Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Folgen Sie uns auf
acebook
Neue Solidarität
Nr. 40, 3. Oktober 2024

Bewirkt die russische Nukleardoktrin
eine Wende zum Frieden?

Von David Shavin

Die neue russische Nukleardoktrin, die Präsident Putin am 25. September vorgestellt hat (siehe Artikel in dieser Ausgabe), richtet sich direkt gegen die vorherrschende Phantasie der „Anglosphäre“, man könne Rußland mit Atomwaffen erpressen, indem man Raketen immer näher an Moskau heranbringt, ohne ein Risiko für London oder Washington einzugehen. Moskau soll auf das Märchen hereinfallen, nicht-nukleare Staaten – die Ukraine – würden „ohne westliche Beteiligung“ Langstreckenraketen auf Rußland abschießen. Das tut es aber nicht. Der ehemalige russische Präsident und Premierminister und jetzige Vizepräsident des Sicherheitsrates, Dmitrij Medwedjew, hat es auf den Punkt gebracht:

Und er fügte hinzu: „Diese Änderung der Richtlinien unseres Landes für den Einsatz von Atomwaffen könnte schon an sich den Eifer derjenigen unserer Feinde dämpfen, die ihren Selbsterhaltungstrieb noch nicht gänzlich verloren haben.“

Trotz oder vielleicht gerade wegen der ernsten Konfrontation mit den USA betont Moskau weiterhin die Notwendigkeit strategischer Stabilität zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow antwortete einem TASS-Reporter: „Natürlich sollte es im Bereich der strategischen Stabilität einen rechtlichen Rahmen geben, für den unsere Länder weitgehend verantwortlich sind. Die Gespräche sollten so bald wie möglich beginnen. Es ist unmöglich, über strategische Sicherheit zu sprechen, ohne die neuen Aspekte zu berücksichtigen und ohne das Ganze zu betrachten, einschließlich des nuklearen Potentials Europas. All das sollte ... in seiner Gesamtheit betrachtet werden.“

Sein Zusatz, „wir haben noch keine Antwort von den Amerikanern erhalten“, läßt darauf schließen, daß das Angebot bereits übermittelt wurde.

Rote Linie klar gezogen

Die Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der Internationalen Friedenskoalition (IPC), Helga Zepp-LaRouche, kommentierte am 26. September Putins Äußerungen:

Als Beispiele nannte sie die Demonstration „Rage against the war machine“ (Zorn auf die Kriegsmaschinerie) am 28. September in Washington und in Deutschland die Veranstaltungen zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober.

Die Gefahr bleibt

Das Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Joe Biden am 26. September im Weißen Haus war als Gelegenheit angekündigt worden, den USA seinen überarbeiteten „Friedensplan“ zu verkaufen, nun verpackt als „Siegesplan“. Medienberichten zufolge besteht ein wichtiger Teil dieses Plans darin, Kiew zu erlauben, westliche Langstreckenraketen tief in das russische Territorium abzufeuern.

Vor seinem Treffen mit Biden am Nachmittag sprach Selenskyj eine Stunde lang mit US-Senatoren, wobei er Berichten zufolge ebenfalls argumentierte, er brauche dringend die Erlaubnis, tiefer im Inneren Rußlands anzugreifen. Einige der anwesenden US-Politiker erklärten anschließend, sie hätten Selenskyj auch Vorschläge unterbreitet, wie er Biden gegenüber überzeugender auftreten könne.

Aus dem Kommuniqué des Weißen Hauses über das Treffen zwischen den beiden Präsidenten geht hervor, daß die US-Regierung zwar weitere Waffenlieferungen im Wert von 5,5 Milliarden Dollar und ein neues „Sicherheitshilfepaket“ im Wert von 2,4 Milliarden Dollar zugesagt hat, aber noch keine Erlaubnis für solche Angriffe tiefer im russischen Territorium erteilt hat. Allerdings soll in einigen Wochen über weitere Hilfe gesprochen werden, d.h. das Thema ist noch lange nicht vom Tisch. Die Pressemitteilung lautet:

Das sind noch 17 Tage, um den ukrainischen Auslöser eines atomaren Weltkriegs zu stoppen.

Die Alternative der BRICS-Staaten

Präsident Putin zeigte in seiner Rede auf dem 7. Forum der Russischen Energiewoche in Moskau am 26. September die Alternative auf, indem er die Rolle der BRICS-Staaten als wichtigste Triebkraft des Wachstums der Weltwirtschaft hervorhob. Es bilde sich ein neues multipolares Entwicklungsmodell, dessen Zentrum nicht in Europa oder Nordamerika ist: „Das Hauptwachs­tum wird ... in den BRICS-Staaten sein und in den Ländern, die unserer Gruppe beitreten wollen – in den Ländern, die die Aussicht auf eine gleichberechtigte Partnerschaft sehen, die ihre nationalen Interessen berücksichtigt.“ Vertreter zahlreicher Nationen hörten mit großem Interesse Putins Beschreibung eines Ausweges.

Helga Zepp-LaRouche fordert Europa und Nordamerika auf, „endlich die längst überfällige Diskussion darüber zu führen, wo wir stehen und warum wir versuchen, die ‚Hegemonie‘ aufrechtzuerhalten, obwohl es diese Hegemonie offensichtlich nicht mehr gibt… Wir müssen einen ganz anderen Ansatz auf die Tagesordnung setzen, wie wir ihn seit fast drei Jahren diskutieren: eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die wirklich einen völlig anderen Ansatz verfolgen muß, um diese geopolitische Konfrontation zu beenden und mit der Globalen Mehrheit der Länder, die sich eindeutig in eine andere Richtung bewegen, zusammenzuarbeiten.“

Die Energieminister der BRICS+-Staaten hörten nicht nur Putins Rede in Moskau, sie trafen sich auch untereinander, während parallel die Außenminister der auf neun Staaten erweiterten BRICS-Gruppe am Rande der UN-Vollversammlung in New York zusammenkamen, um den bevorstehenden BRICS-Gipfel vom 22. bis 24. Oktober im russischen Kasan vorzubereiten. Die Welt ist in Bewegung. Die Frage ist: Was ist zu tun, damit sich Europa und Nordamerika vom Wahnsinn ihrer politischen Führung befreien können?

Die innere Kraft mobilisieren

Zepp-LaRouche schloß ihren Vortrag mit den Worten: „Das ist eindeutig der gefährlichste Moment in der Weltgeschichte überhaupt. Manche wollen sich verstecken und denken: ,Wie kann ich mein eigenes Leben retten?‘ ... Aber angesichts der Gefahr eines Dritten Weltkrieges gibt es kein Verstecken! Also mobilisieren Sie all das Positive, das Sie über die Menschheit denken, und handeln Sie aus Liebe zur Menschheit. Denn was mich persönlich am meisten motiviert, ist der Gedanke, daß alles Schöne, was frühere Generationen geschaffen haben, verloren geht, wenn wir dieses Problem nicht lösen. Die Musik von Beethoven und anderen Komponisten, die Poesie all der wunderbaren Dichter auf der ganzen Welt, all das wäre umsonst komponiert worden. Und das wäre eine Schande!

Es ist also wirklich etwas, das man in sich mobilisieren muß, um die Kraft zu haben, Teil der Lösung zu sein und das zu stoppen und eine bessere Welt zu schaffen, mit einer neuen Weltwirtschaftsordnung durch die Zusammenarbeit mit den BRICS-Ländern, denn das wäre der einfache Ausweg.“

Weitere Leitartikel der vergangenen Wochen