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Der „Arktische Kreis“ veranstaltete in der US-Hauptstadt eine Konferenz über die Zusammenarbeit der USA und Rußlands in der Arktis.
Während die Neokonservativen in der Führung der Republikanischen Partei und im Obama-Hillary-Flügel der Demokratischen Partei von Tag zu Tag immer hysterischer und gefährlicher agieren, um US-Präsident Donald Trump davon abzuhalten, daß er seine erklärte Absicht verwirklicht und ein freundschaftliches und kooperatives Verhältnis zu Rußland und seinem Präsidenten Wladimir Putin aufbaut, brachte ein zweitägiges Forum im Washingtoner Wilson Center am 21. und 22. Juni frischen Wind in die ansonsten feindselige Atmosphäre der US-Hauptstadt.
Das zweitägige Forum zum Thema „Die USA und Rußland in der Arktis“ wurde vom Wilson Center und dem „Arktischen Kreis“ veranstaltet, einer Nichtregierungsorganisation von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Geschäftswelt, die sich mit der Entwicklung der Arktis befaßt, und es bot aus verschiedenen Perspektiven etliche wertvolle Einsichten, wie dringend notwendig es ist, die bestehende enge Kooperation zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland in der Arktis aufrechtzuerhalten.
Noch wichtiger ist, daß die meisten Redner aus den beiden arktischen Nationen und anderen Ländern die wachsende Bedeutung der Arktis für die Entwicklung der Welt erkannten und forderten, die bestehende enge und wesentliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Rußland in der Arktis zum Modell und Anstoß zur Wiederherstellung und Ausweitung der Beziehungen zwischen den beiden großen Nationen zu machen.
Der Initiator des Arktischen Kreises, Olafur Ragnar Grimsson – der frühere isländische Präsident, der sich 2012 dem Druck der anglo-amerikanischen Banken widersetzt und gegen sie durchgesetzt hatte –, die Präsidentin des Wilson Center, Jane Harman, und Senatorin Lisa Murkowski aus Alaska hielten die Eröffnungsvorträge, in denen sie deutlich machten, daß der Zweck der Veranstaltung nicht nur darin lag, die Kooperation in der Arktis zu fördern, sondern auch darin, die Vereinigten Staaten und Rußland zusammenzuführen, um den Frieden und die Entwicklung auf der Welt zu fördern. Es gab zwar auch widersprechende Ansichten einzelner Redner, aber die meisten äußerten ihre Unterstützung für diese Position.
Grimsson lobte die Arbeit des Arktischen Rates unter amerikanischem Vorsitz in den letzten beiden Jahren, wobei er darauf hinwies, daß die Vereinigten Staaten hierbei „bedeutende Hilfe von Rußland erhielten“, was demonstriere, daß die beiden Länder „eine sehr konstruktive und erfolgreiche Beziehung haben können“. Der Arktische Rat besteht aus Regierungsvertretern der acht arktischen Nationen, von denen nun Finnland den Vorsitz übernommen hat.
Jane Harman fügte hinzu, daß es sehr wichtig sei, daß diese Konferenz gerade jetzt in Washington stattfindet, „weil die meisten Abgeordneten des Kongresses nichts über die Arktis wissen“. Sie wies darauf hin, daß die enge Zusammenarbeit mit Rußland in der Arktis „eine Brücke baut“ zwischen den beiden Ländern.
Senatorin Murkowski, die Mitglied des „Ständigen Ausschusses der arktischen Parlamentarier“ ist, forderte, „diese positive Beziehung hier [in der Arktis] zu nehmen, um auf die breiteren Beziehungen zwischen den USA und Rußland einzuwirken“. So habe die Zusammenarbeit zwischen US-Außenminister Rex Tillerson und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow beim Treffen des Arktischen Rates in Fairbanks/Alaska im vergangenen Mai zum Abschluß einer Vereinbarung über die wissenschaftliche Kooperation in der Arktis geführt. Sie wies außerdem darauf hin, daß Rußland beim Aufbau der notwendigen Infrastruktur für die Entwicklung der Arktis und die Öffnung des Nördlichen Seewegs den Vereinigten Staaten weit voraus ist, der nun durch den Rückgang des arktischen Eises weit besser zugänglich ist und an Bedeutung gewonnen hat.
Senatorin Murkowski – und viele andere – bemerkten, daß die Vereinigten Staaten früher sieben Eisbrecher in der Arktis im Einsatz hatten; heute haben sie nur noch einen, ein weiterer liegt im Trockendock. Südkoreas Botschafter für arktische Angelegenheiten, Kim Young-jun, der im weiteren Verlauf der Konferenz sprach, sagte, sein Land habe kürzlich den ersten von 15 Flüssiggastankern vorgestellt, die in Korea für Rußland gebaut werden und auch als Eisbrecher einsetzbar sind. Andere wiesen darauf hin, daß auch Rußland, Finnland und andere Länder Eisbrecher bauen, während in den Vereinigten Staaten dafür kein Geld bewilligt werde – was strategisch und wirtschaftlich verrückt ist.
An einer der Vortragsrunden nahm auch der frühere stellv. Gouverneur von Alaska, Mead Treadwell teil – ein enger Mitarbeiter des inzwischen verstorbenen früheren Gouverneurs Walter Hickel, einem Pionier der arktischen Entwicklung –, zusammen mit dem russischen Senator Tschernyschenko, der den Bezirk Murmansk am Arktischen Meer vertritt. Wie schon Grimsson lobte auch Tschernyschenko die Arbeit des Arktischen Rats unter amerikanischem Vorsitz und betonte, daß es derzeit kein Konfliktpotential in der Arktis gebe. Schuld an den schlechten derzeitigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland sei „die Stimmung im Kongreß“.
Tschernyschenko beschrieb einige der derzeit laufenden 140 Projekte in der Arktis, darunter die Erschließung des riesigen Yamal-Gas- und Ölfeldes und des dazugehörigen Hafens, der Bau von Eisenbahnen und andere Projekte, wobei er auf die bedeutenden chinesischen Beiträge dazu hinwies (obwohl an der Konferenz keine Chinesen teilnahmen). Er riet den Vereinigten Staaten und anderen, sich an diesen russischen Projekten zu beteiligen, wies darauf hin, daß die Öffnung der Nordwestpassage die Teilnahme aller Nationen – und nicht nur der arktischen – fördere, und fügte hinzu, daß die gegenwärtigen Spannungen die amerikanischen Unternehmen daran hinderten, große Potentiale wahrzunehmen.
Auch Vizegouverneur Treadwell forderte eine Zusammenarbeit der USA mit Rußland und schlug vor, eine „Liga der arktischen Häfen“ zu gründen, um u.a. die Ausweitung des Containerverkehrs entlang der Passage zu fördern. Er verwies auch auf Chinas Projekt der Neuen Seidenstraße mit seinen gewaltigen Investitionen und forderte die US-Regierung auf, sich an der Finanzierung und Infrastrukturentwicklung in der Region zu beteiligen.
In der anschließenden Diskussion berichtete ein EIR-Vertreter über das Moskauer Forum im Jahr 2007 für den Bau eines Tunnels unter der Beringstraße und wies darauf hin, daß Präsident Putin dieses Projekt als eine Politik zur „Kriegsvermeidung“ bezeichnet hatte, die eine physische Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland auf der Grundlage der gemeinsamen Interessen beider Seiten herstelle. Er verwies auf ein Papier von Lyndon LaRouche, das bei diesem Forum präsentiert wurde, bedauerte jedoch, daß außer von Gouverneur Hickel keine bedeutenden Reaktionen auf Putins Angebot gekommen seien, und fragte, ob es nun nicht noch dringender sei, dieses vorteilhafte Projekt voranzutreiben.
Treadwell antwortete, sein Freund Hickel habe oft gesagt, das Projekt des Beringstraßentunnels werde zwar nicht zu seinen Lebzeiten verwirklicht werden, „aber wir müssen jeden Tag darüber sprechen“. Jedes Projekt, groß oder klein, das die Kooperation mit Rußland vorantreibe, sei extrem wichtig. Als Beispiel dafür beschrieb er ein gemeinsames System zur Überwachung des Schiffsverkehrs im Beringmeer, das derzeit entwickelt werde. Treadwell verwies auch auf die jüngste Vereinbarung, den Bau einer Bahnverbindung von Alaska durch Kanada zu den übrigen 48 US-Bundesstaaten voranzutreiben, und bemerkte, daß eine solche Bahnverbindung dann auch zur Beringstraße und durch einen Tunnel bis Rußland fortgesetzt werden könnte.
Treadwell und andere erwähnten auch, daß China die Stadt Dalian zu seinem „Arktis-Hafen“ erklärt hat, und daß die Vereinigten Staaten möglichst bald einen arktischen Tiefwasserhafen an der Nordküste von Alaska bauen sollten.
Der republikanische Abgeordnete Don Young aus Alaska beklagte die Tatsache, daß „unsere Medien die Idee verbreiten, Rußland sei unser Feind – aber dafür gibt es keinen Grund“, und sagte, die Arktis sei unsere Zukunft.
Der stellv. Duma-Vorsitzende Georgij Karlow, der die Insel Sachalin vertritt, sagte, die Entwicklung der Arktis sei mit der Erschließung des Weltraums vergleichbar, weil die technologischen Herausforderungen in beiden Fällen in vieler Hinsicht vergleichbar seien, aber auch, weil es aufgrund der harten Bedingungen kein Land allein schaffen könne – alle Länder müßten dabei kooperieren. „Die Vereinigten Staaten und die Russen gingen getrennt in den Weltraum, aber inzwischen haben sie gelernt, daß sie dabei eng zusammenarbeiten müssen.“
Kathleen Crane, die Koordinatorin des Russisch-Amerikanischen Langfristigen Zensus der Arktis (abgekürzt RUSALCA, nach der russischen Meerjungfrau), sprach über die enge Zusammenarbeit russischer und amerikanischer Wissenschaftler bei der kartographischen Erfassung der Arktis seit der Gründung von RUSALCA 2003, aber sie äußerte auch ihr Bedauern darüber, daß die Sanktionen gegen Rußland ihre Mission stark behindern.
mob