „Ich bin da in einigem, was Sie gesagt haben, anderer Meinung.“

Inzwischen wird in amerikanischen Medien - z.B. in der Washington Times - sogar schon ganz offen die Frage nach Obamas Geisteszustand gestellt: „Hat der Präsident seine Fähigkeit verloren, die Macht und die Pflichten seines Amtes auszuüben?“ Sogar bekannte frühere Obama-Anhänger wie Dana Milbank und Richard Cohen von der Washington Post zeigten sich über Obamas Verhalten enttäuscht und bestürzt - allerdings, und das ist ebenso typisch für die amerikanischen Medien wie amüsant, vorgeblich nicht wegen seiner Politik gegenüber Rußland, sondern wegen seines desolaten Auftritts bei seiner Pressekonferenz anläßlich des COP21-Klimagipfels in Paris. „Seine Eloquenz wurde durch Launenhaftigkeit verdrängt, und er hat seine Überzeugungskraft verloren... Sein Problem ist, daß er oft nichts zu sagen hat“, schrieb Cohen in der Washington Post. Charles Hurt lästerte in der Washington Times: „Es war unmöglich, mitzuzählen, wie oft er stockte und das Schweigen nur durch ein langgezogenes Uh-um-ah überbrücken konnte“ - gefühlte 330 Mal, schätzt Hurt. „Jemand sollte den Pro-Tempore-Präsidenten des Senats alarmieren. Jemand sollte den Sprecher des Repräsentantenhauses anrufen. Wir sollten den 25. Verfassungszusatz entstauben.“ Dieser Zusatz ermöglicht die Absetzung eines Präsidenten bei Amtunfähigkeit.

Umdenken auch in Europa

Jedenfalls ist es ein großer Fortschritt, wenn nun in aller Öffentlichkeit endlich über den Geisteszustand des US-Präsidenten diskutiert und dabei sogar die Notwendigkeit einer Absetzung nach dem 25. Verfassungszusatz ins Spiel gebracht wird. Aber nicht nur in den USA, sondern auch in Europa sieht man sich zum Umdenken gezwungen - Hollandes Bündnis mit Rußland gegen ISIS ist beispielhaft dafür.

Helga Zepp-LaRouche sprach diesen Punkt letzte Woche in einer Rede vor Unternehmern in Tokio an (über die wir in der kommenden Woche noch ausführlicher berichten werden):

Sie betonte jedoch: „Wenn der Terrorismus ausgemerzt und die Flüchtlingskrise überwunden werden sollen, dann müssen die Operationen gegen ISIS dessen dezentralisierte Struktur in vielen Ländern berücksichtigen, aber militärische Mittel allein reichen nicht. Was wir brauchen, ist Entwicklung!

Es ist notwendig, einen umfassenden Wiederaufbauplan für Südwestasien und Afrika auf die Tagesordnung zu setzen. Nur wenn die jungen Menschen, insbesondere die jungen Männer, eine Perspektive für die Zukunft haben, die Chance, eine Familie aufzuziehen, Wissenschaftler, Ärzte oder Architekten zu werden, kann das Umfeld für das Rekrutieren der Dschihadisten ausgetrocknet werden.“

Eine Amtsenthebung des amerikanischen Präsidenten würde den Weg für genau solch eine Politik frei machen.