» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 42/2006

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Die Schöpfungen des Menschen (3)

Von Lyndon LaRouche
- dritter und letzter Teil -

Diese Schrift erschien auf englisch im Juni 2005 im Nachrichtenmagazin Executive Intelligence Review (EIR).


2. Wirtschaft als Humanismus
Die neuzeitliche Gesellschaft

Moderne Volkswirtschaft

2. Wirtschaft als Humanismus

Ein törichter Ökonom mißt den Erfolg einer Volkswirtschaft an dem finanziellen, monetären oder - weit weniger närrisch - realen Wohlstand, den einige oder alle Mitglieder dieser Gesellschaft genießen. Der kompetente Ökonom mißt den Wohlstand der Wirtschaft am Grad der Selbstverbesserung der spezifisch menschlichen Qualität der Mitglieder der Gesellschaft. Oder anders gesagt, die wirtschaftliche Aufgabe der Gesellschaft besteht darin, die Menschen der Nation besser zu machen, als sie es heute sind. Dies wird möglich, indem man den Menschen stets bessere Mittel an die Hand gibt, welche ihnen das Vermögen geben, pro Kopf die Macht des Menschen in der und über die Natur zu erhöhen. Oder besser können wir sagen: "Der größte Wohlstand, den eine verstorbene Generation ihren Erben hinterläßt, ist eine Gesellschaft mit einer besseren Qualität lebender Menschen."

Die entgegengesetzte, weitverbreitete, aber bösartige Einstellung der meisten zeitgenössischen Lehrgänge in Wirtschaftswissenschaft ist die, Wohlstand so zu messen, wie es Adam Smith in einer entsprechenden häßlichen Passage in seiner berüchtigten Schrift Theorie der moralischen Empfindungen 1759 tat, die ich schon bei mehreren Gelegenheiten zitiert habe:

"Die Verwaltung des großen Systems des Universums... die Sorge für das allgemeine Glück aller vernünftigen und empfindsamen Wesen, ist Sache Gottes, nicht des Menschen. Dem Menschen ist eine weit bescheidenere Abteilung zugewiesen, aber eine, die der Schwäche seiner Kräfte und Beschränktheit seines Verständnisses angemessener ist - die Sorge für seine Familie, seine Freunde, sein Land ... Aber obwohl wir ... mit einem sehr starken Wunsch nach diesen Zielen ausgestattet sind, wurde es den langsamen und unsicheren Bestimmungen unseres Verstandes anvertraut, die richtigen Mittel zu ihrer Bewerkstelligung herauszufinden. Die Natur hat uns zu diesen weitgehend durch die ursprünglichen und unmittelbaren Instinkte gebracht. Hunger, Durst, die Leidenschaft, welche die beiden Geschlechter vereinigt, die Freude am Vergnügen und die Furcht vor Schmerz veranlassen uns, diese Mittel um ihrer selbst willen einzusetzen, ohne irgendwelche Rücksicht darauf, daß sie auf jene wohltätigen Ziele hinführen, welche der große Lenker der Natur durch sie herbeiführen wollte."19

Entsprechende Gelehrte und Ökonomen sollten wissen, daß dieses Buch einer der Hintergrunde war, welche dazu führten, daß Lord Shelburne 1763 ebendiesen Adam Smith mit subversiven Unternehmungen gegen Frankreich und gegen die englischen Kolonien in Nordamerika beauftragte. Bei der Ausführung dieser Aufgabe folgte Smith treulich der Lehre des pro-satanischen Bernard Mandeville und dessen Bienenfabel, wonach man private Laster fördern soll. Smith schrieb großzügig bei den Physiokraten Dr. François Quesnay und Turgot ab, als er 1776 seinen unter dem Kurztitel Der Wohlstand der Nationen bekannten Angriff auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika produzierte.

Schon aus Gründen seiner Herkunft zog Shelburne von der Britischen Ostindiengesellschaft die Methoden des venezianischen Stiletts dem kostspieligeren Unternehmen frontaler Bajonettangriffe vor. So war es derselbe Lord Shelburne, der seinen berüchtigten martinistischen Freimaurerorden aus dem Umfeld der Kreise Voltaires, zu dem Jacques Necker, der Herzog von Orléans, Graf Cagliostro, Casanova u.a. gehörten, als Stilett benutzte. Der Orden führte eine Reihe von Unternehmungen aus, um durch Tricks wie die Halsband-Affäre der Königin die französische Regierung zu stürzen. Dasselbe "Martinisten-Stilett" benutzte der in Shelburnes britischem Außenamt tätige Fachmann für schmutzige Operationen, Jeremy Bentham, um die terroristischen Machenschaften der von London ausgebildeten britischen Agenten Danton, Marat sowie später Robespierre in Gang zu setzen.

Derselbe Martinistenorden ersann unter der Führung von Graf Joseph de Maistre die Rolle für Napoleon Bonaparte, die dieser annahm, als er sich von einem Robespierre-Mann in das große Ungeheuer verwandelte, dessen Kriege bis 1815 einen Zustand schufen, von dessen Folgen sich Kontinentaleuropa noch heute nicht ganz erholt hat. Joseph de Maistres Plan für das, woraus später das napoleonische imperiale Modell unter der Rubrik Synarchismus wurde, bildete tatsächlich die Grundlage, um das von europäischen Finanziers geschaffene Modell für Mussolini und Hitler in Gang zu setzen und weiter zu benutzen. Das schließt auch den von de Maistre angeregten Massenmord an Juden durch die nazistischen Diktaturen in der Zeit nach dem Versailler Vertrag 1922-45 ein.

Das Endergebnis dieser tierhaften Ideologie, wie sie der Shelburne-Mann Adam Smith vertrat, war die von der britischen Monarchie in die Welt gesetzte Legende vom Kapitalismus und vom Sozialismus des Karl Marx.

Das Verfassungssystem der Vereinigten Staaten war von Anfang an weder ein kapitalistisches noch ein sozialistisches "Wirtschaftsmodell". Nur zu dem Grade, wie europäische Nationen, beispielsweise Bismarck-Deutschland und Rußland unter Alexander II., dem Rat des Ökonomen des Amerikanischen Systems Henry Carey folgten, konnte Kontinentaleuropa in wirtschaftlicher Hinsicht den USA das Wasser reichen. Von demselben Amerikanischen System der Volkswirtschaft ließ sich Präsident Franklin D. Roosevelt leiten, als er eine unter den von Andrew Mellon gesteuerten Präsidenten Coolidge und Hoover ruinierte Wirtschaft in die mächtigste Volkswirtschaft verwandelte, die die Welt je gesehen hat. Diese Politik wurde aber in den vergangenen drei Jahrzehnten unter einer Strategie, die zerstörerischer war als alles, was man unter Mellon und Hoover erlebte, völlig ruiniert.

Im Gegensatz zu zeitgenössischen europäischen Verfassungen und Staatssystemen definieren die Unabhängigkeitserklärung und Bundesverfassung (mit ihrer entscheidenden Präambel) der Vereinigten Staaten die Gesellschaftsform und Wirtschaft der USA weder als Kapitalismus noch als Sozialismus, sondern als das, was u.a. US-Finanzminister Alexander Hamilton als das "Amerikanische System der politischen Ökonomie" beschrieb. Was das britische System und der von ihm ausgebildete Karl Marx als "Kapitalismus" bezeichneten, war die britisch-imperiale Form der venezianisch geprägten, anglo-holländischen ultramontanen Herrschaft einer Finanzoligarchie. Das ist die Ordnung, die mit dem Sieg der anglo-holländischen Finanzoligarchie begann - ausgehend von der Macht, die der Pariser Vertrag vom Februar 1763, mit dem der für alle Seiten verheerende Siebenjährige Krieg zwischen den Mächten Kontinentaleuropas endete, der Britischen Ostindiengesellschaft übertrug.20

Ab 1848 ging die Macht der alten Feudalsysteme Europas, wie dem der Habsburger, weitgehend in Anhängseln des anglo-holländischen liberalen monarchischen Systems auf.21 Die Macht lag in diesem imperialen System bei der Finanzoligarchie, die als Synarchistische Internationale des 20. Jahrhunderts bekannt wurde - ebendie Synarchistische Internationale, deren Kabale von Privatbankiers uns Mussolini, Hitler und den Zweiten Weltkrieg bescherte.

Das europäische System, das Leichtgläubige in aller Welt als, wie sie es nennen, "das kapitalistische System" auffassen, ist in Wirklichkeit gewöhnlich das System tyrannischer Herrschaft privater finanzoligarchischer Syndikate in Europa und andernorts; ihre Macht steht mittels Arrangements, die heute oft als "unabhängige Zentralbanksysteme" bezeichnet werden, rechtlich über der Autorität der Regierungen. Die heutige Europäische Zentralbank ist eine Variante davon. Dieses Arrangement, das während der Verhandlungen zum Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg gefestigt wurde, bescherte der Welt den zeitweilig von der Bank von England geförderten Adolf Hitler und all das Böse, wofür er stehen sollte.22 Und dieselbe Kabale führte jetzt die Welt an den Rand eines Zusammenbruchs, der noch weit bedrohlicher ist als der von 1929-31, kurz vor dem Ende eines an sich bankrotten Systems der "Globalisierung", das den ganzen Planeten in ein langes neues finsteres Zeitalter führen würde.

Es gab in Europa ernsthafte Versuche, in Übereinstimmung mit dem US-amerikanischen Modell Präsidialsysteme zu gründen; die Bemühungen de Gaulles mit der Fünften Republik belegen das. Aber sobald, wie gewöhnlich, die höhere Autorität einer "unabhängigen Zentralbank" bekräftigt wird, besteht die Souveränität der Nation nur noch in Abhängigkeit vom Wohlwollen der wahren herrschenden Macht, der regierenden Finanzoligarchie.

Der Punkt, der formal für Verwirrung bei den Meinungen zum Vergleich des Amerikanischen Systems mit seinen gewöhnlichen europäischen Konkurrenten sorgt, ist der, daß das Amerikanische System den Begriff vom Preis (und Gewinn aus dem Verkauf mit Preisen versehener Waren) als das Medium benutzt, innerhalb dessen privates Unternehmertum arbeitet. Der prinzipielle Unterschied wird aber klar, wenn wir die Vorstellung des Kapitalismus, wie ihn das britische System definiert, beiseite lassen und durch das Amerikanische System der Volkswirtschaft ersetzen. Dieser Unterschied wird nur insoweit verwischt, wie die Praxis in den USA durch den Einfluß der in Europa entworfenen internationalen finanzoligarchischen Macht verdorben wird.

Der wesentliche Unterschied - besonders, wenn man von Wirtschaft im Rahmen von Kultur spricht, wie diese im vorangegangenen Teil dieses Berichtes behandelt ist - besteht darin, daß das britische System im Grunde (wie der deutsche Bundeskanzler Schröder kürzlich bemerkte) in sich ein amoralisches System ist, das praktisch auf dem Vorrang des Wuchers beruht.23 Dagegen beruht das Amerikanische System grundsätzlich immer auf allgemeinen moralischen Erwägungen, auch von Deutschen und anderen Europäern, die an die höhere Autorität unseres Verfassungsprinzips der Förderung des Gemeinwohls glauben, welches Platon und der Apostel Paulus als Agape definierten. Das sind die Erwägungen, die in dem Eingangsabsatz dieses Kapitels stillschweigend eingeschlossen sind.

Die neuzeitliche Gesellschaft

Das große ökumenische Konzil von Florenz im 15. Jh. und die Wirkung, die von ihm ausging, bildet eindeutig die Trennungslinie zwischen der mittelalterlichen und der neuzeitlichen europäischen Zivilisation. Die Bundesverfassung der USA von 1789 ist das Erbe der Revolution, die damals in den Prinzipien der Staatskunst vollzogen wurde. Das beste Beispiel für die Schriften, in denen die praktische Bedeutung dieses Unterschiedes definiert wird, sind zwei Werke des (Kardinals) Nikolaus von Kues: seine Concordantia catholica, die über Dantes De monarchia bei der Definition der Gründung der modernen souveränen nationalstaatlichen Republik hinausgeht; sowie seine Gründung der modernen Experimentalphysik mit einer Reihe von Werken, ausgehend von seiner Docta ignorantia, und eingeschlossen sein Anstoß zu den späteren Entdeckungsfahrten von Christoph Kolumbus nach Nord- und Mittelamerika.

Zugegeben, dieses Konzil gründete nicht eine vorgeschriebene Form des neuzeitlichen Staates, sondern arbeitete die im Christentum schon implizit vorhandenen ökumenischen Prinzipien aus, unter denen die Organisation von Völkern zwischen souveränen Staaten bewerkstelligt werden könnte. Allerdings verwirklichte man die Ergebnisse dieser Erkenntnisse bald in Form der ersten modernen europäischen souveränen Nationalstaaten auf der Grundlage des Prinzips der Agape.

Zu den Ergebnissen dieser vorgeschlagenen Reformen gehörte die Gründung des modernen Nationalstaats, den man "Gemeinwesen" nennt, der zuerst in Frankreich unter Ludwig XI. und dann in England unter Heinrich VII. gegründet wurde. Bekräftigt wurde diese Auffassung des Prinzips des Gemeinwesens im ersten Artikel der Vereinbarung zur Beendigung der Religionskriege, mit dem der Westfälische Friedensvertrag von 1648 beginnt, so wie dies in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und Verfassung von 1789 vervollkommnet wurde. Der Gedanke der "Förderung des Gemeinwohls" als integraler Bestandteil des höchsten verfassungsrechtlichen Prinzips in der Präambel der Verfassung ist ein Ausdruck des prinzipiellen qualitativen Unterschieds zu den feudalen und modernen Gesellschaften Europas.

Wenn wir die Geschichte der neuzeitlichen europäischen Kultur seit diesen Entwicklungen richtig bewerten wollen, dann sollten wir gerechterweise sagen, daß die prophetische Voraussicht des Kardinals Nikolaus von Kues, von Europa aus Reisen über den Atlantik und von Europa zu asiatischen Zielen zu unternehmen, zu einer langfristigen Strategie wurde. So versuchten z.B. Christoph Kolumbus und der Engländer Thomas Morus, für diese (von Nikolaus entworfene - red.) Politik des großen Konzils Verbündete in entfernteren Regionen des Planeten zu finden. Zusammengenommen führten die Anstrengungen in diese Richtung zur Gründung eines Systems souveräner Nationalstaaten auf dem amerikanischen Kontinent. Die Vereinigten Staaten entstanden als der erste neuzeitliche Nationalstaat mit einem verfeinerten Entwurf, worin sich das beste Wissen aller bekannten Teile der europäischen Kultur bis zu dieser Zeit ausdrückte.

Die Vereinigten Staaten wurden von Europäern geschaffen. Wie der Fall der Gründung und frühen Entwicklung der Massachusetts Bay Colony bis 1688 belegt, entstanden die Vereinigten Staaten nicht als Ergebnis einer blinden Flucht von Verfolgten aus Europa, obwohl viele Einwanderer als Flüchtlinge kamen. Unser Land wurde dazu geschaffen - wie die Kolonie an der Massachusetts-Bucht im 17. Jh. zeigt - , in unseren Gefilden eine Republik zu gründen, wie man sie in Europa nicht gründen konnte, weil die europäischen Finanziers und andere Oligarchen alles taten, um die Errungenschaften der Renaissance des 15. Jhs. mit der Waffe des Religionskrieges zu zermalmen.

Nachdem das britische Außenamt 1789-1815 mithilfe des Martinistenordens die französische Revolution gesteuert und ruiniert hatte, wußten wir in Amerika - die Politik von Außenminister John Quincy Adams belegt es - , daß wir als Nation angesichts der z.B. von London und Metternich aus Europa angedrohten Zerstörung nicht überleben konnten, wenn wir nicht unsere Republik zu einem Grad der Stärke aufbauten, daß sie sich gegen diese mörderischen Gegner verteidigen konnte. Zu diesem Zweck erfand Adams praktisch unser Außenministerium (Department of State) in einer funktionierenden Form, mit seiner bis heute fortdauernden Tradition eines Systems gutinformierter, denkender Historiker, und verband dies mit klar definierten territorialen Zielen. So definierten wir die Vereinigten Staaten als eine kontinentalumspannende Macht, eine souveräne Republik in angestrebten ständigen nördlichen und südlichen Grenzen und vom Atlantischen bis zum Pazifischen Ozean. Mit Präsident Lincolns Sieg über den von London angezettelten Aufstand der Befürworter der Sklaverei 1861-65 wurde aus uns eine mächtige Nation, indem wir Massen an damals hauptsächlich europäischen Einwanderern aufnahmen, um das Territorium unserer Republik zu besiedeln und zu entwickeln.

Zu dem Grade, wie wir diesen Einwanderern Gelegenheit boten, ihr kulturelles und produktives Potential frei zu entwickeln, leisteten diese für die Vereinigten Staaten Beiträge, die man ihnen in Europa nicht erlaubt hätte. So wurden die Vereinigten Staaten durch eine Politik, für welche die Präsidenten Lincoln und Franklin Roosevelt beispielhaft sind, zur ersten wahren modernen europäischen Republik, einer Republik auf der Grundlage einer Verfassung, die darin wurzelte, daß sie die größten Errungenschaften der europäischen Zivilisation bis zu jener Zeit verarbeitete.

Nachdem wir dies erreicht hatten, lenkte uns Präsident Franklin Roosevelt auf ein noch größeres Ziel - nämlich, das Gute, was wir bisher erreicht hatten, nicht nur auf die amerikanischen Republiken jenseits unserer Grenzen auszuweiten, sondern auch ein entsprechendes Verhältnis zu den vorhandenen oder neu entstehenden Nationen in Eurasien, Afrika, Australien und Neuseeland zu schaffen. Diese Absichten wurden unter dem Nachfolger dieses Präsidenten weitgehend zunichte gemacht, aber sie bleiben die richtige langfristige Zielsetzung für die Vereinigten Staaten heute.

Nachdem nun als Hintergrund soviel zur modernen politischen Geschichte gesagt ist, wenden wir uns dem Hauptthema dieses Kapitels zu. Gehen wir direkt zu dem Punkt in dem Absatz, mit dem ich dieses Kapitel eröffnet habe.

Ich schrieb: "...Der kompetente Ökonom mißt den Wohlstand der Wirtschaft am Grad der Selbstverbesserung der spezifisch menschlichen Qualität der Mitglieder der Gesellschaft... Oder besser können wir sagen: ,Der größte Wohlstand, den eine verstorbene Generation ihren Erben hinterläßt, ist eine Gesellschaft mit einer besseren Qualität lebender Menschen.'" Damit wenden wir uns einem Thema zu, bei dem das Prinzip der Ironie zu einer höheren, allerdings schon angedeuteten Form gebracht wird.

Da die Menschheit eine qualitativ höhere Daseinsform ist als das übrige Leben, können wir fragen: Was ist das natürliche Eigeninteresse der Menschheit, welche über den Bereich des bloß Biologischen hinaus reicht? Was ist demzufolge das natürliche Eigeninteresse des Einzelnen? Muß dieses natürliche Eigeninteresse nicht das ausdrücken, was die Existenz des menschlichen Individuums von der bloßen biologischen Existenz des Einzelnen und seiner bzw. ihrer Gattung abhebt?

Fokussieren wir auf einen feineren Punkt, der in diesem Gedankengang zusammengefaßt ist. Da diese Besonderheit der menschlichen Gattung im Handeln nur in den schöpferischen Geisteskräften liegt, die nur als souveränes Wirken des einzelnen menschlichen Geistes existieren, was ist dann der universelle Daseinszweck dieses Individuums?

Da das Individuum diese einzigartige Qualität, wie sie mit Wernadskijs wissenschaftlicher Definition der Existenz der Noosphäre verbunden ist, zum Ausdruck bringt, besteht der einzige unsterbliche Sinn der menschlichen Existenz darin, diese besondere individuelle Souveränität auszudrücken.

Diese souveräne Funktion des Individuums ist allerdings durch seine individuellen Schöpfungen noch nicht ganz umschrieben; es gehört auch dazu, die von anderen ausgedrückte Unsterblichkeit derselben Qualität zu erhalten. Dies bedeutet die Verantwortung des lebenden Individuums, die Entdeckungen anderer aufzunehmen und so zu bewahren, daß diese Entdeckungen von Prinzipien in Wissen und Praxis zukünftiger Generationen eingehen.

Es bedeutet auch die Verantwortung, die physischen Bedingungen dafür zu schaffen, daß die gegenwärtige und zukünftige Gesellschaft dieses Wissen praktisch umsetzen kann.

So ist das Menschenbild des souveränen unsterblichen Wesens über die bloße biologische Form hinaus definiert. Dies ist der geschichtlich definierte Ort aller menschlichen Existenz.

Lehrt man Ihre Kinder die Geschichte so in der Schule? Wenn nicht, können Sie dann ehrlich behaupten, ihr Kind werde wirklich als Mensch ausgebildet, und nicht bloß als menschliche Karikatur eines Hündchens? Wären Sie qualifiziert, Ihrem Kind als Hauslehrer die Geschichte und die Geschichte der Wissenschaft so beizubringen, wie es für einen wahren Menschen notwendig ist - eine Erziehung zur Unsterblichkeit? Ist die öffentliche Bildung für Ihr Kind besser? Macht das Kind die Erfahrung, diese Ideen der speziell menschlichen Qualität von Ironie, auf die ich mich im vorangegangenen Kapitel bezogen habe, selbst zu entdecken?

Betrachten wir diese Fragen, die sich aus solchen Überlegungen ergeben, aus der Sicht der vergangenen und gegenwärtigen physischen Wirtschaft unserer Gesellschaft.

Moderne Volkswirtschaft

Wir können die Belege für die Geschichte der physischen Wirtschaft der Menschheit auf zweierlei Art und Weise betrachten. Wir können einerseits die neuzeitliche lebende Menschheit als eine Ansammlung von Artefakten einer der Noosphäre entsprechenden Qualität auffassen. Oder wir wechseln zu einem anderen Standpunkt, einem dreiteiligen Bild: 1. physische Fossilien der Noosphäre als solche, 2. geistige Hinterlassenschaften, die als Ansammlung überlieferten Wissens weitergegeben werden, und 3. neue Entdeckungen von Prinzipien der klassischen Kunst und Wissenschaft, so wie ich dieses Problem im vorangegangenen Kapitel in Angriff genommen habe. Die moderne Wirtschaft auf die erste Art und Weise zu betrachten, entspricht der gegenwärtig verbreiteteren Sichtweise über Wirtschaft; die zweite, verbesserte Auffassung von moderner Wirtschaft, wo wir das bisher erworbene Wissen der Gesellschaft über Naturgesetze als eine höhere Art von Hinterlassenschaft auffassen, ist eigentlich die einzig annehmbare Denkweise, die Denkweise neuzeitlicher Denker wie Kepler, Leibniz und Riemann, die dem prinzipientreuen Humanisten annehmbar erscheinen sollte.

Die mit der heutigen Praxis der sog. "Globalisierung" verbundene Politik hat sich nachweislich als bewußte Zerstörung der Zivilisation erwiesen - die absichtliche Verringerung des Lebensstandards des Menschen vom gegenwärtigen Niveau einer Bevölkerung von mehr als sechs Milliarden zurück zu einem Niveau von deutlich unter einer Milliarde, wie es Perioden vor dem Aufstieg der neuzeitlichen europäischen Kultur auszeichnete. Ein Teil dieser völkermörderischen Wirkung der "Globalisierung" ist der Verlust an physischen Verbesserungen, z.B. grundlegender wirtschaftlicher Infrastruktur. Ein Teil ist der Verlust an sozial-intellektueller Infrastruktur, die in der neuzeitlichen europäischen Kultur als Erbe früherer Quellen wie dem klassischen griechischen Erbe der Pythagoreer, Solons und Platons aufgebaut wurde.

Der dritte und bedeutendste Verlust ist der Verlust an Moral, wofür die neumalthusianischen Weltanschauungen beispielhaft sind, wie man sie mit dem Einfluß des Kongresses für kulturelle Freiheit aus den USA verbindet.<>24 Der Gedanke des Fortschritts an sich, auf dem alle Errungenschaften der europäischen Kultur bis heute beruhen - der Wille, wirklich Mensch zu sein - , ist mit bereits weltweit verheerenden Folgen untergraben worden.

Denken wir an die Auswirkungen eines Wandels der Sicht der Menschheit heute, weg vom zweiteiligen Maßstab bloß physischer Fossilien als solcher und des Menschen, hin zum dreiteiligen Maßstab physischer Hinterlassenschaften und geistiger Hinterlassenschaften in Form von Entdeckungen von Prinzipien des physischen Universums sowie der klassischen Kunst, beides im Verhältnis zum lebenden, schöpferisch denkenden Individuum. Man betrachte den Menschen als in einer Gleichzeitigkeit der Ewigkeit existierend, wo die Vergangenheit weiter auf die Gegenwart wirkt, um auf diese Weise diese Zukunft zu erzeugen. Der bedeutendste Ausdruck der Wirkung der Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft liegt darin, daß die gegenwärtigen Generationen frühere Entdeckungen universeller Naturprinzipien und klassischer künstlerischer Komposition nacherleben als die Art und Weise, wie die zukünftigen Generationen geprägt werden.

Diese Wirkung innerhalb einer so definierten Gleichzeitigkeit der Ewigkeit ist es, was wahrhaften Wert bestimmt - als einen Prozeß des Werdens, und nicht als vollendete Wirkung des gegenwärtigen Augenblicks bis jetzt.

Das ist der Einstiegspunkt in einen Bereich der größten Ironie überhaupt: daß auf diese Weise auf uns eingewirkt wird und wir erfolgreich auf die Zukunft einwirken. Es ist die Ironie, jetzt zu handeln, damit wir besser werden, als wir es jetzt sind, gleichzeitig aber durch Verbesserung der Infrastruktur und Produktionstechnik und durch klassische Kunst wirksam die Zukunft des Universums beeinflussen, selbst noch lange nach unserem körperlichen Tod. Das ist der wahre Maßstab, nach dem man die Messungen der Wirtschaftswissenschaftler bemessen muß: der Maßstab, Menschen zu schaffen, die mehr Macht über ein für solche Menschen besser bewohnbares Universum haben.

So bilden also, abschließend gesagt, klassische Wissenschaft und Kunst den Prozeß, verbesserte Menschen hervorzubringen, deren Macht im Universum und über die Teile des Universums, die unsere Gattung bewohnt, moralisch wie physisch immer weiter zunimmt. Um wahrhaft menschlich zu werden, müssen wir also ironisch denken.


Anmerkungen

19. Siehe Lyndon H. LaRouche, jr., David P. Goldman, et al. The Ugly Truth About Milton Friedman, New Benjamin Franklin House, New York 1980, S. 107. Hervorhebung vom Verfasser.

20. Der Präzedenzfall für die Orchestrierung der gegenseitigen Zerstörung Kontinentaleuropas im Ersten Weltkrieg durch die britisch-imperiale Monarchie unter dem Kronprinzen und späteren König Edward VII.

21. So wurde die frühere feudale Aristokratie Europas und anderswo weitgehend in einer Rolle als Juniorpartner oder reine Lakaien von den "bürgerlichen" Monarchien Großbritanniens und der Niederlande absorbiert.

22. Das wichtigste Instrument zur Koordinierung des Aufstiegs von Hitler zur Macht war Montagu Norman von der Bank von England, sein wichtigster Agent in dieser Frage war der Bankier Hjalmar Schacht. Die deutsch-sowjetischen Verhandlungen, die dazu führten, daß die Nazis zuerst nach Westen losschlugen, anstatt nach Osten, veranlaßten einige in den relevanten Finanzkreisen, die Mussolini und Hitler an die Macht gebracht hatten, sich einstweilen der Zerstörung Hitlers zu widmen, bevor sie, sobald Präsident Franklin Roosevelt tot war, wieder daran gingen, ihre faschistoiden Perspektiven zu betreiben.

23. Das Prinzip des Wuchers wurde von solchen Kreisen in Amerika wie dem Richter am Obersten Bundesgericht Antonin Scalia gegenüber der Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten unter Berufung auf die gleiche Lockesche Doktrin der "Eigentümer-Werte" verteidigt, welche die Unabhängigkeitserklärung und die Präambel der Bundesverfassung verboten hatte, aber vor 1861-1865 von den Befürwortern der Sklaverei vorgebracht wurde.

24. Den man seit dem Existentialismus von 1968 besser als "Kongreß für Kulturelle Freizügigkeit" bezeichnen sollte.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die Schöpfungen des Menschen (1) - Neue Solidarität Nr. 40/2006
Die Schöpfungen des Menschen (2) - Neue Solidarität Nr. 41/2006
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts
Was LaRouche wirklich sagt - Erklärungen zur aktuellen politischen Lage - Internetseite der BüSo
Neues Wissenschaftsmagazin der LaRouche-Jugendbewegung - Neue Solidarität Nr. 42/2006

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum