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Neue Solidarität
Nr. 50, 10. Dezember 2014

Ein langer Bogen über Kulturen, Kontinente und Jahrtausende

Das diesjährige Schillerfest des Schiller-Instituts in Frankfurt befaßte sich auch mit China und der Seidenstraße.

„Schiller und die Seidenstraße“ - So lautete das Motto eines Schillerfestes in Frankfurt/Main, mit dem das Schiller-Institut am 29. November gleich einer ganzen Reihe von Jahrestagen gedachte: des 255. Geburtstags des Dichters der Freiheit, des 30. Jahrestags der Gründung des Schiller-Instituts und des 25. Jahrestags des Mauerfalls. Rainer Apel vom Vorstand des Instituts erinnerte die rund 60 Gäste und Mitwirkenden des Festes auch daran, daß vor 25 Jahren (am 28.11.) Bundeskanzler Kohl sein 10-Punkte-Programm für die Wiedervereinigung Deutschlands vorgelegt hatte und (am 30.11.) der Bankier Alfred Herrhausen ermordet worden war, der damals den Plan verfolgte, Osteuropa durch einen Neuen Marshallplan wirtschaftlich schnellstens wieder aufzubauen, wofür sich auch das Schiller-Institut stets eingesetzt hat. Nun, ein Vierteljahrhundert später, werde diese Idee im globalen Maßstab von den BRICS-Staaten aufgegriffen.

Apel nutzte dann das von Schiller in dramatische Form gebrachte Märchen Turandot dazu, den weiten Bogen von Schiller nach China zu spannen, und zeigte anhand der Figuren des Stückes auf, daß die Seidenstraße schon immer dazu diente, die verschiedenen Kulturen des eurasischen Kontinents miteinander zu verbinden. Unterstützt wurde Apels Vortrag durch Ulrike Wolff und Hans Peter Müller, die einige Rätselfragen vortrugen, die Schiller eigens für dieses Drama verfaßt hat.

Caiyun Prokop präsentierte dann das in China sehr berühmte „Wassermelodie-Prelude zum Mondfest“, ein Gedicht des chinesischen Dichters Su Shi aus dem Jahre 1075 n. Chr., das sie selbst aus dem Chinesischen ins Deutsche übersetzt hat. Sie erläuterte die Bedeutung des Mondfestes in China und die besondere, strenge Form mit ihren 95 Silben, in der das Gedicht geschrieben ist, bevor sie es sang - ein interessanter Kontrast zwischen dem für europäische Ohren sehr ungewohnten Klang der chinesischen Sprache, und der doch eher vertraut wirkenden musikalischen Darbietung. Was wiederum zeigt, daß die Musik eben eine universelle Sprache ist.

Es folgten zwei Gedichte des russischen Dichters Alexander Puschkin, Der Prophet, vorgetragen (in russischer Sprache) von Lilia Meier, und Exegi monumentum, vorgetragen in deutscher Übersetzung von Kai-Uwe Ducke, der auch einen kurzen Vortrag über Puschkins Leben und Bedeutung hielt.

Schillers Sprüche des Konfuzius lenkten den Blick wieder auf China. Ulla Apel rezitierte das Gedicht Dreifach ist der Schritt der Zeit, das von Franz Schubert als Kanon zu drei Stimmen gesetzt und vom Chor des Schiller-Instituts vorgetragen wurde.

Nach der Pause folgte Kasia Kruczkowskis Festvortrag über das Thema „Schillers Bedeutung für die deutsche Politik heute“ - den Text dieses Vortrags finden Sie in dieser Ausgabe - gefolgt von Stephan Hochstein, der Schillers Gedicht Der Ring des Polykrates vortrug.

Anschließend spielten Caroline Hartmann, Claudio Celani und Benjamin Lylloff (Klavier) das Largo ma non tanto aus Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen.

Peter Møller sprach dann über das Thema „Schiller und das Erhabene“ und erläuterte die Idee des Erhabenen am Beispiel Sophie Scholls von der Widerstandsgruppe Die Weiße Rose. (Auch diesen Vortrag finden Sie in dieser Ausgabe.)

Den Abschluß des Schillerfests bildeten musikalische Beiträge. Lissie Brobjerg und Petra Karlsson (beide Sopran) sangen zwei Lieder nach Gedichten des deutschen Orientalisten Friedrich Rückert - Du bist die Ruh, vertont von Franz Schubert, und Widmung, vertont von Robert Schumann. Tobias Faku sang dann ein weiteres Lid von Schubert, Wer ist Silvia, nach einem Text von William Shakespeare.

Den Abschluß bildete dann der 2. Satz aus Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung (Arie mit Chor, „Nun schwanden vor dem heiligen Strahle“ - „Und eine neue Welt“), vorgetragen von Peter Møller (Tenor) und dem Chor des Schiller-Instituts. Ein passender Abschluß für eine Veranstaltung, die eben nicht bloß an die Vergangenheit erinnerte, sondern auf die Zukunft ausgerichtet war - darauf, den Geist Schillers ebenso wiederzubeleben, wie nun die Ideen, für die das Schiller-Institut schon vor einem Vierteljahrhundert eintrat, heute von den BRICS-Staaten aufgegriffen werden, um eine „Neue Welt“ zu schaffen.

Alexander Hartmann