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Neue Solidarität
Nr. 9, 25. Februar 2015

Am Beinbruch des Nachbarn Geld „verdienen“

Gut gibt es Versicherungen! Sollten Sie sich das Bein brechen, werden Ihnen die dadurch verursachten Kosten von der Unfall-Versicherung zurückerstattet. Aber stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Versicherung abschließen, die Ihnen für jeden Einwohner Ihrer Stadt, der das Bein bricht, 5000 Franken zahlt. Empört werden Sie ausrufen, das gäbe es nicht.

Doch es gibt es - in der Finanzbranche. Wenn Sie z.B. Obligationen einer Firma oder eines Staates kaufen, gehen Sie das Risiko ein, daß Ihr Schuldner bei Fälligkeit die Ihnen geschuldeten Zinsen und nach dem Ende der Laufzeit das von Ihnen geliehene Kapital nicht zahlen kann. Es ist eine gute Sache und völlig legitim, daß man sich gegen dieses Risiko eines Verlustes versichern kann. So heißt z.B. die Versicherung für sehr große ausgeliehene Beträge CDS, Credit Default Swap. Es gibt Varianten für kleine Beträge und auch für ausgefallene Zinsen, die nach dem gleichen Grundprinzip funktionieren.

Aber Sie können diese Versicherung auch abschließen, ohne Gläubiger zu sein, d.h. ohne daß Sie irgendeinem Unternehmen oder einem Staat Geld geliehen haben. Mit anderen Worten, Sie können ein Risiko versichern, das Sie gar nicht tragen, wie im obigen Beispiel von Beinbrüchen anderer Leute. Sie haben nur die sehr geringen Kosten für die CDS aufzubringen und können dann sehr viel Geld „verdienen“, wenn der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Weltweit übersteigt die Summe dieser auf nicht bestehende Risiken abgeschlossenen Versicherungen, bzw. Wetten, die versicherten, tatsächlich ausstehenden Guthaben um ein Vielfaches und erreicht heute Beträge in der Höhe vieler tausend Milliarden Franken. Wir können der Finanzbranche nicht genug dafür danken, daß sie die Möglichkeit geschaffen hat, für eine bescheidene Prämie und ohne Risiko, am Unglück oder Mißerfolg anderer zu „verdienen“. Darüber hinaus führt sie uns an einem konkreten Beispiel ihre Vorstellungen von Ethik und Moral vor.

Übrigens: Was für ein riesiges Katastrophenpotential diese „Blase“ für die Weltwirtschaft hat, steht auf einem anderen Blatt. Es müßten dringend Vorschriften erlassen werden, wonach es nur echten Gläubigern gegen Nachweis ihrer jeweiligen Guthaben erlaubt ist, im gleichen Umfang CDS zu kaufen. Die anderen können an Spielcasinos ihr Glück versuchen.

Gotthard Frick, Bottmingen, 7.05.2010