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Neue Solidarität
Nr. 7, 11. Februar 2015

Am Rande der nuklearen Apokalypse:
Die Welt braucht einen Friedensplan!

Von Helga Zepp-LaRouche

Falls die Reise von Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande nach Moskau - buchstäblich in der letzten Minute vor zwölf - zu einer realistischen Chance für die Verwirklichung eines Friedensplans führen sollte, ist dies wahrscheinlich die allerletzte Chance, die systemischen Fehler der transatlantischen Politik zu korrigieren, die die Welt an den Rand des Dritten Weltkrieges als auch des systemischen Finanzkollaps geführt hat. Mit Kompromissen auf Basis des kleinsten Nenners und Teillösungen ist es allerdings nicht getan: Der Weltfrieden kann nur erhalten werden, wenn die geostrategische Konfrontation mit Rußland und China durch ein völlig neues Paradigma ersetzt wird. Europa und die USA müssen auf das Angebot Präsident Xi Jinpings eingehen und mit den BRICS-Staaten in einer neuen Weltwirtschaftsordnung zusammenarbeiten.

Offenbar unter dem Eindruck der unmittelbar bevorstehenden Lieferung schwerer Waffen seitens der USA an die Ukraine und damit der akuten Gefahr einer militärischen Eskalation bis zum Krieg in Europa, wovon Mitte letzter Woche selbst in der Tagesschau gesprochen wurde, ergriffen Hollande und Merkel die Initiative zu ihrer Reise nach Kiew und Moskau. Medienberichten zufolge unterrichteten sie US-Außenminister Kerry erst am Abend zuvor. In Wirklichkeit drohte nicht nur ein Krieg in Europa, sondern die Lunte bis zum globalen Nuklearkrieg war schon beinahe abgebrannt.

Falls es bei den Verhandlungen zwischen Putin, Poroschenko, Merkel und Hollande zu einem Einverständnis über eine Variante des Friedensplans kommt, den Putin Mitte Januar vorgelegt hatte - also mehr Autonomie für die von Rebellen besetzten Gebiete in der Ostukraine, mehr Schutz für die russische Sprache und Kultur in dieser Region, möglicherweise teilweise Anerkennung der territorialen Gewinne, die die Rebellen seit dem Abschluß des Minsk-Abkommens im September 2014 gemacht haben, sowie die ursprünglichen Abmachungen von Minsk -, dann wäre zumindest die unmittelbare Eskalation zur potentiellen Auslöschung der Menschheit unterbrochen. Überwunden wäre die Kriegsgefahr damit aber noch keineswegs.

Duma-Sprecher Sergej Naryschkin warnte soeben auf einer Konferenz anläßlich des 70. Jahrestags der Jalta-Konferenz von 1945, daß der Westen sich kontinuierlich weigert, die Konsequenzen des Rußland umrundenden Raketenabwehrschirms zur Kenntnis zu nehmen: „Nur ein Blinder kann ignorieren, welche Bedrohung von dem Raketenabwehrsystem, der NATO-Ostausweitung und der Serie der US-Militärinterventionen ausgeht, die den UN-Sicherheitsrat umgangen haben“, sagte Naryschkin. Als Reaktion auf diese Bedrohungen hat Rußland seine strategischen Nuklearraketen in sechs Regionen in einen erhöhten Bereitschaftszustand und mobile Aufstellung gebracht.

Auch wenn Merkel und Hollande bezüglich der Ukraine im allerletzten Augenblick versuchen, die Notbremse zu ziehen (ob mit Erfolg, steht bei Redaktionsschluß noch aus): In Bezug auf die Konfrontation mit der neuen griechischen Regierung reagieren EZB, Bundesbank, Merkel und Schäuble eher wie die berüchtigten Betonköpfe in den letzten Tagen der DDR. Für sie ist weder ein Schuldenschnitt noch eine Schuldenkonferenz wie die für Deutschland in London 1953 diskutabel, die EZB ist mit ihrer Entscheidung, keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheiten für Kredite zu akzeptieren und das Land statt dessen auf die teureren Notfallkredite zu verweisen, sogar noch zusätzlich auf Konfrontation gegangen. Europäische Prinzipien und Verträge müßten eingehalten werden, insistiert Schäuble, auch wenn es eben diese Arroganz und Uneinsichtigkeit sein dürften, die den Untergang des Euros beschleunigen werden.

Aber genau diese Prinzipien und Verträge sind das Problem. Denn es war die Austeritätspolitik der Troika, welche eine wirtschaftliche Erholung Griechenlands unmöglich gemacht, ein Drittel der griechischen Wirtschaft zerstört und die Bevölkerung in die Verzweiflung gestürzt hat. Von Anfang an warnte ich, daß diese Sparpolitik in der Tradition von Heinrich Brüning nicht funktionieren könne, und bereits im Februar 2008, also kurz nach der Unterzeichnung des Vertrags von Lissabon, hatte ich gewarnt, daß die Ratifizierung dieses Vertrages die Unterschrift unter einen zweiten Versailler Vertrag bedeuten würde - und zwar für ganz Europa -, und man nicht vergessen sollte, daß im ersten Versailler Vertrag die Wurzel für den Zweiten Weltkrieg lag.

Finanzminister Varoufakis betonte im Interview mit der Zeit, daß viel Leid verhindert worden wäre, wenn man damals den Versailler Vertrag gebrochen hätte, und daß die Nazi-Partei „Goldene Morgenröte“ als Reaktion auf die verordnete Sparpolitik bereits drittstärkste Kraft im Lande geworden sei.

Aber während die Betonköpfe den Tunnelblick nur auf das Interesse des Bankensektor richten - denn der allein war es, dem sowohl die Austeritätspolitik, die ganz Südeuropa ins Unglück gestürzt hat, als auch die „Rettungspakete“ zunutze waren, die nicht den Griechen, sondern den europäischen Banken zugeflossen sind -, verdichtet sich im übrigen Europa und vielen Teilen der Welt das Bild von den brutalen Deutschen, an deren Medizin sich die Südeuropäer vergiftet haben und die jetzt zu engherzig sind, um den Griechen die gleiche Chance zu geben, die die USA Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichten. Denn ohne den Marshall-Plan und die Schuldenkonferenz von 1953, die die Gesamtschulden Deutschlands damals halbierte und die Zahlung an Exportüberschüsse knüpfte, hätte sich Deutschland niemals aus einem Trümmerhaufen zu dem Land des deutschen Wirtschaftswunders entwickelt, das in der ganzen Welt bewundert wurde.

Als Reaktion auf die EZB-Politik und Schäubles harte Linie gingen sofort in mehreren griechischen Städten Zehntausende von Menschen als Unterstützung für die Regierung Tsipras auf die Straße. In Madrid hatten am Samstag davor 300.000 Menschen demonstriert. Wenn EU, EZB und die deutsche Regierung bei ihrer kompromißlosen Haltung bleiben, droht der Euro auf chaotische Weise zu zerbrechen. Die demonstrierte Herzlosigkeit der Schäubles kann die soziale Katastrophe nur verschlimmern, sie begreifen scheinbar gar nicht, welche historischen Prozesse sich abspielen. Die Welt als Wille und Vorstellung.

Es gibt eine Lösung, aber ihre Verwirklichung erfordert das entschlossene Handeln des denkenden Teils der europäischen Bevölkerung. Nach wie vor liegt das Angebot des chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf dem Tisch, daß die USA und andere größere Staaten, also z.B. Deutschland, Frankreich, Italien etc., gemeinsam mit den BRICS-Staaten die Neue Seidenstraße und die neuen Kreditinstitutionen wie die AIIB, die NDB und andere nur auf die Finanzierung der Realwirtschaft ausgerichtete Banken aufbauen sollten. Mit diesem Angebot liegen die Konturen einer neuen Friedensordnung für das 21. Jahrhundert klar vor Augen.

Es gibt ein Paket von Maßnahmen, die die Welt geordnet vom Abgrund ohne Wiederkehr zurückholen und auf der Grundlage bewährter Beispiele in eine neue Ära der internationalen Kooperation führen würden:

Der Ausweg aus der existentiellen Krise, gegründet auf bereits erprobten Konzepten, existiert also, und er wird bereits von einer großen Gruppe von Nationen verwirklicht, die gemeinsam mehr als die Hälfte der menschlichen Gattung darstellen. Das Schiller-Institut hat eine internationale Kampagne gestartet, um diese Option der Kooperation mit den BRICS-Staaten für eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung weltweit bekannt zu machen - denn sie ist als Folge der kontrollierten Mainstream-Medien kaum bekannt - und dafür eine größtmögliche Anzahl von Unterstützern und Aktivisten zu mobilisieren. Eine entsprechende Resolution wurde bereits von einigen Tausenden Menschen, darunter mehr als 300 wichtige institutionelle Repräsentanten, unterzeichnet.

Helfen Sie mit, die Welt vom Abgrund eines thermonuklearen Kriegs wegzubringen und ein neues Paradigma der friedlichen Zusammenarbeit der Nationen auf diesem Planeten zu verwirklichen, indem Sie diese Petition unterzeichnen, weiterverbreiten und viele weitere Unterstützer dafür gewinnen!

Diese Resolution und die Namen prominenter Unterzeichner finden Sie auf der Internetseite des Schiller-Instituts: http://newparadigm.schillerinstitute.com/media/the-u-s-and-europe-must-have-the-courage-to-reject-geopolitics-and-collaborate-with-the-brics