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Auf seinem Flug von Rom nach Polen zum 31. Weltjugendtag in Krakau in der letzten Juliwoche sprach Papst Franziskus auch über den barbarischen Mord an Pater Jacques Hamel in seiner Kirche in Rouen in Frankreich. „Das ist Krieg“, sagte er. Laut der offiziellen Übersetzung sagte der Papst: „Wenn ich von Krieg spreche, spreche ich ernsthaft von Krieg. Nicht von Religionskrieg, nein. Es herrscht Krieg der Interessen, es herrscht Krieg ums Geld, es herrscht Krieg um die Ressourcen der Natur, es herrscht Krieg um die Herrschaft über die Völker: Das ist der Krieg. Es kann jemand meinen: ,Er spricht von Religionskrieg.’ Nein. Alle Religionen, wir alle wollen den Frieden. Den Krieg, den wollen die anderen. Verstanden?“
Diese Worte fanden in den italienischen Medien ein großes Echo, sie stießen auf heftigen Widerspruch bei den Kreisen, die sich einen Krieg zwischen dem Islam und der Christenheit wünschen, es gab aber auch viele positive Reaktionen. Der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Avvenire, Marco Tarquinio, wurde in den italienischen Fernsehnachrichten interviewt und kritisierte die Forderung des früheren französischen Präsidenten (und vermutlich neuerlichen Präsidentschaftskandidaten) Nicolas Sarkozy nach einem „gnadenlosem“ Vorgehen gegen die Täter: „Wenn wir gnadenlos sind, haben die Terroristen gewonnen, denn dann werden wir wie sie“, sagte Tarquinio. Tatsächlich war Pater Jacques Hamel ein Freund der örtlichen muslimischen Gemeinde und half, dort eine Moschee zu eröffnen. Die ISIS-Terroristen hatten ihn gerade wegen seiner Rolle im Dialog zwischen den Religionen und Kulturen als Opfer ausgewählt.
Die katholische Kirche antwortete auf den Mord mit einem Aufruf, die Sonntagsmessen zusammen mit den muslimischen Gemeinden zu feiern und dem Andenken von Pater Jacques zu widmen. In Rom zitierte der örtliche Imam den Papst, man müsse diesen Krieg stoppen, „der kein Religionskrieg ist, sondern ein wahrer Krieg“.
In den letzten Monaten hat Papst Franziskus immer wieder erklärt, daß wir uns bereits in einem dritten Weltkrieg befinden, „der ,stückweise’ geführt wird“. Er ging zwar nicht weiter auf Einzelheiten ein (wie beispielsweise Präsident Obamas Provokationen gegenüber Rußland und China), betonte jedoch immer wieder die Notwendigkeit, den Dialog mit Rußland wieder aufzunehmen, wie beispielsweise bei seinem Besuch in Kuba und seinem dortigen Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill.
Fulvio Scaglione, der frühere Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung Famiglia Cristiana, der auch Korrespondent in Rußland und im Nahen Osten war, äußerte sich noch deutlicher in einem Artikel, der am Tag nach den gemeinsamen Messen von Muslimen und Christen erschien (an denen sich, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Gemeinschaft der Arabischen Welt in Italien berichtete, etwa 15.000 Menschen beteiligten):
„Die Beteiligung französischer und italienischer Muslime und vieler ihrer Imame an den katholischen Feiern ist, als ein Zeichen der gemeinsamen Trauer über den Mord an Pater Jacques Hamel und der gemeinsamen Zurückweisung der Gewalt, ein außergewöhnliches Signal. Das ist nicht der übliche Aufruf an moderate Muslime, sich von der Gewalt der Islamisten zu distanzieren, der ,Beweis’, der in den letzten Jahren heuchlerisch gefordert wird. Den ,Beweis’ liefern die Muslime in Frankreich und Italien jeden Tag, indem sie friedlich zusammenleben.“
Mit einem klaren Bezug auf die kolonialen Kriege von Blair und Obama im Irak und in Libyen, die die Ausbreitung von ISIS förderten – und indirekt auch auf die „28 Seiten“ über die Rolle Saudi-Arabiens bei der Finanzierung von Al-Kaida und ISIS –, fährt der katholische Journalist fort:
„Schließlich verlangt auch niemand von uns den Beweis, daß wir uns von den USA und Großbritannien distanzieren, die einen terroristischen Krieg gegen den Irak ausbrüteten und den Tod Zehntausender unschuldiger Muslime verursachten. Kein Muslim hat mich je aufgefordert, mich von denen zu distanzieren, die Libyen zerstört haben. Kein Muslim hat gefordert, daß unsere Regierungen aufhören, Geschäfte mit den Regimes am Persischen Golf zu machen, den ersten Komplizen des islamischen Terrorismus, der Muslime wie Christen tötet.“
Wenn es die Absicht war, durch diesen barbarischen Terroranschlag in einer katholischen Kirche einen Religionskrieg in Gang zu setzen, dann wurde sicherlich eine gegenteilige Wirkung ausgelöst. Muslime und Katholiken reichen einander die Hand, um Nein zum Terrorismus und dem „stückweisen dritten Weltkrieg“ zu sagen.
Liliana Gorini