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Im Anschluß an den Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten fand in Peru eine Konferenz über die Weltlandbrücke statt, an der sich auch die LaRouche-Bewegung beteiligte.
Ende Mai besuchte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang vier südamerikanische Länder: Brasilien, Kolumbien, Peru und Chile. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die wirtschaftliche Zusammenarbeit und insbesondere Planungen für den Bau gleich mehrerer transkontinentaler Eisenbahnen, wo bisher noch keine einzige existiert. Wie Li sagte, soll mit dieser kontinentalen Infrastruktur die Grundlage für eine „neuartige Industrialisierung und Urbanisierung des südamerikanischen Kontinents“ geschaffen werden.
In Peru und Brasilien unterzeichnete er Abkommen über eine einjährige Machbarkeitsstudie für eine Eisenbahnstrecke zwischen Atlantik und Pazifik. Dann bot Li in Chile Präsidentin Michelle Bachelet an, chinesische Bauunternehmen mit Erfahrung in erdbebengefährdeten Gebieten könnten am Bau einer weiteren transkontinentalen Bahnstrecke mitwirken, die mit Tunnels durch die Anden führen würde. Bachelet berichtete daraufhin Li enthusiastisch über verschiedene vorgeschlagene Strecken, über die Chile, Argentinien, Paraguay und Brasilien schon verhandelt haben.
Welchen starken Optimismus die Zusammenarbeit mit BRICS und besonders China in dem bisher im transatlantischen System gefangenen Südamerika erweckt, das zeigte sich sehr deutlich in einer internationalen Konferenz, die der Verband der Absolventen der Militärhochschule (ADECAEM) am 28. Mai in der peruanischen Hauptstadt Lima veranstaltete. Die Konferenz, die nur zwei Tage nach Lis Perubesuch stattfand, trug den Titel „Die BRICS-Alternative und die Entwicklung von Peru und Südamerika“.
Der Präsident von ADECAEM, General a.D. Juan Autero Villagarcia, eröffnete die Konferenz mit einer eindringlichen Erklärung, BRICS sei die Zukunft und Peru habe seinen Platz in dieser Zukunft:
„Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika: Die BRICS stellen sich der historischen Herausforderung der Zukunft von morgen. Sie bauen eine neue Weltordnung des Fortschritts. Dies demonstriert neue, reale Möglichkeiten für Länder, die sich vereint haben, um eine mächtige, neue Achse mit neuen Entwicklungspolen auf drei Kontinenten zu bilden: Asien, Amerika - besonders Südamerika - und Afrika beteiligen sich heute an dieser Herausforderung für die Menschheit. Peru fühlt sich eng damit verbunden und Peru hat die Fähigkeit, in den Ausbau der Infrastruktur zu intervenieren.“ China sei die Lokomotive des Zuges von Brasilien nach Peru.
Auf Villagarcias Einleitung folgten fünf Stunden Reden und Diskussion.
Der frühere Vizepräsident des Chinesischen Instituts für Internationale Studien, einer Denkfabrik des Außenministeriums, Dr. Liu Youfa, war aus Beijing zugeschaltet und beantwortete viele Fragen aus dem Publikum. Dabei betonte er immer wieder in neuer Form ein zentrales Konzept: Daß Iberoamerika und China gleichermaßen auf der Leiter der industriellen Entwicklung aufgestiegen sind und sich daher auch ihre Beziehungen entsprechend weiterentwickeln müssen. Von entscheidender Bedeutung sei dabei der Bau einer Transkontinentalen Eisenbahn durch Südamerika - ein Traum, den schon die Gründer der südamerikanischen Staaten im 19. Jahrhundert hatten. „Ich habe zehn iberoamerikanische Nationen besucht und ich weiß, daß viele von ihnen ein nationales und regionales Verkehrsnetz brauchen, um den Traum einer ,Verjüngung’ Iberoamerikas zu verwirklichen“, sagte er.
Iberoamerika könne aus Chinas Entwicklung lernen, sagte Liu. Vor einigen Jahrzehnten begann China seine Entwicklung mit ausländischen Investitionen im Land. Aber dann baute China die Eisenbahnen, Wasserstraßen und Luftverkehrsnetze, die für den Aufbau der nationalen Wirtschaft unverzichtbar sind, und diese Infrastruktur war die notwendige Voraussetzung für die nationale Entwicklung in den letzten 20 Jahren.
Nun hätten drei Regierungen - Peru, Brasilien und China - die strategische Entscheidung getroffen, eine transkontinentale Eisenbahn durch Südamerika zu bauen. Diese Eisenbahn werde es Peru nicht nur erlauben, Produkte nach China auszuführen, sondern China schaffe durch die Projekte seiner Initiative „Ein Gürtel, eine Straße“ enorme zusätzliche Möglichkeiten. Ganz Asien, Europa und Afrika werde Peru offenstehen. Aber, riet er seinen Hörern freundschaftlich, ihr müßt auch herausfinden, welche Produkte ihr habt, die diese Nationen von euch kaufen wollen.
Dann gab die Präsidentin des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche unter dem Titel „Die Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“ einen als Video aufgezeichneten Bericht über die globale strategische Lage (den Text ihrer Ausführungen finden Sie in dieser Ausgabe). Anschließend beantwortete sie, per Skype zugeschaltet, Fragen der Teilnehmer. Ihr weltstrategischer Überblick und die Diskussion darüber löste einen Dialog auf hohem Niveau aus, weil einige Teilnehmer zunächst skeptisch waren, ob die Welt sich anstelle eines Kampfes „jeder gegen jeden“ auf der Grundlage gemeinsamer Interessen und Harmonie ordnen läßt.
Einer der Teilnehmer gab zu, daß er nur wenig über den Konfuzianismus wisse - sei das nicht eine Religion? In ihrer Antwort verwies Zepp-LaRouche auf die Übereinstimmungen des Denkens von Konfuzius und von Nikolaus von Kues.
Darauf angesprochen, daß selbsternannte Umweltschützer bereits gegen den Plan der transkontinentalen Eisenbahn mobil machen, entwickelte sie das Konzept des Naturrechts und der Rolle des Menschen in einem sich anti-entropisch entwickelndem Universum, im Gegensatz zum oligarchischen Menschenbild. Wir stehen in einer wirklich existentiellen Krise, sagte sie, und diese könne nur überwunden werden, wenn wir unsere Denkweise ändern. Was wollt ihr in den kommenden 10, 20 50 oder 100 Jahren aus Peru machen, was wollt ihr aus Lateinamerika machen? Wir müssen denken wie Dichter, sagte sie.
Nach ihr sprach, ebenfalls per Skype zugeschaltet, Dennis Small, der EIR-Redakteur für Iberoamerika, über das Thema „Warum die USA die TPP ablehnen und den BRICS beitreten sollten“. Der Saal brach in schallendes Gelächter aus, als Small vorschlug, daß Peru weiter ein „Bergbauland“ sein soll, so wie es die Kolonialmächte immer wollten - aber diesmal Helium-3 auf dem Mond abbauen sollte!
Zum Abschluß sprach der EIR-Korrespondent in Peru, Luis Vasquez, der die Konferenz moderierte, über Perus Rolle in der Integration Iberoamerikas und in der Weltlandbrücke.
ggs/dns