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Neue Solidarität
Nr. 32, 11. August 2016

„Kein Religionskrieg, sondern Krieg für Wirtschaftsinteressen“

Papst Franziskus äußerte sich zum Anschlag von Rouen

Auf seinem Flug von Rom nach Polen zum 31. Weltjugendtag in Krakau in der letzten Juliwoche sprach Papst Franziskus auch über den barbarischen Mord an Pater Jacques Hamel in seiner Kirche in Rouen in Frankreich. „Das ist Krieg“, sagte er. Laut der offiziellen Übersetzung sagte der Papst: „Wenn ich von Krieg spreche, spreche ich ernsthaft von Krieg. Nicht von Religionskrieg, nein. Es herrscht Krieg der Interessen, es herrscht Krieg ums Geld, es herrscht Krieg um die Ressourcen der Natur, es herrscht Krieg um die Herrschaft über die Völker: Das ist der Krieg. Es kann jemand meinen: ,Er spricht von Religionskrieg.’ Nein. Alle Religionen, wir alle wollen den Frieden. Den Krieg, den wollen die anderen. Verstanden?“

Diese Worte fanden in den italienischen Medien ein großes Echo, sie stießen auf heftigen Widerspruch bei den Kreisen, die sich einen Krieg zwischen dem Islam und der Christenheit wünschen, es gab aber auch viele positive Reaktionen. Der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Avvenire, Marco Tarquinio, wurde in den italienischen Fernsehnachrichten interviewt und kritisierte die Forderung des früheren französischen Präsidenten (und vermutlich neuerlichen Präsidentschaftskandidaten) Nicolas Sarkozy nach einem „gnadenlosem“ Vorgehen gegen die Täter: „Wenn wir gnadenlos sind, haben die Terroristen gewonnen, denn dann werden wir wie sie“, sagte Tarquinio. Tatsächlich war Pater Jacques Hamel ein Freund der örtlichen muslimischen Gemeinde und half, dort eine Moschee zu eröffnen. Die ISIS-Terroristen hatten ihn gerade wegen seiner Rolle im Dialog zwischen den Religionen und Kulturen als Opfer ausgewählt.

Die katholische Kirche antwortete auf den Mord mit einem Aufruf, die Sonntagsmessen zusammen mit den muslimischen Gemeinden zu feiern und dem Andenken von Pater Jacques zu widmen. In Rom zitierte der örtliche Imam den Papst, man müsse diesen Krieg stoppen, „der kein Religionskrieg ist, sondern ein wahrer Krieg“.

In den letzten Monaten hat Papst Franziskus immer wieder erklärt, daß wir uns bereits in einem dritten Weltkrieg befinden, „der ,stückweise’ geführt wird“. Er ging zwar nicht weiter auf Einzelheiten ein (wie beispielsweise Präsident Obamas Provokationen gegenüber Rußland und China), betonte jedoch immer wieder die Notwendigkeit, den Dialog mit Rußland wieder aufzunehmen, wie beispielsweise bei seinem Besuch in Kuba und seinem dortigen Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill.

Fulvio Scaglione, der frühere Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung Famiglia Cristiana, der auch Korrespondent in Rußland und im Nahen Osten war, äußerte sich noch deutlicher in einem Artikel, der am Tag nach den gemeinsamen Messen von Muslimen und Christen erschien (an denen sich, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Gemeinschaft der Arabischen Welt in Italien berichtete, etwa 15.000 Menschen beteiligten):

Mit einem klaren Bezug auf die kolonialen Kriege von Blair und Obama im Irak und in Libyen, die die Ausbreitung von ISIS förderten – und indirekt auch auf die „28 Seiten“ über die Rolle Saudi-Arabiens bei der Finanzierung von Al-Kaida und ISIS –, fährt der katholische Journalist fort:

Wenn es die Absicht war, durch diesen barbarischen Terroranschlag in einer katholischen Kirche einen Religionskrieg in Gang zu setzen, dann wurde sicherlich eine gegenteilige Wirkung ausgelöst. Muslime und Katholiken reichen einander die Hand, um Nein zum Terrorismus und dem „stückweisen dritten Weltkrieg“ zu sagen.

Liliana Gorini