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Zur Eröffnung der 106. wöchentlichen Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 13. Juni warnte Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts, Israels Angriff auf den Iran könnte der Beginn des Dritten Weltkriegs sein. Sie verwies auf das düstere Video der US-Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard1 über die reale Gefahr und die schrecklichen Folgen eines nuklearen Schlagabtauschs. „Sind wir auf dem Weg in den Weltuntergang?“ – diese Frage tauchte in den Vorträgen der vier Experten in der Sitzung immer wieder auf.
Zepp-LaRouche sagte, die gezielten Morde Israels an führenden iranischen Wissenschaftlern, militärischen und politischen Führern ließen darauf schließen, daß Israel technische Unterstützung von anderen Geheimdiensten hatte. Israel verfolge unverkennbar das Ziel, die USA in den Krieg hineinzuziehen, und man dürfe nicht vergessen, daß der Iran ein wichtiger Teil der BRICS, der SCO und der Belt and Road Initiative ist. „Es gab nichts im Verhalten des Irans, was einen solchen Angriff legitimiert hätte... Aus Sicht der UN-Charta ist das ein völlig illegaler Akt der Aggression.“ Sie wiederholte „unsere alte Forderung nach einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur“.2 Am Ende des Treffens rief sie dazu auf, „den gesellschaftlichen Kräften auf internationaler Ebene eine völlig andere Vision zu vermitteln“.
M.K. Bhadrakumar, ein ehemaliger indischer Diplomat zu Zeiten der Sowjetunion, der führende Positionen im indischen Außenministerium innehatte, sprach ebenfalls den israelischen Angriff an: „Ich habe nie geglaubt, daß es hier um die Neigung des Irans oder die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Atomwaffen durch den Iran geht... Es geht hier nicht um moralische Gründe.“ Präsident Trump fordere vom Iran, den gleichen Status wie Japan oder Deutschland als Mitglied des Atomwaffensperrvertrags anzunehmen, mit „umfassender Inspektion“ durch die IAEA. Trump sei für diese Situation allein verantwortlich. Wenn Israel nicht in die Schranken gewiesen werde – was nur die USA tun können –, könnte der Iran aus dem Atomwaffensperrvertrag austreten.
Der führende Atomwaffenexperte Dr. Theodore Postol, emeritierter Professor für Wissenschaft, Technologie und internationale Sicherheit am MIT, erklärte: „Der Iran will den Bau einer Atomwaffe vermeiden... Die iranische Politik ist höchst rational.“ Es gebe eine interne Opposition gegen diese Politik, die durch die Angriffe noch gestärkt werde. „Wir wissen aus allen historischen Erfahrungen, daß die Bombardierung eines Landes dieses Land gegen den äußeren Gegner zusammenschweißt.“ Am 1. Juni habe die Ukraine gegen ein grundlegendes Gebot des Kalten Krieges verstoßen, nämlich daß die strategischen Streitkräfte einer Nation nicht angegriffen werden dürfen. Rechtlich gesehen wäre es für Rußland gerechtfertigt gewesen, die USA und Großbritannien anzugreifen, weil sie eindeutig daran beteiligt waren. Putin sei ein außergewöhnlicher Staatsführer, weil er nicht so reagierte.
Larry Johnson, ehemaliger CIA-Offizier und frühes Mitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS), äußerte sich auch zum Iran: „Dieser Angriff wurde mit dem vollen Wissen und der vollen Beteiligung der Vereinigten Staaten durchgeführt... Es zeichnet sich hier ein Muster ab, daß man Israel in keiner Art von Verhandlung trauen kann – und den Vereinigten Staaten auch nicht.“
Der regelmäßige IPC-Teilnehmer Ray McGovern, ehemaliger leitender CIA-Analyst und Mitbegründer der VIPS, dankte Zepp LaRouche dafür, daß sie die beispiellose Warnung von Tulsi Gabbard hervorhob. Die Lage um den Iran sei nuanciert und komplex. „Ich sehe einen Silberstreif am Horizont, der die USA und Rußland zu mehr Dialog zwingen kann.“ Ob die USA beteiligt waren, sei trotz aller Prahlerei etwas zweifelhaft. „Kann man die Israelis zurückhalten, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie wollen? Ich glaube nicht."
Zepp-LaRouche antwortete, man müsse den größeren Kontext verstehen. Hier werde versucht, den Aufstieg eines neuen Systems, wie es die BRICS-Plus verkörpern, zu stoppen. Man dürfe nicht nur „analysieren“, sondern müsse eine Alternative anbieten. Solange man diesen eigentlichen Konflikt nicht durch eine neue Friedens- und Entwicklungsarchitektur löse, würden immer wieder neue Krisenherde auftauchen.
Zu Wort kam auch Gershon Baskin, ein israelischer Kolumnist, sozialer und politischer Friedensaktivist, der den israelisch-palästinensischen Konflikt erforscht. In einem Videointerview, das EIR Anfang der Woche mit ihm geführt hatte, sagte er: „Wir alle wissen, daß Präsident Trump der einzige ist, der Netanjahu sagen kann, daß er den Krieg beenden soll.“ Baskin begrüßte die Bemühungen des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert, Einfluss auf Trump zu nehmen, und stimmte zu, daß eine wirtschaftliche Lösung notwendig sei. „Die Hindernisse der palästinensischen Entwicklung durch die israelische Besatzung müssen beseitigt werden... Es macht überhaupt keinen Sinn, daß Israel arme Nachbarn haben will.“
Zepp-LaRouche sagte, es gehe um mehr als um das Leid der Palästinenser: „Ich fürchte, die Auswirkungen“ der israelischen Massaker im Gazastreifen „auf die moralische Ordnung der Welt werden verheerend sein“.
Ein geplanter Livebericht vom Marsch für Gaza in Ägypten war aus technischen Gründen nicht möglich. Die Moderatorin Anastasia Battle meldete jedoch später, sie habe Berichte erhalten, daß die ägyptische Regierung mit Gewalt gegen die Demonstranten vorgehe. Die Anführer des Marsches würden gewaltfrei protestieren, falls es zu Repressionen kommt und die Aktivisten deportiert werden.
Als weiteren Aspekt der strategischen Krise sprach Diane Sare, Präsidentin der LaRouche-Organisation, den Destabilisierungsprozeß innerhalb der USA an. Die gleichen Kräfte, die den innenpolitischen Konflikt um die Migrantenfrage schüren und die Kampagne gegen Trump anführen, seien auch an dem Putsch in der Ukraine, dem Völkermord im Gazastreifen und anderen Gräueltaten der Neokonservativen beteiligt gewesen. Initiativen wie ein Versuch, Trump abzusetzen, würden nur zu mehr Destabilisierung führen und genau die Aktionen der USA fördern, die niemand will. Sare merkte auch an: Trump „hat ein enormes Ego und ist kein sehr tiefgründiger Denker“.
Zepp-LaRouche sagte: „Die Migrantenfrage wird in einer Weise behandelt, die viele Menschen vor den Kopf stößt.“ Ihr Mann Lyndon LaRouche habe dringend geraten, niemals das Militär gegen das eigene Volk einzusetzen. Man müsse die Ursachen des Migrationsproblems wie Hunger, Wassermangel, Arbeitslosigkeit und Kriege beseitigen.
Ein Teilnehmer fragte: „Waren die US-Gespräche mit dem Iran echt oder nur eine Vorbereitung für den Krieg?“ Zepp-LaRouche antwortete: „Ich wünschte, ich wüsste die Antwort.“ Die USA seien die einzige Macht, die Israel zurückhalten könne, aber Trump habe nichts getan. Es sei ein sehr gemischtes und undurchsichtiges Bild.
Als Antwort auf eine Frage zur Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Vorschlag, dazu einen „Gesellschaftsvertrag“ zu schließen, griff Co-Moderator Dennis Small diese Rousseausche Vorstellung eines Gesellschaftsvertrages an, der lediglich unterschiedliche Eigeninteressen miteinander vereinbaren soll, und stellte dem das Konzept der gemeinsamen Interessen der Menschheit gegenüber. KI sei wie andere technologische Fortschritte ein zweischneidiges Schwert.
Eine Iranerin fragte Zepp-LaRouche, ob Israel einen Angriff auf den Iran ohne grünes Licht aus den USA überhaupt in Erwägung gezogen hätte? Sie antwortete, eine Komplizenschaft und sogar Hilfe der USA sei sehr wahrscheinlich, aber das sei keine einfache Angelegenheit: „Werden die USA von der zionistischen Lobby beherrscht, oder benutzt das anglo-amerikanische Imperium Israel für seine eigenen strategischen Zwecke?“
Ein indisch-dänischer Journalist sprach die indisch-pakistanischen Spannungen an, die durch die britische Aufteilung des Subkontinents entstanden seien: „Wie gehen wir mit der Art und Weise um, wie die Briten Konflikte schüren, anstatt sie zu lösen?“ Zepp-LaRouche erinnerte daran, wie der damalige britische Premier Boris Johnson das Friedensabkommen mit der Ukraine von 2022 sabotierte. In Rußland sei man sich jetzt der Rolle der Briten sehr bewusst. Die Behauptung vom „unprovozierten Angriffskrieg“ sei weithin diskreditiert worden. Eine Untersuchung der britischen Rolle sei notwendig.
Auf die Frage eines kolumbianischen Gewerkschaftsführers nach der Enzyklika Rerum Novarum, (1891) von Papst Leo XIII. antwortete Zepp-LaRouche, das sei eine grundlegende Richtungsentscheidung gewesen: daß die Kirche nicht nur mit Gebeten, sondern aktiv in die Sozialpolitik eingreifen müsse.
Eine letzte Frage lautete: Könnte es einen dauerhaften Frieden geben, wenn die islamische Welt die biblische Autorität Israels über das Land akzeptieren würde und die Palästinenser in andere arabische Staaten umgesiedelt würden? Zepp-LaRouche lehnte es ab, sich zu „biblischen Theorien über Landeigentum“ zu äußern. Sie fragte umgekehrt, ob die Palästinenser den Preis für das zahlen sollten, was die Deutschen den Juden angetan haben? Das sei die Fortsetzung des Unrechts. Sie zitierte Friedrich Schiller: „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“ Die Zwei-Staaten-Lösung sei die Lösung, aber dabei müsse immer das gemeinsame Interesse im Vordergrund stehen, zum Beispiel reichlich Wasser für alle. „Wir brauchen den Oasenplan!“3
Anmerkungen
1. Tulsi Gabbard On Her Visit To Hiroshima, Youtube Video, englisch, 3:31 Minuten.
2. Zehn Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur,
Helga Zepp-LaRouche, Schiller-Institut.
3. Der Oasenplan: LaRouches Vision für Südwestasien, Schiller-Institut.
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