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Neue Solidarität
Nr. 24, 15. Juni 2011

„Alle Nahrungsmittel in diesem Land sind gefährdet“

Während die Dürre im Südwesten der USA die Viehbestände gefährdet, sorgen die Überschwemmungen am Missouri für große Ernteausfälle in den nördlichen Präriestaaten.

In der LaRouche-Show vom 28. Mai, dem samstäglichen Internet-Radioprogramm des Executive Intelligence Review (siehe www.larouchepub.com/radio), sprach die EIR-Landwirtschafts-Redakteurin Marcia Merry Baker mit den seit langem in der LaRouche-Bewegung aktiven Landwirten Richard Anderson (Texas) und Ron Wieczorek (Süd-Dakota) über die Lage der Landwirtschaft in den USA. Sie lieferten Augenzeugenberichte über die Zerstörung der Ernten, der Viehbestände und der Farmen durch die Kombination extremer Wetterbedingungen und der nicht minder extremen Untätigkeit der Regierung und des Kongresses, was den Schutz der einheimischen Landwirtschaft angeht. Wie Anderson richtig feststellte, sind „alle Nahrungsmittel in diesem Land“ in Gefahr.

Dennis Mason, der mit dem Videoteam des LaRouche-Aktionskomitees das Feature „Wetter oder nicht - Obama muß gehen“ (siehe www.larouchepac.com/node/18280) produziert hat, eröffnete die Diskussion, indem er auf die inkompetente Berichterstattung der Medien hinwies, die zwar über ein Ereignis nach dem anderen - Tornados, Überschwemmungen, etc. - berichten, aber ihren Zuschauern nicht die Gesamtlage vermitteln. Dies tut das neue LPAC-Video - und es zeigt, daß die Untägigkeit Washingtons praktisch auf Verrat an der amerikanischen Bevölkerung hinausläuft.

Richard Anderson, Rinderhalter und Baumwoll-Farmer im Kreis Bordon im Westen von Texas (nahe Lubbock), sagte, er habe in den 82 Jahren seines Lebens schon manche Dürre erlebt, aber diese sei die bisher schlimmste.

„Ich möchte Ihnen sagen, daß ich vor einigen Jahren ein Buch von Dr. Browning gelesen habe, und er sprach dort über das Wetter, und er ging viele Jahrhunderte zurück, um über das Wetter zu sprechen. Und er kommt darin in die moderne Zeit, und in den sechziger, siebziger, achtziger und bis in die neunziger Jahre hatten wir ein gemäßigtes Wetter. Wir hatten Regen. Wir hatten nicht solche Überschwemmungen, wir hatten all diese Probleme nicht. Aber er berichtet, ungefähr ab 2005 oder 2006 hätten die Leute gesagt, ,Wir wünschten uns, daß das Wetter wieder normal würde.’ Und er schreibt: ,Ihr irrt euch. Etwa ab 2005 und 2006 wird das Wetter wieder normal, und es wird euch nicht gefallen. Denn es wird dann wieder Stürme geben und Überschwemmungen und schlechtes Wetter.’

Und genau das ist geschehen... Jeder, der für die Zukunft plant, muß sich die Vergangenheit anschauen, und es ist nicht das erste Mal, daß ich so etwas erlebe. Ich habe die Dürre in den fünfziger Jahren erlebt, diese fünf oder sechs Jahre lange Dürre, die wir hatten. Und wir hatten seit jener Zeit immer wieder kleinere Dürren. Aber seit den achtziger Jahren sind wir in einem 20- oder 30jährigen Dürrezyklus, und auch das gab es schon früher. Denn, wenn Sie sich erinnern, man wunderte sich, was mit den Anastrasi-Indianern geschah: Nun, sie sind ausgetrocknet! Ihnen ging das Wasser aus, sie konnten keine Nahrungsmittel mehr anbauen und sie sind weggezogen. Sie sind einfach verschwunden und in andere Gebiete gegangen.

Und jetzt sind wir wieder in einer solchen Zeit. Und es ist hier, wo wir leben, derzeit drastisch. Texas hat gerade etwas mehr als 800.000 ha durch Buschfeuer verloren. Ein Teil von Texas ist in einem guten Zustand. Wenn man von Abilene 80, 90, 120 km nach Osten geht, nach Fort Worth und Dallas - sie hatten gutes Wetter, sie haben Wasser, das Gras ist dort grün. Aber La Nina hat gerade das Wetterverhalten geändert. Diese Dinge geschehen, aber derzeit ist es wirklich schlimm.

Nun, was mich beunruhigt, ist, daß nicht nur diese Regierung, sondern schon die Regierung Bush unsere Nahrungsmittelversorgung begraben hat. Sie machen aus Mais Äthanol, was keiner will. Niemand will Äthanol. Es sind nur die Umweltschützer, die uns das aufgezwungen haben, so wie sie uns die Windkraft aufgezwungen haben, die keine gute Methode ist, um Strom zu erzeugen. Die Regierung erlegt uns das auf...

Und es ist eine Katastrophe hier in Texas, wir werden noch lange mit den Folgen leben müssen, denn unsere Herden schwinden schon seit mehreren Jahren. Und das wird sie noch weiter verkleinern. Es wird die Fleischpreise in die Höhe treiben. Wir exportieren übrigens eine ganze Menge Fleisch, und die Menschen werden an den Punkt kommen, wo sie sich dieses Fleisch nicht mehr leisten können. Der Preis wird zu weit ansteigen. Diese Dürre hat langfristige Konsequenzen.“

Baker bat Anderson, die Folgen der Tatsache zu beschrieben, daß ein großer Teil des Winter-Weizens nicht ausgesät wurde, oder daß das, was ausgesät wurde, verbrannt oder verdorrt ist. Anderson antwortete:

„Wir sind vor etwa zwei oder drei Wochen nach Oklahoma City hinaufgefahren, und mir fiel in der Weizenregion um Wichita Falls und bis dahin auf, daß die Leute ihr Vieh in den Weizen getrieben haben, weil sie keinen Regen hatten. Weil sie den Weizen nicht ernten konnten, mußten sie ihr Vieh dort hineintreiben. Und deshalb wird es in Texas eine Verknappung des Weizens geben.

Normalerweise weiden sie im Winter dort ihr Vieh, das sie dann im März von diesen Flächen  herunterholen, um darauf Weizen anzubauen. Aber das ist in diesem Jahr nicht geschehen. Und deshalb wird der Weizen knapp werden.“

Baker wies dann darauf hin, daß die Region von West-Texas über Oklahoma bis in den Westen von Kansas die Hälfte der Weizenmenge des gesamten Landes produziert.

„Das ist richtig. Es ist die alte Staubschüssel.“

Überschwemmungen und Kälte im Norden

Ron Wieczorek, ein Farmer im Südosten Süddakotas in den Landkreisen Aurora und Davison, berichtete ausführlich über das Ausmaß der Krise in den nördlichen Präriestaaten:

„Das Becken des Missouri hatte, wenn man die Schneemenge in Wasser umrechnet, fast 250% mehr Niederschläge als im Durchschnitt. Und in den letzten zwei Wochen kamen in einem großen Teil dieses Gebietes noch einmal 25 bis 40 cm Regen dazu. Im gesamten Becken des Missouri sind die Wasserspeicher voll. In Pierre lassen sie jetzt Wasser ab und überfluten Teile von Pierre und Fort Pierre, die seit dem Bau des Staudamms noch nie überschwemmt wurden.

Ich habe gerade eine E-Mail von einem Mädchen in Niobrara (Nebraska) bekommen. Sie schreibt, Niobrara sei jetzt lahmgelegt, weil sich das Wasser im Niobrara-Fluß, der in den Missouri fließt, zurückstaut und die Straßen in ihrem Ort unter Wasser sind.

Es ist also eine umfassende Katastrophe, vom Wetter her und für die Feldwirtschaft.

Rich [Anderson] hat eben über die Dürre im Süden gesprochen. Ich erinnere mich, daß ich in den fünfziger Jahren - ich glaube, es war 1957-58 - als junger Mann geholfen habe, Heu zu bündeln, das wir in Eisenbahnwaggons verluden und nach Texas schickten. Das war Teil eines Regierungsprogramms zum Erhalt der Herden in Texas. Und dann hatten wir hier 1974 und 1975 eine schwere Dürre, bei der wir unser Vieh verschicken und uns Heu liefern lassen mußten. Und die Regierung hatte ein Programm, das half, Vieh in Gebiete zu bringen, wo es noch Weideland gab, und sie half uns, Heu in unsere Region zu bekommen, durch Transport und durch Gelder. Sie bestimmten eine Fläche, wo unter der Leitung eines Koordinators, wie ihn Dennis eben erwähnt hat, Heu gemacht werden konnte.

Eine solche Regierung brauchen wir. Ich meine, dieses Konzept, unsere Regierung einfach abzuschaffen - „am wenigsten Regierung ist am besten“: Das ist eine verrückte Idee, die uns, wie mir scheint, direkt in eine Nahrungsmittelkrise hineinführen wird.

Die andere Sache, die Rich eben schon erwähnte, ist diese Äthanol-Lage. 40% unserer Mais-Produktion gingen im letzten Jahr in die Äthanol-Produktion. Ein großer Teil des Graslands und der Heuwiesen in dieser Region wurde umgepflügt, zusammen mit einem fast völlig privatisierten Ernteausfall-Programm, das dir eine Ernte garantiert, wenn du auf dem Meeresboden anbaust. In dieser Region werden die Ernteausfall-Schecks wahrscheinlich die größte Einkommensquelle für viele Farmer in Nord- und Süd-Dakota sein, wahrscheinlich auch in Montana und Wyoming. Im Grunde haben sich Montana und Wyoming in Sümpfe wie in Louisiana verwandelt, und ich bezweifele, daß in Montana und im Westen Nord-Dakotas, wahrscheinlich sogar im Osten Nord-Dakotas, wegen der Überschwemmungen am Red River und weiter nördlich, viel Gerste und Frühjahrsweizen angebaut werden wird.

Hier vor Ort in Süd-Dakota haben wir einige gute Fortschritte gemacht. Letzte Woche hatten wir dreieinhalb Tage, an denen wir wohl einiges aussäen konnten; die Leute waren auf den Feldern und haben vom Mais etwa 73 % angepflanzt. Aber das ist eine Zahl, die vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht wurde, und wenn die das sagen - nun, einige Leute sind mit ihrem Feld fertig und sagen, es sei bepflanzt, aber wahrscheinlich sind 50% des Feldes nicht bepflanzt worden, weil es zu schlammig war - ein Teil davon war vielleicht sogar noch unter Wasser. Wenn es also zu den tatsächlichen Erntezahlen und Acres kommt, die sie bepflanzt haben, dann wird das weit unter dem liegen, was sie jetzt sagen.

Ich denke, wir haben wirklich eine katastrophale Lage, und wie schon jemand gesagt hat - Obama macht Urlaub und feiert, anstatt das, was hier mit der Wetterkrise abläuft, in den Griff zu bekommt.

Eine andere Sache, die mir hier vor einigen Tagen aufgefallen ist, war der Bericht, daß der  FEMA [US-Notstandsbehörde] bis zum 1. Januar eine Milliarde Dollar fehlten werden, und in den letzten Monaten gab es 28 Katastrophenerklärungen. Wo soll dieses Geld herkommen? Wenn ich daran denke - unsere Tornado-Saison ist normalerweise der Juni, und der kommt gerade erst. Und bei den immer noch ziemlich kühlen Temperaturen und der extremen Hitze im Südwesten haben wir nichts anderes zu erwarten, als genau das gleiche, was der Süden an Tornado-Schäden erlebt hat - vielleicht sogar noch schlimmeres.

Amerikas Zukunft

Noch etwas. Ich habe Dennis noch nicht kennengelernt, aber es kommt mir so vor, als würde ich ihn schon lange kennen, allein schon dadurch, daß ich die LaRouchePAC-Webseite und die Berichte verfolge, die diese jungen Leute veröffentlichen. Und ich weiß, daß sie entschlossen sind, eine neue Renaissance zu machen. Das habe ich auch verfolgt. Und das ist eines der Dinge, die mir wirklich Hoffnung machen, dieses Basement-Team und die Entschlossenheit dieser jungen Leute unter Lyns Leitung.

Das ist Amerikas Zukunft. Wir brauchen eine neue Renaissance. Wir brauchen eine völlige Veränderung unserer Kultur, zurück zum amerikanischen politischen und wirtschaftlichen System. Und ich möchte Dennis und der Mannschaft des Basement-Teams danken, und all den jungen Leuten, die sich im ganzen Land daran beteiligen, die dafür kämpfen, das zu tun. Und es inspiriert mich dazu, aufzustehen und alles zu tun, was ich kann, damit diese Dinge beschlossen werden, wie Glass-Steagall, das eine absolute Notwendigkeit ist, damit wir wieder an solche Projekte wie NAWAPA herangehen können, die schon in den fünfziger Jahren klar ausgearbeitet wurden, als die Leute noch ein Gefühl für das Naturrecht und für den wissenschaftlichen Geist hatten...

Wie schon gesagt, ich sehe hier am Missouri alle Staubecken voll, und wenn sie das Ingenieurkorps der Armee dazu ermutigt hätten, das so zu regeln, wie es ursprünglich beabsichtigt war, und wenn sie die Entwicklung des Missouri-Beckens weiterverfolgt hätten, dann gäbe es viel mehr Staudämme in dieser Region, um dieses Problem zu beherrschen. Wir hätten Wasserabzugsgräben. Ich denke da an den Dakota-Kanal, dessen Bau vorgeschlagen wurde, schräg durch Nord-Dakota, der Wasser aus Nord-Dakota auf einem anderen Weg zum Mississippi bringen würde. Ich meine, da sind so viele Dinge, die man hätte tun können, um die Krise zu verhindern, vor der wir jetzt stehen.“

MMB

Lesen Sie hierzu bitte auch:
NAWAPA, Landwirtschaft und die Nahrungsmittelkrise
- Neue Solidarität 23/2011
„Nehmen wir den Spekulanten den Wind aus den Segeln!“
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Katastrophen lösen Agrarkrise aus
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Dossier zur Nahrungsmittelkrise
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