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Neue Solidarität
Nr. 2, 10. Januar 2019

Brücken bauen für die Neue Seidenstraße

Eine Delegation des Schiller-Instituts besucht Portugal und Spanien

Von Dennis Small

Ende November und Anfang Dezember besuchte Chinas Staatspräsident Xi Jinping die EU-Mitgliedstaaten Spanien und Portugal und unterzeichnete dort eine Reihe bedeutender Abkommen über die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit im Kontext der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI).

Spanien war dabei vorsichtiger als Portugal. Die Regierung unterschrieb lediglich eine Erklärung, in der es heißt: „Beide Parteien sind überzeugt, daß die Gürtel- und Straßen-Initiative ein wichtiger Vorschlag im Rahmen der globalen Zusammenarbeit ist, und sie erkennen das Potential dieser Vernetzungs-Plattform für die Stärkung von Handel und Kooperation in Drittmärkten.“ Dabei nahm Spanien Rücksicht auf die EU-Bürokratie in Brüssel, die ebenso wie Großbritannien und dessen Parteigänger in den Vereinigten Staaten (wie z.B. US-Vizepräsident Mike Pence) ein ernsthaftes Engagement in Chinas globalem Infrastrukturprojekt weiterhin entschieden ablehnt. Trotzdem wurden während Xis Besuch 18 Abkommen und Absichtserklärungen in unterschiedlichen Bereichen geschlossen, davon acht zwischen staatlichen Stellen und zehn zwischen multinationalen Unternehmen.

In Spaniens Wirtschaft und Politik gibt es eine wachsende Bewegung für eine umfassende Beteiligung an der BRI und für eine besondere Rolle dieses Landes als Bindeglied nach Afrika und Iberoamerika, zu denen Spanien weit zurückreichende historische und kulturelle Beziehungen hat. Das gilt besonders für Valencia, die drittgrößte Stadt Spaniens mit dem sechstgrößten Containerhafen Europas, dort setzen führende Vertreter des Landes und der Region auf  den Mittelmeer-Korridor und sein nordafrikanisches „Spiegelbild“, den Trans-Maghreb-Korridor, als notwendige Verlängerung und wichtige Komponenten der Wirtschaftsgürtel der Neuen Seidenstraße zu Land und zur See.

Während Präsident Xis Besuch in Portugal am 4. und 5. Dezember vereinbarten Portugal und China ein Memorandum über „Zusammenarbeit im Rahmen des Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße und der Maritimen Seidenstraße“. Die beiden Regierungen sind sich darin einig, daß Portugal ein Hauptumschlagpunkt für den Handel und besonders den Seehandel zwischen China und Europa werden soll. Sehr wichtig ist zudem, daß in dem gemeinsamen Abschlußkommuniqué nach Xis Treffen mit Ministerpräsident António Costa ausdrücklich das Interesse daran betont wird, „die Zusammenarbeit mit Drittländern in Regionen wie Afrika und Lateinamerika zu fördern“.

Vor allem gab es Fortschritte bezüglich Chinas Beteiligung am Ausbau des Tiefseehafens Sines im Süden des Landes, den beide Seiten als wesentlich für die Verbindungen zwischen Europa, Afrika und Lateinamerika im Rahmen der BRI betrachten.

Bemerkenswert ist, daß sich die portugiesische Regierung mit der Unterzeichnung dieser Vereinbarungen über die feindselige Haltung und offenen Drohungen des Britischen Empires und seiner Sprachrohre in der EU hinwegsetzt. Der Mut, mit dem sich Italien gegen die Brüsseler Sparmanie und China-Feindseligkeit auflehnt, scheint nun, wie das Beispiel Portugals zeigt, auch andere EU-Mitgliedstaaten anzustecken.

Ein Besuch in Spanien und Portugal

Unmittelbar vor Xis Besuch in Portugal und Spanien hatten zwei Vertreter des Schiller-Instituts aus den Vereinigten Staaten, Dennis und Gretchen Small, zwei Wochen lang diese beiden Länder besucht, um Gespräche und Vorträge über die BRI zu halten. Am 1. Dezember 2018 gab Dennis Small beim wöchentlichen Treffen der LaRouche-Bewegung in Manhattan/New York den folgenden Reisebericht; der Text wurde für den Druck leicht bearbeitet.

* * *

Wir sind kürzlich von einer zweiwöchigen Reise nach Spanien, Portugal und danach kurz nach Deutschland zurückgekehrt – zeitlich sozusagen eingepaßt zwischen die Kongreßwahl in den USA und den G20-Gipfel in Buenos Aires am 1. Dezember. Es traf sich, daß der chinesische Präsident Xi Jinping unmittelbar nach unserem Besuch vom 27.-29. November Spanien besuchte, dann flog er nach Buenos Aires zum G20-Treffen, und vom 4.-5. Dezember war er in Portugal.

Unser Besuch war eine Art Informationsreise, die Absicht war, Menschen in diesen Ländern den neuen englischsprachigen Bericht des Schiller-Instituts vorzustellen, den zweiten über die Weltlandbrücke, mit einem Kapitel zur Iberischen Halbinsel: „Spanien und Portugal: Die Brücke der Weltlandbrücke nach Afrika und Iberoamerika“.

Der Zweck dieses Berichtes und unserer Reise war nicht nur, die Auflistungen und Landkarten zu den vielen wundervollen weltweiten Projekten zu präsentieren, die wir bauen können und müssen, und die Argumente, warum die Vereinigten Staaten und China zusammenarbeiten müssen, damit diese Projekte zustandekommen. Die erklärte Mission dieses Berichtes war von Anfang an, Lyndon LaRouches Methode zur Überwindung der existentiellen Krise der Menschheit zu vermitteln. Deshalb stehen in dem Bericht auch solche bahnbrechenden Projekte im Mittelpunkt, die das Schachbrett umwerfen und die gesamte Organisationsweise der Menschheit grundlegend verändern – denn nichts weniger als das wird funktionieren.

Zu Beginn möchte ich einige der Schwierigkeiten erwähnen, auf die wir stießen. Es ist wichtig, die Probleme zu finden und ihnen nicht aus dem Weg zu gehen. Ein ganz wesentliches Problem ist, daß nur wenige Menschen in Spanien oder Portugal zugeben wollten, daß das transatlantische Finanzsystem völlig bankrott ist und nur durch ein umfassendes Konkursverfahren saniert werden kann.

Ein zweiter Schlüsselpunkt, bei dem die Menschen große Schwierigkeiten hatten, war das Verständnis, was bei der Präsidentschaftswahl in Amerika 2016 wirklich passiert ist. Warum wurde Trump gewählt? Selbst wohlmeinende, hochintelligente Menschen in aller Welt werden davon beeinflußt, daß die Medien sie mit den gleichen Lügen eindecken wie CNN, die New York Times und die Washington Post hier bei uns in Amerika.

Ich wähle diese beiden Fragen aus einem ganz bestimmten Grund aus, nämlich, daß keines von beiden in das existierende Weltbild der Menschen paßt. Mit anderen Worten, es ergibt für sie keinen Sinn, sie können es sich nicht erklären. Es ist nichts, was sie in ihre existierende Denkweise hineinquetschen können, deshalb verstehen sie es nicht. Denn ihr Ausgangspunkt ist: „Hier ist ein rundes Loch, und Sie wollen einen quadratischen Stöpsel reinstecken. Ich werde an dem runden Loch nichts ändern, also können Sie unmöglich recht haben.“

Die eigentliche Herausforderung ist also, zu erreichen, daß die Menschen anders denken – daß man nicht beeinflußt, was, sondern wie sie denken. Sonst ist es egal, was sie denken, weil es immer nur ihrer alten, existierenden Herangehensweise entspricht, sie werden bestenfalls versuchen, den eckigen Stöpsel irgendwie in das runde Loch zu bugsieren.

Portugal: wo das Land aufhört und das Meer anfängt

© Europäische Kommission/EIRNS
Abb. 1: Der portugiesische Hafen Sines im Transeuropäischen Verkehrsnetz.
© EIRNS
Abb. 2: Das Netzwerk der Infrastrukturkorridore der Weltlandbrücke.

In Portugal ist eines der entscheidenden Themen der Hafen von Sines. Wie man auf Abbildung 1 sieht, ist das vorgeschlagene Eisenbahnnetz der Europäischen Kommission, die Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V), sehr wohl sinnvoll und machbar. Aber unter dem gegenwärtigen bankrotten transatlantischen Finanzsystem wird das niemals gebaut werden.

Sines hat zwei besondere Vorzüge. Es wird der westlichste Punkt der Eisenbahn-Landbrücke vom fernen China sein, die bisher vom chinesischen Yiwu aus nur bis Madrid führt. Bisher existiert nur ein Teil der auf der Karte abgebildeten Strecke von Madrid nach Westen, es sind also weitere Arbeiten nötig, um die Verbindung bis nach Lissabon und zum Hafen Sines herzustellen.

Und neben der Funktion als Eisenbahnterminal ist Sines auch ein sehr bedeutender Hafen, der nächste europäische Hafen auf dem Weg zum kürzlich vergrößerten Panamakanal und zur ganzen westlichen Hemisphäre.

Sines ist heute schon Portugals größter Hafen, dort wird etwa die Hälfe der Seefracht umgeschlagen, aber man plant, ihn zu einem großen Tiefwasserhafen auszubauen – ein 700-Millionen-Dollar-Projekt –, damit er auch einer der Hauptknotenpunkte der Maritimen Seidenstraße zwischen Eurasien, Afrika und Amerika wird (Abbildung 2). Portugals Vorschläge für Sines stehen ganz im Einklang mit den Vorschlägen des Schiller-Instituts zur Ausweitung der Maritimen Seidenstraße: nicht nur vom Indischen Ozean durch den kürzlich vergrößerten Suezkanal durch das Mittelmeer bis zur Straße von Gibraltar, sondern auch von dort aus weiter in die Karibik, durch den neuen Panamakanal und den geplanten Nikaraguakanal zur Ausweitung des Fernhandels über den Pazifik bis nach China. Und in ähnlicher Weise wird sich die Maritime Seidenstraße auch nach Afrika erstrecken.

In unseren Gesprächen in Portugal hörten wir oft: „Wir Portugiesen haben das Meer im Blut und wir wollen Teil der BRI sein!“ Wer die Geschichte ein wenig kennt, der weiß, daß das stimmt, die Tradition reicht zurück bis zur Zeit von Heinrich dem Seefahrer (1394-1460), dem in Sines geborenen Vasco da Gama (um 1460-1524) und anderen großen Entdeckern. Wenn man das weltberühmte Schiffahrtsmuseum in Lissabon besucht, sieht man da zwar auch Schiffe usw., aber es ist vor allem ein Museum der wissenschaftlichen Entdeckungen im Schiffbau und in der Astronomie im 15. und 16. Jahrhundert, die es möglich machten, daß diese Menschen damals in dieser Weise das Universum erforschten.

Portugals bekanntester Dichter, Luis de Camoes (1524-1580), hat das in dem berühmten Satz ausgedrückt: „Hier hört das Land auf und das Meer fängt an.“ Xi Jinping hat sogar seinen Artikel, den er kurz vor seiner Ankunft in dem Land in der portugiesischen Presse veröffentlichte, mit diesem Satz eingeleitet.

Spanien: „Quiero corredor!”

Unser zweites Reiseziel war Valencia, Spaniens drittgrößte Stadt mit dem größten Containerhafen des Mittelmeers. Valencia ist der sechstgrößte Containerhafen in ganz Europa, nach Rotterdam und anderen, aber hochrangige Regierungsvertreter und Infrastrukturexperten haben uns gesagt: „Wir wissen, daß die Gürtel- und Straßen-Initiative für die Welt immer wichtiger wird und daß sich der Chinahandel in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vervielfachen wird. Wir haben seit Jahrhunderten Kontakte zu China“ – denn Valencia war ein Hafen im Seidenhandel der alten Seidenstraße und es gibt dort heute noch eine Seidenbörse – „und wir haben vor, der drittgrößte Hafen Europas zu werden.“

© EIRNS
Abb. 3: Mittelmeer-Korridor und Transmaghreb-Korridor, bestehende (grün) und vorgeschlagene (rot) Aus- und Neubaustrecken.

Dazu sollen u.a. die Hafenanlagen in der nahegelegenen Hafenstadt Sagunto, sie liegt etwa 30 km nördlich, ausgebaut werden, und die beiden Städte sollen durch einen Unterwassertunnel für Lastwagen verbunden werden, um so einen einzigen, integrierten Hafen zu schaffen.

Und das ist noch nicht alles, was man für Valencia plant. Wie Abbildung 3 zeigt, ist Valencia Teil eines Mittelmeer-Bahnkorridors, der fast fertig ist, der aber noch ausgebaut und verbessert wird, damit Spanien umfassend mit Frankreich verbunden und ein integraler Bestandteil der ganzen Weltlandbrücke wird. Die Regierung hat sogar eine eigene Abteilung gegründet, Corredor del Mediterráneo, mit Sitz in Valencia, um diese Pläne voranzutreiben.

Die zuständigen Behörden sehen in diesem Projekt nicht nur einen europäischen Mittelmeerkorridor, sie sehen es im Zusammenhang mit dem Trans-Maghreb-Korridor entlang der nordafrikanischen Mittelmeerküste. „Sie müssen sich das Mittelmeer wie einen Spiegel vorstellen“, sagten uns hochrangige Beamte. „Der Mittelmeer- und der Maghreb-Korridor sind Spiegelbilder, und sie sind Teil eines übergreifenden Entwicklungsprojekts, wozu letztlich auch der Bau einer Brücke über die Straße von Gibraltar gehört. Das ist die einzige wirklich effektive Herangehensweise zur Lösung der Probleme wie Migration, Armut und Terrorismus, unter denen Afrika leidet. Man muß die ganze Region wirtschaftlich entwickeln.“

Das Denken geht sogar noch weiter, jedenfalls in diesen weitsichtigen Kreisen. Sie wollen die spanische Bevölkerung systematisch für diese Perspektive mobilisieren. Sie veranstalten Busreisen, die gesamte spanische Mittelmeerküste herauf und herunter, sie stellen sich mit Informationsständen auf die Straße und sammeln Unterschriften unter einen Aufruf mit dem Titel Quiero corredor! - „Ich will den Korridor!“ Und sie erklären den Menschen, warum diese Herangehensweise notwendig ist, damit Spanien insgesamt aus seiner gegenwärtigen üblen Lage herauskommt.

Von Valencia aus fuhren wir nach Madrid, aus zwei Gründen: Erstens hatten wir dort politische Treffen. Zweitens wollten wir mit einem Hochgeschwindigkeitszug fahren. Wie wir unseren Freunden in Spanien, die das kaum glauben konnten, erklärten, gibt es in den Vereinigten Staaten keine Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnen. Spanien dagegen hat viel davon, es ist nach China das Land mit der größten Kilometerzahl an Hochgeschwindigkeitsbahnen. Der Hochgeschwindigkeitszug von Valencia nach Madrid fährt 300 km/h.

Ein Amerikaner, der mit einem Hochgeschwindigkeitszug fahren will, hat mehrere Möglichkeiten: Er kann es in China tun oder in Spanien – und er kann es auch in Nordafrika tun. Seit 19. November 2018 gibt es eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Tanger und Casablanca. Der Zug fährt 320 km/h, und die Fahrzeit verkürzt sich von bisher 4 Stunden 45 Minuten auf 2 Stunden und 10 Minuten. Und bald wird es das auch in Panama geben, die Chinesen bieten an, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Panama-Stadt nach David an der Grenze zu Costa Rica zu bauen.

Wir waren unmittelbar vor Xi Jinpings Staatsbesuch in Spanien vom 27.-28. November in Madrid, deshalb lag viel Begeisterung und Planung für die BRI in der Luft. Eines der interessantesten Treffen, an dem wir teilnahmen, war eine Buchvorstellung des 82jährigen Leiters der spanischen Denkfabrik Càtedra China, Marcelo Munoz. Er beschrieb vor einem überfüllten Saal mit 150 Zuhörern, spanischen und ausländischen Diplomaten (darunter Chinas Botschafter in Spanien), Unternehmern, Gewerkschaftern, Sinologen und anderen, die neue Weltordnung, die mit der Gürtel- und Straßen-Initiative entsteht. Neben ihm auf dem Podium saßen zwei ehemaligen spanische Botschafter in China.

Den Höhepunkt von Munoz’ Vortrag war seine Schilderung, wie Chinas Neue Seidenstraße die neue Welt des 21. Jahrhunderts erschafft. Dazu verwendete er als Abbildung die unverkennbare Karte der Weltlandbrücke aus dem neuen Sonderbericht des Schiller-Instituts (ohne die Quelle zu nennen) und bemerkte, das sei die große Vision, was die Welt im 21. Jahrhundert erwartet. Er listete die vier Projekte auf, die auf der Karte hervorgehoben sind: den Beringstraßentunnel, den Kra-Kanal in Thailand, die Darien-Lücke in Mittelamerika und den Tunnel unter der Straße von Gibraltar. Letzterer wurde später in der Diskussion aus dem Publikum enthusiastisch unterstützt.

Ein wichtiges Element in den Vorträgen von Munoz und den anderen Rednern war die Sorge um den Kurs der amerikanischen Chinapolitik unter Präsident Trump, und wie man verhindern kann, daß daraus ein Konflikt entsteht. Der dreimalige frühere spanische Botschafter in China (und einmal in Rußland), Eugenio Bregolat, sagte dazu, es gebe in der US-Regierung und deren Umfeld sowohl vernünftige Stimmen als auch Falken (als Beispiel für die Falken nannte er zutreffend den Handelsberater Peter Navarro). Er stellte die Reaktion der USA auf Chinas Aufstieg heute der Reaktion auf den Sputnik-Schock 1957 gegenüber, als die USA besonders unter Präsident Kennedy voll Vertrauen auf sich selbst einen wissenschaftlich-technischen Sprung machten. Amerika sollte es heute genauso machen, betonte Bregolat, statt zu versuchen, Chinas Fortschritt aufzuhalten. Munoz und Bregolat waren einhellig der Ansicht, daß die Lösung in der Zusammenarbeit liegt. Munoz erklärte, die gemeinsame Grundlage für die Zusammenarbeit beider Nationen liege im Bereich der Forschung, und die konfuzianische Philosophie sei für dieses gemeinsame Unternehmen wesentlich.

© EIRNS
Abb. 4: Reale Arbeitslosigkeit in ausgewählten EU-Mitgliedstaaten, 2008 und 2017.
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Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung in Griechenland und Portugal.
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Abb. 6: Geburten und Todesfälle in Italien.
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Abb. 7: Geburten und Todesfälle in Portugal.
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Abb. 8: Geburten und Todesfälle in Spanien.

Das Problem der Europäischen Union

Es gibt zwei wesentliche Probleme, die viele wohlmeinende Menschen in Portugal und Spanien (und anderswo) daran hindern, die globale strategische Krise ganz zu verstehen und politische Lösungen dafür zu entwickeln.

Das eine ist der Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems. Die falsche Einschätzung des Zustands des Finanzsystems verleitet viele Menschen in Europa zu Wunschvorstellungen über die Rolle der Europäischen Union. Viele – in Portugal weniger als in Spanien – denken immer noch: „Die EU wird das alles mit China aushandeln.“ Sie mögen Brüssel nicht, sie mögen den Souveränitätsverlust nicht, sie mögen die Haushaltskürzungen nicht, sie mögen die Sparpolitik nicht, die die EU ihnen nach 2008 aufgezwungen hat, aber sie sagen: „Wir sind nun einmal in der EU, und die EU ist dafür zuständig, ein Abkommen mit China auszuhandeln.“

Der einzige Grund für diese Einstellung ist, daß sie noch nicht erkannt haben, daß die EU untrennbar mit dem transatlantischen Finanzsystem verbunden ist und dieses System schon tot ist. Die EU verkörpert ein Ancien régime, das schon gestorben und nur noch nicht begraben ist.

Man betrachte dazu die folgenden Grafiken, die den realwirtschaftlichen und demographischen Kollaps Europas und insbesondere Südeuropas unter der von der EU durchgesetzten Politik des Britischen Empire zeigen.

Da ist zunächst einmal die reale Arbeitslosigkeit (Abbildung 4). Sie umfaßt nicht nur die von Eurostat vermeldete offizielle Arbeitslosigkeit, sondern auch die faktisch Arbeitslosen – also Menschen, die es aufgegeben haben, eine Arbeit zu suchen, Menschen, die nur eine Teilzeitstelle haben, aber eine Vollzeitstelle suchen, etc. Man sieht, was seit 2008 geschehen ist, als uns die letzte große internationale Finanzkrise traf und alle Finanzinstrumente dazu verwendet wurden, die Spekulationsblasen aufrecht zu erhalten: Die Arbeitslosigkeit nahm in Portugal um 94% zu, in Spanien um 62% usw. Bei der Jugendarbeitslosigkeit ist die Lage noch weit schlimmer.

Was wird mit diesen Ländern geschehen, wenn sie der nächste, noch weit größere Finanzkrach trifft, der unvermeidlich kommen wird?

Abbildung 5 zeigt den voranschreitenden demographischen Kollaps seit der Krise von 2008. Betrachten wir Griechenland: die Bevölkerungszahl des Landes wuchs bis 2010, seither ist sie eingebrochen. Das gleiche geschah auch in Portugal, Spanien und Italien.

Abbildung 6 zeigt die Zahl der Geburten und Sterbefälle in Italien: die Zahl der Sterbefälle wächst, die der Geburten sinkt. Das ist der Hintergrund, warum die italienische Regierung sich nicht mehr dem Spardiktat der EU unterwerfen will und auf einer Kooperation mit China besteht.

In Portugal ist die Lage ähnlich, wie Abbildung 7 zeigt, wo sich die Geburtenrate in den letzten Jahren zwar geringfügig verbessert hat, aber immer noch deutlich unter der Sterberate liegt. Auch in Spanien sehen wir dieses Phänomen der demographischen Implosion (Abbildung 8).

Trump und Italien

Nur wenige Europäer bestreiten, daß es äußerst wichtig ist, die Vereinigten Staaten dafür zu gewinnen, mit der Gürtel- und Straßen-Initiative zu kooperieren. Aber die Meinungen über die Regierung Trump sind meist stark von der falschen Darstellung der liberalen internationalen und nationalen Medien geprägt. Am besten hilft man den Menschen, die Vorgänge in den Vereinigten Staaten richtig zu verstehen, indem man das Thema zunächst gar nicht anspricht. Denn die Menschen sind in dieser Frage ideologisch festgefahren, man könnte es ihnen um die Ohren schlagen, und sie würden es immer noch nicht begreifen. Viel sinnvoller ist es, zuerst über Italien zu reden.

Warum Italien? Weil die neue italienische Regierung in der gleichen Weise ins Amt kam wie Trump, in der gleichen Weise, wie es zum Brexit-Votum kam, in der gleichen Weise, wie Präsident Lopez Obrador in Mexiko an die Macht kam: Sie wurden alle von der weltweiten Welle der Ablehnung gegen das Establishment getragen. In Italien wurde eine Regierung gebildet, von der die Medien behaupten, sie sei rechtsextrem, immigrantenfeindlich, rassistisch und xenophob. Tatsächlich hat sie eine Innen- und Außenpolitik eingeführt, die sich am Vorbild von Franklin Delano Roosevelt orientiert.

Wir rieten den Leuten, über die Erklärung des italienischen Ministers für Europa-Angelegenheiten, Paolo Savona, nachzudenken, warum Italien sich weigert, die EU-Forderung nach Streichungen im Staatshaushalt zu befolgen; er sagte:

Italien hat auch eine „China-Arbeitsgruppe“ gebildet, an der rund 300 Persönlichkeiten aus allen Teilen der Gesellschaft beteiligt sind, um die Beziehungen mit China weiterzuentwickeln, insbesondere bei der gemeinsamen Entwicklung Afrikas. In der „Erklärung der Ziele“ dieser Arbeitsgruppe vom August 2018 heißt es:

Unsere Gesprächspartner in Portugal und Spanien wußten meist, daß sich Italien der EU widersetzt, aber sie wußten nur wenig über die zentralen politischen Fragen, um die es dabei geht. Sie werden von den Massenmedien im Unklaren gelassen und belogen.

Sobald sie das begriffen hatten, erkannten sie, daß Italien ebenso wie die Vereinigten Staaten Teil eines weltweiten Prozesses ist, daß auch die amerikanischen Wähler bei den letzten Wahlen die Pläne des Establishments über den Haufen geworfen haben, und daß auch Trump ein Instrument dieses Wandels ist.

Es ist sehr nützlich, die Menschen mit etwas zu konfrontieren, das nicht in ihr Weltbild paßt, was aber unbestreitbar ist und was sie unbedingt wissen müssen.  Dabei geht es nicht darum, zu ändern, was sie denken, sondern wie sie denken. Man kann das als die „Macht des negativen Denkens“ bezeichnen, wenn man so will. Es geht nicht „positiv“, man muß herausfinden, was die Menschen nicht verstehen, und warum, weil etwas an ihrer Denkweise falsch ist.

Genau dieser Prozeß vollzieht sich nun im gesamten transatlantischen Sektor, auch wenn die Menschen das nicht notwendigerweise erkennen. Die Menschen sind in Bewegung, aber Bewegung allein löst die Probleme nicht. Wir brauchen echte programmatische Lösungen, die den Widerspruch zwischen dem, was sich die Menschen wünschen, und ihrer derzeitigen Denkweise überbrücken.

Das ist ein anderer Ausdruck für das, was Helga Zepp-LaRouche immer wieder als das Konzept der coincidentia oppositorum des Nikolaus von Kues bezeichnet hat: das Zusammenfallen der Gegensätze.

In Europa entwickelt sich derzeit die Grundlage für solche Änderungen, und dazu gehört eine Rückkehr zu den besten, klassischen Traditionen in den Kulturen aller dieser Länder. Lassen Sie mich schließen mit einer Äußerung, die Michele Geraci, der italienische Staatssekretär im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, kürzlich im Peterson Institute in Washington gemacht hat: