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Neue Solidarität
Nr. 26, 29. Juni 2017

Die Zukunft der amerikanischen Familienfarmen

Von Lyndon LaRouche

Der damalige demokratische Präsidentschaftsbewerber Lyndon LaRouche wurde am 15. Juni 1992 von einem Aktivisten der Bewegung „Food for Peace“ („Nahrungsmittel für den Frieden“) gefragt, wie es den amerikanischen Familienbetrieben in der Landwirtschaft in einem wirtschaftlichen Aufschwung ergehen würde, wenn wieder Paritätspreise und zinsgünstige Kredite eingeführt würden. LaRouche antwortete mit den folgenden Ausführungen.

Wenn wir über eine Rückkehr zu einer Farmproduktion im Amerikanischen System sprechen, dann müssen wir zwei Dinge betrachten:

Das eine ist die Wiederaufnahme der extensiven Landwirtschaft – also im Wesentlichen der Felderwirtschaft – in Verbindung mit einem wachsenden Anteil moderner Aeroponik und Hydroponik, vor allem bei Staudenfrüchten und Gemüse mit einem hohen Wert pro Pfund. Wir können diese in den meisten Regionen in allen zwölf Monaten des Jahres in der erwünschten Qualität und Frische produzieren, in geschlossenen Anlagen, die im Grunde hydroponische und aeroponische industrielle Anwendungen der gleichen Prinzipien sind, die die Farmer auch aus der normalen Felderwirtschaft kennen.

Damit meine ich, daß wir in diesen geschlossenen Anlagen im Grunde das tun können, was wir auch in einer ferngesteuerten Legehennenbatterie tun; wir können die Atmosphäre steuern, wir können das Wachstum durch aeroponische und hydroponische Methoden steuern, wie können alle möglichen Dinge dieser Art tun. Aber die geistigen Fähigkeiten, die Fertigkeiten, die dafür verlangt werden, sind im Wesentlichen die der Landwirte, sowie einige Dinge, an die sich der Landwirt anpassen würde, um diese Dinge zu betreiben.

Wiederaufbau der Städte

Da die Städte der Vereinigten Staaten aufgrund der Vorortpolitik in der Nachkriegszeit und aufgrund des Bankrotts des Immobiliensektors immer mehr verfallen, werden wir das urbane Leben und das ländliche Leben reorganisieren.

In diesem Prozeß werden wir, wenn wir vernünftig sind – und unsere Planungen für die Kolonisierung des Weltraums und verbesserte Technologien für die Wasserentsalzung und Wasserversorgung werden helfen, diesen Prozeß zu beschleunigen –, in Richtung der Schaffung von Grünzonen um die großen städtischen Zentren streben.

Diese Grünzonen wären im Grunde ein Gebiet der Erzeugung von Fleisch, was auch bedeutet, daß in diese urbanen Regionen lokale Schlachtbetriebe zurückkehren. Ich denke bei dieser Produktion insbesondere an Fleisch und hochwertiges Gemüse – Gemüse mit einem hohen Preis pro Pfund – Spargel, bestimmte Kohlsorten, Dinge dieser Art, und bestimmte Staudenfrüchte, wie z.B. Himbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren und Zwergbaumfrüchte in diesen Gebieten.

Die Landwirtschaft um diese Städte wird vor allem zwei Funktionen haben: erstens, eine Grünzone zu schaffen, wofür eine expandierende Landwirtschaft geeignet ist, um das Land zu bewirtschaften und zu erhalten, was eine Farm automatisch tun wird, wenn es Paritätspreise gibt. Diese Änderung in der Zusammensetzung wird sich mehr und mehr durchsetzen, und die Felderwirtschaft wird für andere Dinge genutzt werden, die pro Pfund des Produkts einen geringeren Wert haben, wie Kartoffeln, Getreide und andere Erzeugnisse.

Wenn wir an alle diese Dinge denken, dann müssen wir auch an die Größe der Flächen denken, die eine Familienfarm oder eine Mehrfamilienfarm bewirtschaften kann; wir reden hier also über eine entsprechende Zahl von Hektar – in der Regel 100 ha und mehr –, die bei einer sehr effizienten Landnutzung bewirtschaftet werden können, wenn wir beispielsweise eine bestimmte Landreserve (für Siedlungszwecke) mit einschließen. Es wird auch eine zunehmende Tendenz geben, das in Reserve gehaltene Land unter einer angemessenen Vegetation zu halten, um auch das Land, das nicht genutzt wird, zu verbessern.

Ich denke daher, daß auch der größte Teil des Farmlands, das nicht genutzt wird, von den Farmen erhalten werden sollte. Unter einer Paritätspreisstruktur sollten die Farmen einen Preis – oder wenn man so sagen will, eine Bezahlung – für die Erhaltung der Landreserve zum Zwecke zukünftiger Nutzung oder turnusmäßiger Nutzung erhalten, wie für das Land, das tatsächlich in der Produktion genutzt wird. Das wäre der beste Weg, mit dem größten Teil der Landreserve der Farmen umzugehen, d.h., sie als Teil des Produktionszyklus in Bewirtschaftung und Besitz zu halten, eine Politik also, die Landreserve als Teil der Landwirtschaft in angemessener Vegetation zu halten, statt sie getrennt davon durch große Vermögensverwaltungen betreuen zu lassen, was einfach ineffizient ist.

Lassen Sie mich noch etwas über die Familienfarmen sagen.

Nehmen wir eine vergleichbare Frage: Betrachten wir die Funktion eines mittleren Hochtechnologiebetriebs innerhalb der vertikalen Integration der Industrie insgesamt. Ist es besser, die Forschungslabors in Werkstätten innerhalb großer Industriebetriebe zu haben, oder ist es besser, diese Firmen – jedenfalls zum Teil – in separaten, von Besitzern geführten Betrieben zu betreiben, als Zulieferer der großen Unternehmen?

Das Letztere sollte offensichtlich sein. Wenn man sich in einer Volkswirtschaft mit solchen Dingen wie der Infrastruktur befaßt, die eine unverzichtbare Verbesserung der Umwelt als ganzer darstellt, dann muß sich der Staat daran beteiligen, denn die eigentlichen unternehmerischen Qualitäten des Managements sind für den Staat kein besonderer Vorteil, solange man sich auf ein angemessenes Technologieniveau einigt, das verwendet werden soll.

Aber wenn wir zur Produktion kommen, insbesondere im Werkzeug- und Maschinenbau und in der Wartung der Produktionsanlagen – dem Gebiet, in dem die größten kreativen Fortschritte in der Technologie gemacht werden –, dann brauchen wir die größtmögliche Konzentration auf die private Initiative und den kleinsten Anteil an Beschäftigung in der Verwaltung.

Und so ist es auch mit den Farmen. Um den Fortschritt in der Landwirtschaft aufrechtzuerhalten, braucht man das gleiche Prinzip wie in den mittelgroßen, hochtechnisierten Industriebetrieben, und der unternehmerische Farmer mit dem geringsten Anteil an administrativen Kosten in der Farmstruktur ist das Vehikel, durch das Technologien und technologische Verbesserungen eingeführt werden, um ein Qualitätsprodukt herzustellen. Deshalb brauchen  wir die Familienbetriebe in der Landwirtschaft oder etwas ähnliches als vorherrschende Institution einer Qualitätslandwirtschaft.

Offensichtlich wird es in der hydroponischen und aeroponischen Agrarproduktion einen Trend zu einer starken Spezialisierung geben, aufgrund der Kapitalinvestitionen, die sie erfordern. Aber es wird auch eine intelligente Anwendung geben, eine Diversifizierung, um das Kapital wirksamer zu nutzen und sich gegen Eventualfälle abzusichern und sie auszugleichen.

So sahen wir beispielsweise diese Idiotie, daß man die Farmer zwang, zwischen dem Anbau von Futtermitteln und Viehmast zu wählen, und ähnliches. Wir brauchen eine diversifizierte Landwirtschaft. Das Ausmaß der Diversifizierung ist nichts, worüber man diskutieren sollte. Das entscheidende ist die generelle Idee: Wir wollen die Vorteile der Spezialisierung mit Diversifizierung, und wir wollen das Potential zur Diversifizierung aktiv innerhalb der einzelnen Farmen erhalten. Die Farmen sollten also wenigstens zu einem gewissen Grade diversifiziert sein, damit sie später, wenn es erforderlich ist, zu einem bedeutenden Grad diversifiziert werden können.

Die generelle Verkleinerung der Farmen ist angezeigt aufgrund der Natur der Landwirtschaft selbst. Wir haben die Megafarmen in der kommunistischen Welt gesehen, und die Idee, daß das sogenannte kapitalistische Management im Westen bessere Arbeit leisten kann als die Kommunisten, kann man nicht beweisen. Es gibt nicht viele Argumente dafür.

Das wesentliche Problem, wie wir im früheren Ostdeutschland gesehen haben und in der Tschechoslowakei und in den Gebieten der früheren Sowjetunion sehen, ist, daß der Übergang der Familienbetriebe in die Megafarmen der wesentliche Faktor bei den landwirtschaftlichen Katastrophen in diesen Teilen der Welt war.

Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zur Frage der Paritätspreise.

Man hat die meisten Farmer in der Frage der Paritätspreise einer Gehirnwäsche unterzogen – jedenfalls diejenigen, die glauben, man brauche sie nicht. Sie finden alle möglichen Argumente gegen einen Paritätspreis.

Das Prinzip sollte sein, daß der Paritätspreis nur für die Landwirte gilt, aber nicht für den Getreidehändler oder den Getreidespekulanten – er gilt sozusagen bis zum Scheunentor. Und der Abschlag vom Paritätspreis gilt ab dem Scheunentor. Und dieser Preis an diesem Tor innerhalb der Paritätsstruktur insgesamt, der Anteil an der Paritätsstruktur, der das Produkt der Farm an diesem Tor darstellt, ist der Anteil, der dem Farmer zu bezahlen ist.

Was das Megawachstum oder die Konkurrenzfähigkeit mit den Megafarmen angeht, das ist eine Frage der Steuerpolitik. Und wir haben derzeit eine verrückte Steuerpolitik.

Wir sollten also vernünftige Regulierungen haben, eine Politik geregelter Paritätspreise, und eine vernünftige Steuerpolitik und vernünftige Politik von Investitionsabschreibungen für die Landwirtschaft und für die Industrie.