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Neue Solidarität
Nr. 31, 4. August 2016

Mordfall Herrhausen muß neu aufgerollt werden!

Von Helga Zepp-LaRouche

In seinen „Geständnissen eines Wirtschaftsattentäters“ beschreibt der Ex-Bankier John Perkins, wie die Entwicklungsländer durch wirtschaftliche Erpressung, gedungene Mörder oder Krieg dem Diktat von IWF, Weltbank und privaten Finanzinteressen unterworfen wurden. In der folgenden Besprechung dieses Buches - zuerst erschienen in der Neuen Solidarität 49/2004 - zog Helga Zepp-LaRouche fast genau 15 Jahre nach der Ermordung Alfred Herrhausens die Verbindung zu dem Attentat auf den Vorstandssprecher der Deutschen Bank kurz nach dem Fall der Mauer.

Das Buch ist ein Paukenschlag: John Perkins, Abkömmling einer bekannten Familie des amerikanischen Ostküsten-Establishments plaudert in seinen gerade erschienenen Confessions of an Economic Hitman (Geständnisse eines Economic Hitman) aus dem Nähkästchen der internationalen Finanzoligarchie - wie vor allem Entwicklungsländer mit einem ganzen Repertoire an wirtschaftlicher Erpressung, dem Einsatz gedungener Attentäter und schließlich Krieg dem Diktat von IWF, Weltbank und privaten Finanzinteressen unterworfen wurden.

Aber der beschriebene Modus operandi trifft auch für eine ganze Reihe unaufgeklärter Morde in Europa zu, von Enrico Mattei, Aldo Moro, Jürgen Ponto, Alfred Herrhausen bis zu Detlev Karsten Rohwedder, um nur einige zu nennen. Brisant ist, daß Perkins erklärt, er habe sich entschlossen, sich selbst als ein solcher „Wirtschaftsattentäter“ (EHM) zu enttarnen, weil er zu dem Schluß gelangt sei, diese jahrzehntelange Praxis habe letztlich in die Ereignisse des 11. September 2001 gemündet. Und offenbar befürchtet er, daß weitere solche Ereignisse auf der Tagesordnung stehen.

Die Veröffentlichung dieses Buches ist Teil einer beispiellosen Revolte großer Teile der amerikanischen Geheimdienste, Streitkräfte, Staatsverwaltung und Diplomatie, die mehr und mehr davon überzeugt sind, eine Fortsetzung der Politik von Bush und Cheney werde zum Untergang der USA führen. Die beiden wichtigsten Bereiche, in den das völlige Scheitern der Politik der Regierung Bush offensichtlich ist, sind der außer Kontrolle geratene Krieg im Irak und noch viel grundsätzlicher die Tatsache, daß das auf den Dollar gegründete Weltfinanzsystem dabei ist, mit donnernder Wucht zusammenzubrechen.

Panik macht sich breit: Heinz Brestel spricht im Wirtschaftsteil der FAZ davon, der Dollar könne bald bei 1,60 Euro stehen, Lord William Rees-Mogg schreibt in der Londoner Times, die „Lawine“ (des Dollarkollapses) sei dabei, herabzustürzen. Der italienische Bankier und ehemalige Minister Paolo Savona warnt vor einem drohenden „Hiroshima“ des Finanzsystems, und der Chefökonom der Investmentbank Morgan Stanley, Stephen Roach, sieht die Welt am Rande eines finanziellen „Armageddon“. Der erstaunliche Reichtum an Metaphern für den Untergang bedeutet nicht etwa, daß diese Herren plötzlich ihre poetische Ader entdeckt hätten, sondern, daß es selbst den hartgesottensten Vertretern der Globalisierung wie Schuppen von den Augen fällt: Das System ist am Ende, und zwar total und jetzt.

Die Zeichen stehen auf Sturm

Der Dollar fällt und fällt, die Kapitalströme, die nötig wären, um den Kollaps angesichts der US-Defizite aufzuhalten, sind einfach nicht mehr da; der Ölpreis liegt mit rund 50 Dollar wieder doppelt so hoch, als für die Wirtschaft preisneutral wäre, was weltweite Inflation zur Folge hat. Der Goldpreis hat die 450-Dollar-Marke durchbrochen, Rohstoffe sind Lieblingsgegenstand der Megaspekulanten; Rußland hat schon damit angefangen, sein Portfolio umzurüsten und seine erheblichen Dollarreserven zu liquidieren, andere asiatische Länder werden folgen. - Man muß sich nur die Gleichzeitigkeit all dieser Entwicklungen vergegenwärtigen, um zu verstehen: Alles ist ausgereizt. Und alle, die es wissen müssen, sind von der Angst getrieben: Es braucht nur noch eine Kleinigkeit dazuzukommen, und das ganze System wird detonieren.

Perkins unterstreicht in seinem Buch, diese Politik der EHM habe letztlich zu den Anschlägen des 11. September geführt. Er sagt dies ohne nähere Erläuterung und ohne expliziten Bezug auf Lyndon LaRouches Analyse, daß diese Anschläge nur mit aktiver Mitarbeit von Elementen des amerikanischen Sicherheitsapparats möglich wären und in der direkten Tradition von Goebbels' Reichstagsbrand standen.

Die derzeitige Systemkrise ist ebenso das Resultat der Politik, ein Land der „Dritten Welt“ nach dem anderen durch die EHM zur Zielscheibe zu machen und die Regierungen zu zwingen, sich zugunsten des Aufbaus eines anglo-amerikanischen Empires in der Tradition Venedigs und des anglo-holländischen Systems und der Finanzinteressen von Firmen wie Bechtel und Halliburton zu überschulden und damit dem Diktat der IWF-Auflagen zu unterwerfen.

Diese Politik war für die betroffenen Staaten eine Katastrophe, wie man gerade am Beispiel der IWF-“Musterschüler“ Argentinien oder Polen sehen kann. Führende Politiker der Entwicklungsländer wurden vor die Wahl gestellt, sich entweder zu Lakaien des anglo-amerikanischen Empire zu machen und gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung zu handeln oder früher oder später umgebracht zu werden. Diese Politik hat die Weltwirtschaft zugunsten einiger weniger Spekulanten in den Ruin getrieben.

Perkins' Buch ist deshalb so brisant, weil es von einem hochrangigen Insider geschrieben ist, der sich durch seine Enthüllungen letztlich selbst belastet. Aber es bestätigt nur die ureigenste Erfahrung unserer Bewegung in den letzten 30 Jahren. Ein erfahrenes Expertenteam der LaRouche-Bewegung in den USA und Europa ist derzeit damit beschäftigt, die Fakten, die Perkins nennt, mit uns schon bekannten Sachverhalten zu vergleichen und weiteres Hintergrundmaterial zu recherchieren. Und soviel sei schon jetzt gesagt: Es gibt vor allem in den Entwicklungsländern eine sehr große Zahl von Zeitzeugen, die dies bestätigen können.

So wurde z.B. Indira Gandhi einmal von einem amerikanischen Repräsentanten besucht, der ihr mitteilte, es seien gerade 70 (!) amerikanische Geschäftsleute in Neu-Delhi angekommen, die Aufträge für 30 Mrd. Dollar zu vergeben hätten - falls sie sich innerhalb weniger Stunden bereit erklärte, einen IWF-Kredit von 30 Mrd. Dollar anzunehmen. Indira Gandhi empfing den Vertreter am nächsten Morgen in ihrem Büro im Parlament und lehnte das Angebot mit dem Argument ab, sie habe gerade mit Mühe einen Kredit von 2 Mrd. zurückgezahlt und sehe keine Möglichkeit, sich auf dieses „Geschäft“ einzulassen. Ein indischer Zeitzeuge kommentierte: „Sie hat diese Haltung mit dem Leben bezahlt.“

Aber wer meint, Coups und Morde an Führern der sog. Dritten Welt seien „nichts besonderes“, der sollte schleunigst aufwachen. Denn dieselbe Politik, die Perkins zufolge für die Überschuldung des Entwicklungssektors und die Morde an Omar Torrijos in Panama und Jaime Roldos in Ekuador verantwortlich ist - und nach unserer besten Erkenntnis auch für die Morde an Salvador Allende, Ali Bhutto und anderen - , ist auch schuld an der wirtschaftlichen Katastrophe in Deutschland und Europa, und an dem Umstand, daß unsere Jugend ebenso wie die amerikanische eine „No-future-Generation“ ist, wenn die Finanzoligarchie nicht besiegt wird. Mit anderen Worten, die Politik der „Wirtschaftsattentäter“ betrifft uns genauso.

Die Morde an Alfred Herrhausen...

Die beiden wirtschaftspolitisch motivierten Morde, die mehr als alles andere die Weichen für die Katastrophe stellten, in welche die deutsche Wirtschaft in Ost und West seit 15 Jahren gestürzt ist, waren die an Alfred Herrhausen am 30. November 1989 und an Detlef Rohwedder am 21. April 1991.

In ähnlicher Weise wie jetzt John Perkins sagte in den 90er Jahren der ehemalige Pentagon-Mitarbeiter Oberst Fletcher Prouty in einem Interview mit der italienischen Zeitung Unita, die Morde an Herrhausen, John F. Kennedy, Aldo Moro, Enrico Mattei und Olof Palme seien alle die Folge davon gewesen, daß sie sich nicht der bestehenden Weltordnung einer von einer kleinen Machtelite beherrschten pax universalis unterwerfen wollten.

In einer anderen Erklärung verglich Prouty die Bedeutung der Ermordung Herrhausens mit der J.F. Kennedys:

Prouty sagte, der Schlüssel zur Erklärung liege in elf Seiten einer Rede, die Herrhausen eine Woche später am 4. Dezember 1989 in New York vor dem American Council on Germany hätte halten sollen und die nun ungehalten blieb (siehe Kasten). In dieser Rede wollte Herrhausen seine Vision der Neugestaltung des Ost-West-Verhältnisses darlegen, die den Lauf der Geschichte nach 1989 dramatisch in eine andere Richtung gelenkt hätte. Herrhausen war damals der einzige Bankier, dessen Vorschläge für die Entwicklung Polens als Modell für die anderen Staaten des Comecon nach dem Modell der Kreditanstalt für Wiederaufbau in die gleiche Richtung wie die Überlegungen Lyndon LaRouches gingen.

Erinnern wir uns an die dramatischen Ereignisse vom Herbst 1989: Am 9. November fiel die Mauer in Berlin; in einer später veröffentlichten Dokumentation gab die Bundesregierung zu, sie habe nicht die geringsten Pläne für die unvorhergesehene Eventualität der deutschen Wiedervereinigung gehabt. Am 28. November machte Helmut Kohl den einzigen souveränen Schritt seiner gesamten Amtszeit: Er legte das Zehn-Punkte-Programm für die Bildung einer Konföderation der beiden deutschen Staaten vor, und zwar ohne Absprache mit den Allierten oder dem Koalitionspartner FDP. Zwei Tage später, am 30. November, wurde Alfred Herrhausen von der sog. Dritten Generation der RAF ermordet, deren Existenz in einer ARD-Sendung als „Phantom“ bezeichnet wurde. Dieses „Phantom“ trat dann noch einmal bei der Ermordung Rohwedders in Erscheinung und hat sich seitdem in Luft aufgelöst.

Lyndon LaRouche und seine Organisation schlug damals ein ähnliches, allerdings noch weiterreichendes Konzept als Herrhausen vor, das Programm des „Produktiven Dreiecks Paris-Berlin-Wien“, das der Motor für eine massive infrastrukturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Ostens hätte werden können. Spitzenverteter der Industrie sagten uns damals: „Jetzt ist der Staat gefragt, ein Programm von solchen Dimensionen kann nur von der Regierung garantiert werden!“ Hätte man dieses Programm damals verwirklicht und die „Sternstunde der Menschheit“ der deutschen Wiedervereinigung genutzt, so hätte es einen wirklichen „Aufbau Ost“ gegeben, es hätte die „blühenden Landschaften“ gegeben, und das Ost-West-Verhältnis wäre zum ersten Mal im Sinne einer wirklichen Friedensordnung definiert worden.

Es kam bekanntlich anders. Der Mord an Alfred Herrhausen als dem einzigen Vertreter des Establishments, der eine Vision für die historische Situation zu äußern wagte, war in der Tat die Botschaft an Regierung und Industrie, von der Oberst Prouty sprach. Keiner wagte mehr, den Kopf vorzustrecken. Nach den Mördern traten jetzt wieder die Wirtschaftsattentäter auf den Plan, z.B. in der Person von Jeffrey Sachs und anderen „Reformern“, die den wirtschaftlichen Kahlschlag des Ostens zugunsten der Spekulanten der Finanzoligarchie propagierten. Noch im Dezember 1989 erlebte Helmut Kohl die „schwärzesten Stunden seines Lebens“ beim EU-Gipfel in Straßburg, wo er meinte, sich dem Diktat der Finanzoligarchie in der Form der vorgezogenen europäischen Währungsunion unterwerfen zu müssen. Maastrichter Vertrag, Stabilitätspakt, Euro statt D-Mark und wirtschaftlicher Kahlschlag für die neuen Bundesländer waren die Folge.

... und Detlef Rohwedder

Es gab noch einen anderen führenden Industrievertreter, der weitreichende Visionen für die Entwicklung Deutschlands hatte; Detlef Rohwedder. Als Chef der Treuhand war er mit der Transformation der Volkseigenen Betriebe betraut. 1990/91 gelangte er zu der Erkenntnis, daß eine rücksichtslose Privatisierung der realwirtschaftlich durchaus noch nützlichen Industriebetriebe unannehmbare soziale Folgen hätte. Also beschloß er in den ersten Monaten des Jahres 1991, das Konzept der Treuhand in „Erst Sanierung, dann Privatisierung“ zu ändern - immer unter Hinblick auf die sozialen Auswirkungen. Dies war der Moment, als die Phantom-RAF wieder zuschlug. Seine Nachfolgerin bei der Treuhand, Birgit Breuel, Bankierstochter aus Hamburg, hatte keine solche Skrupel wie er: Unter ihrer Leitung nahm die rigorose Privatisierung ihren freien Lauf.

Warum mußten diese beiden Männer sterben? Waren sie die Symbolfiguren der „faschistischen Kapitalstruktur“, von der die „RAF“ in ihrem Bekennerschreiben zur Herrhausen-Ermordung spricht? Im Gegenteil: Beide begingen gegenüber dem System der Finanzoligarchie die Todsünde, moralische Bedenken wegen der Folgen dieser Politik zu äußern. So beschreibt Dieter Balkhausen in seinem Buch Alfred Herrhausen, Macht, Politik und Moral, wie Herrhausen bereits 1987 bei der Trauerfeier für seinen Vorstandskollegen Werner Blessing zum Ausdruck brachte, die Schuldenkrise der Dritten Welt vertrage kein Schweigen mehr. Ein Gespräch mit Präsident Miguel de la Madrid in Mexiko über die Schuldenkrise der Entwicklungsländer hatte ihn zutiefst betroffen gemacht, und er begann über einen teilweisen Schuldenerlaß nachzudenken.

Balkhausen berichtet weiter, auf den evangelischen Kirchentagen habe man damals darüber diskutiert, warum die internationalen Banken bis 1987 den halb- oder unterentwickelten Staaten die gigantische Summe von 1200 Mrd. Dollar an Krediten zur Verfügung gestellt hatten, während sie sonst „knallhart“ Kreditlinien sperrten und die Häuser kleiner Leute versteigern ließen. Perkins’ Enthüllung, daß die EHMs die Aufgabe hatten, die Entwicklungsländer in die Schuldenfalle zu locken, um sie dann um so gnadenloser ausbeuten zu können, gibt die Antwort auf diesen scheinbaren Widerspruch.

In einer Fernsehsendung in Arte am 18. November 2002 kam ein mit Herrhausen befreundeter katholischer Priester zu Wort, der berichtet, Herrhausen sei zu dem Schluß gekommen, daß ein System, bei dem einige wenige einen sehr hohen Profit aus der Wirtschaft ziehen, während viele andere unter die Räder kommen, keinen Bestand haben könne. Herrhausen habe sich mit der Frage herumgeschlagen, daß er vielleicht etwas decke, was er nicht decken könne, nicht decken wolle und nicht decken dürfe. Damit beging Herrhausen in den Augen der Finanzoligarchie den Fehler, der ihn das Leben kosten sollte: Er kam auf die Idee, daß Wirtschaft etwas mit Moral und dem Menschenbild zu tun hat.

Ich erinnere mich noch sehr gut an das Dinnergespräch aus den 80er Jahren mit einem Privatbankier, der die Analysen meines Ehemanns faszinierend fand und ihn wiederholt zu Vorträgen vor einem illustren Kreis eingeladen hatte. Als es in der Unterhaltung schließlich dahin kam, daß im Mittelpunkt jeder Wirtschaftspolitik das Bild des Menschen als Erkenntniswesen stehen müsse und sich davon die dem Wirtschaftssystem zugrundeliegende Moral ableite, begannen die Pupillen des Bankiers einen wilden Tanz. Danach brach er den Kontakt abrupt ab. Moral in der Wirtschaftspolitik? Nein, knallharte Profitgier im System der freien Marktwirtschaft, auch wenn es ganze Kontinente umbringt - und dann darf bestenfalls die Ehefrau sich für humanitäre Organisationen einsetzen, als Feigenblatt gewissermaßen.

Als Herrhausen am 28. November 1989 dem Vorstand seiner Bank einen tiefgehenden Strukturwandel vorschlug, der seine Bedenken zur Schuldenkrise der Entwicklungsländer reflektierte, stieß er auf heftigen Widerstand, wie der damalige Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, berichtete. Frau Herrhausen erklärte, ihr Mann sei „arg niedergeschlagen“ aus der Sitzung der Bank zurückgekommen, die sich dann als seine letzte erweisen sollte. Und am Morgen vor dem Attentat sagte Herrhausen zu seiner Frau: „Ich weiß nicht, ob ich das überlebe.“

Es gibt neben dem Buch von John Perkins noch einen sehr triftigen Grund, die Umstände um den Mord an Alfred Herrhausen neu aufzurollen. Wir sind heute mit dem rapide zusammenbrechenden Weltfinanzsystem konfrontiert. Und Herrhausen hätte in dieser Lage sicher Maßnahmen vorgeschlagen und ergriffen, um Schaden von der Bevölkerung abzuwenden und das Gemeinwohl zu verteidigen. Seit seinem Tod und dem Rohwedders gibt es in Deutschland sehr wenige oder gar keine Bankiers mehr, die bereit wären, so zu handeln - und das war ja wohl auch die beabsichtigte Botschaft der Auftraggeber der Mörder.

Aber was ist die Folge? Unser Land droht zugrunde zu gehen. Und nicht nur unser Land. Die sich schnell verschärfende strategische Krise (die, wie Perkins richtig erkennt, mit dem 11. September zu tun hat) und der Einsturz des Finanzsystems, zu dem die Globalisierung und der Versuch, eine pax universalis nach venezianischem Modell aufzubauen, führen, erfordert eine dramatische Kursänderung. Eine neue Untersuchung der Morde an Herrhausen und Rohwedder wird erweisen, wie die Weichen falsch gestellt wurden und in welche Richtung sie neu gestellt werden müssen.