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Neue Solidarität
Nr. 23-24, 5. Juni 2025

Es gibt kein Problem, das die menschliche Kreativität nicht lösen kann!

Von Helga Zepp-LaRouche

Am ersten Tag der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts am 24. Mai 2025 hielt die Gründerin und Vorsitzende des Instituts Helga Zepp-LaRouche die folgende Rede. Die Rede wurde aus dem Englischen übersetzt, Zwischentitel hinzugefügt.

Ich möchte Sie alle, die Sie persönlich an der Konferenz des Schiller-Instituts teilnehmen, ebenso wie alle Online-Zuschauer weltweit mit einer optimistischen Sichtweise auf die Natur des Menschen begrüßen: Wir sind eine kreative Gattung – die einzige, die bislang im Universum bekannt ist –, und der menschliche Geist als Mikrokosmos des Makrokosmos, des Universums als Ganzem, ist nachweislich von antientropischer Natur.

Unser kreativer Verstand ist fähig, für jedes Problem immer eine Lösung auf einer höheren Ebene zu finden, und deshalb bin ich mir sicher, daß wir durch die Mobilisierung des besten Potentials der gesamten Menschheit ein neues Paradigma in unseren internationalen Beziehungen erreichen können, das uns in eine neue Ära der Menschheitsgeschichte katapultieren wird. Wir werden in der Lage sein, eine Weltgemeinschaft zu schaffen, die der Würde des Menschen und der potentiellen Schönheit seiner Seele würdig ist. Man muß jeder „praktischen“ Herangehensweise an die Politik eine Absage erteilen und von dieser Vision ausgehen!

Es ist offensichtlich, daß die heutige Welt in einem Zustand fast völliger Unordnung ist. Wir sind bereits sehr weit in der Regression der Barbarei fortgeschritten, indem wir in Gaza tolerieren, was sogar der ehemalige Premierminister Olmert als „nahe an Kriegsverbrechen“ bezeichnet hat, einen seit langem andauernden Völkermord, wie der Internationale Gerichtshof und zuletzt sogar Josef Borell bestätigten. Dies zu tolerieren, ist ein schrecklicher Schandfleck auf der ganzen Menschheit, und es könnte schon kurzfristig zu einem totalen Krieg in Südwestasien führen, der zu einem globalen Atomkrieg eskalieren kann.

Die jüngsten Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine haben eine erstaunliche Konstellation offenbart: Die beiden größten Atommächte, die Präsidenten der USA und Rußlands, versuchen, ein Friedensabkommen zur Beendigung des Krieges zu finden, worüber sich jeder vernünftige Mensch freuen sollte, während einige Europäer, die sogenannte „Koalition der Willigen“, versuchen, diese Bemühungen zu sabotieren, um den Krieg zu verlängern. Und sie geben das Ziel nicht auf, daß die Ukraine „den Krieg gewinnt“, selbst in einem Moment, in dem die ukrainische Armee und Bevölkerung diesen Zermürbungskrieg mit mehr als einer Million Toten nicht mehr lange durchhalten kann. Zuverlässige Militärexperten warnen, daß die militärischen Fähigkeiten der Länder der Koalition der Willigen bei weitem nicht ausreichen, um Rußland ohne die Unterstützung der USA zu konfrontieren, und die europäischen Volkswirtschaften brechen infolge einer selbstverschuldeten Krise, exorbitanter Energiepreise und grüner Ideologie zusammen. Alles was in Deutschland aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs aufgebaut wurde, wird jetzt wieder zerstört!

Journalisten und Analysten auf der ganzen Welt fragen ungläubig: „Was ist los mit Deutschland? Und mit Europa im Allgemeinen? Warum ruinieren sie sich selbst?“ Sie lassen ihre Nord-Stream-Pipeline sprengen, sie verhängen Sanktionen gegen Rußland, die die russische Wirtschaft wachsen lassen und ihre eigene Wirtschaft ruinieren, Deutschland schließt seine Atomkraftwerke, ohne über eine alternative Energiequelle zu verfügen, und nur 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg militarisiert Deutschland seine Wirtschaft erneut mit einer Form der Kreditschöpfung, die an Hjalmar Schachts Mefo-Wechsel erinnert, nur um die deutsche Armee an die russische Grenze zu bringen und deutsche Panzer gegen Rußland loszuschicken. Schon wieder? Vor 20, 30 Jahren galt Europa als das beste Modell der Welt, mit einer Spitzenposition bei wissenschaftlichen und technologischen Innovationen und einer daraus resultierenden wettbewerbsfähigen Wirtschaft, einer hohen Lebensqualität, hohen sozialen Standards, sicheren Lebensbedingungen usw. Und jetzt? Europa steht kurz vor der völligen Marginalisierung, es kann seine Infrastruktur nicht reparieren, die Züge fahren nie pünktlich, es läßt seine „Hidden Champions“-Unternehmen bankrott gehen oder im Ausland investieren; und ihr Sozialsystem wird zerschlagen.

Die vertane Chance der Wiedervereinigung

Es gibt keine einfache Antwort, denn es handelt sich um ein vielschichtiges, facettenreiches Problem mit vielen Ebenen, die man zu Recht als Gehirnwäsche oder „Nudging“, wie es heute genannt wird, bezeichnen kann.

Eine Ebene beginnt mit geopolitischen Manövern zu der Zeit, als das, was man zu Recht die „historische Chance der deutschen Wiedervereinigung“ nannte, durch die geopolitischen Manöver der Neokonservativen im angelsächsischen Raum sabotiert wurde. Sie hatten von Anfang an nicht die Absicht, die Versprechen einzuhalten, die sie Gorbatschow und der sowjetischen Führung am Ende des Kalten Krieges gegeben hatten, nämlich daß die NATO keinen Zentimeter nach Osten vorrücken würde, wenn Deutschland sich vereinigen und der NATO beitreten dürfte.

Die Neocons waren überschwenglich in ihrem Triumphalismus, sie hätten „den Kalten Krieg gewonnen“, und ignorierten arrogant die Warnung von Papst Johannes Paul II., der sagte, daß die „Strukturen der Sünde“ im Osten und im Westen gleichermaßen existierten und man nur auf die Unterentwicklung der sogenannten Dritten Welt als Folge der Fortsetzung des Neokolonialismus zu schauen brauche, um den Beweis dafür zu finden, daß die „Strukturen der Sünde“ auch im Westen existierten.

Doch sie machten weiter mit der Wolfowitz-Doktrin, dem Entwurf für eine unipolare Welt, und stellten sich vor, dies sei das „Ende der Geschichte“, vielleicht die kurzlebigste tausendjährige Phantasie aller Zeiten. Ich warnte damals: Wenn die Finanzmächte den Bankrott des Comecon nutzen, um der Welt das ebenso bankrotte neoliberale System vollständig aufzuzwingen, dann könnte das zwar den Zusammenbruch hinauszögern, aber er würde doch mit aller Wucht und in einem viel größeren Maßstab eintreten als der Zusammenbruch der Sowjetunion.

In den Archiven und Bibliotheken der USA, Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs wurden kürzlich Dutzende von Dokumenten veröffentlicht, die die unzähligen Sicherheitsgarantien gegen eine Osterweiterung der NATO belegen, die Gorbatschow und Schewardnadse von Baker, Bush senior, Genscher, Kohl, Gates, Mitterrand, Thatcher, Hurd, Major und Wörner gegeben wurden. Sie zeigen auch, daß viele führende Politiker eine NATO-Mitgliedschaft der mittel- und osteuropäischen Staaten ablehnten.

Die Grundsatzrede von Außenminister Genscher in der Evangelischen Akademie Tutzing am 31. Januar 1990, die sogenannte „Tutzinger Formel“, beeinflußte eine ganze Reihe von Spitzentreffen in den folgenden Tagen, in denen Gorbatschow der deutschen Wiedervereinigung zustimmte, unter der Voraussetzung, daß die NATO nicht nach Osten erweitert würde. Genscher erklärte: „Wir wollen keine Einheit auf Kosten Dritter... Es ist Sache der NATO, unmißverständlich zu erklären: Was auch immer im Warschauer Pakt geschieht, eine Ausdehnung des NATO-Gebiets nach Osten, also näher an die Grenzen der Sowjetunion, wird es nicht geben.“ Diese Rede ist aus dem Internet verschwunden und läßt sich nur noch mit Spezialfunktionen finden.

In einem Memorandum vom 9. Februar über die Gespräche zwischen US-Außenminister James Baker und Eduard Schewardnadse wird Baker klar zitiert: „Es müßte natürlich eiserne Garantien geben, daß die Zuständigkeit oder die Streitkräfte der NATO nicht nach Osten verlegt werden.“

Die Chancen für die Schaffung einer neuen internationalen Friedensordnung oder eines „gemeinsamen europäischen Hauses“, wie Gorbatschow es nannte – für das Lyndon LaRouche erst mit dem „Produktiven Dreieck Paris-Berlin-Wien“ und nach dem Zerfall der Sowjetunion mit der „Eurasischen Landbrücke“ die wirtschaftliche Grundlage vorschlug –, wurden vertan. Das war die Ursünde der Nachkriegsordnung, und sogar George Kennan, mehr als jeder andere der „Vater“ der Eindämmungspolitik, kritisierte die NATO-Osterweiterung in einem Interview mit der New York Times am 5. Februar 1997 scharf und bezeichnete sie als tragischen Fehler, für den es keinerlei Grund gab.

Wenn man bedenkt, daß zu diesem Zeitpunkt erst 45 Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg vergangen waren, in dem die Sowjetunion 27 Millionen Bürger im Krieg gegen die Nationalsozialisten verloren hatte, bewiesen die Russen enorme Großzügigkeit, indem sie die deutsche Wiedervereinigung zuließen und sogar zustimmten, daß das vereinte Deutschland Teil der NATO sein sollte. Angesichts all dieser Versprechen war der Vertrauensbruch um so schwerwiegender.

Wenn man dann noch bedenkt, daß es auch die einseitige Aufkündigung aller Rüstungskontrollabkommen durch den Westen gab – die ABM-, INF-, Open-Sky- und KSE-Verträge –, das Eingeständnis von Merkel und Hollande, daß sie dem Minsk-II-Vertrag nur zugestimmt hatten, um Zeit zu gewinnen, damit die Ukraine auf NATO-Niveau aufgerüstet werden konnte, dann wird deutlich, daß die Verpflichtung zur Erfüllung auf Seiten des Westens liegt.

Hinzu kommt der Artikel der New York Times vom 29. März dieses Jahres, der auf 300 Interviews im Rahmen einer einjährigen Untersuchung basiert und enthüllte, daß das Hauptquartier der US-Armee in Wiesbaden ab Frühjahr 2022 das Kommandozentrum für den Krieg in der Ukraine war - zu einem Zeitpunkt, als Boris Johnson nach Kiew flog, um das sogenannte Istanbul-Abkommen zwischen Putin und Selenskyj zu sabotieren, und damit den endgültigen Beweis lieferte, daß es in diesem Krieg nicht um die Ukraine ging, sondern um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der NATO auf der einen Seite und Rußland auf der anderen.

Die Koalition der Willigen scheitert

Es ist jetzt an der Zeit, eine nüchterne Bilanz der letzten 35 Jahre zu ziehen, wenn wir einen Ausweg finden wollen. Wir erinnern uns noch gut daran, daß zu Beginn des Krieges in der Ukraine das Mantra im Westen, von Biden, Scholz, Macron, von der Leyen, lautete: „Die Ukraine muß gewinnen“, „Rußland muß ruiniert werden“ (Baerbock). Jetzt, etwas mehr als drei Jahre später, ist offensichtlich, daß die Ukraine und damit die NATO den Krieg verloren haben. Und diese Niederlage reiht sich ein in eine ganze Reihe anderer: Vietnam, Afghanistan, Irak, Libyen. (Sollte man Syrien hinzufügen, wo jetzt ein „reformierter“ Al-Qaida-Führer Präsident ist?) Und das trotz mehr als 800 Militärstützpunkten, die die USA unterhielten, um die unipolare Ordnung und ihre dominante Position in der Welt aufrechtzuerhalten. Präsident Trump hat die Wahl zum zweiten Mal gewonnen, weil er versprochen hat, diese Kriege zu beenden und keine neuen zu beginnen. Es muß klar werden, daß das Modell, die unipolare Welt durch ein System von über 800 Militärstützpunkten aufrechtzuerhalten, völlig gescheitert ist.

Warum hält die europäische Koalition der Willigen dann an einer gescheiterten Politik fest? Es ist offensichtlich, daß sie sich nicht in einer Wertegemeinschaft mit den USA als Nation als solcher fühlen, sondern mit einem neoliberalen System – eigentlich nicht mit Amerika als Republik, sondern mit einem Amerika, das vom Britischen Empire unterwandert ist und auf den anglo-amerikanischen Sonderbeziehungen basiert. Nachdem Trump diese Beziehungen aufgekündigt hat, bleibt nur noch die Loyalität gegenüber dem Britischen Empire, und dieses System erweist sich als überhaupt nicht liberal.

Als Vizepräsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz den Europäern einen degenerierten Sinn für Demokratie vorwarf und sagte, in der EU würden viele Begriffe verwendet, die ihn an die Sowjetunion erinnerten – wie „Desinformation“, um alternative Meinungen zu diskreditieren –, war der Aufschrei ohrenbetäubend. Der Fall Rumänien zeigt jedoch, daß die EU Länder so oft abstimmen läßt, wie es nötig ist, um das „gewünschte“ Ergebnis zu erzielen.

Es gibt immer mehr Gesetze auf EU- und nationaler Ebene, die „Desinformation“ unter Strafe stellen, was viele Menschen zu der Annahme veranlaßt, daß auch in Europa ein „tiefer Staat“ aktiv ist, der jede Meinung verfolgt, die von der offiziellen NATO-Linie abweicht. Der jüngste Fall, in dem zwei in Rußland tätigen deutschen Journalisten, Thomas Röper und Alina Lipp, de facto ihre Staatsbürgerschaft entzogen wurde, wurde mit dem Edikt von Worms von 1521 und der Ächtung Martin Luthers verglichen, dem ebenfalls alle Bürgerrechte entzogen wurden. Bibliotheken in Deutschland kennzeichnen Bücher nun mit einem Vermerk, der die philosophische und politische Einstellung des Autors angibt, als wären die Bibliotheksbenutzer zu dumm, um selbst zu urteilen, und um anzugeben, was politisch korrekt ist.

Am beunruhigendsten sind jedoch die kriegerische russophobe Haltung des neuen Kanzlers Friedrich Merz und seine Bemühungen um eine vollständige Militarisierung der deutschen Wirtschaft, die bei den europäischen Nachbarn bereits alte Ängste vor dem deutschen Militarismus wecken.

Die Globale Mehrheit

Aber es gibt auch die völlig andere Realität der Länder des Globalen Südens, die bei weitem die Globale Mehrheit der Menschheit ausmachen. Sie haben sich nicht nur geweigert, die NATO-Darstellung der Gründe für den Ukraine-Krieg zu akzeptieren, sie lassen sich auch vom größten Wirtschaftswunder der Geschichte inspirieren, das China in den letzten 40 Jahren vollbracht hat, indem es 850 Millionen seiner Bürger aus der Armut befreit und mit der BRI [Gürtel- und Straßen-Initiative] eine Transmissionsriemen geschaffen hat, um die Errungenschaften Chinas in die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu tragen.

Laut dem Critical Technology Tracker des Australian Strategic Policy Institute (ASPI) ist China derzeit in 57 von 64 fortschrittlichen Technologien führend. Es gibt buchstäblich hunderte chinesische Städte mit jeweils mehreren Millionen Einwohnern, mit enormen modernen Bauwerken, die durch ein Netz von mehr als 42.000 km Schnellbahnverbindungen (Stand 2024) verbunden sind, das größer ist als das aller anderen Länder zusammen. Und diese Züge sind pünktlich! Es würde einen eigenen Vortrag erfordern, um dem atemberaubenden Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells gerecht zu werden.

Wenn die USA und die EU China zum „systemischen Rivalen“ erklärt haben, hat der kollektive Westen diesen Wettlauf bereits verloren. Aber anstatt die Gründe für den Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells zu untersuchen, das auf kontinuierlicher Innovation der Wirtschaft basiert und eine chinesische Version des von Alexander Hamilton entwickelten Amerikanischen Wirtschaftssystems ist, scheinen sowohl die USA als auch die EU bisher entschlossen, einen neuen Wettrüstungswettlauf zu beginnen, zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum.

Spätestens seit dem historischen Memorandum zwischen den Präsidenten Xi und Putin vom 4. Februar 2022, das eine „uneingeschränkte strategische Partnerschaft“ festigte, sollte jedem Strategen jedes Landes klar sein, daß der Übergang zu einer multipolaren Welt konsolidiert ist. Ein weiterer eindrucksvoller Beweis für diese Partnerschaft war die gemeinsame Teilnahme von Xi und Putin an der Militärparade in Moskau am 9. Mai zur Feier des 80. Jahrestags des Sieges über den Nationalsozialismus in Moskau.

Die Weltgemeinschaft steht nun im wesentlichen vor zwei Alternativen. Entweder wir setzen die geopolitische Konfrontation fort und riskieren letztendlich einen globalen Atomkrieg, der das Ende der Zivilisation bedeuten würde. Oder wir mobilisieren die Weisheit der Autoren des Westfälischen Friedens, die nach 150 Jahren Religionskriegen in Europa erkannt hatten, daß es keinen Sieger geben würde, weil eine Fortsetzung des Krieges den Tod für alle bedeuten würde.

Im ersten Fall könnten wir einen beispiellosen Rüstungswettlauf erleben, einschließlich des von Präsident Trump geplanten Raketenabwehrsystems „Golden Dome“, das in drei Jahren fertiggestellt sein soll und ein globales, mehrstufiges, bereichsübergreifendes Raketenabwehrsystem vorsieht, mit einer erheblichen Ausweitung der weltraumgestützten Kampffähigkeiten einschließlich der Entwicklung und des Einsatzes von Abfangsystemen im Orbit. Es verstößt gegen den Grundsatz des Vertrags über die friedliche Nutzung des Weltraums, einem weiteren Rüstungskontrollvertrag. Es wird mit Sicherheit eine Reaktion Rußlands, Chinas und aller anderen wichtigen Akteure geben.

In dieser Konstellation wird auch Europa eine vollständige Militarisierung durchlaufen und versuchen, einen europäischen Atomschutzschild aufzubauen. Deutschland wird versuchen, die „stärkste Armee“ Europas aufzubauen, enorme physische Kapazitäten werden verschwendet, während die Realwirtschaft und das Sozialsystem zerstört werden. Wahrscheinlich wird keiner dieser Pläne verwirklicht, weil in der Zwischenzeit das völlig überlastete Finanzsystem zusammenbrechen, die US-Schuldenkrise explodieren und die NATO und die EU zerfallen werden. Ganz Europa wird eine Explosion ziviler Unruhen erleben – wenn Deutschland nicht vorher zum Kriegsschauplatz wird, falls Merz heimlich weitermacht und den Taurus und bald auch die neue deutsch-britische Langstreckenrakete mit einer Reichweite von 2000 km in der Ukraine oder anderen Ländern stationiert.

Europa würde bald nur noch als Fossil einer Zivilisation, die nicht überlebt hat, in Museen in aller Welt zu sehen sein. So oder so würde es kein gutes Ende nehmen.

Blick auf die Zukunft

Wir schlagen einen völlig anderen Ansatz vor, und darum geht es in dieser Konferenz. Wir erkennen, daß wir einen Punkt in der Weltgeschichte erreicht haben, an dem wir einen Paradigmenwechsel brauchen, der grundlegender ist als der Wechsel von den Axiomen des Mittelalters in Europa zur Neuzeit, als das Menschenbild und die Vorstellung vom physikalischen Universum aus einem finsteren Zeitalter des Aberglaubens durch die moderne Idee von der Rolle der Wissenschaft und Technologie und der Perfektibilität des Menschen abgelöst wurde.

Heute müssen wir geopolitische Ambitionen hinter uns lassen und als erstes von der Vorstellung der „Einen Menschheit“ ausgehen, um dann alle nationalen Interessen mit diesem übergeordneten Konzept in Einklang zu bringen. Wir müssen die Idee des Nikolaus von Kues anwenden, daß Harmonie im Makrokosmos nur möglich ist, wenn sich alle Mikrokosmen bestmöglich entwickeln und jeder Mikrokosmos die Entwicklung aller anderen Mikrokosmen als sein grundlegendes Interesse betrachtet und umgekehrt.

Es ist kein Zufall, daß die konfuzianische Idee der harmonischen Entwicklung aller Mitglieder einer Familie, einer Nation oder der Gemeinschaft der Nationen im wesentlichen mit der Idee des Nikolaus von Kues übereinstimmt. Diese liegt Xi Jinpings Konzept der gemeinsamen Zukunft der Menschheit und seinen drei Prinzipien GSI (Globale Sicherheitsinitiative), GDI (Globale Entwicklungsinitiative) und GCI (Globale Kulturinitiative) zugrunde. Wir müssen die Ursünde der NATO-Osterweiterung rückgängig machen und durch ein Konzept der „unteilbaren Sicherheit“ ersetzen – ein System, das die Sicherheitsinteressen jedes einzelnen Landes auf dem Planeten berücksichtigt.

Lassen Sie uns daher alle mobilisieren und einen leidenschaftlichen Appell für den friedlichen Übergang zu einer neuen Epoche der Menschheitsgeschichte veröffentlichen, in der wir unsere Gattung aus der Perspektive von hundert Jahren in der Zukunft betrachten, wenn wir aufgehört haben, wie ein Haufen zankender Kleinkinder zu sein, die sich gegenseitig vors Schienbein treten. Wenn wir eine erwachsene Menschheit sind, in der Kernfusionsenergie für alle Länder kommerziell verfügbar ist, dann gibt es keine Kriege mehr um Energieressourcen! Pyrolyse, chemisches Recycling, biotechnische Verfahren, Vergasung, Plasma-Lichtbogenverfahren oder in Zukunft das Fusionsbrennerverfahren werden uns Zugang zu unbegrenzten Rohstoffen verschaffen – keine Kriege mehr um deren Kontrolle!

Wir werden Infrastruktur im nahen Weltraum, Dörfer auf dem Mond und Städte auf dem Mars gebaut haben und unsere Identität als eine Menschheitsfamilie gestärkt haben, wie es der deutsch-amerikanische Weltraumforscher Krafft Ehricke in seinem „extraterrestrischen Imperativ“ vorausgesehen hat!

KI und Technologien, zu denen wir noch nicht einmal die richtigen wissenschaftlichen Fragen gestellt haben, werden uns von der Last repetitiver Arbeit befreien und jedem Kind die Voraussetzungen für lebenslanges Lernen bieten, wodurch das Ideal von Konfuzius und Wilhelm von Humboldt vom vollkommen harmonisch entwickelten Charakter oder, wie Friedrich Schiller es nannte, einer „schönen Seele“ und einem Genie, verwirklicht wird.

Lassen Sie uns daher einen Dialogprozeß initiieren, in dem wir die Idee einer neuen internationalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur in der Tradition des Westfälischen Friedens auf die Tagesordnung setzen, in dem wir uns auf die UN-Charta als Ausgangspunkt des Völkerrechts einigen, zunächst auf Grundsätze, wie wir die besonderen Herausforderungen, Probleme und Aufgaben angehen wollen, und es dann wohlmeinenden Verhandlungsführern überlassen, die Lösung aller Streitigkeiten konkret auszuarbeiten.

Wir haben bereits Pläne, um Armut und Unterentwicklung mit dem Programm der Weltlandbrücke zu überwinden, wir haben den Oasenplan zur Umgestaltung Südwestasiens, der die Wüste in üppige Felder, Wälder und Obstgärten verwandeln wird! Wir haben die wirtschaftlichen Blaupausen, um drei Milliarden neue produktive Arbeitsplätze in Afrika, Asien und Lateinamerika zu schaffen und die Migrationskrise durch wirtschaftliche Entwicklung zu überwinden!

Mögen die Amerikaner zu der schönen Vision des internationalen Projekts zurückkehren, eine neue Republik an den Küsten Amerikas zu schaffen, von der Lyndon LaRouche in dem kurzen Videoclip am Anfang gesprochen hat – ein Projekt, das erste seiner Art, eine Republik zu gründen, die sich dem Gemeinwohl nicht nur der heutigen, sondern aller zukünftigen Generationen verschrieben hat, wie es in der Präambel der Verfassung steht, eine Republik, die das absolute Gegenmodell zu allen Formen von Oligarchie, Imperialismus und Tyrannei war und die den ersten antikolonialen Krieg gegen das Britische Empire geführt hat, um dies zu erreichen!

Laßt Amerika zur Außenpolitik von John Quincy Adams aus dem Jahr 1821 zurückkehren und Amerika wieder zu einem Verfechter der Freiheit machen, statt sich in Kriege in Übersee verwickeln zu lassen, um dort die „Demokratie“ zu fördern. „Amerika geht nicht ins Ausland, um Monster zu suchen, die es vernichten kann. Es ist der Freund der Freiheit und Unabhängigkeit aller. Es ist nur der Verfechter und Verteidiger seiner eigenen.“ (John Quincy Adams)

Laßt die Europäer alle Formen des Neokolonialismus und der Arroganz aufgeben, die den Rest der Welt als „Dschungel“ behandeln! Laßt uns die hohen Ideale der großen Renaissance und der klassischen Epochen wiederbeleben, in denen der edle Charakter des Menschen in Philosophie, Poesie, Malerei, Bildhauerei und Musik gefeiert wurde und die die Weltgeschichte für immer bereichert haben.

Setzen wir statt auf geopolitische Konfrontation auf Zusammenarbeit, insbesondere mit den Ländern der Globalen Mehrheit, und alle Probleme lassen sich leicht lösen! Wir müssen unverzüglich sehr konkrete Schritte in der UN-Vollversammlung, den BRICS oder jedem anderen geeigneten Forum unternehmen, um die neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur auf den Tisch zu bringen und uns auf Projekte zu einigen, die den gemeinsamen Zielen der Menschheit entsprechen!

Alles, was wir dazu brauchen, ist, selbst wahrhaft menschlich zu werden und eine fast zärtliche Liebe zur Menschheit zu entwickeln!

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