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Neue Solidarität
Nr. 28, 14. Juli 2016

Nachruf auf Josef Perschl

Nein, ein solcher Mensch war Josef Perschl, der am 21. Juni im Alter von 62 Jahren plötzlich verstarb, nicht. Ganz im Gegenteil war sein entschlossenes Lebensmotto: „Es darf nicht heißen, man kann nichts machen - es muß heißen: man muß etwas machen!“

Ich habe das Glück gehabt, ihn und seine Frau Anita schon Anfang der 1990er Jahre kennenzulernen, als er mit der Landwirtekommission im Schiller-Institut in Kontakt kam. Damals bildete sich im Raum Altötting/Mühldorf rasch ein wachsender Kreis von Landwirten, die dem Preisdruck der Kartelle und der ruinösen Freihandelspolitik der WTO entgegentraten und gemeinsam mit dem Schiller-Institut von der Politik und den Verbänden verlangten, die Landwirtschaft vor den räuberischen Methoden der Nahrungsmittelkartelle zu schützen, Paritätspreise einzuführen und den Absturz in feudale Bedingungen der Nahrungsmittelproduktion zu stoppen. Es fanden unzählige Veranstaltungen in Südbayern, in anderen deutschen Regionen und ein reger Austausch mit Landwirten aus den USA, aber auch Neuseeland und Nordeuropa statt.

Josef Perschl war ein entschiedener Gegner des von oben verordneten „Ökowahns“, der die produktive bäuerliche Landwirtschaft ebenso zerstört hat wie die durch EU- und WTO-Richtlinien ermöglichten Spekulationsorgien der großen Agrarhandelskartelle und Banken. Er setzte sich stets für eine moderne Landwirtschaft ein, und dies nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch im Entwicklungssektor. Die vom Club of Rome und der grünen Bewegung verbreitete wahnwitzige Idee der „Überbevölkerung“ stieß bei ihm auf absolute Ablehnung, denn als Landwirt wußte er genau, wie mit modernsten Methoden qualitativ hochwertige Nahrungsmittel produziert werden können, vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen werden von seiten des Staates dafür geschaffen.

Als 2008  eine globale spekulative Preisinflation plötzlich Nahrungsmittel für viele Menschen in vielen Ländern unerschwinglich machte, was zu Hungeraufständen in 40 Ländern führte, veröffentlichte die Landwirtekommission des Schiller-Instituts, darunter auch Josef Perschl, einen dringenden Aufruf an die Sitzung der Welternährungsorganisation FAO in Rom, die weltweite Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln, Paritätspreise einzuführen und sowohl die WTO mit ihrer ruinösen  Freihandelspolitik als auch den Mißbrauch von Nahrungsmitteln als Treibstoff sofort zu beseitigen.

Josef Perschl war sich immer bewußt, daß dieser Kampf nur im größeren Rahmen einer gerechten neuen Weltwirtschaftsordnung zu gewinnen ist. Obwohl er durch seinen Beruf als Landwirt wenig Zeit hatte, engagierte er sich, indem er für die Bürgerrechtsbewegung Solidarität immer wieder bei Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen antrat und auch sonst vor Ort aktiv war. Dabei nahm er gegenüber Politikern oder Verbandsvertretern nie ein Blatt vor den Mund, wenn er diese gemeinsam mit seinen Freunden „vor die Flinte“ bekam. Seine humorvolle Art ermunterte auch andere, sich nicht untertänig verkrusteten politischen Strukturen zu beugen, nur um „keinen Ärger“ zu bekommen.

Im Europawahlkampf 1999 stellte er bei einer Wahlveranstaltung in Kirchweidach bei Altötting fest, daß die Politiker vor solchen Bürgern, die sie mit der Wahrheit konfrontierten, ungeheuer viel Angst hätten. Das müßten mehr Leute tun, dann gebe es eine Chance für unser Land. Josef verstand es eben als selbstverständliche Pflicht jedes Menschen, für seine Rechte einzutreten und Lösungen aufzuzeigen, ebenso wie der Staat Rechte und Pflichten hat.

Als 2002 die damals schon über neunzigjährige, aber unvermindert kämpferische amerikanische Bürgerrechtskämpferin Amelia Boynton Robinson im Bundestagswahlkampf der BüSo auch Bayern besuchte, war dies ein ganz besonderes Erlebnis. Die Familie Perschl richtete in einem Zelt auf ihrem Hof in Waltenham/Kirchweidach eine unvergeßliche Wahlveranstaltung für Teilnehmer aus der ganzen Region aus, an der auch die Bundesvorsitzende der BüSo, Helga Zepp-LaRouche teilnahm.

Lieber Josef, wir vermissen Dich schon jetzt. Aber das, was Du an unvergänglichem für die Zukunft „in die Furche der Zeit“ gesät hast, hat bereits Früchte getragen und wird es auch weiter tun. Das versprechen wir Dir als Deine Freunde.

Elke Fimmen, für den Bundesvorstand der BüSo